Frage an die Klassikspezialisten

Hallo Ihr!

Was mich interessiert, ist: Wie steht Ihr zu der augenscheinlich (oder vielleicht auch nur durch Vorurteile beeinflussten Meinung) weit entferntesten Musikrichtung - dem Heavy Metal?

Ich habe keine große Ahnung von Klassischer Musik - wenn ich mal Zeit habe, dann gehe ich in den einzig verbliebenen reinen CD-Shop in meiner Umgebung (da gibt es nur Klassik und Jazz), unterhalte mich ewig mit dem Inhaber, lasse mir etliche Sachen anspielen, und kaufe mir dann hin und wieder eine CD.

Wie ich auf die Idee mit der Klassik gekommen bin mag vielleicht etwas verwundern: Durch den Metal! Als ich mir das erste Album von Yngwie J. Malmsteen zulegte, fand ich vor allem die instrumentalen Sachen klasse. Auf der Special-Thanks-Liste standen dann Paganini und Bach mit drauf, was mich erstmalig veranlasste, den Klassikbereich „anzutesten“.

Das setzte sich dann fort, als auf einem Album von Tony MacAlpine eine Etude von Chopin auf dem Piano gespielt wurde. Und gerade in letzter Zeit gibt es im Metalbereich etliche Bands, die Klassikeinflüsse verarbeiten.

Rhapsody, Luca Turilli, Nightwish oder Haggard fallen mir da ein.

Oder gerade in letzte Zeit kommt ja auch die XY mit AB-Symphonikern-Welle wieder auf. Scorpions, Metallica (fand ich allerdings miserabel), demnächst Doro oder (wie ich finde am besten) Rage.

Was ich an Klassik und Metal so schätze, sind die tollen Melodien, die ich sonst vergeblich suche.

Jetzt habe ich hier einen Roman geschrieben, und die eigentliche Frage steht ziemlich oben…

Gruß
Guido

Hallo,

Was mich interessiert, ist: Wie steht Ihr zu der
augenscheinlich (oder vielleicht auch nur durch Vorurteile
beeinflussten Meinung) weit entferntesten Musikrichtung - dem
Heavy Metal?

ich kenne mich im Heavy-Metal-Bereich nicht so gut aus. Ich stamme aus der Zeit, als diesen Bereich noch Gruppen abdeckten wie Deep Purple oder Black Sabbath. Das mag ich.

Aber es gibt - meine ich - noch (mindestens) eine Musikrichtung, die noch weiter von der Klassik entfernt liegt: Rap und so etwas. Oder Disko. Das ist die Musik, wo es im Grunde genommen gar keine Abwechslung mehr gibt, sondern wo es gerade darauf ankommt, immer dasselbe zu machen.

Heavy-Metal-Musik hat immerhin noch eine gewisse Spannweite.

Gruß

Thomas Miller

Deep Purple - seuftz
Hallo!

Die habe ich mir im letzten Jahr mit Orchester angeschaut *schwärm*

Gruß
Guido

Rap, Disco…
Hallo,

Aber es gibt - meine ich - noch (mindestens) eine
Musikrichtung, die noch weiter von der Klassik entfernt liegt:
Rap und so etwas. Oder Disko. Das ist die Musik, wo es im
Grunde genommen gar keine Abwechslung mehr gibt, sondern wo es
gerade darauf ankommt, immer dasselbe zu machen.

Das gibt es auch in der E-Musik. Nennt sich Minimal Music.
Das Prinzip der extensiven Wiederholung mit leichten Variation findet sich in vielen Musikkulturen.

Disco und Rap zu Vergleichen ist sowieso sehr problematisch (sehr vorsichtig ausgedrückt). Da diesen Stilen zwei völlig unterschiedliche Intentionen zugrunde liegen.
Disco, Techno, Drum&Bass, etc liegen gänzlich andere Strukturen zu Grunde als dem klassischem Song oder einer Sonate. Ausserdem ist diese Musik für einen anderen Zweck komponiert.

