Christentum basiert nicht auf Selbsterlösung
Hallo Metapher,
dass solche eristische Dialektik
Dein Titel imponiert mir. Man könnte z. B. übersetzen „polemische Hoffnung“ oder auch „entlarvende Ausgleichstaktik“ und immer noch nachfragen, ob sie nun mich oder die andern entlarve.
Nun zu meiner
Methode
Die Frage ist, wann sagt wer was und zu welchem Thema.
Wenn die UP nur eine Bestärkung in abfälligen Äusserungen über das Christentum suchen würde, dann entspräche es einem Wissensforum, dass sie die Gründe diskutierte. Im Augenblick steht da nichts anderes als
Warum soll ausgerechnet das Christentum die einzig wahre
Religion sein?
Kannst Du mir mal verraten, wie ich als Christ darauf antworten kann, es sei denn mit der ganzen Glaubensunterweisung einschliesslich Bibel, KKK und lehramtlichen Verlautbarungen sowie einer persönlich gehaltenen Einführung in die Sakramente…
Naja, versuchen wir’s kurz: Das Christentum soll ausgerechnet die einzig wahre Religion sein, weil es
- begriffen hat, dass auf dieser Welt nichts bleibt und alles vergeht
- begriffen hat, dass diese Welt doch nicht nur schlecht ist und auch etwas Bleibendes beherbergt, selbst wenn es nicht von ihr ist
- somit begriffen hat, dass diese Welt mit jener in Kontakt gekommen ist
- begriffen hat, wo und wann dies einen Gott aufzeigte, Der auch Böses und Leid zulässt
- eine Botschaft der Liebe lehrt
- aber doch keine Botschaft der absoluten Beliebigkeit predigt
- Lebenskulturen pflegt, die an den Menschen schlechthin einen moralischen Anspruch stellen
- diesen Anspruch nur sehr beschränkt auf Legalität gründet, sondern lediglich auf ein Grundgebot
- mit diesem Anspruch den Ansatz zu einer echt besseren Welt liefert
- diesen Anspruch ehrlich meint, bezogen auf seine und der Menschheit Dasein und Geschichte.
Wenn ich in Indien geboren wäre, würde mein
Kind Hindu werden. Würden wir in der Türkei leben, wären wir
Moslems
Das ist möglich, aber wird von den Religionen auch zur Genüge interpretiert. Selbstverständlich bin ich bereit, das gesondert zu diskutieren.
Wenn man in Europa schon kaum eine Ahnung von Christentum hat und sich nun wundert, dass trotzdem getauft wird, kann man natürlich damit argumentieren, dass in anderen Weltgegenden weniger getauft werde, egal ob nun dort die Christen umso engagierter, gebildeter und treuer sein könnten oder nicht. Man kann dann anbringen, dass es Menschen gibt, die einerseits vom Christentum, andererseits von anderen (wie Islam, Buddhismus usw.) nicht viel wissen und aus Traditionsgründen dabei sind oder eben nicht dabei sind.
Die Antwort des Katechismus lautet: Weil Gott in die Herzen der Menschen sieht, kann Er auch jeden gesondert nach seinem Tun und Erkennen beurteilen. Wer mit dem Herzen erkennt, sich ansprechen lässt, sich der Botschaft öffnet und seinen Verantwortungsbereich einschliesslich seiner Kinder für den Glauben einübt, gemäss den Informationen, die er vom Glauben hat (ja, und das schliesst auch ein, dass er sich vom „Glauben“ fernhält wenn er nichts als Schlechtes davon gehört bzw. erfahren hat), der braucht sich keine Sorgen darum zu machen, wo er hingeboren worden ist. Er kann Gott vertrauen.
Gottvertrauen ist letztlich die Grundbedingung, welche dem Menschen zur wirksamen und verwirklichten Schuldtilgung verhelfen kann.
Und a propos Gottvertrauen:
Christentum ist (bspw. im Gegensatz zum grössten Teil des Buddhismus) eine Religion der Fremderlösung, will sagen Gott hilft, sofern man sich auch nur öffnet, statt eine Religion der blossen Selbsterlösung, wo der Mensch meint, er müsse sich selber erlösen und daher kaum zu echter und endgültiger Sündenvergebung in diesem Leben hier kommt.
Diese Schuldvergebung setzt, wenn wir im Vollsinn darauf vertrauen wollen, auch die Taufe voraus. Für die Nichtgetauften garantieren wir nicht im gleichen Masse wir für die Getauften, da es heisst „wer glaubt und sich taufen lässt, der wird gerettet“ (Mk 16,16). Wer nach Massgabe seines Wissens nicht den Glauben lebt - denk Dir z. B. jemanden, der ein Wunder sieht und doch lieber seiner Bequemlichkeit oder Selbstüberschätzung anhängt als den Glauben zu leben -, der ist, so hart es klingen mag, schon gerichtet. Wer das nötige Gottvertrauen entwickelt, kann zwar vielleicht auch ohne Taufe selig werden. Mit der Taufe hat er aber eine Grundgarantie, wenngleich keinen Freipass.
Dass dies
nicht mehr generell des römischen Katholizismus
Lehre sei, kann ich frohgemut, bescheiden und mit unerreichter Sicherheit bestreiten.
Gruss
Mike