'Europa' mit oder ohne Artikel

Guten Tag!

In Grammatiknachschlagewerken ist das Wort „Europa“ ohne Artikel. Aber man hört und liest „das Europa“. Ist es nun falsch, „Europa“ mit Artikel zu verwenden?

Im Duden steht sogar Folgendes:

1Eu|ro|pa; -s: 1. als Erdteil angesehener westlicher Teil Eurasiens. 2. Staatenkomplex, der durch einen Zusammenschluss der europäischen Staaten entstehen soll: sich für E. (einen Zusammenschluss der europäischen Staaten) einsetzen.

Danke

hallo.

Aber man hört und liest „das Europa“.

hab ich noch nie gelesen. bist du sicher, daß nicht „dass europa…“ gemeint war?

Ist es nun falsch, „Europa“ mit Artikel zu verwenden?

Im Duden steht sogar Folgendes:

1Eu|ro|pa; -s:

also müßte es auch „das deutschland“ heißen…?

hier steht ein bißchen was dazu, bezieht sich allerdings auf länder und regionen:
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/fragen-an-…
einheitliche regeln gibt’s demnach nicht.
und „wie ist die lage in dem europa?“ klingt einfach nicht schön.
aber: „wie war die lage im europa des 18. jahrhunderts?“ ist richtig und klingt auch gut.

gruß

michael

Hallo, Nadja,

Ländernamen, Städtenamen, Regionen etc. stehen mit dem sächlichen Artikel, wenn sie von einem Attribut begleitet werden

also: das Europa des 18. Jahrhunderts
das Paris der Musetten und der Boheme
das zusammengewachsene Deutschland.
Ein Amerika der Widersprüche

Ohne Attribute wird z.B. Europa (!) ohne Artikel verwendet.

Es gibt aber auch Länder, die immer einen Artikel haben müssen:
die Schweiz, die Türkei, die Bretagne, der Libamon, etc.
und Länder, die im Plural stehen: die Niederlande, die Philippinen, etc.

Gruß, Maresa

Moin,

Es gibt aber auch Länder, die immer einen Artikel haben
müssen:
… die Bretagne, …

damit machst Du Dich höchst beliebt bei den Bretonen! :wink:

Gandalf

1 „Gefällt mir“

Servus:smile:)

damit machst Du Dich höchst beliebt bei den Bretonen! :wink:

das kommt davon, wenn man in Eile schreibfaul ist…
das gilt natürlich nicht nur für Länder, sondern auch für Regionen und Landschaften…

Schauderbar, müßten wir sagen: ich fahre nach Toscana und dann nach Allgäu…*g*

Sei gegrüßt aus dem Waldviertel, J.

Hallo Michael!

hab ich noch nie gelesen. bist du sicher, daß nicht „dass
europa…“ gemeint war?

aber: „wie war die lage im europa des 18. jahrhunderts?“ ist
richtig und klingt auch gut.

Aber hier verwendest du „Europa“ mit Artikel „im Europa des 18. Jahrhunderts“

Oder ist „in Europa des 18. Jahrhunderts“ eher richtig?

Grüße und Danke für die Antwort

Hi,

damit machst Du Dich höchst beliebt bei den Bretonen! :wink:

das kommt davon, wenn man in Eile schreibfaul ist…

mir ist es auch nur aufgefallen, weil ich ein großer Freund dieses wunderbaren Stücks Erde bin.

Gandalf

Hallo, Nadja,

Aber hier verwendest du „Europa“ mit Artikel „im Europa des
18. Jahrhunderts“

Hier gilt die Regel, die ich oben erklärt habe: Das Europa des 18. Jahrhunderts
In dem = im Europa des 18. Jahrhunderts.

Oder ist „in Europa des 18. Jahrhunderts“ eher richtig?

Nein, das ist falsch.
In Europa könntest du sagen, hätte es kein Attribut.

Z.B. ich reise in Europa immer mit dem Zug, in Europa waren gestern Wahlen in Deutschland und eine Volksabstimmung in der Schweiz.

aber: im (in dem=Artikel) wiedervereinten (=Attribut) Deutschland waren gestern nicht die ersten Wahlen seit der Vereinigung.