Insofern kann ich deine Missachtung dieser Stile nicht einfach akzeptieren, wenn sie aus Unkenntniss resultiert. Geschmackssache ist es natürlich weiterhin. Mir gefällt zum Beispiel der Trend Metall+Orchester weniger. Ehrlich gesagt habe ich den musikalischen Sinn auch noch nicht gesehen. Weiss jemand vieleicht etwas? Für mich wirkt es etwas kommerzialisiert, lass mich aber gerne aufklären. Hingegen mittelalterliche Einflüsse gibt es im Metalbereich ja schon länger. Ich vermute das es hierbei nicht nur um musikalische Einflüsse geht, sondern auch um ähnliche Anschauungen (Mysik,…).

Tschau und schönes Wochenende

Mark

Hallo,

Disco und Rap zu Vergleichen ist sowieso sehr problematisch
(sehr vorsichtig ausgedrückt). Da diesen Stilen zwei völlig
unterschiedliche Intentionen zugrunde liegen.
Disco, Techno, Drum&Bass, etc liegen gänzlich andere
Strukturen zu Grunde als dem klassischem Song oder einer
Sonate. Ausserdem ist diese Musik für einen anderen Zweck
komponiert.
Insofern kann ich deine Missachtung dieser Stile nicht einfach
akzeptieren, wenn sie aus Unkenntniss resultiert.

ich habe diese Stile nicht missachtet. Es gibt durchaus Momente in denen ich mir Rap, Minimal Music oder sogar Disco anhöre. Ich habe lediglich die Diskrepanz zur Klassik betont.

Gruß

Thomas Miller

Missverständnis
Hi Thomas,

dann gab es wohl ein Missverständniss, sorry

Mark

Hallo,
haben Sie schon einmal etwas davon mitbekommen, daß durch die Musik spezieller Gruppen wie Black sabbath usw. Satanische Botschaften ins Unterbewußtsein gepflanzt werden ?
Wissen Sie, wie man an diese Wissenschaftlichen Abhandlungen, die von Sektenbeauftragten der Kirchen verfaßt wurden, herankommt, oder handelt es sich sich hierbei um philosophische Abhandlungen ?
Wie ist dieses Thema zu betrachten, was die Jugendlichen betrifft, können hier psychisch labile Personen gefährdet sein und in welcher Weise, das hat mich schon immer mal so rudimentär interessiert ?
Ich habe z.B. eine Violinschülerin, die sehr dieser Richtung zugetan ist, und bemerke da ganz tiefgreifende psych. Probleme.
Tschüß

Wir sind bööööööööhhhhhhhhhssseeee!!!
Hi Aaron!

Sorry, wenn ich Deinen Artikel nicht so ganz ernst nehme!
ABER: Ich höre seit langer Zeit sehr intensiv Heavy Metal und habe bislng noch keine kleinen Kinder geopfert!

Die (ganz speziell katholische) Kirche versucht seit Ewigkeiten mehr in der mir liebsten Musikrichtung zu erkennen als da wirklich ist!

Ich habe mich (da ich zu Beginn meiner Metal-Zeit noch sehr gläubig war) intensiv mit den Texten auseinandergesetzt. Da habe ich NICHTS satanisches erkennen können! Und die Sache mit der Unterschwelligkeit - ich denke, wenn eine psychiche Labilität in diese Richtung vorhanden ist, dann bedarf es keiner Musik zur Beeinflussung, dann sollten sich vielleicht besser die Eltern mal Gedanken machen!
Gerade bei Black Sabbath finde ich diese „Unterstellungen“ reichlich an den (langen) Haaren herbeigezogen, da Tony Iommi sehr oft zu seinem christlichen Glauben bekannt hat!

Ich streite nicht ab, dass es im Black Metal Bands gibt, die (wohl eher aus Prestigegründen - verkauft sich halt) textlich den Satanismus behandeln. Allerdings gab es diese Bands zu den Anfangszeiten von Black Sabbath noch nicht!

Sorry, aber von diesem Blödsinn halte ich rein gar nichts!

Gruß
Guido

Erläuterungsversuch
Hallo!

Geschmackssache ist es natürlich weiterhin. Mir gefällt zum
Beispiel der Trend Metall+Orchester weniger. Ehrlich gesagt
habe ich den musikalischen Sinn auch noch nicht gesehen. Weiss
jemand vieleicht etwas? Für mich wirkt es etwas
kommerzialisiert, lass mich aber gerne aufklären.

