Feinfühligkeit stellt eine Seltenheitenheit dar

Die Feinfühligkeit von Menschen ist eine Seltenheit

Einem Menschen zu begegnen, der achtsam mit seinen Worten umgeht, ist großes Glück.
Als eine gute Charaktereigenschaft wird heutzutage z.B. „Direktheit“ angesehen.
Doch wird diese direkte Art meiner Meinung nach von vielen missverstanden.
Es geht nicht darum, wahllos und frei heraus sein Gegenüber zu mustern.
Man sollte aber auch nicht zu zaghaft seine Anmerkungen hervorbringen.
Man sollte so viel Direktheit mit reinbringen, damit die Kernaussage beim Gegenüber ankommt und soviel Bedachtsamkeit, dass seine Aussage den anderen nicht verletzt.
Das Leben sollte schließlich nicht durchgehend eine Konfrontationstherapie sein.

Als jemand, der kritisiert wird, sollte man in solchen Situationen sachlich bleiben; bestimmt, aber gleichzeitig auch in sich ruhend, obwohl man vielleicht total wütend und erzürnt über die Worte des Angreifers ist.
Wenn man sehr aktiv mit dieser Situation umgeht, bedeutet dies einen großen Kraftaufwand.
Oft kommt es dadurch auch zu einer erhöhten inneren Anspannung, die bei manchen Menschen über längere Stunden, aber auch Tag anhalten kann.
Wie schafft man es also, mit einem geringeren Energieverbrauch den Beleidigungen, Unterstellungen etc. zu entgegnen.
Frechheiten wollen nicht im Raum stehen gelassen, sondern wollen aus der Welt geschaffen werden.

Habt ihr Tipps, wir man es schaffen kann, solche Anschuldigungen etc. nicht einfach nur hinzunehmen, aber auch nicht zu stark zu kämpfen, um innerlich nicht daran zu zerbrechen. (nicht an einer Unfähigkeit, nicht zu wissen, wie man damit umgehen soll, sondern an der Verzweiflung, wie es nur einen Menschen geben kann, der sich so jemandem gegenüber verhält).

Wenn aus dem Streitgespräch keine Lösung heraus kommt, kann ich mir vorstellen, dass einige den Konflikt mit nach Hause nehmen und stundenlang darüber nachdenken, wie eine mögliche Lösung aussehen könnte.

Dann folgt vielleicht ein neuer Angriff auf die eigene Person durch jemand anderen und man versteht die Welt nicht mehr.

Ständig unter Anspannung, versucht man aber auf eine natürliche Art und Weise freundlich und zuvorkommend nach außen zu wirken, denn niemand anderes, außer der „Angreifer“ hat es verdient, in ein grimmiges Gesicht zu blicken, dass nicht durch ihn verursacht wurde.

Frage:
Wie kann man seinen Energieaufwand senken, aber dennoch den gleicher Effekt erzielen (dass es zu einer Klärung zwischen den zwei Personen kommt bzw. zu eine Richtigstellung der eigenen Person)?
Wie kann ein Umgang mit den entstehenden inneren Anspannungen aussehen?

[MOD] Bitte präzisieren
Hallo,

im Sinne einer fruchtbaren Diskussion wäre es hilfreich, wenn du dein Ansinnen präzisieren könntest: Gibt es eine konkrete Situation/Problemstellung, die der Unterstützung bedarf?

Derzeit stellst du recht wahllos Behauptungen („Feinfühligkeit von Menschen ist eine Seltenheit“), Theorien zur Definition von „Direktheit“ und Ideen davon, wie eine gute Gesprächssituation aussehen sollte, nebeneinander und sprichst am Schluss von minimiertem Energieaufwand, „Angreifern“ und „innerer Anspannung“.

Das lässt viel Raum für Widerspruch und Phantasien.

Schöne Grüße,
Jule, Moderatorin im Brett Psychologie

Hallo,

es wäre hilfreich, wenn Du einige Deiner Ausführungen etwas konkretisieren könntest, z. B.

Wenn man sehr aktiv mit dieser Situation umgeht, bedeutet dies
einen großen Kraftaufwand.

Was verstehst Du unter „sehr aktiv mit der Situation umgehen“? Welcher Kraftaufwand? Psychisch? Gedanklich?

Wie schafft man es also, mit einem geringeren Energieverbrauch
den Beleidigungen, Unterstellungen etc. zu entgegnen.
Frechheiten wollen nicht im Raum stehen gelassen, sondern
wollen aus der Welt geschaffen werden.

