Ein Mystery-Drehbuch-Fragment

Da hier nicht wirklich viel los ist, poste ich ein eigenes Drehbuchfragment von 2010 mit dem Titel „Blood Run“, in welchem der Protagonist Lenny nach einem Unfall in eine Parallelwelt gerät.

Zur Drehbuch-Terminologie:

POV = Point of View = Perspektive der genannten Person
OS = Off Screen = Sprecher nicht sichtbar
GERÄUSCHE werden GROSSGESCHRIEBEN.

++++

WOHNZIMMER - INNEN/TAG
Das schreckverzerrte Gesicht eines MANNES um die
40. Schweißtropfen auf seiner Stirn. Die Augen
bewegen sich hin und her, als blickten sie auf zwei vor
ihm stehende Leute.
MORTIMER (O.S.)
Erst überlegten wir, dich nachts mit rauszunehmen und
nackt an einen Laternenpfahl zu fesseln, irgendwo in
der Vorstadt. Wär doch lustig, oder?
Der Mann schweigt. Eine Faust KNALLT in sein
Gesicht. Aus der Nase fließt Blut.
MORTIMER (O.S.) (CONT’D)
Verdammt! Ich habe dich gefragt, ob du das lustig
fändest.
Wir sehen jetzt, dass der Mann mit auf den Rücken
gefesselten Armen auf einem Stuhl sitzt.
MANN
… klar, Mann, wär echt scheißlustig… ich lach mir jetzt
schon ´nen Ast…
LENNY BONHAM und CLIVE MORTIMER haben sich
vor ihm aufgebaut. Lenny, 34, hübsch und schlank,
trägt eine Lederjacke. Mortimer, um die 40, ist ein
kleiner und gedrungener Kerl in einem Anzug. Seine
Faust ist noch geballt.
MORTIMER
Wir reißen dir den Arsch auf, wenn´s für unseren Boss
keine gute Meldung gibt.
LENNY
Also, du Sackgesicht, dann verrat uns mal, wie wir drei
uns zufriedenstellend aus der Affäre ziehen.
Der Mann zögert, blickt zu einer Zimmerecke.
MANN
Ok, ihr kriegt alles, was ich habe. Es ist dort drüben
versteckt. Zwei Riesen. Den Rest kriegt ihr morgen.
Ich werd´s von jemandem leihen.
Lennys Faust KNALLT in den Magen des Mannes, der
laut AUFSTÖHNT.
LENNY
Gib dir ja Mühe, den Typen zu überzeugen.
Mortimer beginnt die Fesseln hinter dem Rücken des
HUSTENDEN Mannes zu lösen.
STRASSE - AUSSEN/TAG
Lenny und Mortimer steigen in ein Auto, Mortimer auf
den Fahrer-, Lenny auf den Beifahrersitz.
PARKENDES/FAHRENDES AUTO - INNEN/TAG
Mortimer startet den Motor.
MORTIMER
Unser Job ist getan, wenn wir Giulio das Geld gegeben
haben. Gehen wir dann was trinken?
Der Wagen setzt sich in Bewegung.
LENNY
Danke, nein. Ich hab zu Hause zu tun.
MORTIMER
Seit einem Jahr bestehen deine Freundinnen aus
chlorfreiem Papier. Studierst du immer noch diese
scheißintellektuellen Bücher?
Lenny starrt nur geradeaus. Vor ihnen fährt ein
blutroter Van.
STRASSE - AUSSEN/TAG
Der rote Van und Mortimers Wagen auf einer ziemlich
frequentierten Straße.
FAHRENDES AUTO - INNEN/TAG
Mortimer grinst.
MORTIMER
Nichts für ungut, aber das ist doch alles nur typische Lenny-der-Träumer-Scheiße.
Lenny macht auf Pokerface.
STRASSE - AUSSEN/TAG
Wir fokussieren ein Auto auf der Gegenspur.
FAHRENDES AUTO - GEGENSPUR - AUSSEN/TAG
Hinter dem Steuer sitzt ein etwa 60jähriger MANN. Aus
dem Radio klingt KLASSISCHE MUSIK. Der Mann
nickt zu ihrem Rhythmus.
Plötzlich verzerrt sich sein Gesicht… Er schnappt nach
Luft… Ein Herzanfall… Die Hände gleiten vom Steuer,
er sinkt zur Seite…
STRASSE - AUSSEN/TAG
Der Wagen gerät aus der Bahn, driftet auf die
Gegenspur und KRACHT frontal in den roten Van.
FAHRENDES AUTO - INNEN/TAG
Lenny reißt die Augen auf. Mortimer reißt die Augen
auf.
MORTIMER
Oh Scheiße…
Ein fürchterliches KRACHEN…