Bei der Band „RAGE“ war es wohl der Fall, dass der damalige Gitarrist noch einen gewissen Hang zur Folkwangschule in Essen hatte. Daraus entstand dann der Kontakt zwischen der Band und einem Marcus Wolf. Die Idee war halt, alte (wirklich harte) Stücke mit einem Orchester zu unterstützen oder sogar gänzlich als Orchesterstück zu adaptieren. Von Kommerz kann da eigentlich keine Rede sein, da die Band so gut wie keinen Gewinn gemacht hat. Die Konzerte waren halt teuer, und es ging nach der Abrechnung wohl immer so gegen Null. Sie hatten augenscheinlich ganz einfach eine Menge Spaß!

Bei Metallica sehe ich allerdings reinen Kommerz! Wenn ich mir S&M anhöre, habe ich immer das Gefühl, dass da zwei Sachen nebenher laufen. Zum einen spielt da das Orchester, zum anderen spielen dort halt Metallica. Es gibt eine Band mit dem Namen „Disharmonic Orchestra“ - der Name hätte bombig zu diesem Projekt gepasst.

Hingegen mittelalterliche Einflüsse gibt es im Metalbereich ja schon länger. Ich vermute das es hierbei nicht nur um musikalische
Einflüsse geht, sondern auch um ähnliche Anschauungen
(Mysik,…).

Wenn ich da an Subway To Sally denke, sehe ich sehr schöne, poetische Texte. Diese alte Sprache kommt wohl am besten mit alten Instrumenten!

Gruß
Guido

Nochmal Hallo!

Prinzipiell akzeptiere ich alles an Musik. Aber ich habe ein Problem damit, wenn Leute, die vom Spielen eines Instruments keine Vorstellung haben, von Musik reden…

Gruß
Guido

Bestätigung
Hallo

und danke für diese Antwort, der von meiner Seite nichts mehr hinzugefügt werden kann.

Gruß

Thomas Miller

Hi, das ist es ja , was ich u.a. wissen wollte, bin nicht kath.,
habe nur vernommen, daß von den Sektenbeauftragten hier bei speziellen Gruppen, wie du es schilderst,Satanische Verse festgestellt wurden, was ja auch so ist, bloß dieses hineininterpretieren der Kath. Kirche ist dann wohl nichts ernst zu nehmendes.
Die Probleme werde ich dann mal mit den Eltern besprechen.
Tschüß

Kirche…
Hi!

Es gab Ende der 80er eine Band namens Stryper. Die haben während ihrer Gigs Bibeln ins Publikum geworfen. Die katholische Kirche sah darin einen Akt der Blasphemie.

Der Hintergrund: Stryper machten Christ-Metal (ich bezeichne das mal so…) und hatten mit der Bibelschmeißerei die Idee, die Kids bekehren zu können…

In 1989 (glabe ich) gab es in der Dortmunder Westfalenhalle ein ziemliche großes Metal-Festival wegen des 5-jährigen Bestehens einer Musikzeitung. Als ich damals von der S-Bahn-Haltestelle zur Halle ging (noch mit Kutte), kam ich mir vor wie im Mittelalter. Ich dachte wirklich, die heilige Inquisition sei wieder ins Leben gerufen worden. Es standen so viele (auch junge!) Leute dort mit Plakaten, dass uns „bösen Buben und Mädels“ von der Polizei eine Schneise gesichert werden musste. Ich habe mir Rufe wie „Ketzer“ anhören müssen. Ich weiß nicht, welche Jugendlichen dort die größere Hilfe nötig hatten…

Anfang der 90er gab es dann mal einen „Bericht“ vom Münchener Report in der ARD. Eingespielt wurde ein Video von „Zed Yago“ (die sich mit ihrem damaligen Album an Wagners Fliegendem Holländer orientierten). In der Szene sind halt ein paar Sklaven zu sehen, die zu einem Boot gepeitscht werden. Als Musik wurde allerdings irgendein Zeug von einer Düsterband eingemischt, was mit der Musik von Zed Yago nichts zu tun hatte. Das ganze sollte dann verdeutlichen, dass Metal mit allen Mitteln den Satanismus unterstreiche. Der Bayrische Rundfunk hat zwar seinerzeit einen Prozess gegen die Band verloren, die Gegendarstellung wurde allerdings im Report nie gebracht…

Ich hätte Deinen Artikel vielleicht zweimal lesen sollen, dann hätte ich ihn wohl auch eher als Frage verstanden. Aber ich hoffe, Du entschuldigst das, weil ich zwar mittlerweile nur noch über solche Vergleiche schmunzeln kann, es aber doch etwas nervt!

