Abwehrmechanismen
Hi,
da mir das Psychobrett eher laienhaft erscheint.
Deine beiden Beispiele haben die Signatur eines sog. „Abwehrmechanismus“. Das ist ein Begriff, besser: ein Konzept, aus der Psychoanalyse, das einem Laien allerdings notwendig unüberschaubar ist.
Indem ich es unter Abwehrmechanismus subsumiere, will ich keineswegs Brandens Vorschlag widersprechen. Würde es, wenn schon, dann aber eher unter die histrionische oder noch eher die narzißtische Persönlichkeit einordnen, als unter die schizoid akzentuierte.
Das Angedeutete ist allerdings eh weniger eine Signatur einer generellen Persönlichkeitsstruktur, als vielmehr eine thematisch oder situativ induzierte Verhaltensart.
Dein Beispiel von Abwehr:
stellt sich … mit Verve als Superchecker dar … ist aber de facto ein Loser.
würde ich spezieller bei einer narzißtischen (= narzißtisch verletzten) Persönlichkeit suchen und dann als „Verleugnen“ oder „Repression“ interpretieren. Vielleicht aber auch unter „Suppression“, die allerdings nicht unter die Abwehrmechanismen zählt. Unterscheiden kann das ein ungeübter Beobachter allerdings nicht, und aus der bloßen interaktionslosen Beobachtung heraus sowieso nicht.
Das andere Beispiel:
innerlich komplett verknallt, ja besessen von einer anderen Person, zeigt sich dieser aber … gleichgültig oder aggressiv und verächtlich ablehnend.
dürfte dagegen eine sog. „Reaktionsbildung“ („aggressiv“, „verächtlich ablehnend“) sein oder eine sog. „Verneinung“ („gleichgültig“ oder „ignorierend“). Beides deutet deutet jedoch erst recht nicht in die Richtung einer generellen Persönlichkeitsstruktur (oder Persönlichkeitsstörung), sondern dürfte einfach eine person- oder problembezogene Bewältigungsstrategie der (offenbar verhinderten) positiv überwältigenden affektiven Impulse sein.
Der Punkt ist, dass in solchen Momenten diese
Personen so echt wirken, dass man kaum glauben kann, dass die
psychologische (oder soziale) Wahrheit eine völlig andere ist, diametral entgegengesetzt.
Genau das ist die Eigenschaft einer bestimmten Gruppe von Abwehrmechanismen.
Zur Illustration nenne ich J. Edgar Hoover (früherer
FBI-Chef), der ein gefürchteter Schwulenjäger war, selbst aber
an Homogruppensex aktiv teilnahm (Details sind bekannt).
Das ist ja nun ein völlig anderer Typ von Beispiel. Hier dürfte wohl eher eine politische Opportunismus-Taktik oder eine Intrigenstrategie eine Rolle spielen.
Wichtig bei meiner Fragestellung ist der Punkt, dass die in
Frage stehende Person … zumindest in diesen Moment auch selbst davon überzeugt ist
Das kann ein ungeschulter Beobachter gar nicht entscheiden.
(hier dürfte Angst ein Motiv sein). Es geht NICHT um eine
bewusste Show, sondern um ein zwanghaftes, unbewusst gesteuertes Verhalten.
Mit neurotischem Zwang haben alle deine Beispiel nichts zu tun. Und ob es unbewußt ist, läßt sich eh nicht sagen ohne ein ganz spezifisches Interaktions-Setting. Nur, falls das Verhalten unbewußt ist (was wir aber aus den Beispielen allein nicht entscheiden können, auch du nicht), sind es Abwehrmechanismen. Wenn sie nicht unbewußt sind, sind es schlicht sozialinteraktive Taktiken.
Vielleicht finden sich im Dunstkreis von Zwangsneurose,
Psychose oder Schizophrenie irgendwelche klinischen Begriffe,
die solche Phänomene beschreiben.
Damit hat das Ganze nun wiederum überhaupt nichts zu tun.
Gruß
Metapher