STRASSE - AUSSEN/TAG
Mortimers Wagen rast in das Heck des Van.
FAHRENDES AUTO - INNEN/TAG
Mortimers Gesicht schleudert gegen das Lenkrad. Blut
spritzt…
SLOW MOTION
Lennys Kopf KNALLT gegen die Windschutzscheibe.
Dann: völlige STILLE.
Der Frame wird weiß…
TRAUMSZENE #1
Lennys Gesicht erscheint aus dem Weiß.
FRAUENSTIMME
(leise)
Lenny…
Lenny blinzelt. Er schaut um sich. Überall nur dieser
weiße Nebel…
FRAUENSTIMME (CONT’D)
(lauter)
Lenny…
Lenny öffnet den Mund und versucht zu sprechen. Er
kann keinen Ton hervorbringen.
Da erscheint vor ihm eine FRAU. Sie ist blond und trägt
ein blutrotes Kleid, genau die Farbe des Vans. Sie ist
etwa 25 und - auf eine beinahe übernatürliche Weise –
schön.
Lenny kann nur überrascht schauen.
Sie nähert sich ihm und berührt seine Wange.
FRAU
Die Welt steht am Abgrund. Die Mächte der Finsternis
werden siegen…
Lenny starrt auf ihr wunderschönes Gesicht.
POV LENNY
Wir nähern uns dem Gesicht der Frau, durchdringen
ihre leuchtende Stirn –
Vor einem schwarzen Hintergrund sehen wir –
… einige schreckliche blutverschmierte
MENSCHENKÖPFE mit dunklen Löchern anstelle der
Augen –
Sie starren uns an –
O.S. Lenny fängt an zu SCHREIEN…
KRANKENZIMMER - INNEN/TAG
… SCHREIEND fährt Lenny in einem Bett hoch … mit
einem Gesichtsausdruck, als hätte er gerade dem
Sensenmann die Hand geschüttelt. Er trägt einen
Kopfverband.
DOROTHY (O.S.)
Le… Lenny!
Völlig desorientiert sieht Lenny um sich. Er befindet
sich in einem kleinen Krankenzimmer. An seinem Bett
sitzt DOROTHY, Mitte 20, und starrt ihn an. Ein
hubscher Jugendstil-Typ. Ihr Gesicht zeigt freudige
Überraschung.
DOROTHY (CONT’D)
Lenny! Endlich! Du bist erwacht!
Er starrt sie an.
Sie umarmt ihn, küsst seine Wange und seine Lippen.
Lenny zwingt sich zu einem Lächeln.
LENNY
Wo zur Hölle bin ich? Wer bist du? Was ist mit mir
geschehen?
Sie zögert und denkt über seine Worte nach. Dann
lächelt sie.
DOROTHY
Dr. Bernstein sagte mir, dass du nach dem Erwachen
wahrscheinlich eine Amnesie hättest. Deine Erinnerung
wird aber bald zurückkehren.
Sie wird wieder ernst.
DOROTHY (CONT’D)
Ich bin Dorothy. Deine Freundin. Hast du das wirklich
vergessen?
Lenny blinzelt.
LENNY
Ich habe dich noch nie gesehen. Und von was für einer
Amnesie redest du überhaupt? Ich hatte einen
Autounfall und erinnere mich an alles, was davor war.
Der scheißrote Van… der Typ, von dem wir kamen…
Warum also kann ich mich nicht an dich erinnern?
Dorothys Züge frieren ein. Lennys Worte gefallen ihr
gar nicht.
LENNY (CONT’D)
Wer bist du? Ich hatte seit einem Jahr keine Freundin.
Und was ist mit Mortimer? Ist er tot?
DOROTHY
Lenny, beruhige dich bitte. Du warst drei Tage in einem
Koma.
Mit bemühtem Lächeln drückt sie eine Taste auf dem
Nachttischchen.
DOROTHY (CONT’D)
Ich rufe die Schwester. Der Arzt soll kommen.
Wieder umarmt sie Lenny.
DOROTHY (CONT’D)
Oh Lenny… du lebst. Das ist das Wichtigste.
BÜRO - INNEN /TAG
Dorothy sitzt vor einem Schreibtisch, ihr gegenüber sitzt
Dr. BERNSTEIN, der eine Akte durchblättert. Er zuckt
die Schultern und sieht Dorothy direkt an.
BERNSTEIN
Ihr Freund hat vor zwei Tagen sein Bewusstsein
wiedererlangt. Seitdem hat sich seine Amnesie nicht
vermindert. Aber das ist normal. Weniger normal sind
seine Deckerinnerungen.
Dorothy nickt. Sie wirkt verstört.
BERNSTEIN (CONT’D)
