Eloi, Eloi, lema sabachtani?

Liebe Experten,

ich habe wirklich meine Probleme mit der Deutung dieses Ausspruchs. Oder anders gesagt: Wenn Jesus das wirklich gesagt haben würde, wäre das Neue Testament dann nicht komplett hinfällig?

Wenn Jesus davon ausging, Gott habe ihn verlassen, dann würde meine logische Kette so lauten: Was Jesus über Gott gedacht hat, war falsch; dann war auch falsch, was er über Gott gepredit hat; dann war vermutlich sogar auch falsch, dass er Gottes Sohn war.

Ich will bitte gern (danke) nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, aber wie kann man denn einen solchen Aussage so auslegen, dass Jesus’ unendliche Vertrauen in Gott doch zu jeder Zeit bestand? Oder sagt man etwa, Jesus sei schließlich „auch nur ein Mensch“ gewesen mit Fehlern und Schwächen, so dass er sich zwar geirrt hat, aber nur indem er dachte, Gott habe ihn verlassen?

Gespannt:
Levay

Der Tod Jesu, war auch ein mystischer Tod. Bei diesem wird die Person ins Feuer der Transfiguration geworfen, was auch eine Gottesferne mitsichbringt. Die alte Person stirbt dabei und die Neue (sein Auferstehungskörper) kann dadurch geboren werden.

Das ist vielleicht schwierig zu verstehen, aber hat man es einmal begriffen, wird dieser Tod Jesu zu etwas verständlichem.

gruß
rolf

Ich gebe zu, es nicht verstanden zu haben … :wink:

Levay

hi levay

ich habe es mir zu meiner christlichen zeit immer so erklaert:

jesus musste ein wirklich sehr grosses opfer bringen, um die ganze menschheit zu erloesen. ein normaler kreuztod ist nicht sooo schlimm, da haben vor ihm und nach ihm andere menschen viel schlimmere koerperliche torturen erlebt.

viel schlimmer als alle koerperlichen torturen jedoch ist, wenn gott einem verlaesst, eben die gottesferne. sein opfer bestand somit in der verlust jeglicher goettlicher geborgenheit in der todesstunde.

liebe gruesse
coco

_______________
MOD: überflüssiges Zitat des beantworteten Artikels entfernt

jesus musste ein wirklich sehr grosses opfer bringen, um die
ganze menschheit zu erloesen. ein normaler kreuztod ist nicht
sooo schlimm, da haben vor ihm und nach ihm andere menschen
viel schlimmere koerperliche torturen erlebt.

Du solltest mir durchlesen, wie man am Kreuz stirbt… :wink:

viel schlimmer als alle koerperlichen torturen jedoch ist,
wenn gott einem verlaesst, eben die gottesferne. sein opfer
bestand somit in der verlust jeglicher goettlicher
geborgenheit in der todesstunde.

Das halte ich (ehrlich) für einen sehr interessanten Ansatz. Nun würde mich das interessieren, ob das in reinster Form deine Privatmeinung ist oder in der Theologie auch (zumindest teilweise) so (oder ähnlich) gesehen wird.

Levay

Wurde die Welt wirklich erlöst?
Wenn ich mir den Zustand der Welt ansehe, dann kann mir nur schlecht
werden. Nach jedem Gottesdiest bin ich ratloser als zuvor. Ich glaube,
dass das Jenseits in einem Paralleluniversum stattfindet. Mit dem Leben
hat es jedenfalls nichts zu tun.
Wenn ich mir den Zustand dieser Erde ansehe, fällt mir auf, dass sich
alle Buchreligionen am Untergang der Menschheit beteiligen. Die Muslime
wünschen die Juden zu Hölle. Die Juden die Muslime. Die Muslime
verachten die Christen und halten sich für alleine für einen Segen. Der
New Born Christian hat viel Verderben in die Welt gebracht. Wäre es
nicht höchste Zeit, dass mal sich wieder jemand opfert, ans Kreuz
geschlagen zu werden? — um die ganze Menschheit zu erlösen?
Alexander

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Hallo Levay,

dazu habe ich einiges in einem früheren Thread ausgeführt:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Gruss Harald

hi

Du solltest mir durchlesen, wie man am Kreuz stirbt… :wink:

klar ist es schrecklich! aber jesus war bei langem nicht der einzige mensch, der das erleben musste.

