Felicia Langer - Was für eine beeindruckende Frau!

Das ist auch jedem klar der dich hier kennt. Jemand der dich nicht kennt kann diesen satz aber so interpüretieren.

SAN

Hallo Raimund,

Doch
habe ich immer wieder Franzosen getroffen, die den alten Hass
auf den Gegner im osten nicht überwinden konnten. allerdings
hauptsächlich die ältere Generation.

muß ich leider bestätigen. Ich war längere Zeit mal als Transportoffizier in einer Einheit eingesetzt, die auch Transporte nach Frankreich übernahm. Nach solchen Transporten wurde von den Soldaten nicht selten berichtet, daß die Lkw’s auf der Straße angespuckt und beworfen wurden. Allerdings immer und ausschließlich älteren Bürgern. Ein älterer Franzose wurde sogar handgreiflich, als sich unsere Soldaten in einem Supermarkt versorgen wollten. Im großen Rahme allerdings gab es mit französischen Bevölkerung nie Probleme…ganz im Gegenteil.

Ein anderes Beispiel: Transporte nach Großbritannien.
Die Soldaten berichteten, daß sie von einigen Engländern zwar hin und wieder mit einem dreifachen „Sieg Heil“ begrüßt wurden, dies aber nie als böse oder gar aggressiv empfunden wurde; lediglich als nervendes Aufspielen einiger Möchtegernkomiker, die sich nach einem Aufenthalt im Mittelpunkt sehnten. Der Kontakt zur englischen Bevölkerung wurde vorrangig als äußerst herzlich und einladend empfunden.

Gruß
Bark

Völkerfeindschaften (auch f. Raimund)
Hallo Barkley und Raimund,

Doch habe ich immer wieder Franzosen getroffen, die den alten
Hass auf den Gegner im osten nicht überwinden konnten.
allerdings hauptsächlich die ältere Generation.

Nach solchen Transporten
wurde von den Soldaten nicht selten berichtet, daß die Lkw’s
auf der Straße angespuckt und beworfen wurden. Allerdings
immer und ausschließlich älteren Bürgern.

Ich finde es falsch, das bei den Franzosen als „Hass“ gelten zu lassen. Die Aggression gegen Deutesche ist Verdrängung von Scham über eigenes Versagen seinerzeit.

Frankreich hat (als (zweit)größte europäische Kontinentalmacht) aus purer egoistischer Feigheit Spanien 1936 bis 1939 Franco, Hitler nud Mussolini überlassen. Die noch größere Macht war die Sowjetunion und nicht etwas Nazideutschland …

1939 hat Frankreich die aus Spanien evakuierten Interbrigadisten interniert (!) anstatt mit ihnen mal Einsatzerfahrungen im Kampf gegen faschistische und Nazitruppen zu diskutieren. Deren Erfahrungen waren weniger schlecht, als die, zu denen es die französischen Streitkräfte brachten, als es dann soweit war.

Dieses wenig espritvolle politisch-militärische Versagen gegenüber dem Faschismus als politischer Kraft in Europa und gegenüber Nazideutschland im Besonderen ist ein nationales Trauma. Dazu und darin gibt es noch ein lnkes Spezialtrauma, nämlich das, bis zum 22.6.1941 gar nicht soooo viel gegen Nazideutschland gehabt zu haben. (Ribbentropp-Molotov Pakt)

Die französischen Kolonialverwaltungen und Auslandstruppen z.B. verhielten sich deutschfreunlich solange bis sie von den Engländern zusammengeschossen wurden, obwohl de Gaulle sie warnen und ermahnen durfte.

Die Massakrierung von französischen Wehrmachtsbräuten nach dem Krieg, die Rekrutierungserfolge der SS in Frankreich, der grosszügige Pardon für elsäsische Kriegsverbrecher und die unbekümmerte Übernahme von SS-Angehörigen in die Fremdenlegion zur Ausfechtung eines fragwürdigen Kolonialkrieges nach dem anderen Tun ein übriges.