Nix für Ungut

Gruß
Guido, der sich Mittwoch abend wieder einen böööhhhsssen Auftritt von Yngwie Malmsteen (der übrigens auch schon mal ein Konzert für E-Gitarre mit Orchester verwirklicht hat) ansieht und anschließend ein paar kleine Mädchen opfert *ggg*

Hallo Guido,

das war ein interessanter Ausflug in den Bereich der modernen Legenden - denn um nichts anderes handelt es sich bei der Diskussion um rückwärtig vermittelte Satansbotschaften. Das hat m.E. die gute alte Joan Baez schön ironisch auf den Punkt gebracht: „You don’t have to play me backwards / To get the meaning of my verse / You don’t have to die and go to hell / To feel the devil’s curse…“

Um aber auf Deine ursprüngliche Frage zurückzukommen: ich glaube, Herrn Miller zustimmen zu können, wenn auch ich Heavy Metal und Klassik nicht als die extremsten Pole des Musikspektrums ansehe. Zumindest was die Wirkungsabsichten anbetrifft, dürften tendenziell „synthetischere“ Musikrichtungen wie Drum&Bass, House usw. noch weiter von der Klassik entfernt sein.

Du magst schonmal das Schlagwort gehört haben, Richard Wagner sei im Grunde der erste Metaller gewesen (& Mozart der erste Punk) - so blöd das ausgedrückt ist, so verkehrt ist es vielleicht nicht. Wenn man als Indizien z.B. das Selbstverständnis der Musiker (hier wohl vor allem der Komponisten) nimmt, ihre Wirkungsabsichten und die Effekte, mit denen sie gearbeitet haben bzw. arbeiten, kann man durchaus die ein und andere Verwandtschaft vorstellen (& denk mal an das, was Alex aus „Clockwork Orange“ am liebsten hört, wo man vielleicht eher frühen Heavy Metal vermutet hätte - ausgerechnet Beethovens 9.!).

Während ich immer das Gefühl habe (sorry, Ihr Fans: ich muß mangels intimer Kenntnis etwas pauschalisieren), daß Hiphop und Drum&Bass, Techno vor allem auf die Hypnose, den Ingroup- & Szenecharakter als primäre Wirkungsebenen setzen (bei gutem Rap kann es wohl viel eher noch eine textliche Message sein), hat gute Klassik eine ähnliche Wirkung wie guter* Heavy Metal: ich nenne es mal das Vorne-Hineingehen-und-Hintenwiederherauskommen, oder besser: es ist Musik, die ich bewußt „durchschreiten“ kann.

[*ich meine nicht jenen schlechten Fließband-Metal, der ebenfalls nur per Zudröhnung zu wirken vermag. Massenware gibt’s schließlich in jedem Genre. Umgekehrt gibt es sicherlich auch bei Hiphop, Techno usw. besonders positive oder hochwertige Ausnahmen]

Ich fühle mich intensiver, wenn ich solcherlei Musik höre, wobei mir - in Klassik & HM - durchaus bewußt ist, daß die Unmittelbarkeit der Musik zu einem großen Teil genau geplant und inszeniert ist — im Falle z.B. der Orchestermusik, weil das bei 100 Musikern gar nicht anders geht, im HM, weil auch der nunmal im Schatten gewisser Vermarktungszwänge steht. Das muß die Musik nicht schlechter machen. Ich kann sie dennoch genießen (früher hätte man evtl. von einem läuternden bzw. „kathartischen Effekt“ gesprochen).

Für mich ist gute Musik - sei’s HM oder Klassik - eine Musik, die mich aufnimmt, aber auch wieder abkühlt - nicht nur aufpeitscht, sondern auch wieder zurechtsetzt. Tut Techno das? Ich weiß nicht. Sonst benötigte man wohl keine Chillout-Zones, oder wie das heißt.

By the way: meine drei persönlichen Orchestermusik-Klassiker sind Mussorgskis „Nacht auf dem Kahlen Berge“ (wovon es - nicht ganz zufällig - auch eine HM-Version gibt; von Mekong Delta, meine ich), die „Symphonie No. 10“ von Shostakovich und die Suite zum „Feuervogel“ von Strawinsky (Letztere würde ich allerdings weniger dem HM als dem Progressive Rock verwandt sehen).

