Das stimmt nicht: natürlich wird in realiter der LKW ein wenig
beschleunigt, aber das ist nicht der Punkt. Den LKW kann man
immer so schwer machen, daß der Effekt vollkommen
vernachlässigbar ist.
Die Geschwindigkeitsänderung geht dann zwar gegen 0, wie Du
richtig sagst, aber nicht die Energieänderung, wegen 0,5 * m *
(u²-v²). Wenn die Klammer gegen 0 geht und m gegen Unendlich,
dann muss man halt genau nachrechnen, was da rauskommt. Markus
Rex hat das getan.
Nun, im Falle der Wand haben wir doch auch keine Impulsaufnahme, die Wand bleibt doch auch da, wo sie ist!
Was physikalisch genau passiert, ist uns doch allen klar: realistisch haben wir ein Stoßprpblem, welches zu lösen Stoff der 11. Klasse ist.
Der Punkt ist, daß es vollkommen egal ist, ob man eine Wand oder einen unendlich schweren LKW betrachtet. Die Spur lenkt vom wesentlichen Punkt ab:
Das Scheinparadoxon entsteht nämlich auch, wenn man auf die Wand bzw. auf den LKW vollkommen verzichtet und sich nur fragt: welche kinetische Energie geht verloren, wenn ein Auto von 200 auf 100 runterbremst bzw. von 100 auf 0 runterbremst, und zwar mit den eigenen Bremsen!
Hier stellt sich raus, daß im ersten Fall mehr Energie verloren geht als im zweiten, was an der quadratischen Abhaengigkeit der kinet. Energie von der Geschwindigkeit liegt.
Soweit klar, oder?
Das Paradoxon formuliert nun: „Also ist ja ein Aufprall von 200 auf 100 schlimmer als von 100 auf 0!“ Stimmt aber nicht, denn wie schlimm ein Aufprall auf einen wirkt, muß ja jedes Mal in einem Bezugssystem gesehen werden, welches in bezug auf das betrachtete Objekt (Auto, ich selbst) gleichermaßen bewegt ist, also zum Beispiel das eigene Ruhesystem. Dieses ist aber in den obigen beiden Fällen jeweils ein anderes: einmal bewegt es sich mit 200 km/h relativ zur Strasse, einmal mit 100 km/h.
Fazit: Fall 1, formuliert im Ruhesystem 1 des Autos liefert den gleichen Energieverlust wie Fall 2, formuliert im Ruhesystem 2 des Autos.
Es geht einfach mehr kinetische Energie verloren, wenn ein
Auto von 200 km/h auf 100 km/h gebremst wird, als wenn es von
100 km/h auf 0 km/h gebremst wird, das folgt aus der
quadratischen Abhängigkeit der kinetischen Energie von der
Geschwindigkeit.
Du bist also der Ansicht, dass es schlimmer ist, gegen den LKW
zu prallen, als gegen die Wand?
Nein, s.o. Der Fehler, der gemacht wird, ist, nicht zu beachten, daß man verschiedene Bezugssysteme hat. Energie ist ja keine Invariante, sondern transformiert sich beim Wechsel des Bezugssystems.
Natürlich ist in beiden Fällen im Bezugssystem Straße
gerechnet worden, aber das Scheinparadoxon entsteht, daß man
diese Werte eben mit dem Bezugssystem LKW vergleicht!
Nein. Es wird überhaupt keine Aussage über das Bezugssystem
LKW gemacht.
Muß aber, wie gesagt: denn in diesem Bezugssystem prallt das Auto mit 100 km/h gegen die „Wand“ (nämlich der LKW), ergo gleicher Schaden wie beim Aufprall mit 100 km/h gegen ruhende Wand.
Ich möchte mal so sagen: wenn hier ernsthaft ein Physik-Doktor
(blödes Wort) strauchelt, soll er nachsitzen:wink:
Ich hoffe, Du bist kein Physik-Doktor, denn Du hast heute
Nachmittag ja sicherlich besseres zu tun…
Na so ne kleine Mechanik-Diskussion ist schon drin.
Viele Gruesse
Oli