Das halte ich (ehrlich) für einen sehr interessanten Ansatz.
Nun würde mich das interessieren, ob das in reinster Form
deine Privatmeinung ist oder in der Theologie auch (zumindest
teilweise) so (oder ähnlich) gesehen wird.

ich weiss leider nicht, ob das in der offiziellen lehrmeinung auch so gesehen wird. mir erschien dies einfach die logischste interpretation. erhebe aber nicht den anspruch, dass das auf meinem eigenen mist gewachsen ist. sehr wahrscheinlich habe ich das irgendwo mal aufgeschnappt.

gruesse
coco

Moin, moin Levay,

es sind in der Tat hochinteressante Deutungen bei den bisherigen Antworten.
Besonders haben mir die von Thorshammer und Semmel gefallen - nicht daß ich sie verstanden hätte oder gar teilen könnte, aber gefallen haben sie mir.

Wir müssen uns deutlich machen, daß weder Jesus noch die Evangelisten, die sein Leben und sein Sterben (und - notabene- seine Auferstehung) beschrieben haben, Christen oder Theologen in unserem Sinn waren. Auch hatten sie noch nicht die ganzen Festlegungen und theologischen Lehrsätze der vier oder sieben ökimenischen Konzilien auf dem Buckel.

Die einfachste Erklärung ist diese: Jesus betete den 22. Psalm, der so anfängt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen…?“

Die Evangelisten haben nur den Anfangsvers des Psalms zitiert, weil die Leser und Hörer den Fortgang des Psalms ja kannten und mitbeten oder wenigstens mitdenken konnten.

Daß Jesus sich selbst für Gott oder Gottes Sohn oder den Messias gehalten hat, ist äußerst unwahrscheinlich. Insofern gehen alle Deutungen daneben, die am Selbstbewußtsein Jesu als Gottes Sohn ansetzen wollen.

Das Zitat dieses Psalms hat in der Theologiegeschichte für eine Reihe von interessanten Blüten gesorgt, aber das gehört jetzt mal nicht hierher.

Reicht das fürs erste?

Gruß - Rolf

Die einfachste Erklärung ist diese: Jesus betete den 22.
Psalm, der so anfängt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du
mich verlassen…?“

hey, das habe ich nicht gewußt. die Erklärung ist gut. wieder etwas gelernt.

Daß Jesus sich selbst für Gott oder Gottes Sohn oder den
Messias gehalten hat, ist äußerst unwahrscheinlich.

das verstehe ich aber nicht. Wurde Jesus nicht genau dafür verurteilt, weil er behaupte hat Gottes Sohn zu sein?

Das Zitat dieses Psalms hat in der Theologiegeschichte für
eine Reihe von interessanten Blüten gesorgt, aber das gehört
jetzt mal nicht hierher.

würde mich aber auch interessieren

Huhu,

Liebe Experten,

das nicht…

Ich will bitte gern (danke) nicht auf dem Scheiterhaufen
verbrannt werden,

verständlich…

aber wie kann man denn einen solchen Aussage
so auslegen, dass Jesus’ unendliche Vertrauen in Gott doch zu
jeder Zeit bestand? Oder sagt man etwa, Jesus sei schließlich
„auch nur ein Mensch“ gewesen mit Fehlern und Schwächen, so
dass er sich zwar geirrt hat, aber nur indem er dachte, Gott
habe ihn verlassen?

also, tja, so ungefähr.
Meine kleine Privatinterpretation ohne Anspruch auf Sinnvollität und erst recht ohne Absolutheitsanspruch reimt es sich so zusammen:
Jesus, Gott als Mensch auf der Erde.
Und zwar als „richtiger“ Mensch, nicht als Sphärenwesen, das ein paar Zentimeter über dem Boden schwebt und pausenlos goldenes Licht ausstrahlt, sondern so wie jeder andere auch, mit Essen, Trinken, Schlafen, meinetwegen auch Sex, Anfeindungen, Verletzbarkeit, Schmerzen, Angst und…Zweifel.
Da es ja irgendwie auch zum Menschsein dazugehört, an Gott zu (ver-)zweifeln, gehört es auch zum Leben Jesu dazu, dieses Menschsein bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Und was ist bitterer und gleichzeitig menschlicher als am Ende des Lebens zu zweifeln undzu befürchten, sein Lebenswerk wäre sinnlos gewesen?