Das klingt, als fühle sich jemand sehr häufig solchen Situationen ausgesetzt. Wie sehen diese Beleidigungen, Unterstellungen, Anschuldigungen und Frechheiten konkret aus? Kommen sie meist aus derselben Ecke oder von verschiedenen Seiten?

Frage:
Wie kann man seinen Energieaufwand senken, aber dennoch den
gleicher Effekt erzielen (dass es zu einer Klärung zwischen
den zwei Personen kommt bzw. zu eine Richtigstellung der
eigenen Person)?
Wie kann ein Umgang mit den entstehenden inneren Anspannungen
aussehen?

Dazu müsste man wieder Näheres wissen, z. B. in welchen Situationen/Zusammenhängen die Konflikte entstehen, welche (Gesprächs-)Strategien die betroffene Person bisher anwendet.

Bitte präzisiere und konkretisiere also Dein Anliegen.

Gruß
Kreszenz

Hallo,
spontan fällt mir dazu Lageorientierung (vs. Handlungsorientierung) ein. Aber keine Ahnung, ob das auch zutrifft, da Deine Ausführungen sehr allgemein gehalten sind.
Viele Grüße

Fallbeispiel
Es handelt sich bei dem Fall, den ich meine, um die Anhäufung solcher Geschehnisse.
Dass man sich häufig am Tag mit anderen Menschen auseinandersetzen muss, empfinde ich als sehr anstrengend, wenn es sich häuft und es kaum mehr Menschen in der eigenen Umgebung gibt, die zu einem stehen. Oder man diese übersieht, weil man so fixiert auf die „Angreifer“ ist.
Ich habe bei meiner Arbeitsstelle den Posten eines „Mitarbeiterinteressenvertreters“. Mir fällt gerade kein besseres Wort ein. Sozusagen ein Klassensprecher, der einen Ansprechpartner für ca. 60 Mitarbeiter darstellt.
Ich versuche mir möglichst ein gesamtes Bild zu machen und höre mich daher oft um, wie es läuft, ob es Probleme gibt etc.
Dies ist ein großer Punkt, weshalb ich oft in Auseinandersetzungen gerate.

Das naheliegendste wäre wohl, mir ein dickeres Fell anzuschaffen. Doch wie? Mich nimmt so eine Situation immer ziemlich mit, auch wenn man es mir von außen nicht anmerkt.
Eine andere Möglichkeit, die ich in Betracht gezogen habe, ist die, dass ich wohl ein zu großes Kritik-Ohr habe. Ich beziehe Aussagen sehr schnell auf mich oder deute sie um, wie z.B. wenn mir jemand sagt: „Oh, du duftest heute aber schön.“ Dann frag ich mich, ob ich sonst stinke und es ein Wink mit Zaunpfahl sein soll.

Da ihr nach einem Fallbeispiel gefragt habe, habe ich mal ein aktuelles genommen:
Gestern habe ich meine Mutter gefragt, ob wir am Muttertag gemeinsam in Kino gehen wollen und anschließend noch einen Spaziergang machen wollen. Auf meine Frage hin, suchte sie nach Ausflüchten. Ich jedoch, versuchte für jede Begründung, die gegen einen gemeinsamen Ausflug sprach, eine Lösung zu suchen. Bis ich irgendwann merkte, dass sie nicht mal am Muttertag Lust hatte, mit ihrer süßen Tochter einen Ausflug zu unternehmen.
Aus Enttäuschung rief ich meinen Vater an und stellte ihm die selbe Frage. Doch auch er hatte keine Lust, mit mir ins Kino zu gehen. Dann erzählte ich ihm davon, dass mir bereits meine Mutter abgesagt hat. Daraufhin entgegnete er: „haha lustig, und jetzt kriegste von mir auch noch einen Korb.“ Dann fing ich leise an zu weinen und beendete das Telefonat.

Bin ich zu sensibel? Was ist mit mir los, dass ich mir alles so schwer zu Herzen nehme? Und sofort enttäuscht bin?

Aktuelle habe ich große Angst nächste Woche zur Arbeit zu gehen. (Auch wenn ich weiß, dass die Woche wegen Feier- und Brückentag nicht so lang sein wird)
Ich habe Sorge, dass ich nicht jeder Bitte nachgehen kann oder in Tränen ausbreche, wenn ich mit jemandem heftig am Diskutieren bin.
Ich habe mir jetzt einfach ein gewisses Image (was wohl eher eine Fassade ist) aufgebaut. Doch ich spüre, dass ich nächste Woche zu schwach sein werde, um dieses Standard aufrecht zu halten.

