durchfließt oder durch fließt?

Liebe Sprachkundige,

mich hat jetzt die Rechtschreibreform so durcheinander gebracht, dass ich nicht mehr weiß, wie es richtig ist… Also, wie muss das nach der Neuen Rechtschreibung! sein?

…die Stelle, an der der Fluss unter einer Brücke mit einer stark befahrenen Straße durchfließt.

oder:

…die Stelle, an der der Fluss unter einer Brücke mit einer stark befahrenen Straße durch fließt.

Schon im voraus vielen Dank!
Sylvia

Liebe Sylvia,

…die Stelle, an der der Fluss unter einer Brücke mit einer
stark befahrenen Straße durchfließt.
oder:
…die Stelle, an der der Fluss unter einer Brücke mit einer
stark befahrenen Straße durch fließt.

„durchfließt“

§ 33: … Partikeln können mit Verben untrennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie stets zusammen.

(Untrennbar sind Zusammensetzungen, wenn die Reihenfolge der Bestandteile stets unverändert bleiben: durchfließen, er durchfließt, durchgeflossen usw.)

Gruß

Thomas Miller

Hallo Sylvia,

hier gilt folgende Regel:
§ 34: Partikeln, Adjektive oder Substantive können mit Verben trennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie nur im Infinitiv, im Partizip I und im Partizip II sowie im Nebensatz bei Endstellung des Verbs zusammen.
http://www.ids-mannheim.de/grammis/reform/b2.html

Man schreibt es also in deinem Satz zusammen.

Gruß
Uschi

Hallo Uschi,

hier gilt folgende Regel:
§ 34: Partikeln, Adjektive oder Substantive können mit
Verben trennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie
nur im Infinitiv, im Partizip I und im Partizip II sowie im
Nebensatz bei Endstellung des Verbs
zusammen.

nein Uschi, leider ist dfür das Verb „durchfließen“ der Paragraph 33 zuständig. Sorry.

Gruß

Thomas Miller

Hallo Uschi,

das find ich ja logisch, allerdings ist in meinem Beispielsatz der Infinitiv nicht „durchfließen“, sondern „fließen“ - weil der Fluß ja nicht die Brücke durchfließt, sondern unter ihr hindurchfließt/hindurch fließt (?). Daher die Unsicherheit…

Trotzdem zusammen?

Sylvia

Ja aber…?
Hallo Thomas,

schon mal danke für Deine Antwort - aber lies Dir doch bitte noch mal meine Antwort auf Uschis Artikel durch!

Danke!
Sylvia

Meine Antwort war falsch!
Hallo ihr beiden,

es tut mir Leid (neue Rechtschreibung!), ich habe mich geirrt - sorry sorry sorry.

…die Stelle, an der der Fluss unter einer Brücke mit einer
stark befahrenen Straße durchfließt.
oder:
…die Stelle, an der der Fluss unter einer Brücke mit einer
stark befahrenen Straße durch fließt.

Natürlich hat Uschi Recht!

Es ist der § 34, weil „fließen“ in dem gebrauchten Sinn ein trennbares Verb ist: der Fluß fließt durch.

Für die Zusammenschreibung hat das aber keine anderen Folgen. Die ist in beiden Fällen richtig.

Gruß und Entschuldigung

Thomas Miller

Entschuldigungserklärung
Hallo Sylvia,

schon mal danke für Deine Antwort - aber lies Dir doch bitte
noch mal meine Antwort auf Uschis Artikel durch!

meine Entschuldigung (oben) und diese deine Frage haben sich überschnitten. Als Entschuldigung kann ich nur sagen, dass ich hier zwei kleine Kinder habe, die mir um die Beine wuseln. Vielleicht erklärt das den Irrtum. Nochmal sorry sorry sorry!

Gruß

Thomas Miller

Irrungen und Wirrungen :wink:
Hallo Sylvia,

die neue Rechtschreibung macht einen ganz durch einander, nicht?

Also, im Prinzip gibt es 2 Verben:

Der Fluss fließt unter der Brücke durch.
Dieses Verb ist trennbar und wird auf der Vorsilbe betont, also durch fließen.

Der Fluss durchfließt ein weites Tal.
Dieses Verb ist untrennbar und wird auf der 2. Silbe betont, also durch fließ en.

Das Verb in deinem Satz ist das in meinem ersten Beispiel und es gilt die genannte Regel: in deinem Satz schreibt man es zusammen.

Lieber Gruß
Uschi

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Hallo Uschi,

die neue Rechtschreibung ist aber auch überhaupt nicht logisch…

Also wenn es heißt: der Fluss fließt unter der Brücke durch, warum heißt es denn dann nicht …dass der Fluss unter der Brücke durch fließt?

*kopfschüttel*
Danke für Deine Hilfe!
Sylvia

Liebe Uschi,

bei dir möchte ich mich natürlich auch ganz herzlich entschuldigen.

Thomas

Hallo Sylvia,

tja, gute Frage…

Aber meines Wissens nach schrieb man das schon immer so. Es ist keine neue Regel. Es gehört zur großen Gruppe der trennbaren (bzw. untrennbaren) Verben, wie z.B. auch vorkommen, einkaufen, umfahren etc…

Leider (Fritz, schlag mich jetzt nicht!!!) haben die Reformer dadurch hier Verwirrung reingebracht, dass jetzt Verben auseinander geschrieben werden, die früher ein Wort waren:

„spazieren gehen“ (früher: spazierengehen) etwa oder „Rad fahren“ (früher „radfahren“)…und das führt dann oft zu einer Überinterpretation der neuen Regeln, d.h., wir wenden sie auch da an, wo es nicht nötig ist…

Aber keine Sorge, Sylvia, ich muss auch immer noch so manches nachschlagen…

Liebe Grüße
Uschi

PS: lieber Thomas, du musst dich wirklich nicht entschuldigen :smile:)

Also Leute,

die Verwirrung war schon vor der NR da.
Wer den Unterschied zwischen trennbar und untrennbar nicht beachtet, kriegt da Schwierigkeiten, egal ob AR oder NR.

