Hallo,
die Diskussion um Filbinger ist müsig.
Filbinger war in katholischen Kreisen udn wollte Jurist werden. Die NS-Diktatur verweigert ihm das Studium mit der Behauptung, er sei politisch unzuverlässig. Filbinger beantragte die Mitgliedschaft in die NSDAP und durfte studieren.
Er wurde zum Ende des Krieges nach Norwegen als Marinerichter versetzt. Zu dieser Zeit bestand in gesamt Europa für Fahnenflucht oder Wehrzersetzung die Todestrafe. Hierauf hat Filbinger seinerzeit mit dem Satz, es könne heute nicht Unrecht sein, was im 3. Reich Recht war, hingewiesen. Filbinger hat nie - hierfür gibt es keine einzige Quelle - die NS-Justiz verteidigt.
Filbinger hat insgeamt drei Todesurteile unterschrieben. Hier ist auch längst nachgewiesen, dass er auf Befehl gehandelt hat. Nun kann man sich darüber streiten, ob er auch die Möglichkeit gehabt hätte sich zu weigern. Ich masse mir keine Erklärung an, was er hätte tun könnne und was er nicht hätte tun können. Heute können wir leicht über das NS-Regime reden.
Wenn ich allerdings manche Zeitgenossen und deren rechtsradikalen und linksradikalen Hintergrund betrachte, dann ist mir klar, zu was Mensch fähig ist. Manche, die so über den „Dingen stehen“ sind in ihrer Auffassung zum Grundgesetz oder auch bei der Begeisterung für die RAF näher dem Terror gewesen als manche Soldat, der sich von diversen selbst ernannten Moralisten in unserem Land als Nazis bezeichnen lassen müssen.
Was mich stets geärgert hat, ich hatte das Glück oder das Pech, wie man es gerne nehmen möchte, am Tage des Rücktritts während meiner politischen Tätigkeit in Stuttgart gewesen zu sein. Wir alle haben uns gefragt, weshalb er, Filbinger, obwohl er wußte, was am anderen Tag bekannt wird, weiterhin dabei blieb, er habe nie etwas Unrechtes getan. Filbinger war Jurist. Er wandte Recht an und wie heute, es interessiert eben nicht, ob Recht durch Moral ersetzt werden kann. Es werden §§ umgesetzt und wie zu Hitlers Zeiten ist auch heute jeder Täter nur ein Aktenzeichen.
Und selbstverständlich ist diese Justiz auch nicht „fehlerfrei“. Sie handelt eben auch nach Gesetz und Moral hat in der Rechtsordnung, ob es gefällt oder nicht, keinen Platz. Insoweit fühlte sich Filbinger immer als Jurist im Recht.
Ich bin einmal gespannt, wie es läuft, wenn Genscher mal stirbt oder Bundeskanzler a.D. Schmid.
Noch mehr darf man dann wohl staunen, ob im Todesfall des einstigen Taxifahrers und Straßenkämpfers Fischer auch hingewiesen werden darf, dass dieser in Frankfurt neben eienr späteren Trroristin vorübergehend gewohnt hat.
Denn die Logik einiger Mails, auch das Nachplappern der Zentralratsreklamationen und der wahlkampfbemühten Linken und Grünen geht doch in die Richtung, einmal in Verbindung mit „Etwas“, dann immer gesinnungsmäßig behaftet. Nimmt die Linke in diesem Forum als Beweis, dann sitzen im Bundestag sogar RAF-Mitläufer.
Lest mal die Rede Öttingers ganz, weniger BILD und Knoblauch-Rhetorik, und man wir mehr verstehen. Richtig ist aber, was aber nicht Öttinger gesagt hat, sondern von der Presse kolportiert und bewußt hochgepeitscht wird, Filbinger war sicher kein Widerstandskämpfer.
Was aber wohl genauso wenig bedeutet, dass Filbinger ein aktiver Nazi war, ein sadistischer Nazi, wie Hochhuth dieser Tage sagt, wobei der liebe Hochhuth sein Demokratieverständnis zumindest bei mir nie erreicht hat.
Gruss Günter
meiner Meinung nach steht die Rede Oettingers in guter
Tradition der CDU nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine
Aufarbeitung der Nazivergangenheit ihrer Mitglieder - und da
wäre Aufklärungsbedarf reichlich vorhanden gewesen - hat
praktisch immer nur auf Druck von aussen stattgefunden, wenn
überhaupt. Filbinger ist da ein exemplarisches Beispiel. Die
selben Leute die Christian Klar die Begnadigung verweigern mit
dem Argument er würde keine tätige Reue zeigen, finden rein
gar nichts daran, wenn Filbinger das NS-Recht noch als
Ministerpräsident verteidigt und zeitlebens nix schlimemes
daran findet an Todesurteilen der NS Diktatur beteiligt
gewesen zu sein. Bigotterie ist tägliches Brot im
Politikbetrieb - aber manchmal wird es besonders wiederlich.
Gruss
Tom