Haben Sie wirklich noch nie von irgendeinem Clive
Mortimer gehört? Oder von einer der anderen
Personen, die er erwähnt hat?
KRANKENZIMMER - INNEN/TAG
Lenny in seinem Bett, jetzt ohne Kopfverband. Er starrt
an die Decke wie einer, der die Welt nicht mehr
versteht.
DOROTHY (V.O.)
Vielleicht hatte er einige Leute vor mir geheimgehalten.
Aber da sind so viele Ungereimtheiten in seinen
Erinnerungen, das macht mich verrückt.
Lenny hält seine Hände übers Gesicht, schaut auf sie,
als zweifle er daran, dass sie zu ihm gehören.
BERNSTEIN (V.O.)
Darüber hinaus glaubt er einen Autounfall gehabt zu
haben, wegen dem er hier ist. Diese Art von
Deckerinnerung ist ungewöhnlich.
Lenny schließt die Augen.
BÜRO - INNEN/TAG
Der Arzt und Dorothy.
DOROTHY
Es gab keinen Autounfall. Lenny war im Badezimmer
auf einem Wasserfleck ausgeglitten und mit dem Kopf
erst gegen das Waschbecken, dann auf den Boden
gefallen. Ich fand ihn bewusstlos liegen.
KRANKENZIMMER - INNEN/TAG
Lenny schlägt die Augen auf. Wieder starrt er ins
Leere.
BERNSTEIN (V.O.)
Er verwechselt in seinen Erinnerungen immer noch
Phantasie mit Wirklichkeit. Aber physisch ist er in
Ordnung. Meinethalben kann er entlassen werden.
BÜRO - INNEN/TAG
Der Arzt händigt Dorothy eine kleine Tube aus.
BERNSTEIN
Ein leichtes Seditativ. Das wird ihm helfen, das
Gedächtnis wiederzuerlangen. Er sollte alle drei oder
vier Tage für eine Kontrolle herkommen.
Sie nickt und steckt die Tube weg.
TREPPENHAUS - INNEN/TAG
Lenny und Dorothy stehen vor einer Wohnungstür. Auf
einem Namensschild steht MANNING. Mit verwirrter
Miene drückt Lenny den Klingelknopf.
Eine FRAU um die 50 öffnet, eine Zigarette in der Hand.
LENNY
´tschuldigung, Miss, aber ist das hier nicht meine
Wohnung? Ich bin Leonard Bonham und wohne hier
seit drei Jahren.
Die Frau blickt sehr überrascht.
FRAU
Sie sind ja´n smarter Typ, aber ziemlich durchgeknallt.
(zu Dorothy)
Am besten bringen Sie ihn zu ´nem Psychiater.
Dann SCHLÄGT sie die Tür zu.
FAHRENDES AUTO - AUSSEN/TAG
Dorothy am Steuer. Neben ihr sitzt Lenny und starrt
nach vorne.
DOROTHY
In zwei oder drei Wochen werden wir über all das
lachen, da bin ich mir sicher.
Er antwortet nicht.
DOROTHY (CONT’D)
Heute telefonierte ich mit Steve. Er macht sich große
Sorgen und wünscht dir eine schnelle Genesung.
Lenny sagt immer noch nichts. Sie blickt ihn kurz an.
DOROTHY (CONT’D)
Ja, ist klar. Du hast auch ihn vergessen. Aber er wird
uns besuchen. Morgen. Er ist dein Boss, weißt du.
Lenny blickt unbehaglich geradeaus.
LENNY
Oh bitte, halte mehr Abstand von dem Wagen vor uns.
Sie bremst etwas ab.
LENNY (CONT’D)
Steve. Na gut. Du hast mir aber noch nicht gesagt,
welchem Gewerbe ich nachgehe.
Sie zögert.
DOROTHY
Lenny… du bist ein Killer.
Für einige Momente ist er sprachlos. Dann lächelt er
unsicher.
LENNY
Verarschst du mich? Ich hab noch nie jemanden
getötet. Ich bin nur ein kleiner Schläger, der sich aufs
Geldeintreiben versteht.
Sie schweigt. Er sieht grimmig nach vorn.
LENNY (CONT’D)
(murmelnd)
In was für einen verschissenen Alptraum bin ich da
reingeraten?
DOROTHYS SCHLAFZIMMER - INNEN/NACHT
Lenny und Dorothy liegen in einem Doppelbett. Er
wendet ihr den Rücken zu und schließt die Augen.
Dorothy ist nackt. Sie beugt sich über ihn, streichelt
seine Wange.
DOROTHY
Du scheinst nicht in der Stimmung dafür zu sein.
Er RÄUSPERT sich.