Das macht für mich aber nichts hinfällig sondern verdeutlicht höchstens, wie groß Jesu Solidarität mit den Menschen tatsächlich war.
Das ist aber ja auch schon oft nicht so ganz verstanden worden, siehe auch irgendwo da in der Nähe Textstellen nach dem Motto „Sag mal, Gottes Sohn, wo bleiben denn die Engel, die dich jetzt vom Kreuz runterholen?“ - sich so aus der Affäre zu ziehen wäre ihm sicher möglich gewesen, aber da er sich nunmal fürs Menschsein entschieden hat gehört dazu nun eben auch das Sterben ohne überirdischen Beistand, sei er physischer oder psychischer Art.

Aber wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wie da die „offizielle“ Lesart ist. Will ich auch nicht unbedingt wissen…meine passt mir schon ganz gut…

Grüße
Sonja

Tach lignuslibri,

Daß Jesus sich selbst für Gott oder Gottes Sohn oder den
Messias gehalten hat, ist äußerst unwahrscheinlich.

das verstehe ich aber nicht. Wurde Jesus nicht genau dafür
verurteilt, weil er behaupte hat Gottes Sohn zu sein?

Nein - denn verurteilt wurde Jesus von den Römern; hingerichtet wurde er auch von den Römern und zwar auf römische Art.
Sein Prozeß war ein politischer Prozeß, und verurteilt wurde Jesus als Aufrührer gegen Rom.
Am schönsten macht dies deutlich Weddig Fricke in seinem Buch „Standrechtlich gekreuzigt“. Daß die Juden und der Hohe Rat in den Berichten der Evangelien eine solch wichtige Rolle spielen - die sie in Wirklichkeit nir hatten -, hat zum einen theologische und zum anderen apologetische Gründe.

Das Zitat dieses Psalms hat in der Theologiegeschichte für
eine Reihe von interessanten Blüten gesorgt, aber das gehört
jetzt mal nicht hierher.

Beispielsweise eine bestimmte Richtung - und zwar eine gnostisch bestimmte Richtung - der frühen Kirche, welche leugnete, daß Gott weder gelitten habe noch daß er leiden könne.
Die sagten: Bei der Taufe sei Christus (als eine Erscheinungsform Gottes) in der Form einer Taube auf Jesus gekommen, habe ihn aber vor seinem Tode wieder verlassen. Und als Jesus dies gemerkt habe, da habe er gebetet: Mein Gott, mein Gott, warum…?

Man nennt dies in der Theologiegeschichte den Doketismus.
Von grch dokein = scheinen. Es scheint also nur so, als habe Gott via Christus mit Jesus gelitten und sei mit ihm gestorben. In Wirklichkeit ist nur dieser Mensch Jesus von Nazareth gestorben.

Dies nur mal so nebenbei.

Gruß - Rolf

Liebe Experten,

ich habe wirklich meine Probleme mit der Deutung dieses
Ausspruchs. Oder anders gesagt: Wenn Jesus das wirklich gesagt
haben würde, wäre das Neue Testament dann nicht komplett
hinfällig?

Lieber Levay,
Zu Deiner Beruhigung: Um von einem Gottes-Sohn zu reden, muss man doch zuerst den Begriff „Gott“ beschreiben. Wenn dieser Gott aber beschreibbar ist, wäre er doch einfach ein Ding in dieser Welt. Von Gott keine Spur !! So bleibt für Jesus keine „Göttlichkeit“ mehr übrig!! Und somit ist Dein Problem gelöst.
Gruss:hardy

Die Wahrheit findet sich nicht in der Wiederholung
Hallo Rolf

Deine Aussage wird einfach nicht besser, wenn Du Dein Argument wiederholst, Jesus sei von den Römern verurteilt worden und (wenn ich Dich recht verstehe) n u r von den Römern.

Mag sein, dass das Bild von der bösen Judenheit noch viel zu präsent ist, aber keine Geiss schleckt weg, dass die Evangelien auch als historische Zeugnisse ihre Gültigkeit haben; sonst haben wir einfach zu wenig Anhaltspunkte, ü b e r h a u p t etwas über Jesu Verurteilung gültig wissenschaftlich anzugeben. Es gibt ein Zeugnis von Flavius Josephus, eine Bemerkung bei Tacitus - und dann hat es sich, wenn man die Evangelien nicht auch als Quellen zulässt. Sodann kann man natürlich immer innerhalb der Evangelien Behauptungen werten und historisch als gesichert oder weniger gesichert einstufen. Das bleibt Dir unbenommen.