Aber in diesem Beispiel …

Auf meine Frage hin, suchte sie
nach Ausflüchten. Ich jedoch, versuchte für jede Begründung,
die gegen einen gemeinsamen Ausflug sprach, eine Lösung zu
suchen.

… bist doch DU diejenige, die nicht verstanden hat oder akzeptieren wollte, dass die Mutter nicht möchte …

Hi Pelle,

entschuldige bitte meine direkte Ansprache. Ich möchte Dich nicht verletzen. Aber diesen Widerspruch fand ich sehr gravierend.

Schöne Grüße

PW

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hI Pelle,

ich sehe nicht ganz, wieso deine Mutter hier nicht feinfühlig war?
Sie hat versucht, dir durch die Blume zu verstehen zu geben, dass sie nicht ins Kino möchte. Das ist doch OK.

Behalte im Kopf, dass der Muttertag dazu dient, dass du deiner Mutter eine Freude machst - nicht sie dir, indem sie mit ihrer „süßen Tochter“ ins Kino geht. Vielleicht würde sie gern etwas anderes mit dir unternehmen? Frage sie doch, was ihr Freude machen würde - auch wenn der Muttertag nun vorbei ist.

Ja, in diesem Beispiel sieht es so aus, als seist du zu empfindlich- du machst deine Mutter (und dann auch deinen Vater) verantwortlich dafür, dass es dir gut geht - dafür kannst aber nur du selber sorgen.

Dein Beispiel „Ansprechpartner für die Kollegen“ - da wundert es mich, dass DU die Streitgespräche führst - du solltest doch eigentlich die neutrale Person sein, die versucht zu vermitteln, oder?
Vielleicht ist das einfach nicht die richtige Aufgabe für dich - man braucht schon eine gesunde Portion Selbstvertrauen für so eine Position.

Und auch das Beispiel, es sagt jemand zu dir „du riechst so gut“ - wo steckt da mangelnde Feinfühligkeit? Das kann doch sehr nett gemeint sein?
Ich denke, deine Ansatzpunkt sollte sein, dein eigenes Selbstbewusstsein zu stärken - vielleicht mithilfe einer Beratung oder Therapie. Denn andere Menschen wirst du kaum verändern können.

Gruß von Bixie

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Hallo Pelle,

Kann es sein, dass du dich von deinen Eltern als Kind nicht geliebt fühltest?

Kann es sein, dass du nun versuchst die Liebe deiner Eltern nachträglich zu bekommen?

Hallo, Pelle,

Ich habe bei meiner Arbeitsstelle den Posten eines
„Mitarbeiterinteressenvertreters“.

wie bist Du zu dieser Funktion gekommen?

Dies ist ein großer Punkt, weshalb ich oft in
Auseinandersetzungen gerate.

Mit wem und worüber?
Gelingt es Dir nicht, sachlich zu bleiben?

Ich … höre mich daher oft um, wie es läuft, ob es Probleme gibt etc.

Vielleicht tust Du das zu oft? Sich ein Bild von der allgemeinen Atmosphäre zu machen ist eine Sache, sich in triviale Querelen unter Kollegen hineinziehen zu lassen, eine andere.

Da ihr nach einem Fallbeispiel gefragt habe, habe ich mal ein
aktuelles genommen

Hier ist wieder mehr Input vonnöten, damit man sich ein Bild machen kann:

Wie würdest Du Dein Verhältnis zu Deinen Eltern beschreiben? Hast Du regelmäßigen persönlichen oder telefonischen Kontakt zu ihnen oder trefft Ihr Euch nur sporadisch? Nehmen sie Anteil an Deinem und Du an Ihrem Leben?

Ohne mehr darüber zu wissen, lässt sich die Muttertagsgeschichte nicht einordnen.

Aus neutraler Sicht ist es eigentlich eine alltägliche Situation, dass man auf Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen auch mal Absagen bekommt (gerade wenn, wie in Deinem Fall, der Termin sehr kurzfristig angesetzt wird).
Mit der daraus entstehenden Frustration können die meisten aber durchaus gelassen umgehen; schließlich hat man selbst auch nicht immer Zeit oder Lust, sich an von anderen vorgeschlagenen Unternehmungen zu beteiligen, und erwartet, dass das akzeptiert wird.