LENNY
Um ehrlich zu sein, ich würde dich am liebsten auf der
Stelle nehmen. Es gibt da nur ein Problem. Die Welt
ist verrückt geworden. Keine gute Rahmenbedingung
fürs Liebemachen.
Sie SEUFZT und zieht sich zurück, löscht das Licht.
SPÄTER
Das Licht des Vollmondes füllt das Zimmer. Wir sehen
ihn durch das Fenster.
Lenny und Dorothy schlafen. Lenny träumt, sein Kopf
bewegt sich hin und her.
Durch das Fenster sehen wir, wie die Farbe des
Mondes sich zu Rot verändert.
Lennys Kopfbewegungen stoppen. Wir nähern uns
seinem Gesicht und sehen, wie sich die Augen unter
den Lidern bewegen.
Der Mond ist jetzt blutrot …
DANCE CLUB - INNEN - TRAUMSZENE #2
ROCKMUSIK dröhnt, irgendeine Limp-Bizkit-Nummer.
LASERLICHT badet den Dancefloor in ein Meer aus
Rot. Lenny tanzt inmmitten der Menge.
Plötzlich hören alle auf zu tanzen. Die MUSIK verliert
sich in Echos. Die Leute stecken die Köpfe zusammen.
STIMMEN
Er ist gekommen… Seht, da drüben… werfen wir einen
Blick auf ihn…
Alle verlassen den Floor, auch Lenny. An einer Ecke
des Clubs drängen alle zusammen.
Derjenige, an dem alle so interessiert sind, ist hinter der
Menge nicht zu sehen. Lenny stellt sich auf die
Zehenspitzen, um einen Blick auf ihn zu erhaschen.
DUNCAN (O.S.)
Hallo Lenny.
Verwirrt sieht Lenny um sich. Die anderen Gäste haben
sich in Luft aufgelöst. Der Clubraum ist menschenleer,
abgesehen von Lenny und –
… DUNCAN, ein gutaussehender schwarzgekleideter
Mann Mitte 40, der einige Meter entfernt dasteht und
Lenny ernst anblickt.
Sehr ernst.
Lenny öffnet den Mund, kann aber nicht sprechen.
DUNCAN (CONT’D)
Du bist in großer Gefahr. Ich werde dich töten.
Lenny ringt um seine Stimme.
LENNY
Was zur Hölle…
Ihm ist mit einem Mal schwindlig. Alles dreht sich um
ihn herum…
Plötzlich friert die Bewegung ein.
POV LENNY
In einem der Clubsessel, nur zwei, drei Meter entfernt,
sitzt Duncan, jetzt aber in cooler Clubkleidung … und
unverkennbar 10 Jahre jünger als jener Duncan, den
Lenny vorher sah…
Mit einer Miene, die kälter ist als die Arktis bei Nacht,
richtet der jüngere Duncan eine Pistole auf Lenny.
Die Mündung starrt uns entgegen. Am Abzug bewegt
sich der Finger…
DOROTHYS SCHLAFZIMMER - INNEN/NACHT
… SCHREIEND wacht Lenny auf. Er schnappt nach
Luft.
Dorothy fährt hoch.
DOROTHY
Was…?
Lenny springt aus dem Bett, schlüpft hastig in seine
Hose und rennt zur Tür.
DOROTHY (CONT’D)
Lenny!
Während er aus dem Zimmer stürzt, langt sie unter ihr
Kopfkissen und zieht eine Pistole hervor.
FLUR - INNEN/NACHT
Nervös hantiert Lenny an den beiden Sicherheitsketten
an der Eingangstür. Die nackte Dorothy beobachtet ihn
von der Schlafzimmertür aus. Ihre Pistole hält sie hinter
dem Rücken.
LENNY
Verdammt…
DOROTHY
Sag doch bitte, was…
Statt zu antworten, rennt er ins Wohnzimmer.
WOHNZIMMER - INNEN/NACHT
Atemlos kontrolliert Lenny die Fenstergriffe.
An der Tür erscheint Dorothy, immer noch mit der
Pistole hinterm Rücken.
DOROTHY
Himmel, was ist in dich gefahren?
Lenny lässt sich in einen Sessel fallen. Schweiß strömt
über sein Gesicht. Dorothy tritt ein, sie hält jetzt die
Pistole sichtbar an ihrer Seite.
LENNY
Sehr gut. Die kann ich gebrauchen.
DOROTHY
Das ist meine Knarre. Deine gebe ich dir, wenn du
wieder bei Sinnen bist.
Sie tritt zu ihm, in einer Hand die Waffe, mit der
anderen Lenny streichelnd.
DOROTHY (CONT’D)