Soweit nicht durch persönliches Trauma veranlasst, würde ich über französischen „Hass“ auf Deutsche. Trop tard, mes amis. Zum Hassen hätte es bessere Zeiten gegeben, jedenfalls aus antifaschistischer Sicht.

Ein anderes Beispiel: Transporte nach Großbritannien.
Die Soldaten berichteten, daß sie von einigen Engländern zwar
hin und wieder mit einem dreifachen „Sieg Heil“ begrüßt
wurden, dies aber nie als böse oder gar aggressiv empfunden
wurde; lediglich als nervendes Aufspielen einiger
Möchtegernkomiker, die sich nach einem Aufenthalt im
Mittelpunkt sehnten. Der Kontakt zur englischen Bevölkerung
wurde vorrangig als äußerst herzlich und einladend empfunden.

Englische Naziikonographie habe ich immer mit der Frage beantwortet, ob sie ihre Gaswerke für so viel besser halten und wenn ja, warum sie sie dann privatisiert haben. Danach war Ruhe im Schiff und machte noch lächelnd ein Victoryzeichen. In der Wertung „schwarzer Humor“ haben wir noch etwas aufzuholen in Deutschland.

Wir hatten den Krieg total verloren und packten an, um aus der Sch*** heraus zu kommen.

„Wir“ wurden natürlich auch aufmunternd angepackt von den Siegermächten, die ordentliche Ideologieschaufenstermusterknaben brauchten (zu denen „wir“ uns auch wieder prächtig eigneten).

Die Deutschen sind anscheinend immer gut, wenn man jemanden braucht, um irgendein Prinzip beeindruckend zu illustrieren. Herrenrasse, Realsozialismus, Marktwirtschaft, bei allem gilt der Deutschen Eifer dem, eine gewisse Herzeigbarkeit zu erzielen. Stalin bezeichnete diese Eigenschaft in der ihm eigenen, liebevollen Poesie als „Manövrierfähigkeit“.

Das Talent, „Herzeigbarkeit“ zu produzieren wurde stets gern benutzt und seine äußeren Anblicke erzielten auch eine Zeit lang die gewünschten PR-Erfolge. Aber für dieses Talent schlechthin, wird man nun mal nicht geliebt… sondern gefürchtet und verachtet, als Inhaber eines unbedingten Willens zur besserwisserischen Nicht-Eigenschaft, der sich dem jeweils erstbesten ideologischen Modewahn als musterschülerischer Todschläger prostituiert.

Da hat man nicht viel Zeit, über den Sieger nachzudenken.

Über Möglichkeiten, ihm was zu verkaufen, hat man halt nachgedacht. Auch eine Form der Zuwendung; ganz im Sinne des im übrigenzu erlernenden Marketings; womit der Musterknabe auch wieder in seinem Element war.

Außerdem war der nicht darauf aus, den Rest der Deutschen aus
Deutschalnd zu vertreiben. Morgentau hatte zwar so etwas
ähnliches vor, doch das hatte keine Chance.

Nachdem schon keiner die überlebenden Juden aufnehemn wollte, wären die überlebenden Nichtjuden auch wohl nirgendwo abgebbar gewesen, wenn man es versucht hätte. Aber das nächste Spiel hiess ja schon Blockkonfontation und dafür brauchte man erfahrene Schaufensterdekorateure.

Nur mal gedanklich: Kein Russe, auch nicht der schlimmste Bolschewik, käme jemals auf die Idee, irgendetwas, was (auch) für Russland sprechen soll, von Polen schaufenstermässig und speerspitenmässig vertreten zu lassen. Kein Amerikaner käme jemals auf die Idee, irgendetwas, was (auch) für Amerika sprechen soll, von Frankreich schaufenstermässig und speerspitenmässig vertreten zu lassen. Hätte es die Deutschen nicht gegeben, sie wären erfunden worden.

Wäre bei uns die Situation ähnlich gewesen, wie in P., ich weiß nicht, ob es nicht doch noch deutwche Partisanen gegeben hätte.

