Hi!
Bei der Diskussion um die Abstimmungen zur EU-Verfassung (bzw. der Nicht-Abstimmung durch das deutsche Volk) wird die Frage nach der Bevormundung durch Politik/Regierung/Staat diskutiert - auch von Politikerseite. Ein Schlagwort heißt „mehr Eigenverantwortung“.
Bisher ist das nach meinem Eindruck nichts weiter als ein Schlagwort gewesen: „mehr Eigenverantwortung“. Wie aber sieht das praktisch aus?
Grundsätzlich heißt „mehr Eigenverantwortung“, dass Probleme auf privater und kommunaler Ebene vorrangig durch private Initiativen gelöst werden müssen. Das Wohl der Kommune ist durch gemeinnützige Arbeit oder Bereitstellung von privaten Geldmitteln aufrecht zu erhalten. Und Gemeinwohl umfasst dabei Bereiche wie Schulwesen, Kultur, Sozialhilfe, kommunales Gemeinwesen schlechthin.
Beispiel Schulen:
Der Einfluss von Eltern auf die einzelne Schule wird durch persönliches Engagement größer. Um bestimmte Unterrichtsmaterialien zu beschaffen oder Sportanlagen der Schule in Schuss zu halten, wird nicht mehr auf Finanzmittel von Kommune oder Land gewartet, sondern selbst angefasst. Angefangen von freiwilliger Tätigkeit über Spenden bis hin zur kostenfreien Teilnahme an Veranstaltungen, die Geld zugunsten der Schule eintreiben sollen.
Unterrichtsausfall wird nicht mehr dem Kultusministerium in die Schuhe geschoben, sondern aktiv durch privaten Einsatz in Form von freiwilligem Einsatz als Hilfslehrer ausgeglichen. Das Mindeste wäre eine Betreuung unterrichtsfreier Schüler.
Beispiel Kultur:
Die öffentliche Hand gibt jedes Jahr Milliarden Euro zum Unterhalt vo kulturellen Institutionen aus. Würden die Menschen (und damit meine ich auch Unternehmer) bereit sein, mehr für den Kulturbereich der eigenen Kommune zu unternehmen, statt auf staatliche Zuwendungen zu warten, könnten Kommue, Land und Bund entsprechend finanziell entlastet werden. Wenn ein Theater Geld braucht, dann muss es dieses Geld über den Kartenverkauf und über Spenden aus privater oder unternehmerischer Hand erhalten, aber nicht aus Steuermitteln. Wenn eine Kommune sich ihre Kultureinrichtungen erhalten will, dann müssen die Menschen, die in der Kommune leben, was dafür tun - und nicht die öffentliche Hand. Vermutlich werden viele den Kopf darüber schütteln, aber in den USA werden so 95% der Kulturausgabenn finanziert. Auch das Metropolitan Museum Of Art in New York, das größte Museum der Welt, finanziert sich so. Warum also nicht auch hier?
Beispiel kommunales Gemeinwesen:
Jeden Morgen sehe in an der Straßenbahnhaltestelle drei Mitarbeiter eines privaten Unternehmens, wie sie die Haltestelle von Zigarettenkippen und Müll reinigen. Das kostet das Geld der Kommune. Tut das not? Wäre es zuviel verlangt, wenn die Anwohner des Viertels ein wenig Eigeninitiative zeigen und die Haltestelle selbst reinigen - und das, ohne der Gemeindekasse eine Rechnung zu schreiben?
Ich sehe auch regelmäßig irgendwelche Bedienstete des Gemeindedurch die Straßen ziehen und die öffentlichen Rasenflächen mähen und säubern. Auch dieses Geld könnte bequem gespart werden, wenn die Anwohner sich in gemeinsamer Eigeninitiative um die kleinen öffentlichen Parks etc. kümmern würden. Ähnlich würde es funktionieren, wenn sich jemand auf freiwilliger privater Ebene z.B. um die Säuberung von Kinderspielplätzen kümmert
Wenn wir mehr Eigenverantwortung wollen, weil der Einfluss des Staates uns zu weit geht, dann bedeutet das vor allem erst einmal mehr Arbeit. Arbeit, für die uns keiner bezahlt. Aber Arbeit, durch die die einzelnen Stadtviertel wieder enger zusammenrücken und das Leben ein Stück lebenswerter machen (und vielleicht auch so manchen trennenden Graben zwischen deutschen und ausländischen Anwohnern überwindet).
Geht nicht?
Warum nicht?
In den USA ist das die Basis kommunalen Zusammenlebens. Selbst in den Großstädten.
Warum soll das hier nicht funktionieren, vor allem, wo so viele gegen die Bevormundung durch den Staat sind?
Grüße
Heinrich