hi,
als sozusagen zwischenkulturell gebildete melde ich mich hier auch zu word.
dieser fall ist klassisch. eine typische (von außen betrachtet unfreiwillig komische) situation mit doppeltem mißveständnis: jede seite empfindet die andere als flegelhaft. ich könnte ein ganzes buch mit derartigen beispielen aus unserer gemischtkulturellen familie bringen.
interessant in dieser diskussion ist, daß (fast) kein einziger teilnehmer hier sich die mühe macht, hinter die kulissen zu blicken, sondern standhaft auf „seinen“ blickwinkel beharrt. (eine debatte im iran sähe nicht anders aus. das ist das zweite typische in diesen situationen: sie lassen sich nicht durch gut zureden lösen, sondern das reden macht -anfangs- alles nur noch schlimmer.)
darauf zu beharren, daß „bei uns das eben so wäre und die gäste haben sich anzupassen“ ist wiederum ein klassisches doppeltes mißverständnis: im orientalischen denken hat der GAST und nicht der GASTGEBER das vorrecht! was der gast wünscht, ist befehl. der gastgeber hat sich anzupassen! wiederum gilt für den iraner der gastgeber als flegelhaft, da er die gastfreundschaft nicht beachtet, und für den deutschen der iraner als flegelhaft, da er das hausrecht nicht achtet.
ist das ganze unlösbar? nein! es kann nur durch gezielte schulung („aufklärung“) beider seiten gelöst werden. nur wenn beide verstehen, warum der andere sich so verhält, kann man wieder zusammenkommen.
das wäre die ideale lösung, die in einer familie, wo es gemeinsame bezugspersonen mit brückenfunktion gibt (in meinem fall bin ich das), auch durchsetzen lassen. vernünftige menschen lernen kompromisse einzugehen! und wenn der groschen erstmal gefallen ist, warum sich der so und nicht anders benimmt, dann wird wieder alles eitel wonne.
staatsgäste sind aber eher wie geschäftspartner zu behandeln und nicht wie eine familie. hier gilt: „sei schlau anstatt dauernd recht haben zu müssen!“ wer vom anderen vorteile zu erwarten hat, wird konzessionen machen MÜSSEN, ansonsten drohen verluste.
beispiel aus meinem privaten leben: in der anfangszeit seines unternehmens war mein mann von einem bestimmten größeren unternehmen abhängig, dessen boss ein raucher ist. wenn der zu uns zu besuch war (mit seiner ebenfalls qualmenden frau), blieb uns nichts anderes übrig als das runterzuschlucken und nachher die gesamte wohnung zu lüften. jetzt ist mein mann unabhängig von diesem typen, und er muß wie alle anderen raucher auch auf den balkon!!
also gilt: je nachdem wer von wem etwas zu erwarten hat, der wird auf den anderen rücksicht nehmen und einen buckel machen. der andere kann es sich leisten kann, seine eigenen prinzipien durchzusetzen.
grüße
dataf0x