Deine Mutter hatte, da Du Dich nicht früher gemeldet hattest, um das „Muttertagsprogramm“ zu besprechen, vielleicht schon andere Pläne; und Dein Vater könnte den Eindruck gehabt haben, er solle nach der Absage der Mutter nun als Lückenbüßer herhalten.

Falls aber das Verhältnis zu Deinen Eltern schon länger problematisch ist, werden Aktionen wie Dein Muttertagsangebot nicht zu einer Lösung führen.
Aber um da einen Rat geben zu können, müsste man, wie gesagt, mehr über dieses Verhältnis wissen.

Gruß
Kreszenz

Hallo,

anhand dem hier Geschriebenen, klingt das einerseits nach jemandem, der ständig die Schuld bei sich selbst sucht und immer für alles herhalten muss, andererseits aber auch jemandem der sich gerne mal für den Nabel der Welt hält und sich nicht genügend wertgeschätzt fühlt, sobald man anderer Meinung ist.
Beiden Positionen fehlt der Weitblick, fehlt meiner Meinung nach die emotionale Distanz um einen Job wie der eines „Mitarbeiterinteressenvertreters" zu bewerkstelligen.
Die Fähigkeit zur Diplomatie wäre auch ein großes Plus in so einem Job.
Baustelle würde ich meinen ist da erstmal das Selbstwertgefühl.
Ist das ein Dauerzustend oder gibts gerade akute Stresssituationen die daran nagen können?

Gruß
M.

Innere Anspannungen auflösen -> mehr Gelassenheit
Die Rückmeldungen, die ich bekommen haben, zeigen, dass die Mitarbeiter zufrieden mit meinem Einsatz sind.
Das Problem liegt darin, dass ich selber zwar nach außen immer so tue, als würde mir alles ganz leicht von der Hand fallen, aber hinten rum muss ich schon sehr mit mir kämpfen.
Ich versuche möglichst allen gerecht zu werden, obwohl dies niemals zu schaffen ist.
Es ist schon richtig, dass ich für meine Bemühungen innerlich nach Dankbarkeit verlange.
Ich habe bereits geschrieben, dass ich in solchen Verhandlungen sachlich bleibe, aber auch mit Charme und Höflichkeit an die Diskussionen herangehe.
Das Problem hierbei ist wieder, dass ich mich dazu zu sehr verbiegen muss. Also ich bringe es schon authentisch rüber, aber ich muss eben viel dafür aushalten. (Was andere in dieser Position auch müssten, aber ich kann damit eben nicht so gut umgehen. Daher ja auch meine ursprüngliche Frage, wie ich mit Anspannungen in solchen Situationen umgehen könnte, was ihr dabei für Tipps habt).
Meine Angst vor dieser Woche bestand in einem Überforderungsgefühl. Aber nicht, weil ich tatsächlich Aufgaben nicht erledigt habe, sondern weil ich befürchtete, mein Standard nicht zu halten.

Meine Versagensängste kenne ich von früher, als ich während der Schulzeit jede Nacht durchgelernt habe. Der Schlafmangel machte mich jedoch krank und die schlaflosen Nächte verhalfen mir nicht zum Ziel (3x 12. Klasse ohne gewünschten Abschluss aufgrund von langen Klinikaufenthalten).
Daher kenne ich nicht nur die Angst vorm Versagen, sondern habe schon oft, besonders beruflich/ schulisch gesehen, miterleben müssen, wie es tatsächlich ist, zu versagen.
Weil ich bereits im Alter von 18 Jahren mein erstes Burnout hatte und ich weiß, wie schwer es ist, sich davon zu erholen, plagte mich am Wochenende die Angst zur Arbeit zu gehen, weil ich glaubte, entweder zu Versagen, was meinem Selbstwertgefühl geschadet hätte oder ich hätte mich etwa verausgabt. So zumindest meine Befürchtung.

