Der mit Abstand größte Gläubiger der USA ist nach wie vor
Japan, dessen Unternehmer und Mittelstand aufgrund der langen
heimischen Stagnation, die erst kürzlich zu Ende gegangen ist,
keine besseren Anlagemöglichkeiten für ihr Kapital zu finden
scheinen. Mit 577,1 Milliarden Dollar standen die USA Ende
Januar im Land der aufgehenden Sonne in der Kreide, eine
beachtliche Steigerung gegenüber Januar 2003, als es erst 385
Milliarden waren. In der Gläubigerhitliste folgen die
Volksrepublik China (147,8), Großbritannien (122,7),
karibische Steueroasen (69,7), Hongkong (61,8), Taiwan (48),
und Deutschland (47,2).
Da geht ja wieder einiges durcheinander. Fangen wir vorne an: Das Handelsbilanzdefizit wird mitnichten nur mit Krediten gedeckt, sondern generell mit Mittelzuflüssen. Dies können Kredite sein, aber auch der Erwerb von Eigenkapital (also Aktien oder gleich ganz Unternehmen).
Die Länder des Mittleren Ostens (hier platt Ölstaaten genannt), haben sich seit den 70ern in Westeuropa und Amerika ein feines Portfolio von Anteilen zusammengekauft. Naja, einige Länder sind jetzt nicht mehr so gut gelitten, wie andere bzw. wie vor ein paar Jahren, weswegen Thyssen ja nun auch einen Aufsichtsrat vor die Tür setzt, ohne den es das Unternehmen vermutlich gar nicht in dieser Form geben würde. Egal.
Kommen wir nun zu den Kredigebern. Woher genau haben die „karibischen Steueroasen“ (etliche Länder, die als karbische Steueroasen bezeichnet werden, liegen nicht in der Karibik und „karibische Steueroase“ ist ein genauso platter Begriff wie „Ölstaat“) denn das viele Geld? Nun ist ja auch möglich, daß die Zahlen gar nicht dem jeweiligen Land zugeordnet werden (können), sondern daß das nur das Herkunftsland der Zahlung ist bzw. das Sitzland des Gläubigers. Wenn ich eine US-Staatsanleihe kaufen würde (was ich niemals täte), dann wäre ja auch nicht Deutschland Gläubiger sondern ich.
Wer steckt also hinter den Krediten aus den „karibischen Steueroasen“? Jedes Unternehmen dieser Welt, das mehr als 50 Mrd. Euro Umsatz macht und etwas auf sich hält, unterhält auf den Caymans, auf Curacao oder in Surinam eine Finanzierungstochter, die zentraler Umschlagsplatz für Konzernzahlungen und Investmentmentaktivitäten ist. Wenn also die USA (bzw. die US-Wirtschaft) in der Karibik Schulden hat, betrifft das weniger reiche Länder wie Haiti oder Jamaica, sondern eher Unternehmen wie … - naja, das sollen erst mal genug Details gewesen sein.
Gruß,
Christian