Ich für meinen Teil sehe auch bei strengster wissenschaftlicher Betrachtung keinen Grund, die Evangelien in historischer Hinsicht anzuzweifeln. Etwas anderes mag neben der Wissenschaft die Diplomatie sein, etwa wenn es um den Dialog mit dem Judentum geht. Es ist nicht nötig, wenn man auf Juden hören oder mit ihnen reden will, ihnen dabei stets auf die Nase zu binden, sie hätten Jesus gekreuzigt (was physisch betrachtet ja sicher die Römer taten); dennoch lehnt man sich einfach zu weit aus dem Fenster, wenn man die Evangelien als historische Zeugnisse übergeht wie Ungeschriebenes.

Theologisch betrachtet hat das alles seine Bedeutung: Wenn Jesus auch von Juden einschliesslich deren Oberstem Priester verurteilt worden ist, sind diese nicht erhaben über menschliche Fehler, und ist die Wahrheit in anderer Weise sichtbar, als dies in den Geschichten des Alten Testamentes der Fall ist. Zudem kann man jeden Menschen als mitschuldig am Tode Jesu betrachten, wenn man den Regungen ins Auge sieht, die den Tod letztlich bewirkt haben: Neid, Hass, Eifersucht, Gleichgültigkeit, Stolz - lauter Dinge, die in jedem von uns sind, nicht nur in den Juden und nicht nur in den Römern.

Gruss
Mike

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Lieber Mike,

über den Wert der Evangelien als historische Quellen können (und wollen) wir gerne streiten. Ich bin durchaus der Meinung, daß in ihnen sehr viel Historisches zu finden ist.

Was den Josephus angeht: die einzige Stelle, die bei ihm von Jesus spricht,ist doch längst als späterer christlicher Einschub - vulgo: Fälschung - erkannt worden. Ich kenne keinen ernsthaften Historiker (weniger ernsthafte gibt es ja leider in hellen Haufen), der an der Authentizität dieser Stelle festhielte.
Auch was Tacitus und Sueton betrifft, helfen die uns nicht weiter, weil sie über die Vita Jesu gar nichts berichten.

Wenn wir also über den Prozeß Jesu Auskunft bekommen wollen, müssen wir zum ersten natürlich die Evangelien befragen.
Dann müssen wir zweitens die jüdischen Traditionen zu Rate ziehen. Nun ist die Schwierigkeit, daß der Talmud mit den entsprechenden prozessualen Vorschriften erst Jahrhunderte später niedergeschrieben wurde. Es bleibt also die mühsame Arbeit, herauszufinden, was von dieser später schriftlich fixierten Überlieferung zu Jesu Lebzeiten schon mündlich tradierte und verbindliche Regelung war.
Drittens müssen wir das römische Recht zu Rate ziehen, immer der Tatsache eingedenk, daß Judäa und die anderen Teile Israels römisch besetzte Territorien waren, denen möglicherweise innerhalb gewisser Grenzen eigene juristische Kompetenzen zugestanden worden waren.

Du siehst also, es ist nicht so ganz einfach, jetzt auf die Evangelien zu rekurrieren und zu sagen: „Aber es steht geschrieben!“

Die Aussagen der Evangelien stehen nicht selten in Spannung zueinander, widersprechen einander, sind unlogisch, widersprechen jüdischem wie römischem Recht, bleiben in ihrer Absicht unklar etc., etc.

Nach all dem - ich kürze jetzt ab - bleibt eine Tatsache bestehen: Jesus ist auf römische Weise zu Tode gebracht worden, das geschah durch römische Soldaten. Und es kann keinen vernünftigen Zweifel geben, daß dies auf Grund eines römischen Urteils vollzogen wurde.

Sonst hättest Du nämlich die undankbare Aufgabe zu erklären, wie ein derartig judenfeindlicher Statthalter wie Pontius Pilatus, der als Günstling des Antisemiten Sejan in sein Amt gekommen war, der (P.P.) zudem auch noch keine Gelegenheit verstreichen ließ, den Juden zu zeigen, wer der Herr im Lande war, wie slso so ein Mensch dazugebracht worden sein sollte, ein jüdisches Todesurteil (da müßtest Du auch noch nachweisen, ob denn ein solches Todesurteil nach jüdischem Recht überhaupt hätte gefällt werden dürfen) zu vollstrecken.

