Hallo Chris,
Ich muss in diesen Punkten eher Mr. Stupid Recht geben. Dass Fossett mit einem Ballon um die Welt fährt ist zwar schön für Mr. Fossett - aber es ist nix Neues und in keinem Falle sind hierdurch irgendwelche Erkenntnisse gewonnen worden, die der „aerostatischen Logistik“ irgendwelchen Vorschub leisten. Dass eine solche Weltumrundung wie Fossett sie durchgeführt hat, möglich ist war nie die Frage. Jeder Physiker oder technisch versierte konnte vorher schon wissen, DASS man das kann. Es war nur die Frage, wann Jemandem mal langweilig genug ist und dieser Jemand genug Geld besitzt, es einfach auch zu TUN…
Deshalb wird die Anwendung aerostatischer Logistik aber leider keinesfalls wirtschaftlicher oder einfacher. Denn - mal ehrlich - wer geht denn das Risiko ein, irgendwelche Waren mit einem Lufttransportmittel zu versenden, wenn er völlig auf den guten Willen des Wetters und der Luftströmungen angewiesen ist, damit das Gut auch dort landet, wo es hinsoll ? Also kann man sich eben nicht darauf verlassen und sagen : „Anheben wird es das Helium und bewegen wird es der Wind“. Nein. Man muss einen Antrieb vorsehen, der ebenso Treibstoff verbraucht, wie ein Flugzeugmotor, nämlich Propeller. Und ob die dann mit Methan, Ethan, Propan, Butan, Pentan, Hexan oder auch jedem anderen beliebigen Treibstoff betrieben werden : Es sind immer Kohelnwasserstoffe, welche bei ihrer Verbrennung zumindest Wasser ( was uns keine Sorgen macht ) und Kohlendioxid ( was vermutlich den Treibhauseffekt verstärkt ) abgeben. Also doch Schadstoffe für die Umwelt.
Ausserdem entstehen bei solch ehrgeizigen Unternehmungen wie z.B. dem Cargolifter-Projekt auch noch weitere technische Probleme. So wurde z.B. beim Cargolifter ein spezielles Kondensationsaggregat vorgesehen, das auf der Reise einige Tonnen Wasser aus der Atmosphäre gewinnen soll. Warum ? Nun - auf der Reise verbraucht der Cargolifter einige Tonnen Sprit, was zur Folge hat, dass er immer leichter wird, während er sich dem Bestimmungsort nähert. Also würde er auf dem Weg dorthin immer höher steigen, wenn man das teure Heliumgas nicht aus den Tanks lassen wollte. Also muss man Wasser als Ballast - aus der Atmosphäre ziehen, damit der Cargolifter nicht immer höher steigt, je länger er unterwegs ist…
Durch solche und weitere Schwierigkeiten, war von Anfang an klar, daß ein Transportmittel wie der Cargolifter nur zweckmässig ist, wenn es sich um eine sehr schwere und unhandliche Last handelt. So z.B. eine Kraftwerksturbine von 400 Tonnen. Oft müssen nämlich am Bestimmungsort für einen Transport der Turbine erst geeignete Strassen und Brücken bis zu dem Kraftwerksneubau gebaut werden, weil die vorhandenen Strassen einer solchen Last nicht gewachsen wären. Dann spart man natürlich den Bau solcher Strassen und Brücken sowie die Zeit für einen Transport auf dem Landwege ein, wenn man die Turbine direkt durch das offene Dach des Neubaus ins Kraftwerk stellen kann. Für solche Transporte war der Cargolifter auch gedacht. Deshalb hatte sich auch die Firma ABB, welche bis vor kurzem noch ein höchst traditionsreicher Kraftwerksbauer war stark an diesem Cargolifter-Projekt beteiligt. Leider hat die Firma ABB vor einiger Zeit jedoch den gesamten Sektor Turbinen- und Kraftwerksbau an die Firma ALSTOM verkauft und ist deshalb nach meinen Informationen aus dem Cargolifter-Projekt ausgestiegen. Wie es mit diesem Projekt nun weitergeht entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Tatsache bleibt allerdings, daß Transportmittel wie der Cargolifter im Grunde nur für Nischenanwendungen gedacht sind. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Du z.B. für einen Amerikaurlaub gerne zwei Wochen hin und zwei Wochen zurück unterwegs wärst… und so geht es nunmal den meisten Reisenden. Und wenn es um das Frachtgeschäft geht, so müsste ein Transportmittel wie das Luftschiff erstmal die Wirtschaftlichkeit eines Transportes mit einem Frachtschiff überbieten, was bei der Wirtschaftlichkeit heutiger Containerschiffe sehr schwer sein dürfte.
Bleibt also nur das Nischengeschäft mit Schwersttransporten und der nostalgische Wert einer Luftschiffreise für den Tourismus.
Und das wird, fürchte ich, für eine Revolution des Logistiksektors bei weitem nicht ausreichen.
Gruss,
Jürgen
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