Gruß, Maresa

3 „Gefällt mir“

Demat,

Es gibt aber auch Länder, die immer einen Artikel haben
müssen:
… die Bretagne, …

damit machst Du Dich höchst beliebt bei den Bretonen! :wink:

eher nicht. Das ist ein Gallizismus (deutsche Übersetzung von ‚la Bretagne‘). Die Eigenbezeichnung ‚Breizh‘ ist hingegen ohne Artikel. Genus von ‚Breizh‘ ist zwar tatsächlich weiblich; das zeigt allerdings nicht ein Artikel (wie in keltischen Sprachen generell nicht) sondern geht aus der Anlautmutation b -> v (Lenition) hervor.

Im Brezhoneg sind generell Ländernamen ohne Artikel, wenn der Ländername nicht als Lehnwort aus einer anderen Sprache (idR aus dem Französischen) übernommen wurde. Das gilt auch für ‚Frankreich‘ selbst - entweder die herkömmliche Bezeichnung ‚Bro C’hall‘ ohne Artikel oder als Lehnwort ‚ar Frañs‘ mit Artikel (entsprechend ‚la France‘).

Wie im Deutschen gibt es bei Ländernamen, die im Plural stehen, auch im Brezhoneg einen Artikel: die Niederlande / an Izelvroioù. Die Bezeichnung ‚Europa‘ kam ins Brezhoneg über Frankreich, mithin hat sie wie im Französischen (l’Europe) einen Artikel: ‚an Europ‘.

Okay, das gehört eher ins Fremdsprachenbrett. Zum Thema ‚deutsche Sprache‘ gehört eigentlich nur, dass die Bretagne ziemlich sicher eine Anleihe aus dem Französischen ist. Wäre mal interessant, wie eigentlich die Schweiz und die Türkei zu ihrem weiblichen Geschlecht gekommen sind …

Kenavo,
Ralf

1 „Gefällt mir“

Servus, Ralph,

hochinteressant, wie immer…*lächel*…dein Artikel.

Das ist ein Gallizismus (deutsche Übersetzung von
‚la Bretagne‘).

Ich denke mal, dass viele der deutschen Bezeichnungen für die wenigen Namensbezeichnungen fremder Gegenden, die mit dem Artikel stehen müssen, -izismen sind.

Die Eigenbezeichnung ‚Breizh‘ ist hingegen
ohne Artikel. Genus von ‚Breizh‘ ist zwar tatsächlich
weiblich; das zeigt allerdings nicht ein Artikel (wie in
keltischen Sprachen generell nicht) sondern geht aus der
Anlautmutation b -> v (Lenition) hervor.

Im Brezhoneg sind generell Ländernamen ohne Artikel, wenn der
Ländername nicht als Lehnwort aus einer anderen Sprache (idR
aus dem Französischen) übernommen wurde. Das gilt auch für
‚Frankreich‘ selbst - entweder die herkömmliche Bezeichnung
‚Bro C’hall‘ ohne Artikel oder als Lehnwort ‚ar Frañs‘ mit
Artikel (entsprechend ‚la France‘).

Sprichst du denn Brezhoneg (da waren wir neulich bei den fast ausgestorbenen Sprachen schon mal)??? Faszinierend!

Zum Thema
‚deutsche Sprache‘ gehört eigentlich nur, dass die Bretagne
ziemlich sicher eine Anleihe aus dem Französischen ist.

Siehe oben.
Das Deutsche hat sich aber natürlich selbst auch Regeln geschaffen - z:b.
dass Länder auf -ei immer weiblich sind. Türkei, Walachei,

Wäre
mal interessant, wie eigentlich die Schweiz und die Türkei zu
ihrem weiblichen Geschlecht gekommen sind …

Vorstellen könnte ich mir, dass Namen, die sich aus vorrömischer Zeit via Latein erhalten haben, das Geschlecht weiterbehalten bis heute - oder aber dass man beim Artikel die „Staatsform“ mitdenkt.
Wahrscheinlich muss man das bei jedem einzelnen Länder- oder Regionennamen gesondert untersuchen.

Ganz interessant wenn du es nicht eh schon kennst - finde ich das hier:
http://homepage.glattnet.ch/qed/namen_rs.htm

Schönen Tag und Gruß aus dem Waldviertel, J.

