Ich lach mich tot…
Hallo Ben,
in den Politikbrettern habe ich schon manche gute Aussage von Dir gelesen, um so mehr wundert es mich, dass Du hier fern von jeder Sachkenntnis argumentierst. Und ja, ich bin (bzw. war) in diesem Bereich tätig. Also:
Rom - Der Papst mag Harry Potter nicht
München - Ich mag Harry Potter auch nicht
Ich glaube nicht, dass das der Kernpunkt der Kritik war.
Frau Kuby hat „10 Argumente gegen Potter“ veröffentlicht:
Dort heißt es u.a.:
„Jedem, dem an Meinungsvielfalt gelegen ist, sollte sich
gegen die Massenverblendung und Meinungsdiktatur durch ein
gigantisches Multimedia-Unternehmen zur Wehr setzen.“
Fakt ist, dass der Harry-Potter-Hype die gesamte Buchbranche aus einem dümpelnden Tief gerissen hat und für eine breite Pallete an Büchern derart marktfördernd war, dass sich der Verkauf erstmals seit Jahren wieder etwas lohnte.
Oder: „Harry Potter ist kein modernes Märchen. Im Märchen
sind Zauberer und Hexen eindeutig Gestalten des Bösen
…“
So viel vielleicht zur hier diskutierten Differenz zwischen
Potter und Grimm.
DAS IST HAHNEBÜCHENER UNSINN!!! Wie kommst Du (oder diese seltsame Frau) denn auf die Idee? Fakt ist, von Aschenputtel (gute Feen) bis zu des Teufels rußigen Bruder (wo der Teufel der gute ist), haben Hexen, Zauberer, Feen und sogar der Teufel ebenso positive, wie negative Rollen.
Oder: „Es gibt [in „Harry Potter“] keine positive
transzendente Dimension. Das Übernatürliche ist ausschließlich
dämonisch“
Äh… naja, wenn Frau Kuby das meint… Verstehen kann ich diese Aussage nicht.
Weshalb sollte die katholische Kirche dies nicht als Gefahr
betrachten, als „Zersetzung des Christentums ehe es überhaupt
recht wachsen konnte“?
Anders gefragt: Warum sollte das Christentum ein Vorrecht bei der „Indoktrination“ (wenn man denn so will) der Kinder haben??? Im Gegenteil finde ich die Bibel viel gefährlicher, als Harry Potter, die Bibel hat, im Gegensatz zu Rowling ja sogar den Anspruch ein „reales“ Buch zu sein. Was dann bei frühzeitiger Indoktrination rauskommt sieht man ja an den beiden genannten Gestalten (Ratzinger und Kuby).
Kubys „10 Argumente“ zum Nachlesen:
http://www.stjosef.at/dokumente/kuby_potterbuch_2003…’
Ja, da gibt es noch einige Kracher:
Hogwarts, die Schule für Zauberei und Hexerei, ist eine geschlossene Welt der Gewalt und des Grauens, der Verfluchung und der Verhexung, der Rassenideologie und des Blutopfers, des Ekels und der Besessenheit.
Es herrscht eine Atmosphäre
ständiger Bedrohung, die sich auf den (jungen) Leser überträgt.
Da fragt man sich: Hat diese Frau die Bücher jemals gelesen? Sicher, Themen wie Rassenideologie, Flüche und meinetwegen auch gerade noch so Blutopfer werden thematisiert (allerdings negativ), wo Frau Kuby jedoch Grauen, Ekel und Besessenheit hernimmt, kann ich nicht sagen. In der Tat ist es aber so, dass all diese Themen auch in der Bibel (und hier zum Teil nicht negativ besetzt) thematisiert werden.
Das einzige für mich auch nachvollziehbare Argument, was aber auch gar nicht für ein „Verbot“ der HP-Bücher spricht, ist dieses und selbst das nur im letzten Satz (der vorhergehende Satz hingegen ist schon wieder eine Unverschämtheit):
_Da der Glaube an einen liebenden Gott systematisch zerstört wird, ist die schulische Indoktrination mit Harry Potter intolerant und widerspricht dem Geist unserer Verfassung. Die Teilnahme an schulischen Potter-Aktivitäten kann aus Glaubens- und Gewissensgründen verweigert werden.
Mir ging es hier nicht darum, für Kuby oder Ratzinger
einzutreten (die „Argumente“ finde ich teilweise eher
hanebüchen), aber doch darum einigen Diskutanden ein COOL DOWN
in Sachen Inquisition, Zensur, Rückfall zu „Bibel und
Gesangsbüchern“ zu empfehlen.
Sorry, wenn jemand falsche Bedrohungsszenarien aufbaut und dann von Indoktrination und Verfassungsfeindlichkeit spricht, weiss ich genau, wo der Zug hinfahren soll. Hatten wir in Deutschland auch schon mal alles. Vgl: „internationale Verschwörung des Weltjudentums“ vs. „Harry Potter ist ein globales Langzeitprojekt zur Veränderung der Kultur“ [Kuby].
Grüße,
Anwar_