Lieber Spiff,
vielleicht bin ich ein wenig extrem, aber ich finde, das
Motivieren ist besonders wichtig.
solange sich der Partner auch motivieren lassen möchte, ist es ja vollkommen i.O.
Mir persönlich hört sich allerdings das…
sollte man sich gegenseitig immer wieder zu neuen
„Schandtaten“ anstiften, den Partner und sich selbst
motivieren, Spannendes zu unternehmen oder gemeinsam neue
Sichtweisen zu untersuchen.
…recht anstrengend an!
Aber wie gesagt, wenn der Partner eine ähnliche Vorstellung hat, ist es ja i.O.
Ich meinte mit Motivieren kein „Beschäftigungsprogramm“, sondern ganz wenige, aber nicht unwesentliche Dinge.
Um nicht zu abstrakt zu bleiben, nenne ich mal Beispiele:
Mein Göttergatte hatte bis Mitte 30 keinen Führerschein. Er lebte in einer Großstadt, nutzte U-/S-Bahn oder ließ sich von seiner (jeweiligen) Freundin chauffieren. Mich nervte es, ständig den Chauffeur zu spielen und brachte immer mal wieder humorvoll das Thema Führerschein auf den Tisch. Irgendwann machte er den ersten Schritt in eine Fahrschule, was ihm verdammt schwer fiel, da er noch nicht einmal wusste, welches Pedal für was steht. Es hat zwar sehr lange gedauert, bis er dann endlich den Führerschein hatte, er ist mehrmals durch die Prüfung gefallen, aber genau in diesen Momenten habe ich ihn immer wieder motiviert. Jetzt ist er einer der leidenschaftlichsten Autofahrer, die ich kenne; und er genießt seine gewonnene „Unabhängigkeit“.
Beispiel 2: Mein erster Freund wollte damals kurz vor der Prüfung seine Lehre als Tischler hinschmeißen. Ich habe mich mit ihm stundenlang zusammengesetzt, Karteikärtchen beschriftet und gelernt. Seine Prüfung hat er bestanden. Er wollte ursprünglich danach zur Marine. Wir diskutierten viel über Zivildienst und ich half ihm, seine Verweigerung zu formulieren. Da ich Abitur gemacht habe, wollte er mir nicht nachstehen und hat nach dem Zivildienst sein Fachabi nachgeholt und anschließend Sozialpädagogik studiert.
Ich habe aber in allen Fällen nie gesagt: „Das musst Du machen!“
Zu den von mir erwähnten Kompromissen: Das beziehe ich besonders auf das Zusammenleben. In jeder WG gibt es Regeln, warum sollte da die Beziehung eine Ausnahme stellen. Drum nehme ich mir sehr wohl das Recht raus, meinem Partner zu sagen, wenn mich etwas besonders stört, fange aber nicht ständig an zu nörgeln, wenn er irgendetwas mal wieder nicht bedacht hat - das sind eben die Macken, die man akzeptieren muss. Ständige Diskussionen zermürben nur.
Zu den Macken: Mein Göttergatte nervt seit Jahren, wenn es um das Thema Rauchen geht. Bei (fast) jeder Zigarette, die ich mir anzünde, bekomme ich „als Strafe“ eine blöde Bemerkung oder einen missbilligen Gesichtsausdruck. Er wird mich nicht ändern - und schon gar nicht motivieren können. Das ist meine „Baustelle“ und seine Bemerkungen sind dabei eher kontraproduktiv.
Zu den Macken: Mein Göttergatte ist Fußball-Fan. Damit fallen einige gemeinsame Wochenenden weg. Ja und? Ich weiß, dass er sehr viel Spaß hat - und ich genieße es auch, mal ein Wochenende für mich zu haben. Manchmal nervt es mich, aber das ist dann mein Problem. Ich werde ihm ja kaum seine Leidenschaft austreiben können - abgesehen davon, das ich das gar nicht will.
Und genauso gibt es Seiten am Partner, die nicht
gerade zu diesen Gründen zählen. Eigenarten, Gewohnheiten und
Verhaltensweisen, die man selbst zu den Ungünstigen,
Schädlichen oder Selbstzerstörenden zählt. Wenn man jemanden
liebt, so will man demjenigen doch klar machen, dass dieses
Verhalten nutzlos und wenig gewinnbringend ist. Also verhilft
man ihm zu menschlicher Entwicklung.
Das ginge mir zu weit. Es hört sich nach meinem Geschmack auch recht überheblich und missionarartig an, Verhaltensweisen als „schändlich“ zu bezeichnen und den Partner „auf den richtigen Weg“ führen zu wollen. Wenn die Verhaltensweisen meines Partners mir schaden, ist es etwas anderes, aber dann muss ich Abhilfe schaffen - und nicht darauf hoffen, den Partner ändern zu können.
Kurz und gut: Vielleicht bin ich etwas zu extrem, aber ein (ständiges?) „Lass-Tue-Mach“ ist für mich etwas ganz anderes als motivieren oder besser inspirieren.
Wenn man sich gegenseitig
nicht mehr inspirieren kann, kann man’s auch gleich sein
lassen.
Kommt drauf an, was man unter Inspirieren versteht. Einen Mann, mit dem ich nicht mehr diskutieren / streiten kann, könnte ich auch nicht gebrauchen, aber eben sowenig einen Mann, der mich in meinem Wesen ändern möchte.
Liebe Grüße
Kathleen