Hallo auch,
Denunziantentum widert mich an. Ich bin auch realistisch
genug, um die Dealerei als solche nicht so dramatisch zu
sehen, wie es vielleicht manch ein Biederbürger tun würde.
Dann kläre uns doch einmal auf, wie eine weltgewandte und aufgeklärte Frau im Gegensatz zum „Spießer“ Dealerei betrachtet?
Ich meine, wir reden hier von einer der aggresivsten Formen der Kriminalität. Jeder Versuch, das zu verharmlosen ist doch nur Mittel zu dem Zweck, Kognitive Dissonanz zu reduzieren?
Dass Du Dich vor Racheakten im Anzeigefalle bedroht fühlst, ist ein wenig inkonsistent in Deinem Empfinden. Einerseits ist Dealerei nicht dramatisch, andererseits neigt aber selbst der kleinstorganisierte Kriminelle zur Rache in dem „Metier“. Merkwürdig, oder?
Es nutzt übrigens auch nichts - wie Du es weiter unten tust - einen Prozess dadurch ins rechte Licht zu rücken, um einen angeblich noch schlimmeren ins Felde zu führen: Die Todesfälle durch Alkoholmißbrauch waren in 2005 ca. 16.000, nicht 40.000 (vgl. Angaben des statistischen Bundesamtes).
Die Verbreitung von Alkoholkonsum ist wesentlich verbreiteter als die Verbreitung von anderen Drogen, so dass die absoluten Zahlen zudem völlig irrelevant in Bezug auf die Schädigung sind.
Ich meine: um „am Alkohol“ zu krepieren, da ist schon eine jahre- wenn nicht gar jahrzehntelange Karriere, die man sich erst erarbeiten muss nötig. Das geht das bei anderen Substanzen ungleich schneller.
Und wenn ich in psychiatrische Kliniken schaue und die Patienten so höre, dann ist die psychopathologische Störung als Folge einer (Über-)Dosierung bei anderen Drogen (und hier reden wir durchaus auch schon über THC) wesentlich stärker ausgeprägt als bei Alkohol, v.a. im Jugend- und jungen Erwachsenenalter.
Mein Rat ist es von daher (da Du um einen gebeten hattest):
Eine (vermutete) Straftat anzuzeigen, ist nichts verwerfliches.
Es dient dem Schutz einer Gemeinschaft. Der Zustand dieser Gemeinschaft ist abhängig von sochen Meldungen.
Und in der Folge führt ein Wegsehen zu genau dem, was die Gemeinschaft nicht braucht: zu einer Zunahme an ungünstigen Prozessen, in dem Fall zu mehr Drogenkonsum und mehr Dealerei. Und damit eine ungünstigere Prognose für eine günstige Zukunft eines jeden, auch neuen Gemeinschaftsmitglieds.
Wenn Dealerei nicht mehr angezeigt wird, dann machen die Jungs ihre Geschäfte nicht mehr heimlich in den Ecken vor dem Hauptbahnhof, sondern gehen mit ihrem Bauchladen direkt auf den Schulhof.
Und die Jungs, die selber drinstecken (Drogen nehmen & dealen), haben eigentlich auch nur die Möglichkeit aus dem Kreislauf auszubrechen, indem sie fallen. Ein so tolles Leben ist das als Junkie nun wirklich nicht, egal ob jeder nach seiner Facon glücklich werden kann oder soll.
Und die Jungs, die mit dem Zeug dealen aber selber nichts nehmen, nun, denen gönne ich drei warme Mahlzeiten, durch die Gemeinschaft vollfinanziert incl. Logis, von ganzem Herzen.
Vielleicht kannst Du diese „Spießersicht“ aber auch erst annehmen, wenn Du Dich mit den Folgen von Drogen aus erster Hand auseinandergestzt hast, sprich gesehen hast, was Drogen aus Menschen machen können (und das völlig irreversibel, ohne Hoffnung auf Gnade).
Besten Gruß
Patrick