Entsorgung von Hostien

Hallo zusammen,

ich erinnere mich an eine wirkliche Spezialität der Kirchenausstattung, von der ich mal gehört habe: eine Art Entsorgungsgefäß im Boden der Sakristei, welches der Entsorgung geweihter Hostien dient (welche z.B. auf den Boden gefallen waren). Leider finde ich den Begriff dafür überhaupt nicht wieder. Wer kennt ihn?

Dank und Grüße,
Chrizz

Mülleimer? (owt)
… oder Biotonne?

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Hallo Chrizz,

ich erinnere mich an eine wirkliche Spezialität der
Kirchenausstattung, von der ich mal gehört habe: eine Art
Entsorgungsgefäß im Boden der Sakristei, welches der
Entsorgung geweihter Hostien dient

das halte ich für eine „urban legend“. Unterschiedliche christliche Kirchen haben ein unterschiedliches Verständnis von Eucharistie (katholischer Ausdruck) bzw. Abendmahl (evangelischer Ausdruck).

Die katholische Glaubenslehre sagt, daß die geweihten Hostien Leib Christi seien. Auch nach dem Ende der Messe bleiben sie das. Deshalb werden Hostien an einem Ort in der katholischen Kirche aufbewahrt, der Tabernakel heißt. Vor oder über diesem brennt ein rotes Licht - das ewige Licht. Die Hostien, die im Tabernakel aufbewahrt werden, können später verwendet werden, z.B. wenn ein Kranker die Kommunion nach Hause gebracht bekommt. Deshalb braucht es keinen anderen Aufbewahrungsort für Hostien.

(welche z.B. auf den Boden - gefallen waren).

Geweihte Hostien, die auf den Boden gefallen sind? Das kann nur jemand eingefallen sein, der niemals in einer katholischen Kirche war und gesehen hat, wie mit Hostien umgegangen wird.

In den evangelischen Kirchen stellt sich die Frage so gar nicht, weil sie ein anderes Abendmahlsverständnis haben, wobei es da ein gewisses Spektrum gibt bis dahin, daß nach Ende des Gottesdienst nach der Abendmahlsgemeinschaft die Hostien nicht mehr als Leib Christi angesehen werden.

Leider finde ich den Begriff dafür überhaupt nicht wieder. Wer kennt ihn?

Ich würde sagen: Niemand - siehe oben.

Viele Grüße

Iris

Hallo Iris und Chriss,

ich kann diese Sichtweise von Iris nur unterstützen, kenne keine andere Verhaltensweise (was sich eigentlich nach nahezu jedem Abendmahl dem aufmerksamen Kirchenbesucher genauso zeigt, da fast immer Hostien übrig bleiben) und alles andere wäre mir nicht nur neu sondern würde mich sehr verwundern.

Schönen Gruß von

ikarusfly

Sacrarium
Hallo,

das halte ich für eine „urban legend“.

Ist es aber nicht.

(welche z.B. auf den Boden - gefallen waren).

Geweihte Hostien, die auf den Boden gefallen sind? Das kann
nur jemand eingefallen sein, der niemals in einer katholischen
Kirche war und gesehen hat, wie mit Hostien umgegangen wird.

Und trotzdem geschieht das unfassbare.
Es ist auch etwas naiv anzunehmen, dass bei der milliardenfachen Austeilung der Eucharistie, nie ein Helfer mit zitternden Händen oder unsicheren Füßen dabei wäre. Hostien werden auch zu Kranken nach nach Hause gebracht oder im Krieg an der Front ausgeteilt. Es kann sogar vorkommen, dass ein Priester mit der Patene in der Hand vom Schlag getroffen wird.
Auch sind nicht überall auf der Welt Kirchen so durchgestylt wie bei uns - und in der Vergangenheit waren manche Kirchen kaum mehr als Hütten. So können Hostien auch Feuchtigkeit ziehen, wenn die Pyxis nicht dicht schließt und dann verschimmeln oder von Ungeziefer befallen werden.

Sofern die Hostien noch irgendwie genießbar sind, wird der Priester sie gegebenenfalls dann selbst zu sich nehmen.
Geht dies wirklich nicht mehr, dann steht er eigentlich vor einem unlösbaren Problem.
In „grauer Vorzeit“ soll überlegt worden sein, ob man diesen „Leib Christi“ nicht beerdigen könnte, um das Problem zu lösen (das könnte allerdings wirklich eine Legende sein).
Man hat dann einen anderen Weg gefunden.
Ungenießbare geweihte/gewandelte Hostien werden in Wasser/Weihwasser aufgelöst. So der Gestalt des Brotes beraubt, verlieren sie auch die heilige Substanz des Leibes Christi und können dann im Sacrarium - zusammen mit unbrauchbarem Weih- und Taufwasser entsorgt werden.