Bei meinem Problem handelt es sich also weniger darum, berufsqualifizierende Fähigkeiten zu erlernen, als um die Fähigkeit, Druck auszuhalten. Sicher sollte ich auch an meinem Selbstwertgefühl arbeiten, um destruktive Kritik an mir abprallen zu lassen.
Ich bin z.B. sehr schlagfertig oder entgegne einer freche Bemerkung mit einem verpackten Witz. Daher würde glaube ich kaum einer auf die Idee kommen, dass mir z.B. die schroffe Art meines Gegenübers etwas ausmacht, weil ich eben immer weiß, wie ich kontern kann.
Aber es trifft mich eben immer schon. Ich habe diesen Posten übrigens extra aus dem Grund gewählt, weil ich üben wollte, in solchen Situationen standhaft zu bleiben. Sicher hätte es allerdings auch einfacherer Übungsmöglichkeiten gegeben

Nun zu der Bemerkung von ElaMiNaTo:
Ja, ich fühlte mich von meinen Eltern nicht geliebt, weil sie sehr Leistungsorientiert waren und ich versucht habe, ihren Ansprüchen gerecht zu werden, damit keine Reglimentierungen folgten.
Wenn ich keine Leistungsfähigkeit beweise, habe ich das Spiel mit mir fortgeführt und bestrafe mich selber, wenn ich „nichts tauge“ und keine gute Leistung abliefere.
Deswegen stehe ich glaube ich auch immer so stark unter Anspannung, wenn in einer Situation nicht zufrieden mit meiner Leistung bin, selbst wenn es zu dem gewünschten Ziel geführt hat.
Denn es heißt ja: „Der Weg ist das Ziel“ daher ist für mich der Weg manchmal noch wichtiger oder zumindest gleichbedeutend viel wert, wie der Weg.

Z.B. Gab es vor einer Woche eine Übung zum Thema „Teamentwicklung“. Da habe ich mich ganz anders gezeigt als sonst. Ich war sehr verbissen und man hat in der Gruppe sehr gut erkennen können, wie ich normaler Weise mit mir selber umgehe und was für negative Glaubenssätze meine Arbeit prägen, wie z.B. „Du bist nichts Wert, wenn du die und die Aufgabe nicht bis 10:00 Uhr erledigt hast. Dann darfst du den erst des Tages nichts mehr essen.“
Ich versuche im Nachhinein, wenn ich mehr Abstand zu der Situation gewonnen habe, immer eine positive Sichtweise zu entwickeln, wie z.B. „Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe“ etc. Aber letzte Woche, als ich mich so deutlich destruktiv zu erkennen gab, bin ich nach der Übungseinheit auf Toilette gegangen und habe mir in den Fuß geschnitten und geweint.
Dann kam ich mit einem (aufgesetzten) Lächeln wieder zurück ins Büro und tat so, als wenn nichts passiert wäre.

Ich hoffe ich habe nun etwas deutlicher machen können, wo meine Probleme genau liegen.
Und hoffe, ihr könnt mir zum Thema innere Anspannung Hilfestellungen geben.

Ich hoffe ich habe nun etwas deutlicher machen können, wo
meine Probleme genau liegen.
Und hoffe, ihr könnt mir zum Thema innere Anspannung
Hilfestellungen geben.

Um diese Probleme angehen und lösen zu können, bedarf es m. E. professioneller Unterstützung. Mit Ratschlägen aus einem Internetforum ist es da nicht getan, denn Spekulationen und wohlgemeinte Tipps werden nicht die Ursachen Deiner Schwierigkeiten beseitigen und somit auch zu keiner dauerhaften Lösung führen.
Auch die mehrfach geäußerte Empfehlung, an Deinem Selbstwertgefühl zu arbeiten, wirst Du ohne fachmännische Hilfe nicht umsetzen können.

Gruß
Kreszenz

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Hi Pelle,

Danke für deine Offenheit. Meine Befürchtungen haben sich bei dir bestätigt. Ich habe deinen Schmerz aus dem ersten Posting heraus lesen können.

Ich gebe nun meinen Eindruck ab, der dir vielleicht weiterhelfen kann (vllt am besten mit einem Therapeuten besprechen):

Das Problem liegt darin, dass ich selber zwar nach außen immer so tue, als würde mir alles ganz leicht von der Hand fallen, aber hinten rum muss ich schon sehr mit mir kämpfen.

Du versuchst möglichst allen gerecht zu werden, obwohl dies niemals zu schaffen ist?

Du versuchtest deinen Eltern immer gerecht zu werden und hast so getan als würde dir das leicht fallen, obwohl du wusstest, dass du deinen Eltern niemals gerecht werden könntest?

Es ist schon richtig, dass ich für meine Bemühungen innerlich nach Dankbarkeit verlange.

Du willst dass sich deine Eltern dafür bedanken, für die Leistungen die du vollbracht hast? Dafür, dass du dich für sie verbogen hast?

Meine Angst vor dieser Woche bestand in einem Überforderungsgefühl. Aber nicht, weil ich tatsächlich Aufgaben nicht erledigt habe, sondern weil ich befürchtete, mein Standard nicht zu halten.

