Das genau meinte ich. Du hattest
anscheinend von Anfang an Deinen eigenen
„Laden“. Das ist allerdings heute nicht
mehr ganz so einfach. Heute bezahlt man
von Anfang an Länge mal Breite
unverschämteste Steuersätze.
So stark sind die Steuern und Sozialabgaben auch wieder nicht angestiegen - und ab einem gewissen Einkommen kann einem auch ziemlich egal sein, ob man 45, 50 oder 53 % Steuern zahlt. Abgesehen davon MUSS man ja auch nicht so viel Steuern zahlen, da gibt es ja nun jede Menge Schlupflöcher. Deswegen müssen die „offiziellen“ Steuersätze ja auch so hoch sein - die effektiven Steuersätze unterscheiden sich wie gesagt nur unwesentlich von den US-amerikanischen. Wenn man das Steueraufkommen der beiden Länder vergleicht, stellt man fest, dass das pro Kopf gar nicht so unterschiedlich ist - und die Einkommensschichtung ist auch nicht so unterschiedlich, jedenfalls gibt es hier in Europa wesentlich größere Unterschiede!)
Genau deshalb halte ich das dortige
System für gesünder.
Was allerdings viel interessanter ist:
die Unternehmensbesteuerung ist ungleich
niedriger als hier. Das macht die USA
interessant.
Dafür kannst du dann halt nicht die diversen Subventionen kassieren - für einen Jungunternehmer ist Deutschland gar kein so schlechtes Pflaster.
Ich kann es nur immer wiederholen:
nördlich von Boston siedeln sich unmengen
deutsche Mittelständler an. Viele davon
hatten zuvor ihr Unternehmen in
Deutschland geschlossen.
Nun ja, ich habe vor 15 Jahren eine Reihe von Unternehmen in der Umgebung von Boston kennengelernt - die meisten davon gibt es heute nicht mehr…
Tun die das alle wegen den lt. Deiner
Meinung marginalen Unterschieden ?
Wir sind schon da (waren Nummer 3 von
heute 55 Deutschen in unserem kleinen
Industriegebiet)und der Teil des
Unternehmens, der sich noch in
Deutschland befindet, wächst trotzdem.
Aber wir sind eben ein absoluter
Sonderfall.
Wären wir allerdings nicht in die USA
gegangen, würde unser „Laden“ in D wohl
mehr gewachsen sein.
Armes Deutschland, denn die meisten
machen es nicht so moderat wie wir.
Viele gehen mit ihrem Unternehmen nach Polen oder in die Tschechei - und viele kommen auch wieder zurück. Ob die unternehmerische Rechnung aufgeht, hängt doch von vielen Randbedingungen ab - nicht nur von Steuersätzen.
Und: Manch Unternehmen beschert zwar dem Gründer/Unternehmer eine Menge Geld - ist aber volkswirtschaftlich völlig unbedeutend. Man nehme mal Netscape - das Geld wurde doch nie „verdient“, sondern lediglich irgendwelchen Aktionären abgezockt. Trotzdem gilt Netscape als Erfolgsunternehmen.
Desgleichen auch Microsoft: Volkswirtschaftlich ist es doch gallopierender Unsinn, den Konsumenten per Monopol übers Messer zu barbieren - das unterscheidet sich faktisch auch nicht von Steuern - man muss in jedem Fall zahlen und andere stecken es ein.
OK - im Fall von MS kann man zur Not noch auf die Produkte verzichten, aber wie ist es mit Unternehmen, die Monopole auf lebenswichte Waren (Wasser, Strom, Transport) haben - deren Preise sind für den Konsumenten auch nichts anderes als Steuern.
Es sind eben die feinen Unterschiede, die
es ausmachen…
Es geht hier gar nicht um einen
Glaubenskrieg, sondern um die Tatsache,
dass Deutschland aufgrund seiner
Wirtschafts- und Finanzpolitik (an der
Infrastruktur und an der Qualifikation
der Bevölkerung kann es ja wohl kaum
liegen) wenig bis keine Investoren
anzieht und zusätzlich noch die KMUs (die
einzigen, die hier überhaupt noch Steuern
bezahlen) entweder in die Pleite oder aus
dem Land treiben.
Wo steht denn geschrieben, dass sich wirtschaftlicher Erfolg an der Zahl ausländischer Investoren misst? Ausserdem interessiert den einzelnen der Erfolg „der Wirtschaft“ doch sehr wenig - wichtig ist doch jedem nur, was insgesamt dabei für ihn herauskommt. (Und das ist zugegebenermassen sehr schwer zu vergleichen - Vergleiche von Preisen, Steuersätzen, Arbeitslosenquoten usw. hinken meist auf beiden Beinen.) Aber wenn es in Deutschland wirklich so schrecklich wäre, hätten wir ein Aus- und kein Einwanderungsproblem!
