JC und seine Ghostwriter
Hi Mike.
Mit zwanglosem Konsens hatte das in der Regel nichts zu tun
Es ging nicht immer mit zwanglosem Konsens, dagegen in der
Regel schon!
Na ja, wenn ich mir ein Wortspiel mit der „Regel“ erlauben darf: an ca. sechs Tagen im Monat gab es, wenn man dir folgt, zwanglosen Konsens, ansonsten aber herrschte Repression.
Mir ging es um das Beobachten des Menschen durch sich selbst.
Wenn einer Wissenschaft treibt, spielt er selber bei seinen
Beobachtungen eben eine Rolle. Das sagte ich mitDa trennt wieder mal einer den Menschen von sich selbst
Was das Problem wissenschaftlicher Objektivität/Subjektivität betrifft, hast du natürlich Recht. Warum aber sollte das im religiösen Feld anders sein? Bekanntlich machte sich schon der antike Grieche Xenophanes über die Menschenähnlichkeit der Götter lustig. Dass der christliche Gott gleichfalls auffallend menschliche Züge trägt, haben Feuerbach, Freud und andere betont. Insofern verstehe ich nicht, wieso du ausgerechnet die christliche Gottesvorstellung als Beispiel einer Erkenntnis darzustellen scheinst, in der sich der Erkennende n i c h t selbst widerspiegelt.
Ideologie braucht es kein Bisschen dazu; Du verwechselst
Ideologie vielleicht mit dem Urvertrauen auf den unbekannt
Vollkommenen, Allweisen, Allgütigen, Allmächtigen,
Überzeitlichen.
Wenn er so „unbekannt“ ist, woher weißt du dann von „seinen“ Features wie Allweisheit, Güte usw.? Ein typisch christlicher Selbstwiderspruch, finde ich. Und der Hinweis auf das „Urvertrauen“ ist eher Teil einer Ideologie als ein Argument dagegen. Ideologie funktionierte schon immer über die Inthronisierung vertrauenwürdiger charismatischer Figuren als Garanten der Wahrheit.
Diesen kann man jederzeit suchen, es soll dabei keine Tabus
geben.
Die Formulierung „keine Tabus“ könnte hier zu Witzchen verleiten, ich halte mich aber zurück. Abgesehen davon ist doch gerade das Christentum Weltmeister im Tabuisieren.
Versuchsweise an Christus und an „Gott“ usw. glauben
kann sehr wohl ein Anfang sein; es geht darum, wenigstens
nicht wegzuhören, sondern empfänglich zu sein.
Empfänglich für Placeboeffekte? Versteh mich bitte nicht falsch, aber da liegt doch gerade das Problem. Die psychiatrischen Kliniken sind voll von Leuten, die seltsame christliche Ideen haben.
Woher weiss ich am Ende meines Lebens, ob ich wirklich etwas
verpasst habe; am ehesten habe ich recht gelebt, wenn mir in
jenem Augenblick noch ein Sinn aufscheint -> wenn ich also mit
einem Jenseits rechne, das andere Massstäbe kennt als diese
Welt, und wenn ich auf dieses Jenseits ein gewisses
(Psychologen würden sagen Ur-)Vertrauen setzen kann.
Alles klar, aber: hat das Christentum die richtige Antwort auf diese Fragen gepachtet? „Aufscheinender Sinn“ kann viele Gesichter haben und nicht nur das von Jesus Christus.
Niemand hat Gott je gesehen
und lies das nächste Wort: Der Einzige, der Ihn gesehen hat,
hat Kunde gebracht.
Ist mir durchaus bekannt. Leider sehe ich darin keine feste Grundlage für einen „Glauben an Gott“. Denn genau dieser „Einzige“, der in den letzten Wochen in diesem Brett, auch von mir, eingehend diskutiert wurde, scheint keine objektiv zuverlässige Quelle der Wahrheit zu sein. Da waren definitiv zu viele Ghostwriter am Werk.
sich von bestimmten Erfahrungen
fundamental tragen zu lassenhast Du gerade nicht verkündigt. Du hattest geschrieben
ohne Vorgaben
sollte man sich Gedanken machen.
Nein, ich schrieb: „Mein Vorschlag: man sollte sich um metaphysische Wahrheitsfindung bemühen o h n e Vorgaben eines Denk- bzw. Glaubenssystems. Die gefundenen Resultate kann man dann mit den überlieferten Systemen vergleichen und so dasjenige finden, dass mit den eigenen Erfahrung kompatibel ist.“
Ich schrieb also nichts vom „Gedanken machen“. Das wäre eine zu dünne Grundlage für Erkenntnis. Der eine oder andere in diesem Brett wird vielleicht wissen, wie ich konkret meinte, was ich schrieb.
Wer meint, am einen Ende objektiv zu denken „etsi Deus non
daretur“ (als ob es keinen Gott gäbe) und am anderen Ende
fröhlich weiter spirituell bleiben zu können und davon nicht
berührt zu sein, verkennt vermutlich gewisse Zusammenhänge,
das zeigt wenigstens die Tatsache, dass manche Mönche
angesichts der Naturwissenschaft zu Zweifeln kommen, bis dass
sie auch als Naturwissenschaftler fest mit der Existenz und
Gegenwart Gottes rechnen, unter der Prämisse „selig, die nicht
sehen und doch glauben“
So recht verstehe ich nicht, was du hier sagen willst. Willst du sagen, dass Spiritualität, die ohne „Gott“ auskommt, keine echte Spiritualität ist, da es Mönche gibt („manche“), die sich von der Naturwissenschaft Zweifel eingeben lassen, die dann aber, sobald sie in die Naturwissenschaft tiefer eingetaucht sind, doch wieder festen Glauben fassen? Was soll ich daraus folgern?
Natürlich gibt es sehr viele Naturwissenschaftler, die spirituell sind (ich selbst betone das in diesem Forum wohl am häufigsten), aber gerade die bekanntesten und bedeutendsten unter ihnen kommen dabei sehr wohl o h n e „Gott“ aus.
Gruß
Horst