Oder anders gesagt: eine Aussage der Evangelien kann ich erst dann als historisch richtig anerkennen, wenn sie durch andere Quellen bestätigt oder mindestens gestützt wird.
Du kennst doch auch den jüdischen Rechtssatz: Jede Sach stehe auf mindestens zweier Zeugen Mund.

Gruß - Rolf

Trinitätstheologie
Hallo Levay

die Theodizeefrage („warum lässt der gute und mächtige Gott das Böse oder das Leid zu?“) beantwortet sich für den Glauben dadurch, dass Gott selber leidet, selber das Böse erduldet und somit die Verantwortung für das Erlittene übernimmt und sich der Einsamkeit des leidenden Menschen beigesellt. Wie kann Gott das? Kann Er das, indem Er selber Gottverlassenheit erlebt? Kann Er das als Einer, der Gott und Mensch zugleich ist, da Er etwas von Seiner Allmacht für eine kurze Zeit abgibt?

Indem Er Mensch ist, ist Er etwas anderes, eine andere Erscheinung Gottes, als wenn man Ihn einfach als Gott Vater betrachtet. Christus, der am Kreuz hängt, ist nicht einfach dasselbe wie Gott Vater, sondern ist gottverlassen; dennoch zeigen sich in Christus am Kreuz der Gott des Alten Bundes, der Christus zum König macht, und Gott der Heilige Geist, das Feuer des Glaubens, am Werk. Die drei sind aus der gleichen Art, aber nicht dieselbe Erscheinung, Gestalt oder Person.

Das ist vielleicht kompliziert, aber eben einer der vielen Versuche, die Trinität zu erklären - und Du sollst wissen, dass Du Dich (für die katholische Theologie) mit Deiner Fragestellung in die Trinitätstheologie begeben hast.

Gruss
Mike

Danke für die Aufklärung
Hallo Rolf

es wird mir etwas wohler bei Deinem neueren Posting, da Du immerhin die Evangelien nicht mehr unerwähnt lässt. Ich will versuchen, im Weiteren auf Deine Begründungen zu antworten.

Sonst hättest Du nämlich die undankbare Aufgabe zu erklären,
wie ein derartig judenfeindlicher Statthalter wie Pontius
Pilatus, der als Günstling des Antisemiten Sejan in sein Amt
gekommen war, der (P.P.) zudem auch noch keine Gelegenheit
verstreichen ließ, den Juden zu zeigen, wer der Herr im Lande
war, wie slso so ein Mensch dazugebracht worden sein sollte,
ein jüdisches Todesurteil (da müßtest Du auch noch nachweisen,
ob denn ein solches Todesurteil nach jüdischem Recht überhaupt
hätte gefällt werden dürfen) zu vollstrecken.

Dass Pilatus möglicherweise Judenhasser war, weist geradezu darauf hin, dass er die jüdische Obrigkeit beschwichtigen wollte, wenn er es ohne grössere Verluste tun konnte. Wenn er bei den Juden unbeliebt war - und besonders falls er Judenhasser war -, dann hatte er umso mehr Grund, sie zu beschwichtigen.

Oder anders gesagt: eine Aussage der Evangelien kann ich erst
dann als historisch richtig anerkennen, wenn sie durch andere
Quellen bestätigt oder mindestens gestützt wird.
Du kennst doch auch den jüdischen Rechtssatz: Jede Sach stehe
auf mindestens zweier Zeugen Mund.

Die Evangelien sind immerhin vier.
Was ich Dir gemäss Deinen Fragen schuldig bleibe, ist insbesondere der Nachweis, dass „ein solches Todesurteil nach jüdischem Recht hätte gefällt werden dürfen“.

Hier muss ich Dir zugestehen, dass ein entsprechendes Prozessrecht ausserhalb der Evangelien nicht nachgewiesen ist. Immerhin gibt es aber die Regel, wonach der des Todes ist, welcher das Sch’mah Israel ritzt, und man kann durchaus mit dem Sch’mah Israel („höre Israel, …Ich bin der Herr, Dein Gott…Du sollst keine Götter neben mir haben…“) in Konflikt geraten, wenn man behauptet, man selber sei der Messias. Immerhin werden die Jünger Jesu Ihn als Messias betrachtet und bezeichnet haben - oder bestreitest Du auch das?

