Guten Tag!
Was ist denn eigentlich ein „bei Männern allgemein
verbreiteter Frauenhass“?
Ein Hass auf Frauen, den so gut wie alle Männer bewusst oder
unbewusst haben, auch wenn sie Frauen gegenüber emotional
liebesfähig sind. Ich halte das für ein universales Phänomen.
Gut, damit hast du das Phänomen definiert.
Du wirst zugeben, dass die beiden Komponenten a) unbewusst und b) ‚bei gleichzeitiger Liebesfähigkeit‘ diesen so definierten Hass sehr unhandlich machen und mE auch sehr unbrauchbar. Jedenfalls aber sehr ausweiten.
Ich bin auch geneigt, einzuwenden, dass man -sieht man traditionell Hass und Liebe als Gegensatzpaar- einen Widerspruch sehen kann zwischen Hass und „gleichzeitiger Liebesfähigkeit“.
Einen Widerspruch, den man, liegt er in der Sache selbst, eine Ambivalenz oder gar einen Ambivalenzkonflikt nennen kann.
Akademischer ausgedrückt: ist die Varianz zwischen den beiden
Gruppen der Männer und der Frauen im allgemeinen tatsächlich
um so vieles größer als die Varianz innerhalb der beiden
Gruppen?
Um das präzise zu beantworten, müsste man Parameter
festlegen. Im Prinzip würde ich diese Frage aber bejahen.
Gut, andere verneinen das. Ich auch.
Wir könnten uns nun die Wikiseiten um die Ohren hauen 
Beispielsweise böte sich eine „untypisch verächtliche
männliche Sicht auf die Frau“ an (z.B. meine
Schopenhauer-Paraphrase im vorvorigen Thread von der
kleinwüchsigen und schwabbligen Frau ist eine solche
untypische).
Na ja, so billig formuliert heute sicher kein Frauenhasser
mehr. Ein Blick auf die real existierenden schönen Mädchen und
Frauen (natürlich nur eine Minderheit) straft jene Phrase
nicht nur Lügen, sondern lässt sie als absolut lächerlich
erscheinen.
Ich frage mich ja sowieso, wie du in der Aussage, die Frauen seien das „kleinwüchsigere und schwabbeligere Geschlecht“ so sicher einen dahinter stehenden Frauenhass ausmachen kannst.
Warum denn bitteschön so fürchterlich vorschnell?
Oder es böte sich eine „typisch verächtliche männliche Sicht
auf den Mann“ an,
Unsinn.
Gibts diese „verächtliche männliche Sicht auf den Mann“ nicht, auch nicht unbewusst?
Sprechen wir nochmal psychoanalytisch: Verallgemeinert der Mann seinen Hass auf die Mutter (vornehmlich aus dem Separationskonflikt) SCHON, den Hass auf den Vater (vornehmlich aus dem Rivalitätskonflikt) dagegen NICHT?
Wenn ja, dann erklär mir warum nicht.
Wenn nicht, dann erklär mir, worin der Unsinn besteht.
oder eine „typisch verächtliche weibliche Sicht auf den
Mann“,
Träumst du?
Willst du ernsthaft behaupten, es gäbe keine „verächtliche weibliche Sicht auf den Mann“? Keinen verächtliches Männerbild von Seiten der Frauen?
oder eine „typisch verächtliche weibliche Sicht auf die
Frau“,
Ich schrieb im UP, dass Frauenverachtung auch bei Frauen
vorkommt (hast du das übersehen?). Typisch ist sie aber nicht.
Warum ist sie NICHT typisch?
Haben nicht ALLE Frauen genauso einen Separationskonflikt mit ihren Müttern? Übergeneralisieren diese Frauen ihren Hass auf die Mutter nicht genauso wie die Männer, verschieben ihn also von der Mutter auf die Frau?
Du musst dich schon entscheiden, ob du den (Geschlechter)Hass so breit definieren willst, wie du es eingangs gemacht hast (unbewusst, gleichzeitige Liebesfähigkeit), oder ob du ihn engführen magst.
Was definitiv NICHT geht ist es, ihn NUR bei den Männern breit zu definieren („allgemeiner Frauenhass des Mannes“), bei den Frauen dagegen eng zu führen („die paar Radikalemanzen“).
Glaubst du nun, diese Sichten ALLE transzendieren zu können
ohne damit irgendwann gar nichts mehr zu sehen?
Du weichst mit diesen Sophismen dem eigentlichen Thema aus.
Das ist kein Sophismus, sondern eine erkenntnistheoretische Grundfrage.
Aus meiner Sicht auch der einzige Aspekt deines Themas, der philosophische Relevanz besitzt.
Grundfrage: Wie unabhängig ist das erkennende Subjekt vom lebenden Subjekt (das zeitlich und räumlich eingebunden ist in seine Kultur und deren -ismen und anti-ismen)?
Ich behaupte, es ist nicht nur nicht unabhängig davon, es ist sogar darauf angewiesen.
Halten wir hier mal fest: Psychoanalytisch gesehen wurzelt
der Hass auf Frauen in Erfahrungen der frühen Kindheit -
genauswo wie der Hass auf Männer und genauso wie die Liebe zu
Frauen und genauso wie die Liebe zu Männern.
Jetzt wirfst du Sachen in einen Topf, die getrennt gehören.
Die männliche Beziehung zur Mutter ist etwas anderes als die
zum Vater.
Es gehört aber beides zur „frühen Kindheit“. Mehr habe ich dazu nicht gesagt.
Es gibt keinen „Männerhass“ bei Männern, aber es
gibt Frauenhass.
Wie kommst du auf dieses schmale Brett?
Kurzum: Liebe und Hass, egal auf welches Objekt gerichtet, wurzeln in Erfahrungen der frühen Kindheit.
Diesen Unsinn habe ich nie behauptet.
Aber ich.
Diese Behauptung ist aus Sicht der Psychoanalyse (die du ins Spiel gebracht hast) völlig korrekt.
Im übrigen ist sie auch ziemlich nichtssagend.
E.T.