Ich weis nicht. Wenn es ein faires Auslösungsangebot an die Deutschen gegeben hätte, ein Mix aus Auswanderungsförderung, Ausweitung der Nachbarländer (bei Gewährung von deren Staatsbürgerschaft) sozusagen eine mehrfach-elsässische Lösung und den Rest als verarmte Kleinstaaten von BeNeLux-Format in der Mitte als „Wild-West-Edorado“ für alle Seiten, da hätten sich die Leute bestimmt gern auf die Siegerseiten geschlagen.

Schlageternummern a la Rheinlandbesetzung wären, glaube ich, nicht noch mal auflegbar gewesen. (Nationalbolschewistischer Kohleklauheld, füsiliert von senegalesischen Scharfschützen der Grand Nation und heilig gesprochen von Komintern und Nazis).

Wir fühlten uns auch den Amis hoch überlegen. Damals gab es den
Spruch: „die Kesselflicker und Bärentreiber“ oder: USA hat uns
Kultur gebracht: Kaugummi, Barhocker…

Die Frage ist, unter welchen Bedinungen man am liebsten sein
Überlegenheitsgefühl ausagieren mag. Wenn die USA gesagt
hätten, wir übernehmen 20 Millionen von euch, hätten dann nicht
die Volksgenossen gesagt, prima, nach einer Generation sind wir
dann eben da die Herrenrasse?

Das gab es natürlich gegenüber den Franzosen nicht. Den Russen
und den Polen gegenüber war das Verhältnis auch nicht gerade
bestens. Die Vergewaltigungs- und Mordorgien der Roten Armee
hat viel böses Blut geschaffen. Ebenso die der Tschechen.

Ich fürchte, die Opfer der Orgien blieben einsam. Die Volksgenossen haben nichts anderes erwartet und das ganze beschwiegen. Nach der Senegalesennummer aus der Weimarer Zeit durften für die Grand Nation nach dem WK II bei den boches etwas Marokkaner an den Start. Das war sogar auch ausdrücklich böse gemeint (im Unterschied zu den Russen, die nach dem 5. Wodka gar nicht mehr das Problem verstehen) und ist kaum bekannt geworden. Deutsche Opfer verhalten sich sehr diszipliniert und eignen sich nicht für die Verbreitung von „Greulschrecken“. Man weis einfach, das es so etwas gibt, alles andere gilt als naiv oder weichlich.

Bei Tschechen und Polen lagen die Fälle anders. Für die Tschechen lag der Eindruck recht nah, dass die Sudetendeutschen historisch ganz besonders fatale Deutsche sind und sie raus müssen, weil einem eh kener hilft, wenn es mal wieder Ärger geben sollte. Da ist 1938, das Münchener Abkommen das erfahrungsprägende Jahr und daraus resultierend, dass es den Tschechen nicht nur schlecht erging, sondern ihnen auch jede Gelegenheit zum Beschreiben von Ruhmensblättern versagt geblieben ist, und sie ihren Schwejkkomlex noch vertieft bekommen haben. Den Tschechen ist es peinlich, dass sie als frühestes Naziopfer die Wehrmacht mit dem besten Kriegsgerät beliefert haben und sie berufen sich darauf, dass es auch den anderen unangenehm gewesen sein muss.

Bei den Polen ist es noch wieder anders. Die Poen wurden ja einfach insgesamt westverschoben, was ja nun eigentlich gar kein polnisch-patriotischer Akt war, sondern eine asiatisch-barbarische Völkerschiebung, eien Praxis für die sie historisch alle Russenherrscher so herzhaft gehasst haben. Und jetzt mussten sie bei so etwas auch noch mitmachen, wurden geschädigt und begünstigt zugleich. Diese Masche, das Opfer zum Komplizen zu machen hat auch viel Unterstes zu Oberst gekehrt bei den Polen und das wissen sie auch. Andererseits ist das Verhältnis zu Deutschen einfach lockerer, weil man sich (eben im Untershied zu den Tschechen) „ordentlich geschlagen“ hat. Drei Wochen tausend Wehrmachtstote pro Tag und eine Papierverknappung im Reich wegen der uneingeplanten Todesanzeigen waren das erste Signal, das es Schluss ist mit lustig, für die Volksgenossen.

