Guten Morgen Imre,
ich bin gerade 40 geworden
ich hätte es zwar auch nicht gedacht, aber glaube mir, Du bist nicht der einzige Mensch, der nach seinem 40. Geburtstag anfängt, sein Leben kritisch zu betrachten. 
und hatte in meinem ganzen Leben
noch keine feste Beziehung.
Keine Gelegenheit? Ängste ob Deiner Homosexualität? Zu lange (wie unten beschrieben) im Single-Dasein eingenistet?
Vor einigen Jahren hatte diese Kollegin schon einmal ein Auge
auf mich geworfen. Ich fand sie damals nicht besonders
sympathisch und habe sie deswegen so gut es ging ignoriert.
Das heißt, obgleich ihr mittlerweile befreundet seid, weiß sie nichts von Deiner Homosexualität?
Inzwischen mag ich sie sehr gerne und könnte mir vorstellen,
eine Beziehung mit ihr anzufangen.
Was versprichst Du Dir von dieser Beziehung? Einfach, um überhaupt eine zu haben? Wenn Du sie wirklich so gerne hast, kannst Du vor Dir vertreten, dass Du ihr ob Deiner sexuellen Neigung letztlich nie das geben kannst, was sie sich von einer Beziehung erhofft? Oder schätzt Du sie ähnlich „pragmatisch“ ein, nach dem Motto: „Besser als gar nichts!“?
Mein Problem ist nun, dass ich mich eigentlich schon damit
abgefunden habe, ewig Single zu sein,
Wie wird mir (als Witwe) immer wieder gesagt: Sag niemals nie! 
und mein Leben
dementsprechend eingerichtet, auch wenn ich damit nicht
glücklich damit bin.
Aber meinst Du, dass Du in einer Beziehung, die Dich langfristig nicht befriedigen kann, glücklich wirst? Meinst Du, dass glücklich wirst, wenn Du selbst einen Menschen unglücklich machst?
Zum anderen bin ich hunterprozent
überzeugt, dass ich schwul bin!
Eben! Das ist ja in diesem Zusammenspiel nicht unwesentlich. Wenn Du meinst, bi zu sein, sieht es natürlich anders aus. Findest Du die Frau denn erotisch, begehrst Du sie?
Nun empfinde ich aber auf jeden Fall etwas für diese Kollegin
und überlege, wie ich mich verhalten soll, wenn wir uns näher
kommen sollten/könnten.
Auf jeden Fall mit offenen Karten spielen - dann kann sie sich überlegen, ob sie sich darauf einlässt.
Einerseits wünsche ich mir eine Partnerschaft, andererseits
habe ich irgendwie auch Angst davor, weil es mein komplettes
Leben durcheinanderbringen würde und ich nicht sicher bin, ob
ich bereit wäre, derartige Veränderungen mitzumachen.
Das ist ja dann eher ein grundsätzliches Problem und hat weniger etwas mit dieser besagten Frau zu tun. Aber glaube mir, wenn es der richtige Mensch ist, ist man auch für Veränderungen offen! 
Außerdem
könnte es doch auch sein, dass ich mir endlich einen Partner
wünsche und vielleicht nur deshalb eine Beziehung eingehen
würde.
Wäre auf jeden Fall naheliegend.
Da wir uns täglich auf der Arbeit sehen, stelle ich es mir
auch blöd vor, wenn wir uns nach ein paar Wochen wieder
trennen würden, weil ich dann merke, dass eine Beziehung doch
nichts für mich ist.
Das sehe ich auch so. Und das ist noch eine ganze andere „Baustelle“. Ich ließe mich auf diese „Sache“ wirklich nur ein, wenn Du Dir 100-prozentig sicher bist - und das bist Du eben nicht!
Ich (Anfang 40) nehme mich jetzt mal als Beispiel, vielleicht findest Du Dich etwas wieder. Ich bin seit fast einem Jahr Witwe und hatte seit Ewigkeiten keinen Sex mehr. Eine Beziehung kann ich mir ob meiner Lebensumstände (die auch recht „eringefahren“ sind) nicht vorstellen.
Ein alter Freund hat mir Avancen gemacht, aber er steckt in einer Beziehung, so dass das für mich ein „No-Go“ ist.
Ein Uralt-Freund (wir sind zusammen zur Grundschule gegangen) wäre für mich ein „Kandidat“, was ich ihm auch ziemlich deutlich zur verstehen geben habe - lach, ich habe ihn etwas verschreckt. Und wenn ich ehrlich bin, hätte ich ihn auch nur für unverbindlichen Sex, bei dem ich noch nicht einmal weiß, ob dieser gut wäre, missbraucht. Da trinke ich lieber ab und an mit ihm als guten Freund ein Bier/Wein.
Mir wurde vor ein paar Monaten hier mal geraten, ich solle mich an „neue“ Männer halten und nicht die alten „missbrauchen“. Die Leute haben Recht, auch wenn das Alte manchmal einfacher erscheint.
Liebe Grüße
Kathleen