Guten Abend,
Ein gutes, Beispiel, nämlich ein abschreckendes. Genau da
führt diese Politik hin, genau das gilt es für Deutschland zu
vermeiden.
andersherum wird ein Schuh daraus: in der Slowakei ist die
Komplexität geringer als in Deutschland, so daß man eine
Reform durchführen konnte, ohne daß an jeder Ecke ein
Bedenkenträger nebst passender Lobby lauerte, der befürchtete
nach der Umsetzung schlechter gestellt zu sein.
das wird auch in der Geschichte begründet sein. Aber ging es wirklich um die Slowakei? Die Frage war doch, welche auswirkungen hätte eine Flattax für Deutrschland?
Die Höhe des Steuersatzes hat im übrigen nichts mit dem
allgemeinen Wohlstandsniveau oder -gefüge zu tun. Du findest
weltweit genug Länder, die völlig verschiedene Steuersysteme
haben und sich dennoch auf gleichem Wohlstandsniveau bewegen.
Unser Steuersystem ist an Komplexität kaum zu überbieten, was
aber nicht wirklich positiven Einfluß auf den allgemeinen
Wohlstand hat. Vielmehr wird soviel Geld hin- und
hergeschoben, daß am Ende kaum noch jemand durchblickt, ob er
Nettoeinzahler oder -empfänger ist. Das ganze scheint vor
allem der Beschäftigung der Mitarbeiter von Finanzverwaltung
und Steuerberater zu dienen.
Daß das deutsche Steuerreccht so kompliziert ist, daß es kaum Jemand überblickt, auch Steuerberaten und Finanzbeamte nicht alles darüber wissen, das wissen scheinbar alle.
Jüngstes Beispiel: ich lasse mir die Hecke schneiden, bezahle
den Typen aus meinem versteuerten Einkommen und bekomme mit
der Steuererklärung ein Drittel des bezahlten Arbeitslohnes
zurück. Der Grünschnitt wird dann als gewerblicher und damit
gebührenpflichtiger Müll entsorgt, wobei mir natürlich die
Gebühren in Rechnung gestellt werden. Das Glump wird dann
anschließend in der Anlage verbrannt, die ich mit meinen
Müllgebühren sowieso schon mitbezahle. Ein Treppenwitz.
Wie auch immer: ein einheitlicher Steuersatz mindert die
Komplexität und erhöht die Transparenz. Steuersparmodelle
werden überflüssig und der Anreiz zur Steuerflucht wird
reduziert. Am Ende bleibt dann im Zweifel sogar noch mehr beim
Staat hängen als bisher. Die freiwerdenden Kapazitäten bei den
Finanzämtern könnten dann zu verstärkten Kontrollen bei den
Betrieben eingesetzt werden.
Je nach Höhe dieses einheitlichen Steuersatzes wird das richtig sein.
Warum das zu einem Absturz Deutschlands auf das Niveau von
Uganda oder Vietnam führen soll, ist mir nicht ganz klar.
Das soll er nicht, würde er wohl auch nicht.
Die Welt verändert sich auch ihne unser Zutun. Der Glaube, daß die
Welt so schön einfach bleiben wird wie sie es war, ist ein
Irrglaube. Nur weil es Jahrhunderte so war, ist es kein
Naturgesetz, daß in Westeuropa und Nordamerika die reichsten
Nationen leben.
Das ist richtig und auch gut so.
Während wir hier rumhampeln und für jedes Zehntelprozent bei
der Einkommensteuer eine jahrelange Diskussion führen und uns
mit Reichensteuern beschäftigen, die pro Jahr nur ein paar
Kröten abwerfen aber Milliarden an Einkommen und Vermögen ins
Ausland vergraulen, machen sich in Osteuropa, Asien und
Südamerika Nationen bereit, uns vom unserem eigenen Denkmal zu
stoßen und uns große Teile des Kuchens wieder abzuluchsen, den
wir uns noch nicht einmal selbst verdient haben, sondern der
vor allem auf natürliche Gegebenheiten zurückzuführen ist.
Wir neigen dazu, von einem Fortbestand des status quo
auszugehen und uns bestenfalls langsame und lineare
Veränderungen vorstellen zu können. Klüger wäre es, sich auch
mal mit der Möglichkeit von radikalen, nichtlinearen
Veränderungen zu beschäftigen. Systembrüche waren in der
Vergangenheit eher die Regel als die Ausnahme. Nur weil es in
den letzten 60 Jahren mehr oder weniger aufwärts ging, heißt
das nicht, daß das auch so bleiben wird.
In nicht allzu ferner Zukunft, werden wir uns wahrscheinlich
überlegen müssen, ob wir unser Geld zur Unterstützung von
befreundeten Staaten ausgeben sollen oder doch lieber für
unsere zehn Millionen Arbeitslosen. Daß dann China, Brasilien,
Norwegen, Abu Dhabi oder Singapur bereitwillig die Taschen
öffnen, um uns unter die Arme zu greifen, kann man getrost
ausschließen. Aber wenigstens bleibt uns unser schönes,
komplexes Steuersystem.
Du hast das Thema gewechselt.
In dem Beitrag, auf den ich oben geantwortet habe steht am Anfang:
_Welche ökonomischen Auswirkungen hätte bei uns ein System wie das in der Slowakei?
Antworten, die mir selbst darauf einfallen:
Die Steuerlast für die Arbeitnehmer sinkt._
Den Eingangssteuersatz kennst Du selbst, wenn für die Arbeitnehmer, die den zahlen die Steuerlast sinken soll, ist die Höhe der Flattax in etwa umrissen, auch ohne Zahlen zu nennen. Wie hoch das wachstum sein müsste um Steuerausfälle in dieser Höhe zu kompensieren kannst Du besser abschätzen als ich.
Du hast Dich übrigens noch nicht dazu geäußert, was Du erwarten würdest, wenn eine solche Flattax eingeführt würde, welche Höhe die haben sollte.
Dabei interessieren mich dann aber nicht nur die erwarteten Auswirkungen auf die Wirtschaft, das Wachstum, sondern auch die Auswirkungen auf verschiedene Bevölkerungsgruppen.
Gruß Rainer