Trotzdem das Treffen durch sowjetischen Überfall vorzeitig abgebrochen werden musste (für ein paar Wochen Papierverknappung hätte es durchaus noch gereicht, laut sowjetischer Beute- und Mordstatistik an Polen) waren die Polen dennoch in der Lage auf allen wichtigen Schlachtfeldern (Luftschlacht um England, Monte Cassino etc.) mitzumischen und wertvolle Erfahrungen an manches Greenhorn weiterzugeben. Dies macht eine wichtige Differnz auch heute noch aus, die sich in einem unterschiedlichen Verhältnis zu Deutschland ausdrückt. Untereinander sind sich Polen und Tschechen dafür giftig feindlich und haben sich sogar im antikommunistischen Widerstand später mehrfach böswillig im Stich gelassen. (Die Polen haben sich 1938 als winzig kleiner Nazipartner ein winziges Stück Tschechien gekrallt und damit ihre Opfer-Makellosigkeit auch gegenüber einem Staat besudelt, wo sie sonst „nur allgemein“ antisemitisch bekleckert waren. Deswegen weisen die Tschechen die Verachtung der Polen für die „Wehruntauglichkeit“ der Schwejknachfolger empört zurück und kontern, dass die Polen unverbesselich romantische Grosstuer seien. Aktuell plagen sich die Polen gerade mit der Vorhaltung ihres eigenen Antismitismus herum. Noch bevorstehen tut ihnen der Schock über die erschreckend erfolgreiche „Umvolkungspolitik“ des Rasse- und Siedlungshauptamtes während die Tschechen von solchen Verwerfungen wiederum nicht heimgesucht wurden. Eine Umvolkung von Böhmen verbat sich Hitler (laut Monologen bei Tische) weil es sich mit denen immer als Schuljunge gezankt hat…).

Lange Rede kurzer Sinn: Kein Leid ohne Scham, kein Hass ohne Selbsthass; Die Scham führt zum Selbsthass, das tut weh, und wird auf den Hass daraufgeschalgen, den es auch etwas per se gibt, der aber nach einiger Zeit nur noch aus umgeleiteter Scham und Selbsthass besteht.

Wenn

die Erzählungen der Bekannten, die ich in Neufünfland habe stimmen, dann war der „Große Bruder“ nicht gerade sehr beliebt.

Völlig schuldunfähig sind allein die Russen, um hier auch mal etwas überplastisch chauvinistisch durchzutrompeten. Sie wissen, dass sie es nicht leicht haben, mit ihrer Anbetung des Leidens und ihrer Neigung zu welterlöserischen Missionen und das vieles im Argen liegt und bestreiten das auch kaum. „Unzulänglichkeiten“ werden pauschal eingeräumt und bilden einen breiten Mantel für eigenes Versagen und zu viele Promille. Fremdherrschaft ist in gewissem Umfang normal und mancher schneidige Ostdeutsche durfte im RGW auch ein bisschen mitfremdherrschen. Freilich auf Russisch und gleichberechtigt mit den Diskussionbeiträgen, die Bulgaren, Polen und andere zu bieten hatten. Am ende des Tages setzte sich dan of ein eindruck allegemeiner Unregierbarkeit durch, auf den dann auch der schneidigste Ostdeutsche am ende nicht ungern dem russichen Seelenbalsam zusprach und bei einschlägigen Wettbewerben auch wieder Polen und Ungarn lernte, ernst zu nehmen.

Im russischen verfallen detusche eher in einen Kommandojargon, als im englischen, ist mein Eindruck. Allerdings kommen sie auch eher durchs russische ins Lallen; und zwar die selben Leute!

Die Streiche, die die manchmal den Sovjets angetan haben, waren
nicht ganz harmlos.