Deinen Standard? Oder eher der Standard deiner Eltern?

Siehst du was hier abläuft? Deine Kindheit scheint sich auf deinem Arbeitsplatz zu wiederholen.

Du hast vielleicht auch genau deshalb diese Arbeitsstelle unbewusst ausgesucht um genau diese Probleme bewältigen zu können. Meistens kann man diese Probleme aber so nicht bewältigen. Meistens braucht man dafür therapeutische Unterstützung.

Ich glaube der Kernpunkt ist der, dass du durch die Anpassung, welche du für deine Eltern durchgeführt hast, psychisch aus dem Gleichgewicht gekommen bist, dieses aber in Kauf genommen hast, weil du sonst den Verlust der „Liebe“ deiner Eltern befürchtet hättest.

Hallo nochmal,

Ich sehe in deinem Geschriebenen eine tiefe Sehnsucht bei dir. Eigentlich schon eine Forderung:

Dine Sicht stelle ich mir so vor:

Jetzt habe ich mich euch schon angepasst und jetzt liebt ihr mich trotzdem immer noch nicht! Ich habe alles mir mögliche versucht und bin trotzdem in euren Augen nicht liebenswert."

In dir scheint eine sehr tiefe Sehnsucht nach Liebe zu bestehen. Aufgabe für dich wird es wohl sein, dass du lernen kannst, dich selbst zu lieben.

Das Selbstwertgefühl ist Ausdruck dessen, wie sehr du dich liebst.

Ich bin der Meinung, dass man sich klar und bestimmt ausdrücken soll wenn es zu einer Meinungsverschiedenheit kommt. Dazu gehört auch ein gewisser Tonfall mit dem man unterstreicht wie sehr man der Meinung des Gesprächspartners widerspricht. Das soll nicht heissen, dass man unverschämt oder beleidigend sein soll, aber wenn man in seinem Standpunkt ernst genommen und verstanden werden will, muss man auf gewisse „Stilmittel“ der Kommunikation zurückgreifen. Leider funktioniert das nicht immer, weil das Gegenüber so eine Direktheit nicht gewohnt ist, oder weil es die Kritik an der Aussage auf die eigene Person bezieht (Wenn man z.B. sagt, dass eine Aussage dumm ist, meint man nicht unbedingt, dass die Person, die diese Aussage gemacht hat, dumm ist; erwartet aber, dass derjenige seinen „Fehler“ erkennt). Bei bestimmten Themen, z.B. Weltanschauungen, wurde meist sehr viel in den eigenen Standpunkt investiert und bei Kritik an so einer Anschaung begibt man sich automatisch in eine Defensive. Nicht nur, dass man seine Anschauung, auf der man möglicher Weise sein ganzes Leben aufgebaut hat, aufgeben müsste, man muss auch sein Gesicht wahren als Verfechter dieser Anschauung und kann deshalb nicht einfach so zugeben, dass man sich geirrt hat.
Was ich sagen will, ist, dass man immer die Möglichkeit in betracht ziehen muss, dass man mit seinen Ansichten vollkommen falsch liegen könnte. Man muss offen sein für Argumente und andere Ansichten, und man muss in der Lage sein Fehler einzugestehen um daraus zu lernen.

Wird man kritisiert, sollte man das ernst nehmen und versuchen zu verstehen indem man nachfragt. Sollte die Kritik haltlos sein, dann wird sich das herraustellen.

Hallo El Borbah,
vielen Dank auch für deinen Beitrag. Ich glaube jedoch, dass ich selbstverständlich auch eine gefestigte Weltanschauung habe, aber immer gerne auch vom Gegenteil oder anderen Ansichten überzeugt werden möchte. Ich denke nicht, ich habe die Weisheit gepachtet und kenne mich mit meinen sweet 21 in allen Bereichen super aus, sondern lerne gerne auch von den Erfahrungen anderer. Ich bin sehr tolerant und lasse auch gegensätzliche Meinungen nebeneinander stehen. Ich finde es okay, wenn man es nicht schafft, trotz schlagkräftiger Argumente, die gegen seine Weltanschauung sprechen, darauf erst einmal zu verharren. Vielleicht ist die Auseinandersetzung ein guter Anstoß zu einer neuen Denkweise, aber ich finde der, der mit seiner Meinung „im Recht ist“, sollte nicht zu lange auf den anderen einreden, bis dieser der Meinung des anderen zustimmt. „Auf den anderen einreden“ sollte es sowieso nicht sein, es sollte eher sowohl das Pro, als auch das Kontra in einer Form des Vorstellens der eigenen Meinung sein, ohne die Meinung der anderen z.B. ins Lächerliche zu ziehen, denn jeder hat seinen speziellen Grund, weshalb er eine bestimmte Ansicht entwickelt hat oder trotz des Wissens darum, dass seine eigene Meinung auf viel Unmut stößt und eventuell nicht den Tatsachen entspricht, wie z.B. in Glaubensfragen, sollte dies erst einmal akzeptiert werden. Nicht die Meinung an sich, sondern dass es der Person (z.Z.) nicht möglich ist, sich von dieser Meinung zu lösen.