Rad fahren oder spazieren gehen würde doch nicht niemand so:

Ich bin gestern geradfahrt! Ich bin am Abend gespazierengengen!

verwendet haben.

Es war also klar, dass radfahren aus zwei eigenständigen Wörtern zusammen gesetzt war und also trennbar ist. Und darum ist es auch sinnvoll: Rad fahren, Ski fahren, Auto fahren (so auch in der AR!) zu schreiben.

Bei den untrennbaren Verben aber gibt es eine starke Verschmelzung der beiden Wörter, was auch durch den Akzent ausgedrückt wird.

So ungefähr.
Fritz

Hallo Ihr Rechtschreiber

Kommt niemand in Deutschland auf die Idee, es so zu machen, wie es Ihnen richtig erscheint? Ob man etwas zusammenschreibt oder auseinander schreibt, kommt mir als Ausländer ziemlich unwichtig vor. Warum nicht die Gewohnheiten einpendeln lassen, statt Paragraphen zu konsultieren? Ich frage mich, wieviele Länder es gibt, in dem ein allmächtiges Verzeichnis alles vorschreibt?
Stehe ich alleine mit dieser Meinung?
Grüsse
Mike

Getrennt oder zusammen,
lieber Mike,

kann man nicht der Gewohnheit überlassen, da sich durch die Schreibung auch der Sinn der Wörter ändert.

Das ist eines der Mysterien der deutschen Sprache, in die man sich einweihen lassen muss, um ihrer Glückseligkeit teilhaftig werden zu können.

Gruß Fritz

Hallo Michael,

Fritz hat Recht, aber es gibt einen Punkt, der dich vielleicht eher überzeugt: Auch die Schweiz hat der Rechtschreibreform in der jetzigen Fassung zugestimmt mit nur ganz wenigen (ich meine, es sind nur zwei) Ausnahmen: ß-Abschaffung und Anschreibenregelung ohne Komma und mit Großschreibung.

Man könnte natürlich vereinbaren, etwas anderes zu machen. Aber die Vereinbarungen dieser Reform sind schon schlimm genug ausgefallen.

Gruß

Thomas Miller

Lieber Rechtschreiber
Ich habe bewusst ein wenig provozieren wollen, aber es gibt ein ersteren Hintergrund.
Ich finde es ungeheuerlich, dass ein Kultusminister oder irgendjemand mir meine Sprache entwenden kann. Alle Sprachen wandeln sich, meist unmerklich. Die englische Sprache, als Beispiel, hat keine Oberinstanz, die befiehlt: Dies oder jenes ist richtig und alles andere falsch. Man sagt etwa: "careful writers/speakers …

Nun?
Grüsse, Mike

Einspruch…

Die englische Sprache, als
Beispiel, hat keine Oberinstanz, die befiehlt: Dies oder jenes
ist richtig und alles andere falsch. Man sagt etwa: "careful
writers/speakers …

Nun?
Grüsse, Mike

Hallo Mike,

du wirst aber sicher doch bestätigen, dass auch englische / amerikanische Kinder in der Schule lernen, wie Englisch orthographisch richtig geschrieben wird.
Es muss doch also auch im englischsprachigen Raum irgendeine Instanz geben, die das festlegt.
Meiner Meinung nach halten sich auch (seriöse) englischsprachige Zeitungen / Zeitschriften an diese sprachlichen Konventionen. Das spricht natürlich nicht gegen einen allmählichen Wandel der Sprache.
Oder dürfen Kinder in der Schule jetzt z.B. „thru“ (through) und „nite“ (night) und „lite“ (light) schreiben, ohne dass das als Fehler angestrichen wird?

Und nu?

Gruß
Uschi

1 Like

ungeheuerlich

ungeheuerlich, dass ein Kultusminister oder irgendjemand mir meine Sprache entwenden kann

Auch ich finde das nicht in Ordnung. Die Vorschläge zur NR kamen aber von einer gewissenhaften und kompetenten Kommision.
Deren Vorschläge waren in sich schlüssig, sinnvoll und hilfreich angesichts der verwirrten und verwirrenden AR.
Erst die Eingriffe der Politiker und meckernder „engagierter Schreiberlinge“ führten zu den monierten ungereimten Regelungen.

Das „Volk“ oder „die Leute“ sollten sich in diesen Dingen an die Ratschläge der Fachleute halten.

Der Rechtschreiber

Liebe Uschi
Eben! Es gibt nicht EINE Instanz, sondern mehrere. Natürlich gibt es Stilbücher und „gebildete Meinungen“ aber es sind immer nur Meinungen. Jede Zeitung hat seine eigene Hausregeln, die von anderen Zeitungen nicht befolgt werden.

Ja, Nite usw wird nicht gern gesehen, zumindest in englischen Schulen. Es hat eine Zeit gegeben, da sagte man, „es kommt nicht darauf an, wie man die Wörter schreibt“. Heute ist man der Meinung, dass die Schreibweise doch von Bedeutung ist, und die standardisierte Schreibweise wird gelehrt. Das heisst aber welche Buchstaben genommen werden, eben night und nicht nite oder nit. Ob man gggls. Night oder night schreibt, wird dem Einzelfall(Kontext) überlassen. Simple Sachen wie z.B. Satzanfang mit Grossbuchstabe anfangen, regen niemand auf.
Grüsse, Mike

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