Normalerweise zieht ein Konflikt mit dem Sch’mah Israel eine Steinigung nach sich; die Kreuzigung durch die Römer war sicher nicht der Normalfall. Es bleibt die Feststellung, dass man Jesus nicht gesteinigt hat. Das Evangelium (Joh 8,20) sagt dazu einfach: „Seine Stunde war noch nicht gekommen“. Dies zeigt, dass eben das Prozessrecht nicht ausreicht, denn wo kein Kläger ist, da ist kein Richter; es mussten also persönliche Gegner Jesu hinzukommen, bspw. Neider oder Hasser, welche dann zum Prozess eben das ihrige beitrugen.

Vielleicht war die Klage vor Pilatus sogar der einzig wirklich sichere Weg für Jesu Gegner, zum Ziel zu kommen, indem sie Jesus zwar vor den Hohen Rat stellten, Ihn aber da nicht steinigen liessen, um nicht Gefahr zu laufen, dass sie selber diejenigen seien, welche Hand an Ihn legten und somit Henker spielten, mit allen Risiken, die das mit sich gebracht hätte, etwa mit der Gefahr, sich zu exponieren und sich also Feinde zu schaffen, mit der Gefahr, gegen Gott Hand anzulegen oder mit der Gefahr, sich plötzlich in einem Handgemenge mit Anhängern Jesu wiederzufinden.

Gruss
Mike

Hallo Mike,

über den Prozeß Jesu aus der Sicht des jüdischen Rechts kannst Du Dich hier informieren:
http://www.juedisches-recht.de/rechtsgeschichte-jesu…

Eine ausführlichere Variente findet sich in dem Buch von Chajm Cohn: Der Prozeß Jesu. Cohn war Rabbiner und nach seiner Emigration einige Jahrzehnte der Vorsitzende am obersten Gerichtshof von Israel.

Viele Grüße

Iris

1 „Gefällt mir“

Hallo Alexander,

Wenn ich mir den Zustand dieser Erde ansehe, fällt mir auf,
dass sich
alle Buchreligionen am Untergang der Menschheit beteiligen.

ist mir zu pauschal. Wem hilft eine solche Aussage weiter?
In jeder religiösen und kulturellen Tradition finden sich Menschen, die sich dafür einsetzen, daß die Welt zu einem besseren Ort wird als sie ist.

Die Muslime
wünschen die Juden zu Hölle.

Ja? Woher nimmst Du diese Sicherheit? Ich habe durchaus schon Muslime kennengelernt, die antisemitisch drauf waren - nicht mehr oder weniger als Leute anderer Glaubensrichtungen. Die meisten Muslime, die ich kennengelernt habe, waren an Austausch und Dialog interessiert oder lebten nach dem Motto: Ich lasse Dich in ruhe - lass Du mich in Ruhe.

Die Juden die Muslime.

Dafür hätte ich gerne eine Quelle. Das ist mir jedenfalls noch nicht untergekommen - weder in den religiösen Schriften des Judentums, in denen ich mich ziemlich gut auskenne noch im alltäglichen Leben.

Die Muslime
verachten die Christen und halten sich für alleine für einen
Segen.

Es gibt viele Fundis: egal ob christliche, muslimische, jüdische, ökologische, feministische, kommunistische oder andere.
Alle haben sie gemeinsam, daß sie ihre Weltsicht für die einzig richtige halten.

Der
New Born Christian hat viel Verderben in die Welt gebracht.
Wäre es
nicht höchste Zeit, dass mal sich wieder jemand opfert, ans
Kreuz
geschlagen zu werden? — um die ganze Menschheit zu erlösen?

Wieso mal wieder? Du hattest doch festgestellt, daß die Welt nicht erlöst ist.
Aus diesem Grund geht das Judentum davon aus, daß Jesus nicht der Messias war.

Viele Grüße

Iris

Hi Mike
Ich denke, deine Erklärung ist eines der besten Beispiele für Gehirnwäsche überhaupt.
Anstatt das Naheliegende, das Menschlich-Verständliche, zu sehen, nämlich das auch Jesus in einer höchst schwierigen Lebenssituation einmal der Verzweiflung nahe ist, wird theologisch von hinten durch die kalte Küche argumentiert.
Ich sage nur „Theo, vier fahrn nach Lodz…Wer sind diese vier?“
Gruß,
Branden