Mit dem Text wollte ich sozusagen beweisen, dass ich Kritikfähig bin. Mein geringes Selbstwertgefühl, dass einiges von euch sogar aus meinem Geschriebenen herauslesen konnten, worüber ich sehr erstaunt bin, steht mir denke ich mal weit aus mehr im Weg als die Möglichkeit, ich sei kritikunfähig.
Das Problem ist einfach, dass durch negative Kritik mein negatives Selbstbild bestätigt wird, z.B. denke ich, ich bin ein Tollpatsch, dann kommt der Chef und behauptet, ich hätte schludrig gearbeitet. (nur als Beispiel^^)

Viele von euch hatten mir eine professionelle Beratung/ Therapie zum Thema „Steigerung des Selbstwerterlebens“ empfohlen. Eigentlich denke ich, kann man dieses Thema mit jedem Therapeuten bearbeiten. Weil es sich jedoch besonders in meinem beruflichen Umfeld zeigt und es mir persönlich auch sehr wichtig ist, dass dort am meisten eine Besserung eintritt, wollte ich mal fragen welche Therapieform (aber bitte nicht nur Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder Analyse) würdet ihr mir empfehlen? Vielleicht einen/ eine Arbeits- und Organisationspsychologen/in oder einen/e Schematherapeuten/ in oder wird in manchen Städten auch eine Gruppe zu diesem Thema angeboten? (Wie würde überhaupt die Arbeit an deinem Selbstwertgefühl aussehen? Ich stell mir witziger Weise immer noch vor, dass man „Ich bin gut.“ etc. mehrmals hintereinander sprechen soll. Aber das ist wahrscheinlich nur eine veraltete Form der Selbstsuggestion. Ansonsten fällt mir sonst noch mentales Training oder Hypnotherapie ein? Ich kann mir vorstellen, dass diese Einschätzung, ohne mich wirklich zu kennen, schwierig ist.

Vielen Dank bis hier schon mal für eure Anregungen, die mir schon mal sehr weitergeholfen haben und über die ich mir im laufe der nächsten Wochen mehr Gedanken dazu machen werde.
Um nochmal auf meinen Titel einzugehen: Eigentlich ist es nicht meine Art, die Probleme bei anderen zu suchen, sondern sehe die Schwierigkeiten in mir, auch dann wenn dies nicht voll und ganz so zutrifft. Ich dachte diesmal, dass ich einen Schritt weiter gekommen wäre, weil ich diesmal sozusagen mal das allgemeine „unsensible“ Verhalten der Menschen für mein Unwohlsein verantwortlich gemacht habe. Aber es scheint eben doch besser zu sein, zu gucken, was das, das etwas in einem auslöst, mit einem selbst zu tun hat.

Hallo pelle,

ich habe deine vier Beiträge gelesen.
Was mir u.a. auffiel ist, daß du mit deinen jungen Jahren bereits einen sehr verantwortungsvollen Posten in der Personalabteilung hast, was daraus hervorgeht:

„Ich habe bei meiner Arbeitsstelle den Posten eines „Mitarbeiterinteressenvertreters“. Mir fällt gerade kein besseres Wort ein. Sozusagen ein Klassensprecher, der einen Ansprechpartner für ca. 60 Mitarbeiter darstellt.“ (13.05.; 22:28).

Deine Aufgabe im zwischenmenschlichen Bereich ist bestimmt nicht einfach und du gehst sicher behutsam und einfühlsam mit den Kolleginnen und Kollegen um, siehe:

„Ich versuche mir möglichst ein gesamtes Bild zu machen und höre mich daher oft um, wie es läuft, ob es Probleme gibt etc.“ (13.05.; 22:28).

Was meiner Ansicht nach damit nicht zusammenpaßt ist:

„ … , dann kommt der Chef und behauptet, ich hätte schludrig gearbeitet. (nur als Beispiel^^)“ (vom 15.05.).