Die Russen sind ruppige Opfer. Bei einer der ersten westdeutsch-sowjetischen Handelsdelegationsbegegnungen um 1960 herum sassen sich, wie sich herausstellte, Exkombattanten eines Frontabschnitts von erbittertster Kamptätigkeit gegenüber.

Der deutsche Wirtschaftmann hatte Bammel. Minutenlanges Schweigen. Wieviel wusste der Russe? Was hat er selbst gesehen, was nur gehört? Wie ist es seiner Familie ergangen? Dann sagt der Russe etwas, rollend polternd wie es dieser Sprache ab einer bestimmten Physiognomie des Srechenden zu eigen zu sein scheint. Der Dollmetscher übersetzt:

„Eines wollte ich Ihnen sagen: Ihre Scharfschützen im Mittelabschnitt waren lausige Stümper“.

Darauf Erbleichung; dann aber: hysterisches Gelächter.

Gruß
Thomas

Hallo raimund,

jetzt geb ich auch noch meinen Senf zu Frooonkraisch, habe da schließlich auch studiert und bin sogar mal in Toulon zur Schule gegangen.:smile:

Das kommt, glaube ich, auch auf die Gegend an, Frankreich ist nicht gleich Frankreich und nicht ganz Frankreich war besetzt. Und - was man nicht vergessen darf- manche Franzosen schreien besonders laut gegen die „Nazideutschen“, um von Vichy und der Kollaboration abzulenken. (wir sind eben nicht die einzigen, die ein Problem mit unserer Vergangenheit haben :wink:)

Im Alltag habe ich selbst nie negatives erlebt, die Franzosen, die ich kennen gelernt habe, waren sehr offen und aufgeschlossen, national sind sie fast alle. Das sind wir bei uns nicht so gewöhnt. Aber die waren den Deutschen meist positiver gegenüber eingestellt als bes gegenüber den Briten (die kochen ja Salat, wurde immer gemunkelt:smile:.

Zur älteren Generation: Ich habe ja in der Bretagne studiert und habe dort einige Großväter und Großmütter kennen gelernt. Der Großvater meiner besten Freundin damals war Fremdarbeiter in Leipzig oder Dresden gewesen. Er hatte aber Deutschland in bester Erinnerung, weil er auf einem Bauernhof gearbeitet hatte mit sehr netten Deutschen als Besitzer. Er lachte immer, wenn er mich sah, und hatte immer ein paar charmante Worte für die „schöne Deutsche“.

Im Privaten habe ich nie etwas wirklich deutschfeindliches erlebt. Wo du aber Recht hast, ist die Furcht der Politiker vor einem zu starken Deutschland nach einer Wiedervereinigung. Aber du siehst: Auch das wurde wie unter zivilisierten Menschen mit viel Bakschisch aushgehandelt:wink:…

beste Grüße,

barbara

Hallo Stefanie,

ja, irgendwann, wenn es Frieden geben wird, wird sich die Lösung sicher deinen Lösungsansätzenn annähern müssen. In der Diskussion sind die ja schon länger immer mal wieder hier und da zu hören. Land für Frieden ist ja nicht neu.

Ich persönlich glaube nur, dass die Situation viel verfahrener ist und sie erinnert mich eher an den Nordirlandkonflikt als an das Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Hass sitzt sehr, sehr tief.Der Krieg zwischen souveränen Staaten läuft anders ab als zwischen zwei Völkern de facto im gleichen Land.

Das ist mir allerdings wirklich ein ganz neuer Gedanke. So
weit hatte ich bisher nicht gedacht. Andererseits höre ich,
daß momentan Juden aus aller Welt zunehmend weniger nach
Israel kommen, eben wegen der angespannten und unsicheren
Situation. Das kann’s ja wohl auch nicht sein.

Das hat ja nichts mit rationellem Denken zu tun! Ich denke, dass das wirklich ein Hauptgrund ist. Ein Tabu, das zuzugeben.

der eine oder andere Terrorist schaffen wird. (Geklautes
israelisches Auto, gefälschte Papiere: auch ohne eigene
Terrorismuserfahrung vermute ich doch, dass dies fuer die
einschlägigen Organisationen nicht so schwer ist.)

…vergiss nicht, dass viele Pal in Israel arbeiten. Eine totale Abschottung wäre für diese Pal katastrophal und für die Israelis ein Schlupfloch für weitere gefährliche Attentäter.

Außerdem hätten Terroristen dann nichts mehr zu gewinnen und
auch weltweit nicht mehr dieses doch recht hohe Verständnis
für ihre Anliegen. Denn ich glaube, da brauchen wir uns nicht
viel vorzumachen. Solange sie hoffen, sich durch
Selbstmordattentate ihren eigenen Staat herbeizubomben, lehnen
zwar die meisten Menschen weltweit die Mittel ab, finden das
Ziel aber richtig. Und das dürfte ihnen trotz allem Auftrieb
geben. Hätten sie dagegen ihren eigenen Staat, in einem
Friedensvertrag, der von ihren eigenen Vertretern ratifiziert
wurde, erst dann würden etwaige weitere Aktionen weltweit
einhellig abgelehnt, und zwar nicht nur als Mittel, sondern
grundsätzlich und überhaupt.

Ja, wobei ich mit dieser Logik auch keinen Jota weichen wollte. Die Terroristen - und andere, die es werden wollen -sollen nicht denken, dass ihre Aktionen Sinn gemacht haben. Mal davon abgesehen wollen Hamas und Konsorten nicht einfach ein eigenes Land, die wollen alle Juden ins Meer jagen.

Aber sicher wäre die Basis für Folgeattentäter geringer, da hast du Recht.

Je mehr ich darüber nachdenke, scheint mir dies die einzige
denkbare Lösung.

Klar, ist nur milliarden Lichtjahre entfernt :frowning:.

wie gesagt, wie eine Lösung aussehen kann, da sind wir uns eh einig. Ich persönlich habe nur nach den Ereignissen der letzten Jahre fast alle Hoffnung auf Frieden verloren.:-/

beste Grüße,

barbara

und für Stefanie und Barbara … o.w.T.
o.t.

Hallo Thomas,

das Vichy-Tabu hatte ich ja auch schon angesprochen. Das sehe ich auch so. Ansonsten sollte man nicht vergessen, dass „Faschismus“ in den 20er und 30er Jahren in Europa „en vogue“ war. Er galt als modern und war nicht mit dem Makel versehen, den er heute hat. Nimm die Pfeilkreuzler in Ungarn, Spanien, Italien, aber auch Belgien und - eben Frankreich.

Nur dass die Franzosen mit Vichy bis heute so ihre Problemchen haben. Vergangenheitsbewältigung findet in kleinsten intellektuellen Kreisen und ein paar Kinofilmen statt. C’est tout.

Beispielswiese meinte ser Vater einer guten Freundin von mir, ein Militär, mir gegenüber ständig betonen zu müssen, dass wir ja den Krieg verloren hätten - im Gestus der Siegers über eine ehemals starke Nation. Aber die Sache mit den Juden, das war vielleicht ein bisschen übertrieben, doch im Prinzip der richtige Weg, meinte er. Ansonsten ein netter, ruhiger Mann, mit dem man gut einen Wein trinken konnte.

Und Charlemagne war natürlich Franzose:smile:.

Die Grande Nation hat so ihre eigenen Wege, sich die Welt zu erklären,

Ahcso: und zur alten „Erbfeindschaft“ - daie Rivalität auf dem Kontinent ist älter als der Faschismus, denk an Versailler I und Versaille II…

beste Grüße,

barbara

‚frog-bashing‘
Hallo Barbara,

Beispielswiese meinte ser Vater einer guten Freundin von mir,
ein Militär, mir gegenüber ständig betonen zu müssen, dass wir
ja den Krieg verloren hätten - im Gestus der Siegers über eine
ehemals starke Nation.

Und Charlemagne war natürlich Franzose:smile:.

Da stellt sich doch die Frage, wen er mit „wir“ meint. Schließlich waren die letzten und aufopferungsvollsten Verteidiger der Reichskanzlei französische SS Angehörige der Division „Charlemagne“. Vielleicht hast du ihn als französischen Chauvinisten einfach unterschätzt.

das Vichy-Tabu hatte ich ja auch schon angesprochen. Das sehe
ich auch so. Ansonsten sollte man nicht vergessen, dass
„Faschismus“ in den 20er und 30er Jahren in Europa „en vogue“
war. Er galt als modern und war nicht mit dem Makel versehen,
den er heute hat. Nimm die Pfeilkreuzler in Ungarn, Spanien,
Italien, aber auch Belgien und - eben Frankreich.

Die Französische Olympiamannschaft hat 1936 öffentlich den Nazigruß entboten. Und da regt man sich über Leni Riefenstahl auf, die das halt gefilmt hat…

Nur dass die Franzosen mit Vichy bis heute so ihre Problemchen
haben. Vergangenheitsbewältigung findet in kleinsten
intellektuellen Kreisen und ein paar Kinofilmen statt. C’est
tout.

Bis zum 6.6.44 fühlten sich viele Franzosen kaum gestört …

Aber die Sache mit den Juden, das war
vielleicht ein bisschen übertrieben, doch im Prinzip der
richtige Weg, meinte er. Ansonsten ein netter, ruhiger Mann,
mit dem man gut einen Wein trinken konnte.

Echt? Ich glaube, ich würde mich danebenbenehmen.

Achso: und zur alten „Erbfeindschaft“ - die Rivalität auf dem
Kontinent ist älter als der Faschismus, denk an Versailler I
und Versaille II…

Der Skandal war eigentlich Verdun, dieser Wettlauf ums „Ausbluten“. Als es Motivationsprobleme gab, haben sie das „Dezimieren“ erfunden. Ich glaube, Foch war das und Petain natürlich dabei. Wenn Ludendorf das versucht hätte, dann hätte es in Deutschland Bolschewismus gegeben, schneller als Lenin geguckt hätte.

Die Grande Nation hat so ihre eigenen Wege, sich die Welt zu
erklären,

Und auch eigene, sie zu durchwandern. Ich habe mal eine Französin kennengelernt, die war 1968 in Putsch- bzw. Bürgerkriegserwartung nach Deutschland geflohen und dann aus privaten Gründen dageblieben. Wäre mal interessant, eine Umfrage unter Diasporafranzosen zu machen, die zufällig rund um den Roten Mai 68 ausgereist sind, wie sehr ihnen vielleicht schon nach Exil war.

Beste Grüße,

Thomas

Hi SAN,

nun dürfte das ja geklärt sein.

Grüße,

Mathias

Hallo Thomas,

Ich finde es falsch, das bei den Franzosen als „Hass“ gelten
zu lassen. Die Aggression gegen Deutesche ist Verdrängung von
Scham über eigenes Versagen seinerzeit.

Ich bin kein Psychologe und kann daher nicht beurteilen, was der tatsächliche Auslöser von Erniedrigungen deutscher Soldaten ist.

Das, was „meinen“ Soldaten damals widerfuhr, wurde von ihnen als Ausbruch haßgeladener Emotionen bezeichnet. Sie fühlten sich in jenem Augenblick gehaßt, und ich habe nach wie vor keinen Grund, ihnen das nicht zu glauben. Aber sicherlich hätte ich Deine Sicht der Dinge damals als gute Begründung für das ihnen Widerfahrene heranziehen können, weil ich glaube, daß das, was Du im obigen Satz beschrieben hast, durchaus nicht falsch ist. Doch was die Soldaten empfanden, war Haß.

Gruß
Bark

Hi Tigger,

Wenn Du sagst, dass der Artikel inhaltlich nichts verfaelscht,
dann glaube ich Dir das wirklich unbesehen. Ich glaube, waere
es Dir nur um die Zeitschrift gegangen, dann haettest Du schon
anders auf mein Posting reagiert.

Oh Gott, was man so alles anrichten kann, wenn man nur mal schnell einen Link sucht, wo die Kernaussage stimmt, aber die Herkunft eben nicht haargenau überprüft wurde!

Ich
finde es grundsaetzlich richtig, sich fuer Menschenrechte
einzusetzen. Dabei ist es auch voellig egal, wer sich dabei
auf den Schlips getreten fuehlt.

Na ja, ich hätte sie ja seitenlang wortwörtlich zitieren können, aber das hätte dann wieder Schimpftiraden ausgelöst hier - und ich seh ja, daß dies nichts bringt… (O-Ton Langer: Möllemann und Karsli haben die Wahrheit gesagt, warum hab ich da von anderen nichts gehört? Oder: Die Antisemitismusdebatte: ein System, die israelischen Verbrechen zu verschweigen. Oder: Sharon will grünes Licht für eine ethnische Säuberung… u.v.m.)

Leider muss man nur erkennen,
dass, so wie es in Felicia’s Fall zu sein scheint,
„Nestbeschmutzer“ nirgends gern gesehen sind. Man sieht die
Fehler des eigenen Verhaltens halt nicht gern.

Man muß gar nicht so weit gehen und „sein Nest“ beschmutzen. Ich hab gestern abend z. B. in Arte den Film „Das Attentat“ von Simone Bitton gesehen, wo es um den am 4.9.97 von 3 Paläst. verübten Selbstmordanschlag in der Ben-Yehuda-Straße ging. Dort kamen sowohl die Familien der Opfer wie auch die Familien der Täter zu Wort. Es ist kaum nachzuvollziehen wenn da ein Vater einer 14jährigen getöteten Israelin sagt: „ich hab nicht das Recht zu urteilen oder wütend zu sein“. Er wies dann auf die Lebensumstände der Palästinenser hin, die ständige Unterdrückung und Benachteiligung, den Psychoterror… Aber gerade dies ist bemerkenswert, daß ein Mensch, der so unendlich wütend und traurig sein müßte, eine klare Sichtweise behält und auf die Ursachen des Terrors hinweist. Aber ich schätze, den Film hat wieder einmal kaum jemand gesehen, da es ja viel einfacher und bequemer ist, Filme mit Hasstiraden (von beiden Seiten) sich reinzuziehen und mit der jeweiligen Seite mitzuwettern…

Deshalb versuche ich mir zuvor immer erst ein neutrales,
objektives Lagebild zu verschaffen und muss mir dabei
persoenliche Empfindlichkeiten verkneifen, so unangenehm das
auch manchmal ist, denn die beste Objectivitaet wird nicht
selten durch den Einfluss der schoensten Subjektivitaet
falsch.

Es ist soooo schwierig… Wie verschafft man sich ein neutrales objektives Lagebild? Ich war vor Ort, habe beide Seiten gesehen, gehört, verstanden… Aber zugegeben, die meisten Informationen über das „palästinensische Leiden“ habe ich überraschenderweise nicht von Palästinensern bekommen, sondern von Juden, die ziemlich engagiert in der Friedensbewegung arbeiten. Was ist nun Objektivität? Für die Gegener dieser Friedensbewegung sind diese Leute wiederum auch nur wieder Nestbeschmutzer.

Das war auch der eigentliche Grund, weshalb ich auf
diese Zeitschrift reagiert habe.

Ich geb Dir recht, nächstes Mal nehm ich mir ein bißchen mehr Zeit mit der Linksuche:wink:

Ich hoffe, Dich nicht veraergert zu haben.

Nein, wo denkst Du hin? Im Gegenteil, jetzt im nachhinein hätte es mich auch nicht gewundert, wenn bösere Beschimpfungen zu diesem Link gekommen wären. Das eine (F. Langer) hat ja mit dem anderen („Soz. Positionen“) nichts zu tun - jedenfalls war es nicht meine Absicht die beiden in Verbindung zu bringen.

Ich hab z. Zt. wenig Zeit, diese Antwort kommt spät, vielleicht liest Du sie rein zufällig trotzdem noch…

Viele Grüße,
Christiane