Hi Walden,
kontraproduktiv
inwiefern?
ich finde, Deine Antwort an Bona, trifft nicht wirklich das kontraproduktive des globalen Dialogs;
es trifft bestenfalls die fehlenden Möglichkeitsbedingungen des gD.
Mit destruktiv-motivierten Leuten
wäre es wohl sinnlos
genau das ist der „kontraproduktive Punkt“, aber m.E. lässt sich nicht quasi-a-priori ausmachen, wer zu den „destruktiv-motivierten Leuten“ gezählt werden sollte;
die Kennzeichnung der einen Position als „destruktiv-motiviert“ ist immer schon Teil des Dialogs, ein Strukturelement des Dialogs …
Z.B. über die im Artikel genannte Frage der Reichtumsverteilung kann ich mir keinen produktiven Dialog vorstellen;
die globale Reichtumsverteilung ist so krass, so ins Auge springend, und schon so lange von den „Reichen“ sehenden Auges akzeptiert, dass jeder Dialog mit den „Reichen“ in dem Sinne kontraproduktiv sein muss, als er nur den eigenen Willen (der „Armen“) zertört, wenn man zum tausendsten Mal die erbaulichen Predigten von den enormen Vorteilen der Öffnung der Märkte, dem Schmied, der jeder ist, von diesem und jenem hört;
es mag sich krass anhören, und (meines Erachtens fälschlich!) für Anti-Intellektualismus gehalten werden, aber ein solcher Dialog ist kontraproduktiv, weil er als vekleideter Kampf an die Stelle des offenen Kampfes tritt, der einzig die gobalen Reichtumsverhältnisse verändern kann.
gleiches gilt für die Frage: „welche Religion hat Gott?“;
die einzig produktive Antwort kann nur ein dreifaches Hurra sein: Scheiß auf Deine Frage! Scheiß auf Deinen Gott! Und scheiß auf Küng!
Bei manchen Fragen hat man dann schon seinen Kampf verloren, wenn man sie sinnvoll beantworten will; dort ist meines Erachtens der Dialog kontraproduktiv, der globale schon dreifach.
Kurz noch: Diejenigen, die den offenen Kampf dem Dialog vorziehen, sind deshalb nicht unbedingt diejenigen, die „aufgrund ihrer Bildung dazu [zum Dialog, F.B.H.] gar nicht in der Lage sind“, sondern ja möglicherweise diejenigen, die einsehen, dass über bestimmte Dinge kein Dialog geführt werden kann, weil der Dialog bereits ein Form von Kampf ist, da der Dialog, seine „real existierende Dialogplattform“ so strukturiert ist, dass der Sieger des Dialogs immer schon feststeht, und der Verlierer mit dem Dialog mehr verliert als nur den Dialog über X, nämlich X.
oder entsprechend unverständigen
als Beispiel der Aktualität wegen
die Papstrede, man wird mit den
wütenden Demonstranten nicht diskutieren
können, weil sie aufgrund ihrer Bildung
dazu gar nicht in der Lage sind.
vielleicht sind diese „Demonstranten“ ja „gebildet“ genug um zu wissen, dass eine Diskussion darüber nur zu ihrem Nachteil sein kann …
Ich jedenfalls, dem diese Art von „Bildung“ (es verwundert mich, weshalb dieser Un-Begriff über 150 Jahre nach Hegel und Goethe noch immer solche schrille Emphase besitzen kann) nicht gar so leicht abgesprochen werden kann, würde ihnen, wäre ich ihr bezahlter Ratgeber, gewiss nicht zum Dialog raten …
Viele Grüße
Franz
P.S.: „globaler Dialog“ im Internet? Man beachte die höchst unterschiedliche Dichte der Internetanschlüsse in den Weltregionen, so findet man vielleicht ja schon einen ersten Wink auf die Frage nach den generellen Strukturbedingungen dieses „globalen Dialogs“
P.P.S: Ich bin mir natürlich der vielen Nebenschauplätze bewusst, die ich hier notwendig zur Exemplifikation eröffnet habe; aber darum soll die Diskussion ja nicht gehen.