Das ist nun gar keine zutreffende Beurteilung deiner oben beschriebenen Tätigkeit im Personalwesen.
„Schludrig“ hättest du nur dann gearbeitet, wenn du z.B. ein Datum aus einem Lebenslauf falsch abgeschrieben hättest.
Auf deinem Arbeitsgebiet kann man es sicher niemandem Recht machen. Es „menschelt“ zu sehr, was soll da - wenn man sich bemüht - „schludrig“ sein?

Deine Selbstkasteiungen bringen dich nicht weiter siehe:
„Du bist nichts Wert, wenn du die und die Aufgabe nicht bis 10:00 Uhr erledigt hast. Dann darfst du den erst des Tages nichts mehr essen.“
und weiter:
„… bin ich nach der Übungseinheit auf Toilette gegangen und habe mir in den Fuß geschnitten und geweint.“ (am 14.05.).

Sie deuten auf einen übersteigerten Ehrgeiz deinerseits hin. Du solltest: „Mut zur Lücke“ zeigen, 100 % richtige Entscheidungen gibt es in deinem Bereich nicht.

Viel Erfolg

watergolf

Hi Pelle,

Ich würde dir IFS „internal family system“ empfehlen. Der Ansatz ist systemtheoretisch. Ich weiß nicht wie es auf deutsch heisst und weiß leider auch gerade gar nicht ob es das so in Deutschland schon gibt. Kannst ja mal recherchieren, wenn du magst.

Hallo,

aus all deinen Beiträgen und den Zwischenrufen (leistungsorientierte Eltern, Versagen Schule 12.Klasse, verpatzter Muttertag, Ehrgeiz und Burnout, dein Moderationsjob) lese ich für mich eines deutlich heraus: Einsamkeit.

Du schreibst in deinen langen Beiträgen auch nichts über Freunde, Partnerschaft und ähnliche Dinge.

Kann es sein, dass du versuchst, fehlenden Rückhalt/Zutrauen/Vertrauen/Zuneigung/Geborgenheit mittels „Leistung“ und „Entgegenkommen“ zu kompensieren?

Nur eine Idee, die sich mir aufdrängt.

Franz

PS: Zu deinem Thema „Feinfühligkeit ist eine Seltenheit“: Du erwartest von anderen Feinfühligkeit, wie du sie praktizierst. So schreibst du es zumindest. Tatsächlich erwartest du m.E. vorwiegend Rücksichtnahme der anderen auf deine Feinfühligkeit. Das ist ein Unterschied.

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Killerphrasen
Hallo Leute,
für mich ist der Artikel noch unvollständig. Mir hatte noch etwas gefehlt, etwas entscheidendes, etwas, dass ich heute in Worte fassen kann. Schaut euch mal dieses Viedo an: http://www.youtube.com/watch?v=ryChpOlCw0k
Ich habe die letzen Tage mal wieder feststellen müssen, dass ich sehr beeinflussbar bin und habe die letzten Tage mit mir gehadert. Vorschläge, von Einsamkeit bis hin zu Selbstunsicherheit wurden hervorgebracht. Über jeden Vorschlag bin ich zwar dankbar, doch denke ich, dass mein „Problem“ in dem oben genannten Videobeitrag beschrieben wird. Ich habe meinen Beitrag zwar ins Brett „Psychologie“ gestellt, aber mit meinem Titel wollte ich vorranging die psychologischen und gesellschaftlichen Vorgänge mit euch analysieren und nur nebensächlich überlegen, wie man sich als Einzelperson dementsprechend verhalten kann. Was ich damit sagen will ist, dass ich nicht psycholgisiert werden wollte und auch nicht mit meinem jetzigen Beitrag psychologisiert werden möchte.
Allein das Wissen darum, dass Menschen versuchen unterschweillig ihre Meinung durchzusetzen, indem sie ihr Gegenüber unterschwellig angreifen.
Ich würde aus meiner heutigen Sicht den Titel meines Betrags anders formulieren, vielleicht „Suggestion im Berufsleben“.
Was haltet ihr von dem Inhalt des Videos?
Kennt sich jemand mit dem Thema aus?
PS: Das ist jetzt vielleicht ein ganz anderes Thema, aber ich halte den Menschen generell für (überwiegend) böse, versuche aber trotzdem gute Anteile in ihm zu sehen. Dieses Video bestätigt nur mein Menschenbild.