'Fight club'

Mein Posting und Missverständnisse
Hallo an alle, die hier auf mein Posting geantwortet haben.

Da ist wohl einiges missverstanden worden. Ich gehöre auf keinen Fall zu denjenigen, die grundsaetzlich davon ausgehen, dass ein Film mit großem Budget von vornherein keinem künstlerischen Anspruch mehr genügen kann, genauso, wie ich sehr gut weiß, dass auch die wenigsten Low-Budget-Filme (obwohl mir dieses Genre, wenn man so sagen kann, zumeist eher sympathisch ist, doch das ist ausschließlich eine persönliche Vorliebe)einem solchen Anspruch gerecht werden.

Bei Fight Club aber, der mich, abgesehen von der brillianten visuellen Umsetzung, quälend gelangweilt hat und dessen Ende ich wirklich ärgerlich fand, ist mir diese Reißbrettmechanik so widerwärtig aufgestoßen, wie schon lange nicht mehr.

Selbstverständlich lag dem Film eine Romanvorlage zugrunde, aber auch Romane werden häufig nicht geschrieben, weil da jemand Kunst in sich spürt und einfach zusieht wohin er diese Energie lenken kann oder weil jemand seiner Umwelt etwas mitteilen will, sondern weil dieser Jemand damit Geld verdienen will.

Ich kenne die Literaturvorlage nicht und kann daher auch nicht darüber urteilen - vielleicht hat der Film auch einfach nur die - für mich - unangenehmen Elemente der Geschichte besonders intensiv genutzt. Sicher ist jedenfalls, dass die Geschichte, egal ob neu oder bereits in Romanform veröffentlicht, alle Anforderungen trifft, die ein wirtschaftlich erfolgreicher Film haben muss. Ganz gleich ob die Botschaft der Geschichte im Verlauf Ihres Lebens einmal authentisch war oder nicht… in ihrer Inkarnation als Film „Fight Club“ ist sie unglaubwürdig, weil sie sich der Mechanismen bedient, die sie in der Gesellschaft bemängelt.

Haarsträubend off topic fand ich übrigens den Beitrag, der auf Mozart/Beethoven/Orson Wells (und weiß der liebe Himmel, welcher arme wehrlose Tropf da nicht noch alles für die Argumentationskette herhalten musste) verwies. Niemand hat etwas dagegen, wenn mit künstlerischem Talent Geld verdient wird. Ist doch super. Selbst wenn es sich um Auftragsarbeiten handelt, ist das Endergebnis immer eine persönliche schöpferische Leistung, die durch und durch geprägt ist von der Persönlichkeit, dem künstlerischen Ausdruck, dem Mitteilungsbedürfnis eines Menschen.

Bei einem Film wie Fight Club hingegen handelt es sich um eine industrielle Produktion, ein ökonomisch geprägtes Unterfangen, das so perfide ist, in der Wahl seiner Mittel bis zur Selbstverleugnung (Konsumkritik) zu gehen.

Lemmy

was der Autor sagt:

Selbstverständlich lag dem Film eine Romanvorlage zugrunde,

aber auch Romane werden häufig nicht geschrieben, weil da
jemand Kunst in sich spürt und einfach zusieht wohin er diese
Energie lenken kann oder weil jemand seiner Umwelt etwas
mitteilen will, sondern weil dieser Jemand damit Geld
verdienen will.

dieser roman fällt aber nicht in die von dir genannte kategorie.
der autor, Chuck Palahniuk, schrieb den roman nicht, um geld damit zu verdienen. er wußte, das er da ein thema anfassen würde, daß nicht dem massengeschmack trifft. dementsprechend war das buch auch beiweitem kein topseller.
hierzu mal ein zitat vom autor selber:

„The book got a very small tidal wave of a praise. most of all reviews were raves and there were even some awards. still, an estimated 85% of all fiction is sold on middle-aged women, hadly the FightClub audience, so the book sales were pretty tepid. this is a funny double edged sword; the writer doesn´t make much money, but since nobody´s looking, you can get away with murder. exept from american psycho, i can´t remember anybody squawing over a book“

du siehst, besonders erfolgreich war das buch nicht.

zur bestätigung nochmals ein zitat des autors:

„one day my agent called to say FOX 2000 was interested. until that moment, I´d never considered the idea of the book becoming a movie. Hell, I never thought it would be published as a book. my editor explained that only about 2% of books get optioned to become films and of that number only 2% ever go into production as films. he told me not to get exited. I didn´t.“

(die zitate sind übrigens aus dem beiheft der US DVD von fight club entnommen.)

Noch mal: US-DVD RC1 - unbedingt empfehlenswert!!!

allerdings finde ich es schade (für dich), das du den schluß
(angeblich) schon vorher gewust hast.
der film ist nur so richtig klasse, wenn man den
überraschungsefekt am ende hat.
genau wie bei sixth sense…

Ja, schon. Aber wenn man’s mit diesem Wissen noch mal guckt, ist es auch total spannend. Wenn Du das noch nicht gemacht hast, unbedingt nachholen. Freue mich auch schon, 6th Sense noch mal zu sehen.
Mir sind bei FC so viele Sachen aufgefallen (z.B. als die beiden im Bus stehen und ein Typ Norton anrempelt, Pitt aber nicht; er geht fast durch ihn durch).
Kann auch das Argument mit der Kritik an der Konsumkritik oben grundsätzlich nachvollziehen, aber ehrlich gesagt ist mir das auch völlig schnuppe, denn dieser Film ist einfach nur grandios gut, und da ist es mir ziemlich egal, ob die Konsumkritik sich da mit ihren eigenen Waffen schlägt!