Best wishes

hendrik

Hallo Hendrik,

das war ein interessanter Ausflug in den Bereich der modernen
Legenden - denn um nichts anderes handelt es sich bei der
Diskussion um rückwärtig vermittelte Satansbotschaften. Das
hat m.E. die gute alte Joan Baez schön ironisch auf den Punkt
gebracht: „You don’t have to play me backwards / To get the
meaning of my verse / You don’t have to die and go to hell /
To feel the devil’s curse…“

Ich kenne zu wenig von ihr - den Textteil übrigens nicht - aber es überrascht mich doch ein wenig, dass selbst sie sich damit auseinandergesetzt hat…

Um aber auf Deine ursprüngliche Frage zurückzukommen: ich
glaube, Herrn Miller zustimmen zu können, wenn auch ich Heavy
Metal und Klassik nicht als die extremsten Pole des
Musikspektrums ansehe. Zumindest was die Wirkungsabsichten
anbetrifft, dürften tendenziell „synthetischere“
Musikrichtungen wie Drum&Bass, House usw. noch weiter von der
Klassik entfernt sein.

Es war auch nicht meine Meinung! Es ist nur so, dass fast jeder, der meine CD-Sammlung sieht, mich etwas verwirrt ansieht, wenn er zwischen dem ganzen Metalzeug auf einmal Beethoven, Chopin oder Wagner findet. Deshalb auch mein „augenscheinlich“ - viele Bekannte von mir (auch Musiker) verurteilen HM als Krach.

Du magst schonmal das Schlagwort gehört haben, Richard Wagner
sei im Grunde der erste Metaller gewesen (& Mozart der erste
Punk) - so blöd das ausgedrückt ist, so verkehrt ist es
vielleicht nicht.

Kam das Zitat mit Wagner nicht von Justus Franz? Er war zumindest der erste, von dem ich es gehört (oder gelesen?) habe.

Wenn man als Indizien z.B. das
Selbstverständnis der Musiker (hier wohl vor allem der
Komponisten) nimmt, ihre Wirkungsabsichten und die Effekte,
mit denen sie gearbeitet haben bzw. arbeiten, kann man
durchaus die ein und andere Verwandtschaft vorstellen (& denk
mal an das, was Alex aus „Clockwork Orange“ am liebsten hört,
wo man vielleicht eher frühen Heavy Metal vermutet hätte -
ausgerechnet Beethovens 9.!).

Der gute alte Ludwig van…

Während ich immer das Gefühl habe (sorry, Ihr Fans: ich muß
mangels intimer Kenntnis etwas pauschalisieren), daß Hiphop
und Drum&Bass, Techno vor allem auf die Hypnose, den Ingroup-
& Szenecharakter als primäre Wirkungsebenen setzen (bei gutem
Rap kann es wohl viel eher noch eine textliche Message sein),
hat gute Klassik eine ähnliche Wirkung wie guter* Heavy Metal:
ich nenne es mal das
Vorne-Hineingehen-und-Hintenwiederherauskommen, oder besser:
es ist Musik, die ich bewußt „durchschreiten“ kann.

Ich sehe das ähnlich. Es gibt auch sehr gute Pop-Sachen, die ich mir im Hintergrund anhöre. Aber so richtig ZUHÖREN kann ich da eigentlich nur sehr selten.

[*ich meine nicht jenen schlechten Fließband-Metal, der
ebenfalls nur per Zudröhnung zu wirken vermag. Massenware
gibt’s schließlich in jedem Genre. Umgekehrt gibt es
sicherlich auch bei Hiphop, Techno usw. besonders positive
oder hochwertige Ausnahmen]

Gerade im Metalbereich ist es (seit er sich gut verkauft) leider so, dass man von 100 neuen Veröffentlichungen ca. 80 am besten umweltverträglich entsorgt…

Ich fühle mich intensiver, wenn ich solcherlei Musik höre,
wobei mir - in Klassik & HM - durchaus bewußt ist, daß die
Unmittelbarkeit der Musik zu einem großen Teil genau geplant
und inszeniert ist — im Falle z.B. der Orchestermusik, weil
das bei 100 Musikern gar nicht anders geht, im HM, weil auch
der nunmal im Schatten gewisser Vermarktungszwänge steht. Das
muß die Musik nicht schlechter machen. Ich kann sie dennoch
genießen (früher hätte man evtl. von einem läuternden bzw.
„kathartischen Effekt“ gesprochen).

