Huhu Jame~,
Kann mir als totalen Laien mal jemand mit einfachen Worten
erklären was ein „unkontrollierten Platz“ ist und der
Flugverkehr da so abläuft?
Aaaalso, prinzipiell kannst Du Dir mal zwei Arten von Flugplätzen vorstellen: kontrollierte und unkontrollierte.
Kontrollierte Plätze sind üblicherweise die internationalen Flugplätze wie Frankfurt, Stuttgart, Augsburg und Co. Dort hocken ein paar Jungs auf dem Tower und am Radar rum und passen auf, daß die Flugzeuge ordentlichen Abstand zueinander haben. Meistens findet auf diesen Plätzen ein Mischmasch aus Flügen nach Sichtflugregeln und nach Instrumentenflugregeln statt, und oft sind auch „große“ und „kleine“ Flugzeuge wild gemischt. Und diese Jungs vom Tower erzählen einem dann auch, daß man starten oder landen oder sonstwas tun darf. Außerdem sagen die einem auch, wenn andere Flugzeuge vor einem rumdüsen und notfalls geben sie einem auch Anweisungen, wie man den anderen Flugzeugen ausweichen muß. So - im Gegenzug für dieses Rundum-Sorglos-Paket muß man aber auch mit den Jungs am Tower reden und denen in erster Linie mal folgen. Und nicht nur das, man muß auch warten, bis der Kerl einem erlaubt, daß man starten oder landen oder Pipi machen darf. Und man muß auch mal in die Warterunde, wenn er meint, daß jetzt grad 25 andere Maschinen landen wollen und man selber eben erst die Nummer 26 ist. Also ein gewisser Deal, den man eingehen muß.
Bei den unkontrollierten Plätzen handelt es sich meist um kleinere Flugplätze, das geht vom ambitionierten Flugplatz in Eggenfelden, der gerne größer wäre bis zur winzigen Graspiste in Hintertupfing, die den einzigen Bauern in 100 km Umkreis als Lärmschutzgegner hat. Und nun haben wir den Fall A von den unkontrollierten Plätzen (und der zumindest in hiesigen Gefilden häufigste Fall): Auf dem Tower hockt ein armes Schwein, daß dummerweise sich mal hat breitschlagen lassen „Flugleiter“ zu werden. Meist hockt dieser Kerl einsam und allein und weit weg von der Flugplatzkneipe in einem Glaskasten, der im Sommer brüllend heiß und im Winter eiskalt ist und langweilt sich. Radar oder sowas hat er nicht, ist also auf irgendwelche Funksprüche bzw. sein Auge angewiesen. Meistens hat er auf seinem Türmchen noch einen Windmesser oder er sieht zumindest den lokalen Windsack. Sprich, er kann vorschlagen, welche Landerichtung man verwenden solle. Aber genau das ist der Knackpunkt, Freigaben für Starts und Landungen wie sein Kollege vom internationalen Flughafen darf er keine geben. Das heißt, er kann sagen „Wir haben die Piste 09 in Betrieb, der Wind ist 90 Grad im 20 Knoten“ aber mehr auch nicht. Wenn er nett ist, kann er noch erzählen, daß er noch 3 andere Maschinen in der Platzrunde hat und eine weitere grad startet, aber das muß er nicht. Das heißt, der Pilot muß selber rausschauen ob er wirklich alle drei Kollegen in der Platzrunde und die Nummer vier auf der Piste sieht und keinem dumm den Weg kreuzt. Und an dieser Stelle isses natürlich nett von den Kollegen 1-4 wenn sie erzählen wo sie grade sind und was sie als nächstes vorhaben. Also sowas wie „D-XX im langen Endteil zur Piste 09, Nummer 1 in Sicht“ (glaub mir, das ist kolossal beruhigend, wenn man das als Nummer 1 hört *fg*). Trotzdem kann es natürlich sein, daß die Kollegen aus welchen Gründen auch immer diese Informationen für sich behalten und - wuuuuusch auf einmal vor einem auftauchen.
Das klingt natürlich jetzt ein wenig chaotisch, ist aber in Wirklichkeit nicht so tragisch (und ich hab auch noch keine so krassen Situationen erlebt, wie in dem zitierten Artikel). Denn es passen ja doch alle Piloten (und so vorhanden auch die Cos) sowie die Flugleiter (denen ja bekanntlich eh langweilig ist und die deshalb auch aus ihrem Glaskasten rausschauen) auf. Das heißt, daß da mindestens mal 6 Augenpaare aufpassen und die meisten Leute verhalten sich ja in der Luft doch halbwegs diszipiliert.