Hast du schlecht geträumt? Ab morgen nimmst du
besser diese Beruhigungspillen.
Er zögert. Sein Blick gleitet über ihren nackten Körper.
Dann ergreift er ihre streichelnde Hand.
LENNY
Frauen mit ´ner Knarre machen mich scharf.
DOROTHYS SCHLAFZIMMEMR - INNEN/NACHT
Lenny und Dorothy haben Sex. Der Vollmond hinter
dem Fenster hat seine normale Farbe.
SPÄTER
Sie schlafen. Lennys Kopf beginnt sich hin und her zu
bewegen.
Der Mond wird wieder blutrot…
CU auf Lennys Gesicht.
GARTEN - AUSSEN/ABEND - TRAUMSZENE #3
Die blonde Frau aus Traumszene #1 - jetzt in einem
weißen Gewand - steht inmitten einer Gartenlandschaft
im Barockstil.
Lenny sitzt auf einer Bank vor einer Hecke mit roten
Rosen. Im Hintergrund hängt der blutrote Mond am
Nachthimmel.
Da erscheint die Frau direkt neben Lenny auf der Bank
sitzend. Sie nähert sich seinen Lippen. Ohne zu zögern
beginnt Lenny sie leidenschaftlich zu küssen. Einige
Male zieht sie ihren Kopf zurück und lächelt, um dann
wieder in seine Küsse einzutauchen.
CU auf den roten Mond.
Jetzt steht Lenny auf dem Pfad, der entlang der Bänke
vor der Rosenhecke verläuft. Die Frau ist
verschwunden. Auf einer der Bänke…
… sitzt der schwarzgekleidete ältere Duncan.
Lenny erschrickt und versucht wegzulaufen. Seine
Bewegungen sind aber langsam und mühsam. Aus
dem Nichts erscheint Duncan direkt vor Lenny auf dem
Pfad. Er lächelt.
DUNCAN
Du kannst deinem Schicksal nicht entkommen, fürchte
ich.
Lenny bewegt seine Lippen, kriegt aber keinen Ton
raus. Duncan nimmt auf einer Bank Platz und bedeutet
Lenny, es ihm gleichzutun.
Der bleibt wie angewurzelt stehen.
DUNCAN (CONT’D)
Setz dich bitte her, Lenny. Versuch es. Du musst es
schaffen.
Lenny rührt sich nicht. Er scheint weder willens noch
fähig dazu.
DUNCAN (CONT’D)
(sanft)
Ich bin nicht dein Feind. Eher bin ich ein… Freund.
Mit schleppenden Schritten, wie durch Morast, geht
Lenny zu dem mysteriösen Mann und setzt sich neben
ihn.
DUNCAN (CONT’D)
Ich muss dir etwas sehr Wichtiges sagen. Du wirst
morgen sterben.
Lenny reißt die Augen auf.
DUNCAN (CONT’D)
Morgen. Du wirst ganz sicher morgen sterben. Und wir
werden das verhindern.
Mit aller Kraft versucht Lenny zu sprechen.
LENNY
Wer… bist… du?
Duncan lächelt.
DUNCAN
Ich bin der, der dich vor mir selbst warnt. Mein Name
ist Duncan.
Er fasst Lenny an der Schulter.
DUNCAN (CONT’D)
Es ist schwer zu erklären. Vielleicht kann ich es nicht
erklären. Aber ich muss dich warnen. Du darfst nicht
sterben.
LENNY
Wer… will mich töten?
Statt zu antworten, berührt Duncan mit den Fingern
Lennys Stirn und schließt die Augen.
Wir sehen…
FLACHDACH - AUSSEN/NACHT
… einen Mann - es ist der jüngere Duncan - hinter einer
Brüstung knien. Er hält ein Gewehr und zielt damit auf
den Eingang eines Hauses unten an der Straße.
Am Nachthimmel scheint der Mond blutrot.
CU auf Duncans Gesicht.
Er sieht durch das Zielfernrohr. Mit zufriedener Miene
legt er dann das Gewehr neben sich auf den Boden.
GARTEN - AUSSEN/ABEND - TRAUMSZENE #3
Duncan öffnet die Augen.
DUNCAN
Wie du gesehen hast, bin ich der Killer. Jetzt, in diesem
Moment, warte ich - das heißt, er, mein früheres Ich -
draußen auf einem Hausdach, fest gewillt, dich
kaltzumachen.
LENNY
Und warum?
DUNCAN
Er ist ein verdammter Profi. Genauso wie du. Er macht
´s für Geld. Genauso wie du.
LENNY
Oh nein… ich bin kein…