Nachfrage

Ländernamen, Städtenamen, Regionen etc. stehen mit dem
sächlichen Artikel, wenn sie von einem Attribut begleitet
werden

… also das erdölreiche Iran, das wüstenartige Tschad , das terrorverdächtige Jemen und das riesengroße USA…

muss wohl umdenken…

Gruß

Hummel

Servus,

… also das erdölreiche Iran, das wüstenartige Tschad , das
terrorverdächtige Jemen und das riesengroße USA…

muss wohl umdenken…

Nöö, musst du nicht.

Das gilt selbstverständlich nur für die Länder-Städte-Regionennamen, die nicht sowieso mit Artikel verwendet werden.

Diese sind:
der: Iran, Irak, Jemen, Kongo, Libanon, Niger, Oman, Senegal, Sudan, Tschad, Vatikan

die (Sg): Dominikanische Republik, Elfenbeinküste, Demokratische Republik Kongo, Republik Kongo (aber: der Kongo!), Mongolei, Schweiz, Slowakei, Ukraine, Türkei, Zentralafrikanische Republik

die (Pl.): Bahamas, Färöer Inseln, Kapverdische Inseln, Komoren, Malediven, Niederlande, Philippinen, Salomonen, Seychellen, USA, Vereinigten Arabischen Emirate, Vereinigten Staaten (von Amerika) [=die USA!]

Es heißt also der Tschad und nicht „Tschad“ solo…also muss man mit einem Attribut nicht „das“ hinzufügen.
Es heißt der Jemen und die USA…die bereits bestehenden Artikel werden normal dekliniert:

Ich komme aus den flachen Niederlanden bleibt auch ohne flach „ich komme aus den Niederlanden“. Ich fahre in die Vereinigten Arabischen Emirate bleibt auch mit Attribut !ich fahre in die gastfreundlichen, aber heißen Vereinigten Arbabischen Emirate.

Aber es heißt nicht derdiedas Paris…sondern nur Paris…ich fahre nach Paris (ohne Artikel), aber in das Paris nach der Julirevolution (+ Attribut) kann ich mich nicht zurückbeamen:smile:)

Alles klar jetzt?

Gruß, Maresa

4 „Gefällt mir“

Stadt-Land-Fluss
der Vollständigkeit halber:

es ist mir keine Stadt eingefallen, die mit einem Artikel steht (außer eben mit Attribut)

Bei Regionen scheint es kaum eine feste Regel zu geben - aber ich weise auf den Artikel von Ralph weiter unten hin - die deutschen Artikel müssen nicht ident mit den landessprachlichen sein . manche sind weiblich (alle auf -ei), manche männlich, manche auch ohne Artikel.
die Lombardei, die Normandie, die Rhön
das Elsass, das Allgäu (obwohl es der Gau heißt) aber der Besengau, das Limousin
der Lallinger Winkel, der Harz, der Spessat
Trentino, Hessen, Tirol, Ligurien,
u.s.w.

Flüsse haben immer einen Artikel, aber es gibt, soweit ich weiß, keine Regel, warum es der Rhein, aber die Donau, der Inn und die Fulda heißt. Aber immerhin kann man Fulda und die Fulda unterscheiden:smile:)
Flussnamen an sich habe eine eigene Etymologie, die oft aus alten Wörtern für Wasser, Sumpf, oder aber z.B. lateinische Bezeichnungen (albia=weiblich=weiß=helles Wasser=Elbe) resultiert. Manchmal hat sich dann alles verschoben:smile:
So war die Donau (indogermanisch danu=fließendes Gewässer), bei den alten Römern männlich (danubius), bei den Germanen verschmolz sie mit -ouwe (=Aue) und wurde weiblich.

1 „Gefällt mir“

es ist mir keine Stadt eingefallen, die mit einem Artikel
steht

Den Haag. Auch wenn der Artikel heute in den seltensten Fällen übersetzt wird. In älteren Texten liest man das durchaus noch.

  • Ich lebe im Haag.

http://www.duden.de/rechtschreibung/Haag__Den

Ansonsten fallen mir nur Stadteile ein - in München zum Beispiel das Lehel, die Au und am Harras.

Gruß,
Max

Servus, Max,

pingelte man jetzt herum, müßte man ja sagen: hier gilt alles, was über „Gegenden“ bereits gesagt wurde, den etymologisch ist Den Haag ja keine Stadt:smile:)

Den Haag. Auch wenn der Artikel heute in den seltensten Fällen
übersetzt wird. In älteren Texten liest man das durchaus noch.