So, das war Fall A, aber wer A sagt muß auch B sagen. Also noch der Fall B: der unkontrollierte, unbesetzte Platz. Wie schon der Name sagt ist alles wie oben beschrieben nur daß der Kerl nicht im Glaskasten sitzt sondern in der Flugplatzkneipe und ein bis 100 Biere intus hat. So - wat nu? Der ambitionierte Privatflieger hat nun verschiedene Möglichkeiten. 1) er fliegt den Platz gar nicht erst an oder gibt auf, nachdem der Funk beharrlich schweigt 2) er fliegt an, versucht die Landerichtung zu erraten und wundert sich, daß er mit einem höllischen Rückenwind erst im Baggersee hinter der Piste mit der Landung fertig ist 3) er lauscht andächtig der Frequenz, ob vielleicht andere Maschinen dort zugange sind und versucht festzustellen, ob der Platz vielleicht ne ATIS (automatische Wettermeldung, die in diesem Fall insbesondere wertvolle Hinweise auf den Wind und damit die Landerichtung gibt) hat. Gehen wir mal vom Fall 3 aus
Wir fliegen also hin, wissen vielleicht schon aufgrund unserer gründlichen Flugvorbereitung, daß keine Sau am Tower ist. Also düsen wir mal in Richtung Platz hin. Halt - vorhin haben wir gelernt, daß der Spitzenpilot gelegentlich der Welt (naja, sagen wir der Frequenz von dem Platz) kund tut. Also „D-XX 5 NM südlich des Platzes in 2500“ Meistens erzeugt das eh schon nen Dominoeffekt und D-YY fühlt sich bemüßigt zu erzählen, daß er im Gegenanflug ist. Und wenn man Glück hat, verplappert sich der Knabe in der D-YY und erzählt, daß er im Gegenanflug zur Piste 09 ist. Aber falls er das nicht tut, oder wir im nicht glauben (woher sollte der den wissen, woher der Wind weht?) tun wir nur so, als ob wir auf der Piste 09 landen würden, landen aber nicht wirklich, sondern fliegen in einer gewissen Höhe über den Platz drüber und schauen, ob wir den Windsack erspähen können und wuuusch, nach der nächsten Platzrunde landen wir dann. Ach ja, und bevor mich jemand steinigt weil ich’s nicht erwähne: es gibt auch ein seltsames Verfahren, daß man um den Platz in 500 ft über Platzrundenröhe rumdüst und sich dann auf magische Art und Weise in die richtige Platzrunde einordet. Falls das jemand verstanden hat, bin ich um jeden Hinweis dankbar, mich hätte das um ein Haar meinen Checkflug in Neuseeland gekostet und ich hab’s bis heut nicht kapiert. *schäm* Aber Neuseeland ist mein Stichwort: Soweit ich weiß, gibt’s derlei Plätze in D nicht bzw. erinnere ich mich vage an ein Versuchsprojekt in den neuen Bundesländern. Ist aber in Neuseeland, Australien, USA (und bestimmt noch Dutzenden anderen Ländern) eine durchaus übliche Geschichte. Und funktioniert auch sehr gut - hauptsächlich deswegen, weil die Piloten wirklich zuverlässig ihre Positionsmeldungen durchgeben.
Sollte der dann doch nicht schnell genug weg sein biegt man
kurz ab und fliegt noch ne Extrarunde? 
Jep - man nennt das auch durchstarten. Stell Dir mal vor, Du fliegst so wunderprächtig an, alles passt, Du funkst grad „D-XX im kurzen Endteil“ (also nicht mehr weit von der Piste weg) und in diesem Moment meldet sich „D-Schluri, rollt dann mal langsam auf die Piste und startet vielleicht irgendwann man“. Nun haste drei Möglichkeiten 1) Du funkst „Schluri, runter von der Piste“ und riskierst, daß der das nicht kapiert 2) Du hoffst, daß er schneller ist als seine Funkerei vermuten läßt und riskierst einen unfreiwilligen Doppeldecker oder 3) Du schiebst das Gas wieder rein und startest durch, funkst dazu noch „D-XX startet durch“ und denkst Dir dazu „wegen dem $##*§& der das wahrscheinlich nichtmal kapiert“. Aber ist halt wie beim Auto fahren 100mal bremst Du für irgendwelche Trottel und einmal bremst einer für Dich 
Ähm, beantwortet dieser Roman Deine Frage zumindest halbwegs? Sonst schrei einfach nochma 
*wink*
Petzi