Und um noch mal auf die US-Doppel-DVD zurückzukommen: dafür lohnt sich schon fast die Anschaffung eines DVD-Players! :wink:
Im Ernst: diese Doppel-DVD kostet im Regelfall nicht mehr als 25$ und ist -wie gesagt- ein absoluter Knaller!

HOFee

recht hat er!!!
die US DVD ist einsame klasse. ich persönlich kann sie nicht mein eigentum nennen, aber mein bruder *g*.
ich hab den film mittlerweile schon drei mal gesehen (1 x deutsch, 2x englisch), und immer wieder fallen mir neue kleinigkeiten auf, die auf den phänomenalen schluss hinweisen.
je öfter man den film sieht, desto besser wird er! :smile:
auch das beiheft der DVD ist klasse. hab mich direkt mal darin bedient, um eine lanze für den autor zu brechen. ist ober unter:
„was der autor sagt“, nachzulesen! ich konnte lemmys kommentar nicht so einfach auf dem film und dem buch sitzen lassen. :wink:
ganz liebe grüße an alle
justme

Interessante Diskussion…
Nachdem ich mich jetzt durch diese ganze Welle von postings geschlagen habe, muss ich doch auch nochmal meinen Senf zu diesem Film abgeben:
Es mag sein, dass Geschmäcker verschieden sind. Aber wie so oft zeigt sich auf wieder einmal bei Fight Club, dass es eben auch Filme gibt, für die eben auch nur ein bestimmtes Publikum bereit ist (eines der frühesten und bekanntesten Beispiele: Blade Runner). Wie oft habe ich mir schon an den Kopf gefasst, als ich Leute über Natural Born Killers habe reden hören. Ich verlange nicht von jedem, dass er so viel Auffassungsgabe mit sich bringt um den wahren Sinn in manchen Filmen zu verstehen, aber Matrix zeigt uns einmal wieder glänzend wie es auch anders geht: Vordergründig und am besten mit viel Show und pure Entertainment.
Ich finde es immer nur erschreckend wie viele Leute dann trotz der Tatsache, dass sie einige Sachen nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen immer nur dagegen halten müssen anstatt auch einfach nur einmal einzusehen, dass sie falsch liegen.
Fight Club ist als gesellschafts- und konsumkritischer Film gedacht gewesen und auch so inszeniert. Das Medien-Echo in den USA hätten sich wohl einige von den hier mitredenden wohl auch einmal anschauen sollen.
Tatsache scheint mal wieder zu sein, dass es hier nur mal wieder darum geht möglichst viel und zugleich möglichst wenig zu sagen (manche Postings haben weniger Inhalt als einige Werbe-Banner).
Wie gesagt: Schade, dass wir anscheinend noch nicht alle reif für bestimmte Dinge sind und uns Kritik auch einmal zu Herzen nehmen…

In diesem Sinne: Beenden wir diese Diskussion doch einfach und wenden uns anderen Filmen zu…

This is your life and it’s ending one minute at a time.
You aren’t a unique snowflake. You are not your bank-account. You are not your f***n khakis. —Tyler Durden

Gruss

Hannes

Hi,

Haarsträubend off topic fand ich übrigens den Beitrag, der auf
Mozart/Beethoven/Orson Wells

Hm, das kann ich ja schlecht auf mir sitzen lassen …
Also erstmal habe ich von den dreien nur den ersten genannt. Ok, passt Dir nicht, ist off topic, ich habe aber auch Kubrik erwaehnt.
Ist Dir entgangen ja? Oder ist es so, dass Kubrik ein genialer Regisseur ist, waerend Fincher ein besserer Manager und Handlanger der Industrie ist? Muss wohl. Naja vielleicht ist Kubrik ja auch nur eine geniale Marketingidee gewesen ja? Fellini dann wohl auch … ach nee der war ja nicht ganz so teuer.
Jaja, es gibt Werke, denen sieht die Handschrift des Kuenstlers an (Literatur/Musik) und andere (Film) wo das nicht der Fall ist … ganz sicher. Was fuer ein Schwachsinn!
Selbst Megaflachen Kommerzregisseuren wie Spielberg, Lukas und Caneron sieht man ihren Stil an. Viel auffaelliger ist das bei Leuten wie Burton, Woo und eben Fincher. Leute die sich wirklich viel damit beschaeftigen koennen oft auch die Handschrift von Kameramaennern und Beleuchtern erkennen.
Ich schaetze wenn Du nur die Handschrift des zustaendigen Kreditinstituts siehst, entgeht Dir im Kino eine ganze Menge.

Gruss

Thorsten