Hallo,
wenn man den Fortschritt lediglich in V0 misst, dann hat es keine großen Entwicklungen mehr gegeben. Aber die Einsetzbarkeit einer Waffe wird ja nicht nur von der Mündungsgeschwindigkeit bestimmt. Soweit es die Schwerpunkte der Entwicklung angeht, haben sich drei verschiedene Felder herausgebildet:
a.) Scharfschützenwaffen
Die einzige Kategorie in der man überhaupt noch Repetierwaffen findet. Hier wird noch so nebenbei mit V0-Steigerung experimentiert um die Reichweite zu steigern, aber eigentlich geht es immer mehr um Designkriterien (z.B. Schwerpunktzentrierung) und Robustheit im Feld (beispielsweise auch eine Menge Materialforschung, aber weniger mit dem Ziel, Abwärmeprobleme besser in den Griff zu kriegen, als Alterungseffekte durch thermische Schwankungen zu reduzieren).
Wenn sich hier also was tut, dann eher auf dem Gebiet der Materialforschung und des Designs, nicht der grundsätzlichen Technik.
b.) Gewehre
also im Prinzip die klassische Infantriewaffe. Der Schwerpunkt liegt hier logischerweise auf Gewichtsersparnis. Zusätzlich hat das Thema Kadenz längst das Thema V0 verdrängt. Man liest zwar immer wieder davon, dass es Probleme gäbe, z.B. Schutzwesten zu durchschlagen, aber im praktischen Einsatz tritt das Problem ja kaum auf. Auch die Reichweite ist in den meisten Kampfsituationen um ein Vielfaches ausreichend. Andererseits gibt es bei vielen moderneren Waffen bzw. Modell-Upgrades vielfältige Probleme mit der Anfälligkeit. Hier ist erheblich mehr Detailarbeit gefragt als eine grundsätzliche Technische Neuerung.
c.) Maschinenpistolen
Dieses Segment hat sich ja eigentlich in zwei Segmente geteilt. Einerseits gibt es Sturmwaffen (und die UZI ist hier ja nicht ohne Grund immer noch Legende), andererseits tritt immer mehr die Selbstschutzkomponente in den Vordergrund (als Beispiel H&K MP7). Während Sturmwaffen eine hohe Zuverlässigkeit und eine gewisse Einschlagskraft (nicht mal unbedingt Durchschlagskraft) verlangen, geht es bei Selbstschutz um kleine Klaiber, hohe Kadenz und die Fähigkeit, mal eben einhändig in die Gegend zu streuen während man mit der anderen einen LKW lenkt. Auf diesem Gebiet haben wir einige bereits nahezu perfekt einsetzbare Sturmwaffen, die Selbstschutzwaffen brauchen immer noch mehr Zuverlässigkeit und das Hochgeschwindigkeitskonzept ist immer noch ein Wenig in der Diskussion.
Man kann daran sehen, dass es zwar keine grundsätzlichen technischen Änderungen gab oder in nächster Zeit geben wird, aber in Details immer noch viel Arbeit zu leisten ist. Der Unterschied zwischen einer Schmeisser und einer (aktuellen) UZI ist auf dem Papier gar nicht mal so groß, aber man fühlt den Unterschied, wenn man die Dinger verwendet während es rund um einen rummst. Ich würde solche Details nicht unterschätzen.
Denken wir mal ein Wenig in Richtung SF … oder vielleicht doch nicht. Der Klassiker der SF ist die Strahlenkanone. Nun gut, im Irak wird bereits Mikrowelle eingesetzt, um Leute aus Häusern zu treiben. Das ist als SF und Realität gleichzeitig. Nur zeigt es uns gleichzeitig auch die Grenzen solcher Technologien auf. Erstens sind sie abschirmbar, zweitens tritt das Bündelungsproblem auf. Aber selbst wenn man das löst, bringt man ja im Grunde immer Energie ohne große Masse ins Ziel. Eine Schutzweste gegen einen Laser wäre einfacher zu bauen als eine gegen Geschosse. Ich sehe hier also keine Ablösung von Technologien, eher ein ergänzendes Hinzutreten.
Gruß
Peter B.
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]