Ja, ich kenne das auch noch, aber vor allem ist mir ‚s-Gravenhage durchaus ein Begriff und ich wundere mich - hab‘ das gerade in wiki gelesen - dass erst seit 1990(!) der Gemeindename „Den Haag“ kontinuierlich verwendet wird.

Ansonsten fallen mir nur Stadteile ein - in München zum
Beispiel das Lehel, die Au und am Harras.

Ja, da gibt es jede Menge - sowohl im „echt“ Deutschen, als auch in der Übersetzung, die sich dann die jeweiligen Artikel „zurechtbiegt“ oder sie eben aus der Ursprungssprache übernimmt. Hier gilt, was über „Regionen, Gegenden“ gesagt wurde: die stehen mit allen Artikeln und manchmal auch ohne.

Ein recht interessantes Thema insgesamt.

Lieben Gruß aus dem Waldviertel, J.

1 „Gefällt mir“

Wäre
mal interessant, wie eigentlich [… und] die Türkei zu
ihrem weiblichen Geschlecht gekommen sind …

Vielleicht müsste man da mal nachforschen, ob die nicht nach dem Muster Lombardia -> Lombardie -> Lombardei (also über die Lautverschiebung) zu ihrer heutigen Form unter Beibehaltung des Genus - und spätere über Analogiebildung (z. B. Transkei) gekommen sind.
Beste Grüße!
H.

den etymologisch ist
Den Haag ja keine Stadt:smile:)

Ja. :smile:

Auch bei den Stadteilen findet man in der Etymologie dann häufig einen Grund, warum hier der Arikel steht - der „Harras“ ist ein Platz, die Au war früher genau das: nämlich eine Au (der Isar).

Gruß,
Max

Servus,

es ist mir keine Stadt eingefallen, die mit einem Artikel steht (außer eben mit Attribut)

gelten auch solche mit klein geschriebenem Artikel im Genitiv: s’-Hertogenbosch? Dort hat u.a. der Fußballverein „FC Den Bosch“ den Herzog schnöde weggelassen, und netterweise spricht man das dann wohl wie „Dem Bosch“. Sagt man da dann „Ik woon in Den Bosch“ oder „Ik woon in het Bosch“?

Rätselt

Dä Blumepeder

Servus, du, dem manche Dinge a ka Ruah ned lassen*g*

gelten auch solche mit klein geschriebenem Artikel im Genitiv:

sie gölten, wären sie nicht, wie im Falle s’-Hertogenbosch, ebenfalls etymologisch keine Stadt.
Wie Den Haag. Mein Nederlandse taal ist zwar nicht existent, aber dass da irgendwie mal ein Herzog im Busch war, verstehe sogar ich. Ich würde das daher - pingelig, wie schon bei Max’ Den Haag, auch s’-Hertogenbosch eigentlich unter die Flur- oder "Gegenden"namen zählen und daher mit verschiedenen Artikel verwenden und die jeweiligen Artikel zumindest auf Deutsch auch deklinieren

Sagt man da dann „Ik woon
in Den Bosch“ oder „Ik woon in het Bosch“?

Keine Ahnung. Bei uns in der Gegend gibt es einen alleinstehenden Hof, mitten in Feldern (die bei uns noch Anger, ebenso wie der Dorfplatz genannt werden) und sonst weit und breit nix. Die Leuts dort sind „aus der Anger“. Wieso der Anger da plötzlich ein Weiblein ist, habe ich auch nach 30 Jahren nicht herausgekommen können - liegt aber vielleicht auch daran, dass die Leutln das „Problem“ nicht wirklich als solches erkennen…*lach*

Sei gegrüßt
j.

Ei Hallo,

da hab ich noch zwei nette Exempel aus Mannheim: Der Vorort Schönau im Norden, nie selbständig gewesen, heißt „die Schönau“ und wird als Bezeichnung eines Gebietes regelmäßig mit Artikel verwendet, während die Leute aus Neckarau im Süden, bis 1899 selbständige Gemeinde, durchaus indigniert reagieren, wenn man naiv von „der Neckarau“ spricht. Da steht der Wegfall des Artikels für den Übergang von der Bezeichnung einer Gegend zur dörflichen Selbstverwaltung mit eigenem Ortsnamen.

Schöne Grüße

MM

1 „Gefällt mir“