DUNCAN
Du hast keine Ahnung, wer du bist und wo du bist. In
diesem Moment bist du in einem Traum. Wo aber warst
du, als du Dorothy gefickt hast, und wo wirst du sein,
wenn du aufwachst?
Lenny zögert kurz.
LENNY
Ich war in der Scheißwirklichkeit und werde in ihr
aufwachen, wo zum Teufel sonst?
Duncan hebt eine Hand.
DUNCAN
Wenn du meinst. Jetzt zählt aber nur eines: Du musst
den Killer töten, bevor er dich tötet.
LENNY
Verdammt… das bist doch du, nur jünger.
DUNCAN
In der Tat. Aber du musst überleben. Deshalb musst
du ihn töten. Ich werde dir sagen, was du zu tun hast.
Lenny schweigt.
DUNCAN (CONT’D)
(lächelnd)
Mach dir keine Sorgen. Ich bin schon tot. Oder was
man so nennt. Also, hör genau zu…
FLACHDACH - AUSSEN/NACHT
Mit der Geduld eines Zen-Mönchs sitzt Duncan auf dem
Boden, neben sich das Gewehr.
DUNCAN (V.O.)
… er wird dich morgens um 10:14 erschießen, wenn du
das Haus aus dem Haupteingang verlässt. Du hast
also genug Zeit, um ihm zuvorzukommen.
CU auf den blutroten Mond.
DUNCAN (V.O.) (CONT’D)
Indem du ihn tötest. Wegzulaufen ist sinnlos. Früher
oder später wird er dich erwischen…
DOROTHYS SCHLAFZIMMER - INNEN/NACHT
Lenny schläft.
DUNCAN (V.O.)
… und das wäre eine Katastrophe.
Völlig entgeistert reißt Lenny die Augen auf.
Er sieht auf seine Armbanduhr. Die Leuchtziffern
zeigen kurz nach 5 morgens.
LENNY
(murmelnd)
Zehn Uhr vierzehn. Verdammt. So was Verrücktes.
Im Dämmerlicht sehen wir das Pillenröhrchen auf
seinem Nachtisch liegen. Lenny wirft einen Blick
darauf. Einen längeren Blick. Er greift danach, dreht es
in der Hand…
… und legt es wieder zurück.
Er blickt kurz auf die schlafende Dorothy, dann durch
das Fenster auf den Mond. Der hängt friedlich am
Nachthimmel, nichts von Rot.
Mit leisen Bewegungen schlüpft Lenny in seine Hose
und schleicht aus dem Zimmer.
DOROTHYS KÜCHE - INNEN/NACHT
Der Raum liegt im Dunkeln. Lenny geht lautlos zum
Fenster und lugt durch die Vorhänge hinaus. Schräg
gegenüber liegt das Haus, auf dessen Dach der Killer
auf der Lauer liegen müsste.
Angestrengt blickt Lenny hinaus in die Nacht.
Über der Brüstung des Hauses ist eine Form zu
erkennen, die ein Kopf sein könnte.
Darüber am schwarzen Himmel dieser verdammte
Mond. Irgendwie rötlicher als er sein sollte.
FLACHDACH - AUSSEN/NACHT
Duncan zwinkert. Er sitzt nach wie vor an der Brüstung.
Seine Hand geht zu dem Gewehr und ergreift es.
DOROTHYS KÜCHE - INNEN/NACHT
Lenny steht gebückt am Fenster und starrt durch die
Vorhänge. Er wagt kaum zu atmen.
Da geht die Küchenbeleuchtung an.
DOROTHY
Schon wieder am Schlafwandeln?
Lenny wendet erschreckt den Kopf, gestikuliert wild.
LENNY
Mach das Scheißlicht…
FLACHDACH - AUSSEN/NACHT
POV DUNCAN
Das Küchenfenster, das an der Frontseite liegt, ist von
innen beleuchtet. Zwischen zwei
auseinandergeschobenen Vorhängen sieht man
schattenhaft Lennys Kopf.
POV ENDE
Der Finger am Abzug zieht durch.
DOROTHYS KÜCHE - INNEN/NACHT
Ein lautes KLIRREN. Fensterglas zersplittert.
SUPERSLOW MOTION
Eine Kugel dringt langsam in Lennys Kopf ein, knapp
über der Schläfe…
Blut spritzt…
SLOW MOTION ENDE
Dorothy SCHREIT AUF. Lenny bricht zusammen.
Während eine Blutlache um seinen Kopf entsteht,
brechen seine Augen.
Dorothy schaltet schnell das Licht aus und stürzt sich
SCHLUCHZEND auf den im Dämmerlicht daliegenden
Toten.
(…)

