… um das Leben und die Interessen
der Menschen in Israel zu schützen, und wieder mal einen
richtungsweisenden Beitrag zur Konsolidierung der Lage im
Kernland / Naher Osten insgesamt leistet.
Hallo Tom,
wir haben einige Erfahrung mit Mauern und sonstwie überwachten Zäunen und deren Erfolgsgeschichte. Was Du hier als „richtungsweisend“ bezeichnest, stellt sich in meinen Augen als Anachronismus dar.
Die Menschen in Israel vor Terror zu schützen, ist ein Ziel, das man nur unterschreiben kann. Aber die geeigneten Mittel sollten es schon sein, sonst ist das alles für ein ohnehin hoch verschuldetes Land nur eine weitere Maßnahme, die das Gegenteil des vorgeblich angestrebten Zieles erreicht.
Mit Mauern und egal wie viel Elektronik auch immer kann man Hühnerdiebe von ihrem Tun abhalten, man schreckt aber keine Leute ab, die immerhin bereit sind, ihr Leben zu lassen. Man hindert auch niemanden mit genauen Kenntnissen der Sicherungsanlagen und alle Elektronik dieser Welt ist schlicht zu doof, aufgewirbelten Staub, im Wind bewegten Bewuchs oder Vögel von einem bombenbepackten Terroristen zu unterscheiden. Das ist einfach technischer Stand der Dinge. Freilandsicherung ist so problematisch und mit derart vielen Fehlalarmen verbunden, daß die Wachmannschaften spätestens nach dem 127 Fehlalarm der ersten Nacht entnervt abschalten. Diese Erprobungsvorhaben liefen nämlich bei der Bundeswehr und bei der US-Armme mit allem, was die Technik dieser Erde hergibt. Ergebnis: Der blind hinein tappelnde Penner wird erwischt. Der intelligente Überwinder hat jede Chance. Das ist die technische Seite.
Die Erfahrungsseite: Grenzsicherungsanlagen kennen wir u. a. aus DDR-Zeiten. Viele, sehr viele Menschen haben die Anlagen überwunden, manchmal sehr spektakulär und mit viel Phantasie, obwohl sie einen gewaltigen Nachteil hatten: Sie wollten unbedingt am Leben bleiben. Gegen zu allem entschlossene und ihr Leben einsetzende Gruppen ist das alles brotlose Kunst.
Die politische Erfahrung: Solche Maßnahmen waren in der Geschichte regelmäßig die Begleitmusik eines in den letzten Zuckungen befindlichen Regimes, das hilflos irgend einen Aktionismus zeigen mußte. Und was bitte ist richtungsweisend an einer Maßnahme, die Du überall in Deutschland an mittelalterlichen Städten und Burgen noch bestaunen kannst? Seit ungefähr einem halben Jahrtausend hat man anderweitig die Sinnlosigkeit solchen Tuns eingesehen.
Die politische Zukunft: Diese Zukunft gestalten wir alle nicht mit Stacheldraht, nicht mit Knobelbecherträgern, auch nicht mit elektronischen Sicherungen oder Selbstschußanlagen. Diese Zukunft ist ausschließlich politisch zu gestalten, indem man sich z. B. an das Bahr-Wort von der Sicherheitspartnerschaft erinnert. Interessenausgleich ist das Zauberwort. Dagegen lassen Konfrontation und Abgrenzung jedes Volk auf die Dauer ausbluten. Das sind Maßnahmen von Komißköpfen und verknöcherten alten Männern, die ihre Dummheit überall hinter den immer gleichen Phrasen verbergen. Alle wollen sie ihr Volk schützen. Das machen sie so perfekt, daß viele dabei draufgehen werden. Diese alten Leute haben schon lange keine Politik mehr betrieben, haben schon lange nicht mehr mit Phantasie an friedlichen Visionen gearbeitet. Potenz ist keine mehr da, keine Sorge mehr um die eigenen Kinder, aber den Kraftprotz müssen die alten Männer noch spielen. Diesen Habitus kann man überall im täglichen Leben beobachten. Selbst schuld, wer vor diesem Altersstarrsinn kuscht. Die Altherrenriege auf beiden Seiten ist ein Fall für die Psychiatercouch, debil und verantwortungslos, wie sie handeln.
Bis hierher kann ich noch alles nachvollziehen. Parallelen ergeben sich (zum Glück meist mit weniger dramatischen Folgen) überall im Alltag. Das Problem habe ich nur mit dem Bejubeln solcher Maßnahmen. Ist es vielleicht entgangen, daß wir uns nicht mehr in der Zeit der Hunnen und mongolischer Reiterheere befinden? Damals empfand man Sicherungsmaßnahmen im Gelände als richtungsweisend.
Aufwachen! Wir sind 1000 Jahre später! Die genialen Maßnahmen tauchen längst hundertfach unter der Rubrik „gescheiterte Aktionen unsere Ahnen“ auf.
Gruß
Wolfgang