Ich denke dieses Sacrarium ist es was hier gesucht wird.
Dieses ist in der Regel ein unterirdischer Behälter, der aber nur ausnahmsweise der Entsorgung von aufgelösten Hostien dient, niemals aber ganzer Hostien oder auch festen Bruchstücken davon. Das wäre ein Sakrileg.

Gruß
Werner

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Hallo!

In den evangelischen Kirchen stellt sich die Frage so gar
nicht, weil sie ein anderes Abendmahlsverständnis haben, wobei
es da ein gewisses Spektrum gibt bis dahin, daß nach Ende des
Gottesdienst nach der Abendmahlsgemeinschaft die Hostien nicht
mehr als Leib Christi angesehen werden.

Huch - da sieht man mal, wie sehr man sich irren kann! (Ich meine mich …) Mein Posting „Mülleimer (owt)“ war durchaus ernst gemeint. Ich bin sehr protestantisch sozialisiert: Brot und Wein (Protestanten kriegen beides und es handelt sich meist um Brotwürfelchen und Traubensaft) haben hier eine rein symbolische Bedeutung. Es war mir vollkommen unbekannt, dass sich bei der Entsorgung von überschüssigen Hostien ein Problem ergeben könnte.

Man lernt nie aus.

Michael

Hallo!

Brot
und Wein (Protestanten kriegen beides und es handelt sich
meist um Brotwürfelchen und Traubensaft) haben hier eine rein
symbolische Bedeutung.

aus eben diesem Grunde hat es der Papst ja seinen Priestern untersagt, Protestanten eine Kommunion zu erteilen.

Gruß
T.

Hallo,
tatsächlich ist es bei manchen protestantischen Kirchen doch ein wenig mehr als bloßes Symbol auch wenn manche der Glaubenden das gar nicht (mehr) wissen, aber vergleichbare Probleme mit den Überresten des Abendmahls gibt es trotzdem nicht.

Gruß
Werner

Hallo Werner,

ja, ich meine, dies war das gesuchte Wort. Danke für Ihre ausführliche Schilderung. Wissen Sie, ob jede Sacristei soetwas hat?

Beste Grüße,
Chrizz

Mit Hilfe des Begriffes habe ich auch noch einen weiteren relavanten Begriff dafür gefunden: Piscinium.

http://de.wikipedia.org/wiki/Piscina_%28Kirche%29

Hallo,
nein ich weiss nicht, ob wirklich jede Kirche das hat.
Ich vermute es aber, da das Problem der Entsorgung gesegneter Flüssigkeiten sich ja immer stellt.
Gruß
Werner

Hallo

tatsächlich ist es bei manchen protestantischen Kirchen doch
ein wenig mehr als bloßes Symbol auch wenn manche der
Glaubenden das gar nicht (mehr) wissen, aber vergleichbare
Probleme mit den Überresten des Abendmahls gibt es trotzdem
nicht.

Ja, klar, … wenn Du wüsstest, wie lange ich mit dem Wort „Symbol“ gerungen habe. Immerhin ist das Abendmahl (die Handlung selbst) auch bei den Protestanten ein Sakrament.

Aber wenn ich es mal so ausdrücken darf: Das Brot (und natürlich auch der Wein) beziehen ihre „Heiligkeit“ daraus, was man damit macht. Sie sind also - ähnlich wie das Wasser bei der Taufe - ein unverzichtbarer Teil einer Zeremonie. Aber sie sind dadurch nicht irgendwie im weitesten Sinne stofflich verändert. Mal angenommen, beim Abendmahl bleibt was übrig. Das Brot verschwindet in der Sakristei. Man vergisst, was damit beim Abendmahl geschehen ist. Dann ist es wieder einfach nur „Brot“ und es wäre dann keine Sünde, die Brotwürfelchen einfach an Vögel zu verfüttern.

„Symbol“ klingt so wie der Hahn auf dem Kirchturm. Natürlich ist das Brot mehr. Aber es fällt mir schwer, dafür passende Worte zu finden.

Michael

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Sakrarium heißt diese kleine"Grube"hinter dem Altar!Ein Loch mit einem Gefäß,darin wurde z.B.die übrig geblieben Asche vom Aschermittwoch"entsorgt"!Dieses Sakrarium gibt es heute nur noch in sehr alten Kirchen,da man sie kaum noch nutzt!

Servus,

und was passiert konkret mit Hostien, die nach der Wandlung aus welchem Grund auch immer nicht mehr zweckentsprechend genutzt werden können?

Sie sind nach vollzogener Wandlung immerhin der Leib Jesu Christi,

Schöne Grüße

MM

Dafür ist in röm.-kath. Kirchen - auch heute noch - das Sacrarium da, Die Frage wurde ja auch bereits 2011 oben im Thread → beantwortet.

Schönen Gruß

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Ja, das hatte ich auch so im Sinn - daher hat mich die Aussage

auch ein wenig überrascht.

Schöne Grüße

MM