Hi,
Man fragt sich dann aber was ihr dennoch falsch macht. Wenn
ihr so gut seid und so alltägliche Anforderungen habt weil es
nur um Sachbearbeiter geht, kann es kaum sein dass sich
niemand findet der zu solch guten Konditionen arbeiten will.
Da fragt einfach der Menschenverstand: Was macht ihr dennoch
falsch?
Weil wir rel. Exoten suchen, die bereit sind, etwas abseits
des „normalen“ für die gesuchte Ausbildungsrichtung tätig zu
werden. Ist nicht unriskant, warum ich durchaus nachvollziehen
kann, warum sich in einem sowieso für Arbeitgeber engen
Arbeitsmarkt nur begrenzt Leute für die Aufgabe interessieren.
Ohne das jetzt in eine allzu theoretische Klein-Klein-Diskussion ausarten zu lassen: schriebst du nicht dass es um stinknormale Sachbearbeiter geht? Also doch nicht ganz so durchschnittlich… Aber egal.
Es wird ja immer gerne von Angebot und Nachfrage gesprochen. Wenn ihr niemanden findet, stimmt dann offenbar die Bezahlung nicht? Wobei es sicherlich sein kann dass es in deinem geschilderten Fall einfach blöd läuft - dann aber als Folge gesellschaftlicher Trends, die es in diesem Land nicht schlau erscheinen lassen sich allzu sehr zu spezialisieren, wenn man nicht sicher sein kann den Arbeitsplatz für’s Leben zu bekommen oder sein Wissen später gewinnbringend weiter verwenden zu können. Da das nicht mehr wahrscheinlich ist, haben die Leute ja auch Recht wenn sie sich eher im Mainstream der Branche bewegen, anstatt sich bei euch auf Wege zu begeben, die einem anderswo eher wenig nutzen.
Es gibt auch noch andere Unternehmen, die
nicht ganz so zugschüttet werden, sondern sich deutlich mehr
bemühen müssen, adäquate Bewerbungen zu erhalten.
Was die Frage aufwirft: warum ist das so? Warum erwartet man dass der Markt perfekte Bewerber bieten müsse, anstatt Leute mit Potential entsprechend auszubilden und sich das Gejammer über unpassende und fehlende Bewerber zu sparen?
Ich finde schon dass es ein typisch deutschen Phänomen ist, sich an Papieren aufzugeilen und pingelig über die Form der Bewerbung zu schwadronieren, anstatt sich Leute mit Grundvorraussetzungen einfach anzuschauen und mal machen zu lassen. Es zeigt sich dann sehr schnell wen man brauchen kann und wen nicht.
Christian hat ja schon ein paar Sätze dazu geschrieben. Es
geht mir schlicht darum, dass ich
a) mein Unternehmen und die ausgeschriebene Stelle in der
Bewerbung wiedererkenne
b) vollständige,
c) saubere und
d) grammatikalisch korrekte Unterlagen erhalte.
Ich verstehe was du meinst und stimme zu dass ein Bewerber, der es ernst meint, nicht damit überfordert sein sollte „ordentliche“ Unterlagen vorzulegen.
Zwischen „angemessen ordentlich“ und „bis zum letzten i-Punkt perfekt nach DIN-Norm“ klafft aber eine breite Spanne.
Selbst Akademiker schreiben nicht perfekt fehlerfrei, haben nicht immer Top-Zeugnisse und haben Schwächen. Wieso nimmt man es nicht hin wenn jemandes Stärken eben nicht die Anfertigung einer steril perfekten Bewerbungsmappe sind?
Letztlich wird es IMHO immer zu zugespitzt gesehen; gehen Stellen unter der Hand weg sitzen problemlos völlige Vollhorste auf einer Stelle, gibt es eine öffentliche Ausschreibung, machen das Rennen sehr oft die überperfekten Streber, über deren menschliche und überhaupt tatsächliche Qualität die Mappe mit dem unangreifbaren Outfit absolut nichts sagt.
Sorry, ich habe keine Lust mit Leuten zusammenzuarbeiten, die
offenbar weder die an sich einfache Aufgabe einer Bewerbung
verstehen noch bereit sind, auch nur 2 Minuten Arbeit zu
investieren, mir das Leben durch verständliche, lesbare und
klar strukturierte Unterlagen zu erleichtern.
