Blick in die Zukunft
Guten morgen,
die SPD hat unter Schröder teilweise Politik gemacht, die sich
an der Realität und nicht an ihrem eigenen, klassischen
Rollenverständnis orientierte. Dadurch hat sie links eine
Marktlücke geschaffen, die Oskar & Konsorten genutzt haben.
Die Linke hat sich damit in kürzester Zeit als die Partei der
nicht arbeitenden und geringverdienenden Menschen etabliert.
Womit du zugleich - richtigerweise - sagst, dass in der
Realität offenbar kein Platz mehr für nicht arbeitende und
geringverdienende Menschen war.
nein, das sage ich ganz und gar nicht. Vielmehr war es so, daß es sogar der SPD auffiel, daß es auf Dauer nicht mehr finanzierbar war, dem geldempfangenden Teil der Bevölkerung wahljährlich mehr Geld in den Hintern zu blasen, sondern daß man sich darauf besinnen mußte, wo diese ganze Kohle herkommt.
Da die Abwesenheit von Einkommen bzw. ein geringes Einkommen zumindest tendeziell (alle behinderten, alleinerziehenden und unverschuldet arbeitslosen und dennoch hochqualifizierten Menschen sind natürlich nicht gemeint) mit einem entsprechenden geistigen Potential korreliert, ist es natürlich der linken Partei möglich, mit Sprüchen wie „Reichtum für alle“, „Arbeit für alle“ usw. eine gewisse Wählerschar zu aktivieren.
Steinmeier wollte auf den Zug mit der Ankündigung, bis 2020 Vollbeschäftigung, Heilung aller Krankheiten und Frieden auf Erden erreichen zu wollen (und können), offensichtlich noch aufspringen, aber entweder waren die entsprechenden Speicherkapazitäten bei den potentiellen Wählern schon belegt oder ihm hat einfach keiner mehr zugehört.
Und das Schlimme ist: jetzt auf einmal tun alle so, als sei es
die Erkenntnis dieser Wahlen, dass man die Linkspartei ernst
nehmen muss und nicht mehr nur als SED-Nachfolgerin
verunglimpfen kann.
Ich gebe gerne zu, daß ich die Blödheit und Leichtgläubigkeit der Menschen unterschätzt habe. Offensichtlich reicht das Hirn der Wähler der linken Partei nicht aus, um sich zu überlegen, auf was die Gesellschaft eher verzichten kann: Leistungsempfänger oder Steuer- /Beitragszahler.
Das witzige ist, daß die linke Partei diesen Klassenkampf selber produziert hat. Die 30 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die dieses Land noch hat, sind noch nie auf die Straße gegangen, um dagegen zu demonstrieren, daß ihre Einkommen durch Beiträge und Steuern aufgefressen werden. Einige, die es konnten, haben ihre Koffer gepackt und haben sich verdrückt, einige haben sich auch dazu entschieden, die soziale Hängematte gründlich zu testen und der große Rest hat zugesehen, wie die Beiträge und Steuern stiegen und brav weitergezahlt.
Geht man aber hin und sagt den arbeitsfähigen aber arbeitslosen Menschen „wisster was, ihr braucht mal genau gar nichts mehr zu machen und bekommt dafür 345 Euro im Monat zzgl. Warmmiete“, dann schauen die nicht rechts nicht links (in andere Länder) oder zurück (auf die frühere Sozialhilfe), sondern gehen auf die Straße und lassen sich mit der Abschaffung dieser Regel bzw. mit der Erhöhung des Regelsatzes ködern.
Daran, wo die Kohle herkommt (siehe oben), denkt keiner bzw. die meisten dürften sich vorstellen, daß ein paar prominente Geldsäcke das aus der Portokasse bezahlen. Dummerweise reicht deren Portokasse nicht aus, so daß es die Masse der paar verbliebenen sozialversicherungspflichtigen Bevölkerung bezahlen darf.
So schafft man die Leistungsverweigerer von morgen. Oder eben die Aufspaltung der Bevölkerung in Leistungsempfänger und Steuer-/Beitragsszahler. Ist halt mal die Frage, wer da am längeren Hebel sitzt bzw. wohin das ganze führt.
Gruß
Christian