Du solltest dir ein anderes Hobby suchen.

:paw_prints:

Warum?

Ich habe jetzt nur bis zum Aufwachen mit Dorothy gelesen. Mir würde es helfen, wenn ich eine Dramatis personae vorweg hätte und der Drehbuchtext besser strukturiert wäre. Dann könnte ich eventuell mehr dazu sagen.

Weil der Text völlig unstrukturiert, die Handlung völlig unsinnig und der Dialog völlig unnatürlich° ist. Ach ja, und die Regieanweisungen sind völlig untauglich und kippen immer wieder ins Kurzgeschichtenhafte.°°

:paw_prints:

° Beispiel: Erst überlegten wir
°° Beispiel: Der hängt friedlich am Nachthimmel, nichts von Rot.

Und eine Entwicklung hältst du für unmöglich?

Die mangelnde Struktur habe ich auch bemängelt. Was die Story selbst anbelangt, fälle ich noch (kein) Urteil.

DEIN Urteil finde ich allerdings unter aller Kanone. Wenn so was unter Autoren geschieht, outet sich der Beurteilende als missgünstiger Dilettant. Die Profis nehmen auch Anfänger mit den dümmsten Fehlern ernst und bemühen sich, ihnen zu helfen.

Gruß
AdC

Ja, ich halte eine Entwicklung für unmöglich, da es sich bei dem User nicht um einen Anfänger, sondern um einen Altuser handelt, der zuletzt als Ch’an (oder so ähnlich) hier unterwegs war und seit Jahren das Forum dazu missbraucht, seine schwülen Altmännerfantasien auszubreiten.

:paw_prints:

Auch dafür gibt es einen Markt.

Hallo,

ich kann die Kritik von Kamikaze Katze unterschreiben, besonders die Regieanweisungen haben nichts mit tatsächlichen Regieanweisungen zu tun, wie sie in verfilmten Scripts stehen.

Ehrlich? Das käme selbst in einer Kurzgeschichte nicht gut.

Ob ihr Gesicht wunderschön ist, das steht in der Personenbeschreibung, die Grundlage für das Casting werden kann. Wenn ihr Gesicht hier schöner dargestellt werden soll, als es vielleicht von Natur aus ist, dann drückt man das anders aus.

Mit anderen Worten: Du hast dich bislang nur mit den Äußerlichkeiten des Scriptwritings beschäftigt, du weißt, was POV ist, aber du hast dich nicht von erzählerischer Prosa gelöst.

Viele deiner Ausdrücke widersprechen sich auf der sprachlichen Ebene:
Wer sagt heute noch „kaltmachen“?
Andererseits wird mal schnell ein „ficken“ und ein „Sackgesicht“ eingeworfen, um modern und cool zu wirken (wobei „cool“ heute schon nicht mehr „cool“ ist).

„Unser Job ist getan“ = so redet niemand. Nicht im Film und nicht in der Realität.

Dito.

Ich könnte so weiter machen. Das meiste, was deine Figuren sagen, müssen sie nicht sagen.
Im Film gibt ein Minimum von zwei Ebenen: Bild und Sprache (es gibt mehr, aber ich vereinfache jetzt mal). Wenn etwas mit einem Bild gezeigt werden, muss es nicht gesagt werden. Es reicht, wenn er die Avancen der Frau ablehnt, dann muss sie das nicht 1:1 kommentieren. Das heißt nicht, dass sie nichts sagen kann, aber sie muss etwas sagen, was der Szene einen Mehrwert verschafft.

Grüße
Siboniwe

Manchmal ist aber etwas so, dass man eigentlich nur dazu raten kann, die Grundlagen besser anzusehen, in diesem Fall, wie man ein Script schreibt (und damit meine ich nicht, sich ein paar Fachwörter einzuverleiben).

Grüße
Siboniwe

Das mag wohl sein, aber speziell dieser User ist einfach nur lernresistent bzw. reagiert in der Regel auf Kommentare überhaupt nicht, nur um dann einige Wochen später wieder irgendwelche Textfetzen mit brutalster Gewalt in einem SF-Setting oder römischen Orgien ins Forum zu werfen.

:paw_prints:

@Kamikazekatze und @Siboniwe:

Konstruktive Kritik geht anders.

