Überempfindlich auf Pflanzenschutzmittel an Obst?
Servus,
Über die Art Deiner Fragen habe ich mich gewundert.
ja, auch ich war ziemlich verwundert, wie Du hier fröhlich schmetternd an einer Diskussion vorbeigaloppierst, ohne auch nur das Geringste zu berücksichtigen, das dort bereits geäußert worden ist.
Ich habe versucht, Dich ein wenig in das Geleise einer normalen Diskussion unter Erwachsenen zu führen.
Ich sprach von gar keinen speziellen Pflanzenschutzmitteln.
Dann kannst Du Deine Hypothese getrost vergessen. Es gibt eine so ungeheuer große Zahl unterschiedlicher Wirkstoffe beim Pflanzenschutz im Obstbau, dass eine Allergie gegen alle getrost ausgeschlossen werden kann, und eine Überempfindlichkeit gegen alle ungefähr so wahrscheinlich ist wie ein Sechser im Lotto.
Ich sprach davon, daß ich Tiere in ihrem Verhalten zu
gekauften und meinen Hausgartenäpfeln beobachtet habe.
Diese Beobachtung ist zumindest im Fall Amseln ganz leicht anhand von dem zu erklären, was ich bereits ausgeführt habe: Amseln kommen mit Äpfeln, die kurz vor oder zu Beginn der Genussreife geerntet sind, nicht klar. Dass sie faule Äpfel bevorzugen, ist eine Legende - die hat aber ihren wahren Kern: Sie brauchen teigige, weiche Äpfel. In der Konsistenz, wie sie nur werden, wenn man sie am Baum ausreifen lässt.
Beim Hund würde ich drauf tippen, dass das eine Frage des Geruches ist - aber das spielt hier keine Rolle.
Gibt es gegen solche Berichte etwas einzuwenden?
Ja. Nämlich, dass sie so vollkommen schwammig sind, dass man überhaupt nichts daraus folgern kann. Die Sache mit der Säure, von der ich übrigens auch schon geschrieben habe, macht ebenfalls ziemlich vielen Leuten Schwierigkeiten und äußert sich ganz genau gleich (Hausgarten = Ja, Handelsobst = kritisch), ohne dass man daraus irgendwas für die Situation der Fragestellerin ableiten könnte.
Von welchen Apfelsorten konkret sprichst Du?
Wie ich schon schrieb, von Boskoop z.B… Ferner von Juno,
Alkmene, Finkenwerder Herbstprinz und Ingrid Marie.
ein ziemlich breites Spektrum - bei dieser Lage würde ich mal ausloten, ob die Empfindlichkeit sich auf Äpfel aus der Reinetten-Familie bezieht.
Antioxidantienwirkungen, wie sie die im Artikel erwähnten
Polyphenole haben. Und auch das Vitamin C. Ballaststoffe.
Flavonoide.
Keine dieser Wirkungen lassen sich auf „moderne“ oder „alte“ Sorten beschränken, und bloß eine davon (Ascorbinsäure) ist - bei Ontario - züchterisch systematisch bearbeitet worden.
Nun, und bei diesem Bericht:
Eine Bekannte berichtete mir aus einem Ernährungs-Seminar, daß die Spritzmittel für Äpfel bis zum Kernhaus vordringen, es genüge also weder Abwaschen noch Schälen zur Entfernung.
kommen wir wieder zu Deiner These zurück. Je nachdem, was das für ein Seminar war (vor meinem inneren Auge enstehen gruselige Bilder, aber das muss ja nicht so gewesen sein), ist diese höchst allgemeine Aussage genauso für die Tonne wie die Mutmaßung, es gäbe eine Überempfindlichkeit auf alle im Obstbau verwendeten Pflanzenschutzmittel gleichermaßen.
Bis zum Kernhaus dringen die systemischen Pflanzenschutzmittel vor. Kontaktfungizide und Kontaktinsektizide nicht.
Es gibt sehr viele Äpfel im Handel, die ohne jede Anwendung von systemischen Fungiziden erzeugt sind - ist ganz schlicht eine Kostenfrage: Wer es sich arbeitswirtschaftlich leisten kann (der Einsatz von Kontaktfungiziden ist viel stärker witterungsabhängig, große Betriebe müssen nolens volens auf systemische Fungizide zurückgreifen), lässt sie weg und arbeitet ausschließlich mit Kontaktfungiziden. Die Wirkstoffe sind ziemlich unterschiedlich - abgesehen davon, dass bei Fungiziden jeder Art sehr häufig Schwefelverbindungen zu finden sind, allerdings in ganz verschiedenen Strukturen. Eine Überempfindlichkeit auf Schwefel - ganz unabhängig von der Verbindung - würde sich z.B. auch bei Wein (jedem Wein), Trockenfrüchten, Eiern und noch einer sehr großen Zahl anderer Lebensmittel äußern. Darf man also vergessen.
Systemische Insektizide werden bei fast allen konventionell angebauten Äpfeln angewendet - es ist sehr schwierig, dem Apfelwickler anders zu begegnen. Hier sind aber die Wartezeiten (Mindestzeit zwischen letzter Anwendung und Ernte) mit einem bedeutenden Puffer festgesetzt, und auch wenn es Schwarze Schafe geben mag, sind die Wege vom Regal zurück bis zum Erzeuger heute so leicht nachzuvollziehen, dass sich ein Erzeuger drei Mal überlegen wird, ob er lieber die Wartezeit einhält, oder seine Bude hinterher zumachen darf - zumal ab Mitte August normalerweise keine Behandlung gegen Apfelwickler mehr angezeigt ist.
Eine Überempfindlichkeit auf insektizidbehandeltes Obst ließe sich leicht durch den Vergleich mit „Bio“-Ware eingrenzen, weil im „Bio“-Anbau nur Fungizide angewendet werden dürfen. Bei einer solchen Eingrenzung wäre immer noch eine Zahl unterschiedlicher möglicher Stoffe im Spiel, die so groß ist, dass die Wahrscheinlichkeit, auf diesem Weg zur Lösung zu kommen, fast vernachlässigbar gering ist.
Kurz:
Wo genau der Hase im Pfeffer liegt, lässt sich bei der beschriebenen Überempfindlichkeit auf manche Äpfel, manche Pflaumen (Zwetschgen?) und manche Walnüsse nur durch systematisches Probieren weiter eingrenzen.
Einen plausiblen Zusammenhang zu Pflanzenschutzmitteln gibt es nicht.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder