Festgenommener wird beim Einsteigen unterdrückt

Hi.

Wenn (z.B. in Filmen – nur in Filmen?) ein Festgenommener zu einem Polizei-PKW gebracht
und auf die Rücksitzbank verfrachtet wird, sieht man meistens, wie der begleitende Polizist den Kopf des Einsteigenden – zum Teil recht ruppig – hinunterdrückt.
Hat das einen tieferen Sinn?
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass der alleinige Grund
sein soll, dass vermieden werden soll, dass er sich den Kopf stößt…

Weiß jemand mehr zu dieser eigenartigen (Un-)Sitte?
Danke.

Markus

Doch

Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass der alleinige
Grund sein soll, dass vermieden werden soll, dass er sich den Kopf
stößt…

Auch wenn es deine Vorstellungskraft übersteigt: Genau das ist der Grund.

Gruß Andreas

Das sieht aber manchmal viel zu heftig aus und eher ‚unterdrückend‘,
jedenfalls nicht schön…
Derjenige kann sich sicherlich auf alleine hineinsetzen, ohne sich die
Birne zu stoßen.

Markus

Hallo,

ich glaube, wenn einem die Hände auf dem Rücken gefesselt sind ist das schwieriger als normalerweise - Du kannst gerne mal den Test machen und uns dann berichten. :smiley:

Grüße
Thorsten

morgen praktischer Test
Okay.
Ich werde morgen mal jemanden erdolchen (z. B. den Typen, der immer
zum Reklameeinwerfen klingelt), um dann zu schauen, ob
ich mit gefesselten Händen selbst einsteigen kann.

Aber mal ohne Witz: Klar, am Rücken gefesselt geht das sicherlich
schwer. Aber viele sind vorne an den Händen gefesselt. Auch diese
Personen werden kopfgedrückt.

Anlass zu meiner Anfrage war übrigens der Film „Die Welle“, wo man
diese Unart auch sehen konnte. Allerdings hat der Polizist ihn
(= Jürgen Vogel) nicht wirklich kopfgedrückt, sondern er hatte nur
die Absicht. Aufgrund der Kameraführung kann man zwar nicht sehen,
ob Jürgen Vogel tatsächlich gefesselt ist, aber wenn, dann VORNE,
nicht hinter dem Rücken. Wie auch immer, Jürgen Vogel hat die Hände
vorne zusammen und steigt alleine (!) ohne Kopfdrückhilfe in den
PKW.
q.e.d., oder?

Markus

Hi,

Das sieht aber manchmal viel zu heftig aus und eher
‚unterdrückend‘, jedenfalls nicht schön…
Derjenige kann sich sicherlich auf alleine hineinsetzen, ohne
sich die Birne zu stoßen.

Ja, aber wenn er sie „sich“ stößt, kann er behaupten, dass er von dem festnehmenden Polizisten verletzt wurde.

Gruß,
Anja

Hi,

q.e.d., oder?

Du willst doch nicht von einem Film auf die Realität schließen?

Gruß S

Hallo,

Filme können aber sehr real sein…oder willst du Filmen wie zum diesem hier:

http://www.daserste.de/contergan/

die Realitätsnähe absprechen ???..

Hallo,

Filme können aber sehr real sein…oder willst du Filmen
wie zum diesem hier:

natürlich können Filme absolut realitätsnah sein; das bestätigte mir neulich auch Frodo Beutlin, den ich auf meiner letzten Reise durch Mittelerde traf.

MfG Cleaner

6 Like

Hallo,

Aber mal ohne Witz: Klar, am Rücken gefesselt geht das
sicherlich schwer.

Man versuche mal sich so in ein Auto zu setzen. Das dürfte ungemütlich werden, von einem ordentlichen anlegen des Sicherheitsgurts gar nicht zu reden.

Cu Rene

Hi.

Ja, aber wenn er sie „sich“ stößt, kann er behaupten, dass er
von dem festnehmenden Polizisten verletzt wurde.

Da treibt man wohl den Teufel mit dem Beelzebub aus.
Denn anders könnte der Festgenommene behaupten, der Polizist hätte
ihn durch das Hinunterdrücken verletzt!
Insofern bringt das gar nichts, eher Nachteile. Da wäre doch das einzig Sinnvolle: Lieber ganz die Finger davon lassen (auch kein Hinunterdrücken), als solche Behauptungen aufkommen lassen.

Markus

Hi.

Aber mal ohne Witz: Klar, am Rücken gefesselt geht das
sicherlich schwer.

Man versuche mal sich so in ein Auto zu setzen. Das dürfte
ungemütlich werden, von einem ordentlichen anlegen des
Sicherheitsgurts gar nicht zu reden.

Letzteres hat allerdings absolut gar nichts mit dem Kopfhinterdrücken zu tun, um das es mir hier geht.
Übrigens: Das Sitzen und das Kurvenfahren dürfte auch reichlich unbequem sein. Ich glaube, ich verwerfe darum den praktischen Test…

Markus

Hi

q.e.d., oder?

Du willst doch nicht von einem Film auf die Realität
schließen?

Was das In-das-Auto-hineinsetzen angeht schon. Warum denn nicht?
Handlungen in Filmen sind doch nicht per se sämtlich unrealistisch.

Markus

Hallo,

wenn schon, dann müßtest du eine grundlegende Unterscheidung treffen, die beispielsweise die unterschiedlichen Genres berücksichtigt.

Ein amerikanischer Spielfilm, in dem dem Delinquenten die Rechte verlesen werden, hat nämlich nichts mit dem Alltag der deutschen Polizei zu tun. Eine scripted-reality-show, in der ein Anwalt einfach mal so quer durch den Gerichtssal marschiert, nachdem der Richter den Hammer geschwungen hat, bildet die Realität ebensowenig ab.

Man kann meinetwegen noch über die Dokumentation oder den dokumentarischen Spielfilm sprechen, die eine Realitätsnähe zumindest aufweisen sollten, doch beeinflusst beispielsweise in der Dokumentation schon die Kamera als Beobachter das Geschehen (Beobachterparadox) und im dokumentarischen Spielfilm haben wir die Regie, die steuernd eingreift. Das kann zwar mal gut laufen, wenn der Regisseur und Requisite gut sind, aber das muss nicht zwangsläufig so sein und kann keinesfalls eine prinzipielle Glaubwürdigkeit begründen.

MfG Cleaner

1 Like

Hallo,

ich weiss nicht, wieviel Menschen ich festgenommen und in einem Auto verfrachtet habe. Es waren eine ganze Menge. Bei aber wirklich nur sehr wenigen habe ich sie derart unter Kontrolle bringen müssen, dass ich den Kopf gwaltsam unterdrückte. Manchmal (!) führte ich den Kopf aber tatsächlich, damit er nicht anstoßt. In der Regel ging das Einsteigen ganz problemlos, ohne Hilfe des Beamten.
Nimm das Kopfrunterdrücken im Krimi einfach als der Dramaturgie geschuldet, nicht als Realität.

Gruss

Iru

Hi.

Das ist doch mal eine klare und realistische Aussage, die mein
Anliegen beantwortet.
Vielen Dank für die Auskunft!

Markus

Hallo,

wie schon oben angeführt, ist das Kopfrunterdrücken eher der Dramaturgie denn der Realität geschuldet.

Man sollte sich aber als Außenstehender klarmachen, dass der Transport von Festgenommenen eine ausgefeilte Sache ist die auch redelmäßig trainiert wird (trainiert werden sollte!). Es fängt mit der Fesselung an und geht bis zum Anlegen des Sicherheitsgurtes. Viele Polizeien sind z.B. sogar mit Kindersitzen ausgestattet, damit - sollte der Festgenommene in Begleitung kleiner Kinder sein - man auch diese transportieren kann.

Mir ist aber aufgefallen (nicht in Krimis, sondern in den Nachrichten), dass in China den Festgenommenen tatsächlich der Kopf runtergedrückt wird, das aber nicht nur beim Einsteigen, sondern bei ganz normalem Abführen (was für die angewandte Transporttechnik unrelevant wäre). Ich vermute, den dortigen Organen der öffentlichen Ruhe (ich schreibe absichtlich nicht „Sicherheit und Ordnung“) kommt es nicht darauf an, die Person unter Kontrolle zu bringen, denn die besteht ja schon, sondern mit dem gesenkten Kopf nach außen hin den Eindruck des Schuldbewußtseins zu erzeugen.

Gruss

Iru

3 Like

Hallo,

Mir ist aber aufgefallen (nicht in Krimis, sondern in den
Nachrichten), dass in China den Festgenommenen tatsächlich der
Kopf runtergedrückt wird, das aber nicht nur beim Einsteigen,
sondern bei ganz normalem Abführen (was für die angewandte
Transporttechnik unrelevant wäre). Ich vermute, den dortigen
Organen der öffentlichen Ruhe (ich schreibe absichtlich nicht
„Sicherheit und Ordnung“) kommt es nicht darauf an, die Person
unter Kontrolle zu bringen, denn die besteht ja schon, sondern
mit dem gesenkten Kopf nach außen hin den Eindruck des
Schuldbewußtseins zu erzeugen.

hier kann ich auch nur spekulieren, wenngleich mir dein Erklärungsansatz zumindest durchaus plausibel erscheint.
Andererseits muss man gar nicht mal unbedingt nach China reisen, um auch eine ander Begründung zumindest daneben stellen zu können.
Das muss ich dir nun nicht erzählen, denn vermutlich weißt du das sogar besser als ich, aber früher war es beispielswiese auch hierzulande üblich, einen Delinquenten im Kreuzfesselgriff zu führen, wobei man ihn am Kragen oder Hals kontrollierte. Kopf und Gesicht waren oben, jeder Passant konnte Kontakt zum Delinquenten aufnehmen - und oftmals kam es dazu, dass gerade auch Unbeteiligte deshalb dann für den Delinquenten Partei ergriffen.
Heute tendiert man dazu, den Kreuzfesselgriff über Nacken, bzw. Schulter/Hüfte zu kontrollieren, so dass der Delinquent in vorgebeugter Position steht. Weinger Kontaktmöglichkeit nach außen und niemand sieht das vibrierende Gaumenzäpfchen, wenn der Delinquent rumkrakeelt. (außerdem ist die linke Gegnerh)and weiter weg)
Man hat also auch hier durchaus mal die ein oder andere Situation in der der Delinquent „eine Verbeugung“ macht.

MfG Cleaner

1 Like

Hallo Cleaner,

nun ja, der Kreuzfesselgriff (als Armbeugehebel) ist eine nette Festlege- und Transporttechnik, die aber für das halbwegs geübte Auge sehr gut vom bloßen Hinunterdrücken des Kopfes zu unterscheiden ist. Dabei wird - wenn er über die Hüfte ausgeführt wird - aber nicht nur der Kopf, sondern der gesamte Oberkörper vornübergebeugt und der Beamte hat engen Körperkontakt. Bei den chinesischen Deliquenten gehen diese meist aufrecht und nur der Kopf ist nach unten geneigt.

Der Kreuzfesselgriff wird auch noch heutzutage ausgeführt, allerdings ist für die korrekte und sichere Ausführung ausreichend Training erforderlich, so dass man ihn nicht so oft sieht. Die Gefahr beim Kreuzfesselgriff ist, dass man sich leicht daraus befreien kann, wenn er nicht „richtig sitzt“.

Übrigens gibt es kleine gemeine Möglichkeiten, einen Menschen derart zu transportieren, dass er sich nicht wehrt oder wehren kann, aber der ihn abführende Beamte als der freundliche Helfer dasteht, der einem anderen Menschen hilft. Man erkennt es gar nicht, dass der Mensch abtransportiert wird. Aber sowas zeigt das TV nicht… weil es undramatisch ist und auch kaum einer weiss, wie das geht.

Gruss

Iru, der jahrelang Ausbilder in dererlei Sachen war

1 Like

Hallo Irubis,

nun ja, der Kreuzfesselgriff (als Armbeugehebel) ist eine
nette Festlege- und Transporttechnik, die aber für das
halbwegs geübte Auge sehr gut vom bloßen Hinunterdrücken des
Kopfes zu unterscheiden ist.

ja, klar. Ich wollte auf die Frage hinaus: „Kopf hoch oder runter?“

Dabei wird - wenn er über die
Hüfte ausgeführt wird - aber nicht nur der Kopf, sondern der
gesamte Oberkörper vornübergebeugt und der Beamte hat engen
Körperkontakt.

Auch klar. Ich wollte mir nur keinen Wolf mit einer kompletten Technikbeschreibung tippen - das war das was ich mit Hüfte/Schulter meinte.

Bei den chinesischen Deliquenten gehen diese
meist aufrecht und nur der Kopf ist nach unten geneigt.

Da habe ich ja auch gar nicht widersprochen - kann ich auch gar nicht, denn ich bin doch eher selten mit der chinesischen Polizei konfrontiert (Na ja, genau genommen gar nicht).

Übrigens gibt es kleine gemeine Möglichkeiten, einen Menschen
derart zu transportieren, dass er sich nicht wehrt oder wehren
kann, aber der ihn abführende Beamte als der freundliche
Helfer dasteht, der einem anderen Menschen hilft.

Ja, über den gestreckter Arm beispielsweise … :smile:

Gruss
Iru, der jahrelang Ausbilder in dererlei Sachen war

Gruss zurück
Cleaner, der zumindest im Training auch großen Spaß an solchem Kram hat.

P.S.: Deine Kenntnis über derartige Techniken wollte ich im Übrigen keineswegs in Frage stellen.