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Was KK betrifft, die hat mich, weil wir über den Islam sehr unterschiedliche Meinungen haben, ohnehin auf dem Kieker und bekrittelt alles von mir, insofern kann ich ihre Kritik nicht mehr ernst nehmen, sondern nur darüber lachen.

Zu deiner Kritik:

Ich habe eine Drehbuchausbildung und sehr viel darüber gelesen, habe auch viele Drehbücher studiert und mit drei Drehbuchautoren (zwei davon in TV und Kino verfilmt) zusammengearbeitet. Ich denke, ich verstehe davon mindestens so viel wie du. Es gibt im übrigen nicht „den“ Drehbuchstil. Stilistische Abweichungen von dem, was du irgendwo gelesen hast, sind also nicht automatisch falsch.

Ob das Gesicht einer Filmfigur „wunderschön“ ist, hat zunächst einmal im DREHBUCH zu stehen. Das Casting richtet sich dann danach. Letztlich trägt ein effektives Makeup zu der vom Drehbuch geforderten Schönheit entscheidend bei. Du stellst die Dinge also auf den Kopf: Entscheidend ist der Anspruch, den das Drehbuch stellt, das Casting und das Makeup haben das dann zu realisieren.

„Kaltmachen“ in seinen grammatischen Varianten erscheint in zahlreichen Thrillern und Krimis auch neuesten Datums. Muss ich dir das wirklich sagen? Du enttäuschst mich.

Meine Sachen brauchen nicht „modern und cool zu wirken“, sie SIND es.

Mittlerweile ist es ein abgedroschenes Steroetyp, die Verwendung von „ficken“ als aufgesetzt zu kritisieren, d.h. diese Kritik ist selbst aufgesetzt und pseudocool. Du vergisst überdies, dass der Sprecher eine US-Amerikaner ist und eigentlich „fuck“ sagt, was im Amerikanischen viel üblicher ist als bei uns das „ficken“.

Da gebe ich dir recht, der Satz ist zu lang. Da es sich aber um ein „Drehbuchfragment“ handelt, ist der Text nur eine unüberarbeitete Erstfassung. Da sind sprachliche Ungenauigkeiten normal und werden bei wiederholter Überarbeitung in der Regel korrigiert.

Da kannst du nur die Stelle meinen, die ich unten kursiv zitiere. Was soll an der Bemerkung der Frau überflüssig sein? Sie will den Mann, der sich für sie rätselhaft verhält, dadurch zu einer Erklärung veranlassen. Das verschafft der Szene insofern einen Mehrwert, als der Mann in der Folge sein Verhalten erklärt und zugleich zum Ausdruck bringt, dass er sie trotz seiner Passivität begehrt.

Lenny und Dorothy liegen in einem Doppelbett. Er wendet ihr den Rücken zu und schließt die Augen. Dorothy ist nackt. Sie beugt sich über ihn, streichelt seine Wange.
DOROTHY
Du scheinst nicht in der Stimmung dafür zu sein.
Er RÄUSPERT sich.
LENNY
Um ehrlich zu sein, ich würde dich am liebsten auf derStelle nehmen. Es gibt da nur ein Problem. Die Welt ist verrückt geworden.

Du scheinst mich ja zu hassen, nur weil ich deinen Islam nicht mag…

Der Text ist nur ein Fragment, da wäre eine dramatis personae zu aufwändig. Eine bessere Strukturierung erschien mir auch zu aufwändig, da beim „Einfügen“ in das Textfenster die komplette Formatierung den Bach runterging und ich keine Lust hatte, hundert Absätze neu zu formatieren.

Auch „unser Job ist getan“ o.ä. ist eine gängige Formulierung in Romanen/Filmstories.

Der Comment geht natürlich an Katze…

Und diskreditiert dich komplett.

  1. „dein Islam“ - das ist schon ziemlich tiefe Schublade
  2. hat das absolut überhaupt nichts mit deinem Drehbuchversuch zu tun

?? und was ist mit meinem anderen Beitrag -
wobei sich der Herr (so er einer ist, aber ich vermute es stark) unten gerade selbst so sehr bloßgestellt, dass er gar nicht mehr verdient.

Siboniwe

Nein, das ist nur eine schlechte Übersetzung von „our job is done“. Kein Mensch spricht so im wirklichen Leben - und guter Dialog zeichnet sich dadurch aus, dass er alles Überflüssige weglässt, aber dennoch natürlich klingt.

:smile_cat:

Wenn du das für dein Ego brauchst …

°°° https://de.wikipedia.org/wiki/Auslassungspunkte#Kombination_mit_Leerzeichen

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