im Duden gibt es zweimal „durchlesen“, einmal trennbar, andermal untrennbar.
Es geht mir nicht darum, warum es mal trennbar und andermal untrennbar ist. Es geht um die Bedeutung. Den Beispielen zu entnehmen sind beide für mich gleichbedeutend. Ich frage mich nur, warum sie syntaktisch anders aufgestellt sind
er durchliest gerade das Buch
ich habe das Buch, den Brief [zweimal] durchgelesen
Aber es steht auch „veraltet“ dabei. In diesem Fall ist es so sehr veraltet, daß es niemand mehr verwendet. Stattdessen sagt man „er liest das Buch durch“.
A) durchlesen : dies ist ein Präfixverb (nicht trennbar)
Konjugation: er durchliest, er durchlas, er hat durchlesen
zu + Infinitiv: zu durchlesen
und
B) durchlesen : das ist ein Partikelverb (trennbar)
Konjugation: er liest durch, er las durch, er hat durchgelesen
zu + Infinitiv: durchzulesen
ad A) „er hat das ganze Buch durchlesen, aber er hat die gesuchte Stelle nicht gefunden“
„er nahm sich Zeit, das ganze Buch zu durchlesen, aber hat die Stelle nicht gefunden“
„er hat den Brief mehrfach durchlesen bevor er ihn abschickte und keinen Schrebfehler entdeckt“
ad B) „das Buch war so interessant, daß er es zweimal durchgelesen hat“
„er hatte am Wochenende genug Zeit, um das ganze Buch durchzulesen“"
„er hat den Brief mehrfach durchgelesen, aber weiß immer noch nicht, was sie ihm damit sagen will“
Bei A) geht es um die materiale Textform, bei B) um den gedanklichen Inhalt. Umgangssprachlich wird aber meist B) gesagt, auch wenn A) gemeint ist.
Der Duden verzichtet hier - wie auch sonst lider sehr oft - auf den Kontext, in welchem der feine semantische Unterschied zu „er liest gerade das Buch durch“ erkennbar würde.
Das ist nicht veraltet. Es poltert lediglich die Alltagssprache über die feineren semantischen Nuancen hinweg, die das Dt. eigentlich morphologisch und grammatisch zur Verfügung stellt.
Bei „einen Text durchlesen, um Schreibfehler aufzuspüren“ hat „durch“ ebenfalls eine räumliche Konnotation. Deshalb erwähnte ich ja die „materiale“ Bedeutung (die Wörter- bzw. Buchstabenmenge), im Unterschied zur „gedanklichen“.
Ja, Weil „durchschwimmen“ ein Partikelverb ist, also trennbar, kommt in dieser getrennten Form die Präposition wieder zum Vorschein, aus der die Partikel „durch-“ abgeleitet ist.
Es wird ja so konjugiert
schwimmt durch, schwamm durch, ist durchgeschwommen
Das Präfixverb „durchschwimmen“ dagegen ist ja untrennbar.
durchschwimmt, durchschwamm, hat durchschwommen
In der gesprochenen Sprache ist der Unterschied ja durch die Betonung markiert.
Ja, bei „überfahren“ und „überfahren“ ist der Unterschied ja auch ggf. existentiell