Mir fällt da spontan eine Band namens „Haggard“ ein. Die haben (wie ich finde: Sehr gut) versucht, wirklich düsteren Metal mit Kammermusik und mittelalterlichen Elementen zu verbinden. Neider haben das damals als aussichtslos verspottet. Es war auch etwas komisch, 16 Musiker auf der winzigen Bühne in der Bochumer Zeche zu sehen, aber es funktioniert. Zumal sie nichts von Klassikern „gecovert“ haben, sondern alles selbst komponiert und arrangiert!

Für mich ist gute Musik - sei’s HM oder Klassik - eine Musik,
die mich aufnimmt, aber auch wieder abkühlt - nicht nur
aufpeitscht, sondern auch wieder zurechtsetzt. Tut Techno das?
Ich weiß nicht. Sonst benötigte man wohl keine Chillout-Zones,
oder wie das heißt.

Bei TechNo habe ich das Problem, dass dort die „Musik“ vom Computern „gemacht“ wird. Mit entsprechenden Programmen bedarf es nicht viel, um so etwas zu produzieren.
Jeder, der einmal den Versuch unternommen hat, ein Instrument zu spielen, weiß, wieviel Schweiß dahinter steckt (bis das die Finger bluten - hat mal ein Gitarrist gesagt).
Ich persönlich werde nach dem „Genuss“ von Techno immer furchtbar leicht reizbar…

By the way: meine drei persönlichen Orchestermusik-Klassiker
sind Mussorgskis „Nacht auf dem Kahlen Berge“ (wovon es -
nicht ganz zufällig - auch eine HM-Version gibt; von Mekong
Delta, meine ich), die „Symphonie No. 10“ von Shostakovich und
die Suite zum „Feuervogel“ von Strawinsky (Letztere würde ich
allerdings weniger dem HM als dem Progressive Rock verwandt
sehen).

Danke für die drei Tipps - ich kenne nichts davon, werde aber beim nächsten Besuch meines heimischen CD-Geschäfts mal reinhören…

Grüße Guido

Hypnose…
Hi Folks
.

Während ich immer das Gefühl habe (sorry, Ihr Fans: ich muß
mangels intimer Kenntnis etwas pauschalisieren), daß Hiphop
und Drum&Bass, Techno vor allem auf die Hypnose, den Ingroup-
& Szenecharakter als primäre Wirkungsebenen setzen (bei gutem
Rap kann es wohl viel eher noch eine textliche Message sein),
hat gute Klassik eine ähnliche Wirkung wie guter* Heavy Metal:
ich nenne es mal das
Vorne-Hineingehen-und-Hintenwiederherauskommen, oder besser:
es ist Musik, die ich bewußt „durchschreiten“ kann.

Ich denke auch, das Drum&Bass, Techno und verwandte Stile eher auf eine hypnotische oder um es neutral zu formulieren unterbewusste Ebene abzielen, als sich als reine Hörmusik zu verstehen. Das muss ja an sich nichts schlechtes sein. Ich würde mich schon als dem Drum&Bass zugetan bezeichnen, habe aber keine einzige Platte im Schrank (auch keine Metalplatte, aber viel Klassik *g*), weil ich mir D&B nich zu Hause auf der Couch reinziehen würde. Die Musik/Platten in Verbindung funktionieren eher im Clubkontext. Deswegen blenden die DJ ja auch zwischen den einzelnen Tracks hin und her um einen Spannungsbogen über ein ganzes Set zu spielen.
Desweiteren spielen Sounds, Klang und Effekte eine wichtige Rolle. Diese Stile bereiten den Boden für den Mainstreamkram. Hört euch mal die neuen Sachen von Madonna oder Dancefloortracks an. Da sind auf jedenfall Einflüsse aus elektronischer Tanz/Clubmusik drin.

Wie stehen eigentlich „Metaller“ zu Rammstein? Textlich wie musikalisch spricht es mich nicht so an. Den Sound der Band finde ich aber schon bemerkenswert.

Ähnliche Prinzipien finden sich in Ethnologischer Musik/aussereuropäischer Musik schon seit Jahrhunderten. Die Musik wird nicht um sich selbstwillen geschaffen sondern ist funktional.

