Hallo Bernhard,
die Symptomatik aus gestörter Feinmotorik (z.B. beim Greifen einer Büroklammer, Knöpfen etc.) und verminderter Sensibilität an den Enden der Extremitäten (Füße und Hände oder selten auch am Rumpf) spricht zunächst für eine Polyneuropathie. Das heisst, dass die Nerven, die die Empfindungen von Fingern/Fußsohlen etc. zum Rückenmark und Gehirn weiterleiten, gestört sind. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig. Da muss man sorgfältig nachfragen bzw. Blut und Liquor („Nervenwasser“) untersuchen. In seltenen Fällen muss auch eine Probe eines Nerven für den Neuropathologen entnommen werden für die Klärung der Ursache.
Die Polyneuropathie selbst ist normalerweise durch eine Neurografie zu beweisen (Messung der Nerven mit Strom). Es gibt aber auch Fälle, bei denen der Schaden an den Nerven, aus bestimmten Gründen, nicht mit der neurografischen Messung nachgewiesen werden kann (small fibre PNP). Da gibt es dann aber andere Verfahren.
In Abhängigkeit vom Verteilungsmuster der sensiblen Störung und weiteren Beschwerden wie Probleme von Miktion und Potenz, kann die Ursache auch im Rückenmark liegen. Das kann nur ein Neurologe nach einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung entscheiden.
Wichtig für die diagnostische Einschätzung sind die Dynamik der Symptomatik und Begleiterkrankungen (Diabetes, Alkoholkonsum, rheumatische Erkrankungen, HIV, toxische Belastung u.v.m.).
In Fällen, in denen sich die Symptomatik sehr rasch (Stunden,Tage) entwickelt, kann es sein, dass in einer ersten Untersuchung der neurografische Befund und auch das Nervenwasser noch normal sind. Dann muss man die Untersuchung eine Woche später wiederholen.
Letztlich sollte die Ursache zu klären sein. Welche Verdachtsdiagnose hat man bisher mitgeteilt?
Gruß greenlander