Im Grundsätzlichen gehe ich sicher auch konform mit der Meinung, daß sich (auch) die WTO mehr für Belange wie fairen Güteraustausch zwischen 1. und 3. Welt (aber was ist „fair“?), für verstärkten Schutz der Umwelt bzw Schonung der Ressourcen dieser Planeten (das geht wohl an erster Stelle an die Adresse der USA), für weltweite soziale Mindeststandards (aber welche Mindeststandards - sollen dieselben Standards wie in der EU zB auch in Indien gelten? Können sie das überhaupt?) etc pp interessieren sollte.
Aber daß man die Straßenschlachten, die sich ein wütender und vermummter Pöbel in Seattle mit der Polizei liefert, „endlich“ begrüßt, zeugt doch von - gelinde gesagt - gewisser Naivität. Wenn so ein wünschenswertes „Interesse“ für die Zukunft aussehen soll, dann interessiere ich mich lieber für gar nix…
Mit Zerstörung und Anarchie, wie sie zZ gerade in Seattle von diesen linken Anarchos, Ökofaschisten, Grünverbrechern und Neokommunisten vorexerziert wird, wird man der Lösung jener Probleme, wie sie sich unserem Planeten für das 21. Jh stellen, sicher nicht näher kommen.
Eher im Gegenteil: Der Mob, der jetzt gerade wütet, wird in der arbeitenden Bevölkerung (jawohl: „arbeitend“ - denn Zusammenrottung und linke Agitation ist keine Arbeit!) eher jede Sympathie und Einsicht für va ökologische Reformen, die auch große Umwälzungen in der Arbeits- und Steuerpolitik mitbringen werden, vernichten.
Dabei muß man sich natürlich im klaren darüber sein, daß die Gewalttätigen nur eine kleine Minderheit neben all jenen sind, die (wie insb die Gewerkschaften) friedlich, deswegen aber nicht minder deutlich auf ihre Anliegen hinweisen.
Nur widerstrebt es zB mir persönlich, auch für diese Demonstranten größere Sympathien zu hegen, wenn daneben diverse Polizisten und Konferenzteilnehmer krankenhausreif geprügelt werden, das „Kapital“ bzw der „Kapitalismus“ in Anlehnung an die Diktion unseliger Zeiten pauschal verteufelt wird, Geschäfte und Autos einfach aus der Lust am Zerstören und als Mittel des „Meinungsäußerung“ in Brand gesetzt bzw zertrümmert werden.
Und wenn die von den Demonstranten geforderte „Demokratisierung“ so aussieht, dann kann ich darauf auch gerne verzichten.
Es ist mir auch bewußt, daß die Menschen (in vielen Fällen wohl auch berechtigte) Angst vor der neuen Globalität haben, aber man darf nicht übersehen, daß es auf der anderen Seite auch viele Gewinner dieser Entwicklung gibt. Wirtschaft ist eben ein ständiges Gewinnen und Verlieren.
Ziel einer Weltwirtschaftsordnung kann es deswegen mE nicht sein - wie jetzt von Demonstrantenseite gefordert wird -, den weltweiten Freihandel einfach aufzuheben bzw gar nicht erst erstarken zu lassen, oder nur die Verlierer zu schützen, indem man niemanden mehr gewinnen läßt.
Denn Wohlstand und Entwicklung ist nur in einer Wirtschaft möglich, in der den einzelnen Wirtschaftssubjekten jede Freiheit gegeben wird, sich in einem freien Wettbewerb zu messen und ohne Behinderung von staatlicher Seite sein eigenes Glück anzustreben. (Die Ostblockwirtschaft ist der beste Beweis dafür.)
Das schließt mE aber keineswegs regulierende staatliche Eingriffe aus, wenn auch diese auf die Garantierung ebendieser „Dispositionsfreiheit“ (sei es durch arbeitsrechtliche Normen, sei es durch wettbewerbsrechtliche Normen etc) abzielt. Doch sollte man sich bei jedem dieser Eingriffe immer die Frage stellen, ob man sie noch unter den Begriff „soziale Marktwirtschaft“ oder schon unter „sozialistische Wirtschaft“ einordnen kann.
Abgesehen von dieser Problematik möchte ich nur noch anmerken, daß die Hilflosigkeit bzw mangelnde Vorbereitung der Sicherheitskräfte in Seattle wohl nicht von ungefähr kommt.
Denn die Chaostage von Seattle wurden ja schon Wochen vorher insb im Internet angekündigt, aber Clinton, dessen Vize Al Gore für die nächsten US-Präsidentschaftswahlen va auch auf die Stimmen der amerikanischen Öko-Lobby zählt, wollte eben dieses Wählerpotential nicht vo den Kopf stoßen. Darauf läßt auch das jüngste, eher sehr halbherzige Statement Clintons zu den Gewaltexzessen schließen.