Aber hier legst du mit dem Stellen unnötiger Anforderungen los. Es ist klar dass irgendeine Selektion stattfindet und dass die naturgemäß nicht unerheblich an der Art der Präsentation eines Bewerbers festgemacht wird.
Aber vom Grundgedanken her stellst du hier Grundsatzansprüche, die sich nicht allein an den Anforderungen der konkreten Arbeit bemessen, sondern du unterstellst dass Fähigkeit und Wille zu einer perfekten Bewerbung zugleich für die Fähigkeiten und den Einsatzwillen in ganz anderen Bereichen stehen. Es mag manchmal Zusammenhänge geben, keine Frage. Aber dennoch wird es hierzulande weit übertrieben…
Weiterhin habe ich absolut keine Lust, dass sich meine Kunden,
meine Lieferanten und meine Kollegen totlachen, weil meine
Mitarbeiter - obwohl z.T. Akademiker - Texte aus Faulheit
hinrotzen.
OK, aber es gibt genauso den Fall dass Leute schöne Bewerbungen loslassen, sich aber dennoch später dahin entwickeln ein derartiges Verhalten zu zeigen. Ich bestreite einfach dass du anhand der Bewerbung die fachlichen (und sozialen) Kompetenzen eines Menschen auf ganz anderen Arbeitsfeldern erkennen kannst. Manchmal mag es stimmen, aber manchmal auch nicht.
Ja, ich schließe durchaus von der Form der Bewerbung auf die
Akkuratheit und Fokusiertheit der allgemeinen Arbeitsweise.
Unabhängig von Noten (s. meine Anmerkung zu Akademikern oben).
Finde ich sehr gewagt - oder klarer: abwegig. Solche „Wenn-dann“-Verknüpfungen funktionieren bei Maschinen, aber nicht bei Menschen.
Ich brauche auch nicht eine Bande von Highpots, die nach 2
Jahren reissaus nehmen, ich brauche keine Intelligenzbestien,
die durch meine Aufgaben gelangweilt sind. Ich will einfach
Leute in meinem Team haben, die ich auf die Umgebung
eigenständig loslassen kann und mit denen die Zusammenarbeit
Spass macht.
Und das zeigt sich bei deinen Mannen durch das geduldige Papier der Bewerbung? Meine Erfahrung sagt: lass’ die Leute antanzen, mitmachen, und dann merkt man schnell wer fachlich und menschlich „reinpasst“ und wer nicht.
Ja, natürlich. Wenn Du aber jemanden mit Spezialwissen oder
Berufserfahrung brauchst, wirst Du damit nicht weiterkommen.
Beispiel: Vertriebsmitarbeiter, Projektleiter o.ä. Stellen, wo
Du schlicht viel riskierst, wenn Du einen Frischling
draufsetzt.
Und die Gefahr einer Blamage bleibt aus wenn man jemanden mit schönen Referenzen einstellt? Wer sagt dir, dass derjenige in deinem Laden so gut ist, wie er anderswo war - oder besser: behauptete zu sein?
Vielleicht setzt man auf so exponierte Stellen auch grundsätzlich keine neuen Leute, sondern lässt sie sich erstmal im eigenen Unternehmen entwicklen…?
Ganz simples kleines Alphabet: wir haben 2 Millionen Arbeitslose und 20 Millionen (einfach ne Zahl, muss nicht stimmen, es geht mir um das Prinzip) „Unzufriedene“, die lieber heute als morgen wechseln würden um in einem anderen Unternehmen besser passende Umstände zu erleben.
Anstatt das zu nutzen beklagen Unternehmen immer dass sie keine geeigneten Mitarbeiter fänden…
Kann es vielleicht auch daran liegen dass keineswegs Angebot und Nachfrage den Markt regeln (das war ja nicht meine Überzeugung, sondern ich habe das benutzt weil es „euer“ Argument ist…), sondern Unternehmen in der weit besseren Position sind und sich nur einen Arbeitsmarkt, Umstände und Bewerber geschaffen haben, über die sie sich jetzt beklagen?
Gruß,
MecFleih