Hallo Günter,
Niebel hat die Vorstellung, die ich durchaus für realistisch
ansehe und auch umsetzbar, diese Mammut-Behörde zu zerschlagen
und die Aufgaben der Vermittlung auf die Kommunen zu
verteilen.
Ja-ja, hört sich alles prima an (auf den ersten Blick aber nur). Mit Hartz IV sind extrem umfangreiche Umstrukturierungen und Fusionen vorgenommen worden, aber eben auf den unterschiedlichsten Ebenen. DIE Bundesagentur für Arbeit ist doch gar nicht mehr das Gleiche, wohin sich Arbeitssuchende wenden, sondern Landesanstalten. Hier von EINEM großen GANZEN zu reden allein ist schon UNREALISTISCH.
Deshalb greift für mich Niebels Vorstellung ins Leere. Und da der Mann nicht unwissend oder gar dumm ist, unterstelle ich ihm einen netten kleinen Paukenschlag für seine Antrittsrede, wohlwissend, dass daraus sowieso nichts werden kann/wird…
DAS ist das für mich Frustrierende. Parolenklopfer gibt’s es doch nun wirklich genug. Obwohl ich natürlich auch weiß, dass in Grundsatzreden keine tiefsinnigen Projekte gehören können…
Dass diese Umverteilungen und Zuständigkeit schon
heute erfolgreich funktionieren zeigt doch das Beispiel Hartz
IV, wo Landkreise, Stadtkreise, Große Kreisstädte selbst über
die Sozialreferate eingliedern können.
Siehe oben. Und die Kommunen haben sich fleißig ihrer Verantwortung entzogen und sich auf einen einprozentigen Anteil zurückgeschrumpft. Mumpitz, Günter - leider ist es so.
Deine Frage ist nun, wohin mit dem Personal. Der Großteil des
Personal ist doch vermutlich bundesweit in den
Arbeitsverwaltungen tätig.
Nein, NUR in der BUNDESagentur für Arbeit sind Mitarbeiter des Bundes. Das aber ist die Zentrale. Die Vermittlung ist auf die Länder verteilt. Du weißt doch noch, was Föderalismus und Umsetzung in gleiches Recht bedeutet?
Da bei einer Umstrukturierung die
Arbeit auf Sozialämter verlagert wird, dort also
Personalmehrbedarf entsteht, wäre es doch einfach, wenn das
Personal dieser Arbeitsverwaltung - soweit geeignet zum
Sozialamt geht.
Ist gerade umgekehrt geschehen, und schon deshalb wäre es ein Schildbürgerstreich. Denn die Arbeit ist ja nicht weniger geworden, nur weil Mitarbeiter „umgeschichtet“ werden.
Dass man - ich bitte dies nicht als Verallgemeinerung zu sehen
- sich endlich mal mit dem Schicksal von Menschen befassen
muss, statt mit der Aktenlage, könnte manchem Bürokraten der
Arbeitsverwaltung nicht schaden.
Ein mittlerer Angestellter (die haben es in der Regel mit den Akten zu tun) hat gar keine Zeit, auch noch hinter die Schicksale zu blicken. Das ist doch keine selbstauferlegte Bürokratie, das ist durch Unmengen von Vorschriften geschaffene Zumüllung, die man wohl schlecht den Mitarbeitern vor Ort zur Last legen kann.
Aus meiner Sicht hätte es
einen weiteren Vorteil. Wer in seinem bisherigen
Arbeitsbereich sich eben durchschlängeln konnte, wird dies bei
einem Sozialamt nicht können.
Ein Arbeitssuchender nach Hartz IV ist doch praktisch ein Sozialhilfeempfänger *grübel*. Und von Durchschlängeln kann inzwischen kaum noch die Rede sein. Deshalb ja der große Aufschrei aus diesen Reihen. Letzteres jetzt mal ohne Wertung.
Wer der Aufgabe also nicht
gewachsen ist, muss sich eben einen der Persönlichkeit
angepassten Arbeitsplatz suchen.
So-so, dafür, dass Du dafür plädierst, dass sich überlastete Agenturmitarbeiter endlich einmal mit Einzelschicksalen beschäftigen sollen, hast Du aber eine recht pragmatische Ansicht dem „gemeinen Menschen“ gegenüber.
Dass man sich wehrt, dass sich Gewerkschaften und
Arbeitgeberverbände wehren, ist aus meiner Sicht schon dadurch
verständlich, da man sich bei einer Umstrukturierung eben auch
klar sein wird, dass die Korruption in den eigenen Reihen und
zu Gunsten von Verbänden nicht mehr möglich ist.
Da verstehe ich jetzt leider keinerlei Zusammenhang zu dem Tenor des Threads. Erklär es mal spezifischer.
Im Übrigen hatte der gesamte Parteitag sehr viele gute Ansätze
und ich bin überzeugt, dass mit Niebel hier auch die Umsetzung
gelingt und es nicht nur Parteitagsgeplänkel ist.
Weißte, ich bin oft ganz begeistert von diversen Parteitagen nach Hause zurückgekehrt. Doch was nützen Absichtserklärungen, wenn der Tiger keine Zähne hat? Mir sind meine „Oberen“ momentan zu realitätsfern. Mit knappsten Ergebnissen gerade einmal so in Entscheidungsgremien kommend, und das seit Jahren, aber weiterhin vom Regieren träumen - nee, da muss der Gaul anders aufgezäumt werden. MITregieren wäre jetzt vielleicht etwas sinnvoller.
Viele Grüße
Jana