Ja, aber…
Hallo Orlando,
deine Auffassung, die du mit vielen teilst, lautet, dass man einen Partner so nehmen soll wie er ist oder ganz von ihm lassen soll. Änderungsversuche führen zu Spannungen und erreichen selten ihr Ziel.
Ich sehe dies etwas differenzierter. Bei einer losen Bekanntschaft oder einer Liebesaffäre kann man über Vieles hinwegsehen und da würde ich deinen Standpunkt teilen.
In einer echten Partnerschaft mit täglichem Zusammenleben stelle ich an einen Partner schon den Anspruch, dass er zeitlebens an seiner persönlichen Entwicklung arbeitet. Das sollte jeder Mensch tun, aber bei meinem Partner ist es mir wichtig.
Diese Entwicklung ist natürlich das Gegenteil von Stagnation, Stehenbleiben und sich mit Erreichtem begnügen. Sie beinhaltet das Streben nach Vervollkommnung und dieses wiederum die Entfernung vom Egoismus und die Hinwendung zur Liebe.
Es ist immer leicht zu sagen „Ich bin eben so“ und sich damit diesem Anspruch an Entwicklung zu entziehen, aber schöner und erstrebenswerter ist es doch diese bequeme, egoistische Starrheit zu überwinden und die Bedürfnisse des Partners so ernst zu nehmen wie die eigenen, so dass beide gemeinsam einen Kompromomiss finden, wie sie mit den unterschiedlichen Bedürfnissen umgehen.
Beide müssen sich aufeinanderzubewegen und keiner sollte sich auf seinem „Ich bin eben so“ ausruhen.
Soviel zur Theorie.
Nun ist es im konkreten Fall wahrscheinlich gar nicht so, dass Helgas Partner ihre Bedürfnisse egal wären und er sich sagt: „Wir schlafen nur dann miteinaner, wenn ich es will“. Sex sind keine Haushaltsverrichtungen, über die man sich einigen könnte, sondern Sex ist psychologisch sehr komplex und hat einen unglaublichen Einfluss auf die Beziehung. Drängen, Verzichten, verschiedene Erwartungen - all das ist schädlich für die Beziehung.
Ich tendiere auch dazu, dass Helga sich fragen muss, ob sie mit so wenig Sex leben kann oder nicht. Ich sehe hier auch wenig Möglichkeiten, etwas an der Situation zu ändern.
Ich teile also deinen Rat, finde aber die Begründung dafür, besonders in ihrer allgemeinen Formulierung, nicht richtig.
Wenn ich sage wenig Möglichkeiten, dann absichtlich „wenig“ statt „keine“. Denn Verführung ist eine Möglichkeit. Eine sehr effektive, nur weiß ich nicht ob Helga verführen kann. Diese Verführung begönne im Nicht-Sexuellen. Ich meine damit nicht, in Dessous und Schlafzimmerblick herumzulaufen, sondern mit einer Push-Pull-Taktik Verunsicherungen zu wecken, die er mit Sex verringern kann.
Das ist natürlich strategisch, man wird MANIPULATION schreien usw. Es ist auch nicht jedem gegeben, so zu agieren und es liegt einiges Risiko darin, aber das wäre eine Möglichkeit.
Viele Grüße, Tychi