[*ich meine nicht jenen schlechten Fließband-Metal, der
ebenfalls nur per Zudröhnung zu wirken vermag. Massenware
gibt’s schließlich in jedem Genre. Umgekehrt gibt es
sicherlich auch bei Hiphop, Techno usw. besonders positive
oder hochwertige Ausnahmen]

Logisch. Übrigens ich hab mal ein Ray Charles Interview gelesen in dem er sag (Zitat glaube ich von Duke Ellington) „es gib nur zwei Arten von Musik; Gute und schlechte“. Zusatz von mir: „und das muss eigentlich jeder selbst einteilen“

Für nicht durchgestampften D&B sei der Trompeter Eric Truffaz empfohlen (erschienen bei Blue Note, einem Jazzlabel)

Für mich ist gute Musik - sei’s HM oder Klassik - eine Musik,
die mich aufnimmt, aber auch wieder abkühlt - nicht nur
aufpeitscht, sondern auch wieder zurechtsetzt. Tut Techno das?
Ich weiß nicht. Sonst benötigte man wohl keine Chillout-Zones,
oder wie das heißt.

Spannung und Entspannung, Tonika und Dominante,…
das gibt es doch eigenlich in jeder Musik, oder?

Gruss

Mark

Frage
Hi Guido,

Prinzipiell akzeptiere ich alles an Musik. Aber ich habe ein
Problem damit, wenn Leute, die vom Spielen eines Instruments
keine Vorstellung haben, von Musik reden…

Meinst du mich damit?

Übrigens woher kommt die Arroganz(?), das Nichtmusiker nicht über Musik reden sollen/dürfen. Für wenn machen den Musiker Musik, etwa für andere Musiker oder für Zuhörer.

Vieleicht kannst du das kurz erläutern.

Gruss Mark

P.S. Vieleicht sollte man die ganze Disskusion ins Musikbrett umlagern, das hat ja mit Klassik nicht mehr allzuviel zu tun.

Weniger Hypnose, bitte :smile:
Hi, Mark, du schreibst:

Spannung und Entspannung, Tonika und Dominante,…
das gibt es doch eigenlich in jeder Musik, oder?

Spannung und Entspannung - vielleicht, obwohl - in der Form -fraglich.
Tonika und Dominante - auf keinen Fall. Es gibt mehr als genug Musik ohne. Oder hast du es anders -hypnotisch - *g* - gemeint?

Gruß

Korrektur
Hi peet
Das Wort Tonika ist falsch benutzt. Ich hielt das Prinzip Tonika-Dominante nicht nur für ein harmonisches Phänomen, sondern für Ruhe-Nichtruhe. Hab aber jetzt mal nachgeschlagen und der Begriff wird nur im harmonischen Sinne benutzt. Es ist klar das es auch Musik gibt, welche ohne funktionsharmonische Zusammenhänge auskommt. Insofern hast du natürlich recht.

Gruss Mark

zu Rammstein
Hi Mark!

Wie stehen eigentlich „Metaller“ zu Rammstein? Textlich wie
musikalisch spricht es mich nicht so an. Den Sound der Band
finde ich aber schon bemerkenswert.

Ich muss gestehen, dass ich Rammstein eigentlich immer nur ziemlich schlecht fand. Ihr neues Album finde ich textlich recht gut.

Musikalisch - na ja…

Sie haben (wie Madonna meiner Meinung nach in ihrer Karriere IMMER) eigentlich nur Sachen, die andere Bands vorher schon (meist BESSER) gemacht haben, mit einer heftigen Bühnenshow und extrem hohem Hype sehr gut verkauft.

Logisch. Übrigens ich hab mal ein Ray Charles Interview
gelesen in dem er sag (Zitat glaube ich von Duke Ellington)
„es gib nur zwei Arten von Musik; Gute und schlechte“. Zusatz
von mir: „und das muss eigentlich jeder selbst einteilen“

Wie schon mal gesagt: Ich akzeptiere JEDE Art von Musik, die mit dem Spielen von Instrumenten erzeugt wird. Wenn jemand sich monatelang mit dem Songwriting aufhält, dann noch ewig lange probt, und das ganze dann mit viel Liebe im Studio produziert, so ist es meine Anerkennung wert!

Gruß
Guido