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Presse in Zeiten des Krieges
Israel empört über weltweite Kritik
Die israelische Regierung und Journalisten des Landes haben mit Unverständnis auf die Empörung reagiert, mit der die internationalen Medien und die Regierungen vor allem in Europa auf die Berichte aus dem halb zerstörten Flüchtlingslager von Dschenin reagierten. „Kein Staat der Welt hat das Recht, Israel zu verurteilen, denn wir verteidigen nur unsere Bürger“, sagte Präsident Mosche Katzav bei einem Empfang für ausländische Diplomaten.
mein Kommentar:
Erstmal Landund Leute anschauen und versuchen, sich in deren Gedanken hineinzuversetzen, bevor urteilt oder sich wie im Kindergarten über Gut und Böse streitet.
Frank
„Niemals seit der Gründung unseres Staates war die Kluft zwischen dem, was Israelis über sich selbst denken und dem was die Welt über sie sagt, größer“, schrieb Nachum Barnea, der Doyen der israelischen Kommentatoren, am Freitag. Besonders empört zeigten sich die Tageszeitungen über die Äußerungen des UN-Gesandten für den Nahen Osten, Terje Roed-Larssen, der nach einem Besuch in Dschenin erschüttert meinte, die Bilder der Zerstörung seien „seien so entsetzlich, dass sie über jede Vorstellungskraft hinausgehen“. Larssen und seine Mitarbeiter wurden von Außenministeriumssprecher Gideon Meir der Lüge bezichtigt.
Israels Armee, so die einhellige Meinung der Tageszeitungen, habe sich im Flüchtlingslager von Dschenin absolut korrekt verhalten. „Wir haben zurückhaltend gehandelt, wir haben weder das Lager durch Flächenbombardement aus der Luft ausradiert, noch haben wir die Häuser mit Artillerie beschossen“, meinte die rechtskonservative Tagesszeitung „Maariv“. Israel habe bei der Schlacht „viele Soldaten gerade deshalb verloren, weil wir uns human und ethisch verhalten haben, und weil wir versuchten, Unschuldige zu verschonen.“
Maariv-Chefredakteur Amnon Dankner, der UN-Gesandten Larssen „einen guten Freund und enthusiastischen Befürworter Jassir Arafats“ nannte, bezeichnete die Ereignisse in Dschenin zwar als „Tragödie“, die unschuldige Zivilisten das Leben gekostet habe. Schuld daran seien jedoch die Palästinenser selbst: „Es ist nicht die Schuld Israels oder der Armee“, meinte der Journalist.
Besonders erregt reagierten Regierung und Medien auf die palästinensischen Berichte von einem „Massaker“ innerhalb des Lagers. Selbst die linksliberale Zeitung „Haaretz“, die stets mit kritischer Distanz über die Aktionen der Armee berichtet, wies diese bisher nicht belegten Vorwürfe weit von sich. Mit ihnen wollten die Palästinenser lediglich „die Flammen des Hasses gegen Israel entfachen“. Der „Haaretz“-Kommentar verurteilte „die Bereitschaft internationaler Elemente, einschließlich der Führer der EU, die palästinensische Version ohne Überprüfung zu übernehmen“.
Israel wies bereits am Donnerstag, die Forderung der UN nach einer internationalen Untersuchung der Ereignisse in Dschenin energisch zurück. Das Büro von Ministerpräsident Ariel Scharon lehnte gleichzeitig die Forderung von UN-Generalsekretär Kofi Annan nach einer internationalen Beobachter-Truppe für die Palästinensergebiete schroff zurück. Gleichzeitig aber gaben Diplomaten und Armeekreise zu, dass Israel den „Propagandakrieg“ um die „Schlacht von Dschenin“ verloren habe.
„Alle Bemühungen, unsere Position zu erklären, sind hoffnungslos“, zitierte die Zeitung "Jediot Achronot " ein Mitglied des Generalstabs. „Die Bilder der Zerstörung sind stärker als alle Worte.“ Das gleiche Blatt zitierte einen israelischen Reservisten, der das Verhalten von Armee und Regierung kritisierte: „Wir zahlen jetzt den Preis dafür, dass wir das Lager für die Presse zu lange geschlossen hielten. … Da wir so lange brauchten, die Initiative zu ergreifen, ist es kein Wunder, dass uns heute niemand glaubt.“