Du hast jetzt sicherlich tausend
gegenbeispiele von gestandenen
Unternehmern, die sagen, sie würden hier
nie weggehen. Nur was werden diese Leute
sagen, wenn es irgendwann nicht mehr nur
für ihre Mitarbeiter, sondern auch für
sie selbst eng wird ?
Ganz klar. Nur soll ich mich deshalb hier
ärgern lassen ?
Ärgern tust du dich zu allererst selbst…
Ich habe von deutschland profitiert und
lasse Deutschland dafür von mir
profitieren. Dafür muss ich mich
allerdings nicht hier im Land aufhalten.
… sagte Herr Flick ;=)
Das ist zu platt.
Nicht alle Amerikaner sind dumm. Und wenn
sie dumm sind, arbeiten sie trotzdem
irgendwas und fallen der Allgemeinheit
nicht zur Last.
Nun ja - jede Verallgemeinerung hinkt, auch deine. Ich hab allerdings nirgendwo gesagt, das „alle Amerikaner“ dumm wären. Ich finde nur Hurrapatrioten jedweder Nationalität dumm.
Der dumme deutsche Prolet, der sich damit
brüstet, mehr Sozialhilfe zu erhalten,
als er in seinem letzten Job verdient hat
und somit gar nicht arbeiten will stört
mich viel mehr.
Von so einem Typen muss ich mich dann
noch veräppeln lassen. das geht mir zu
weit.
Na ja - MICH veräppelt keiner… Aber letztendlich verhält sich der „Prolet“ doch nur marktgerecht - also so, wie du es dir wünschst. Der amerikanische „Prolet“ tut doch auch nichts anderes - höchstens ist der Markt ein bisschen anders. (Aber so viel anders auch nicht. Wenn du mal Gesellschaftssysteme wirklich ohne Sozialtümelei sehen willst, solltest du mal in die dritte Welt gehen - da gibt es weder Krankenversicherung noch Arbeitslosenhilfe - und die Reichen sind noch so richtig schön reich! Vielleicht ist DAS ja eher etwas für dich…)
Das sehe ich nicht so. Man sollte stolz
sein können, auf das, was man tut und
Wenn man denn stolz darauf sein kann … bis hierher stimme ich dir zu…
auch wo man es tut. Und das ist eben in
den meisten Fällen ein Land/eine Stadt
o.ä.
Und dann willst du in die USA gehen? Oder bist du etwa nicht stolz auf dein Land ;=)
Also ehrlich: Das ist doch jetzt absoluter Stuss. Wenn es so sehr auf das „wo“ ankommt, wird doch jeder Auswanderer zum Deserteur!
Ein sog. „Paradedeutscher“ bin ich
sicherlich nicht, möchte es auch gar
nicht sein. Nur geht mir diese
Selbstgeißelung und das schlich absente
Selbstvertrauen in diesem Land auf die
Nerven.
Wer jammert denn hier - ich oder du?
Das macht Dich evtl. zu einem Menschen
ohne Wurzeln.
Na, ICH will doch nicht in die USA gehen - irgendwie argumentierst du dir ins Knie…
Meine eigene Bude lässt mich immer
arbeiten…
Und eine Karriere in den USA ist in
deutschland nach wie vor die goldene
Eintrittskarte.
Nun ja - das mag vielleicht derzeit so sein (in einigen Berufen sicher, in anderen definitiv nicht), aber Zeiten ändern sich, Wirtschaftssysteme wandeln sich. Viele derer, die vor 30, 40 Jahren ausgewandert sind, bereuen es heute (ich habe mehrere Fälle in der Verwandschaft) Aber wie auch immer: Du wirst es ausprobieren müssen…
Das lasse ich gelten. Aber wie gesagt:
wenn ich drüben wirklich unglücklich
werden sollte, komme ich wieder. Und
keine Angst, Du musst dann keine
Sozialhilfe für mich aufbringen.
Sagst du jetzt. Was meinst du, wie viele von denjenigen, die heute arbeitslos sind, in jungen Jahren die Arbeitslosigkeit als Lebensziel hatten?
Dieser Gefahr unterliegt jeder Mensch.
Wenn ich so denken würde, wäre ich
Schalterbeamter bei der Post geworden.
Tja, aber es gibt eben Leute, die sind tatsächlich Schalterbeamter (oder halt arbeitslos, oder Rentner) - und das nicht nur hier, sondern auch in den USA. Auch und gerade solche Leute müssen und sollen leben. Wenn wir alle tolle Unternehmer wären, wären wir schnell verhungert…
Aber wie auch immer: Einerseits wirfst du deinen Mitmenschen deren Egoismus vor, andereseits propagierst du Egoismus als Lebensziel. Wie geht das zusammmen?
Reinhard