Das dumme ist nur, daß man nach einem Abschuß nie erfährt, was
tatsächlich passiert wäre.
Das Szenario ist wohl so vorzustellen: Maschine steuert
geradeaus auf ein Wohngebiet/Hochhaus zu (wie bereits
geschehen), der Pilot reagiert nicht auf Funksprüche.
Du teilst ein Problem mit Herrn Schäuble: Fehlerhafte Wahrnehmung der Realität. Ein Flugzeug wird erst dann zur Bedrohung, wenn es zu spät ist. Niemand wird ein Flugzeug abschießen, nur weil kein Funkkontakt hergestellt werden kann. Das geht nur, wenn es bereits zu spät ist. Nur, weil ein Flugzeug auf einen Wohnblock zusteuert, wurde es nicht zwangsläufig entführt. Mit welchem sollte man wohl ein Flugzeug abschießen, das sich gerade in einer Notlage befindet?
Um überhaupt (!) moralisch in die Verlegenheit kommen zu können, ein Flugzeug abzuschießen, müßte man wissen (!), daß es entführt wurde und als Waffe mißbraucht werden soll. Und da kommt dann wieder die nicht vorhandene eidesstattliche Versicherung der Entführer ins Spiel.
Hinzu
kommt, daß zumindest das Verfassungsgericht nicht auf die
Diskussion einlassen wollte, ob 300 Menschen in einem Flugzeug
wertvoller sind als 31, 301 oder 3001 Menschen in einem
Hochhaus oder Fußballstadion.
Das ist richtig. Die Frage ist dann aber sehr konkret: Sind
300 Passagiere, die sowieso sterben werden, abschußmöglich,
wenn dabei 60 Millionen Deutsche auf dem Spiel stehen (oder
sind es mehr)?
Die Frage stellt sich nicht, jedenfalls nicht für die, die Leben nicht gegeneinander abwägen. Die Wahrscheinlichkeit, daß alle Deutschen durch Terroristen getötet werden, nur weil eine Maschine von Terroristen in irgendein Ziel gesteuert wird, ist vergleichsweise gering, um nicht null zu sagen.
Denn jede erfolgreiche Terroraktion ist eine
Einladung für weitere.
Wieviele Attentate gab es gleich noch seit 2001 auf Ziele in den USA?
Aus den seltsamen Argumentation von Leuten wie Dir ziehe ich
die Schlußfolgerung, daß es gerade diejenigen, die behaupten,
die größte Achtung vor unschuldigen Menschenleben haben, es
sind, die den geringsten Respekt davor zeigen.
Du hast eben nicht verstanden, um was es geht. Es geht nicht
um Einzelfälle sondern um Erpressung von Staaten durch
Terroristen. Das moralische Dilemma ergibt sich daraus, wie
man auf Akte innerhalb des gesetzlichen Rahmens reagieren, die
darauf abzielen, genau diesen zu zerstören.
Wer redet denn von Erpessung? Und überhaupt: Es wurden vor ein paar Jahren einige Deutsche entführt und mutmaßlich freigekauft. Welche Folgen hatte das? Bisher jedenfalls keine.
Tja, seit September 2001 sind gut fünf Jahre vergangen und von
Nachfolgetaten keine Spur
Dann habe ich wohl geträumt. Oder was war da in UK? In dem
deutschen Zug?
Was haben Züge mit Flugzeugen zu tun? Willst Du jeden Zug sprengen, nur weil da eine Bombe drin sein könnte?
Nur, weil man nicht einige Milliarden Menschen vorbeugend in
Haft nimmt, hängt man nicht einer Doppelmoral an. Wenn es
konkrete Verdachtsmomente gibt, schön, wenn nicht, dann nicht.
Du und ich wissen genau, welche Personengruppe bevorzugt
Terrorakte vom Typ 9/11 begeht.
Du meinst wahrscheinlich bis dato unbescholtene Muslime. Willst Du die ale observieren oder gar einsperren? So oder so: Dein Verständnis von Rechtsstaat teile ich nicht.
Aber aus „Menschenrechten“
wird der einzig logische Schritt - nämlich diese bevorzugt zu
kontrollieren - , nicht getan, und stattdessen muß sich ein
Gericht mit dem Abschuß von Passagiermaschinen befassen. Ist
das nicht krank?
Jeder wird inzwischen bis zur Absurdität am Flughafen kontrolliert. Oder meinst Du außerhalb der Flughäfen? Riesenidee, es gibt ja nur gut 1 Mrd. Muslime in der Welt. Mit der Überprüfung sind wir sicherlich in drei- oder viertausend Jahren durch.
Ich empfehle Dir den Film Ausnahmezustand als kleinen
Vorgeschmack dafür, was sich als logische Konsequenz aus
Deinen Vorstellungen von Rechtsstaat ergeben kann.
Dazu brauche ich keine Filme sehen, ich halte mich lieber an
die Realität.
Du schreibst über die Realität als sei es der fünfte Teil von Die Hard. Es könnte helfen, wenn Du Dir wenigstens einen theoretischen Eindruck darüber verschaffen würdest, was die von Dir vorgeschlagenen Maßnahmen bedeuten könnten.
C.