Freier Wille

Hallo,

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,547…

sollte sich diese Untersuchung bestätigen,
was bedeutet das für uns?
Egal ob ethische Konzeptionen oder juristische
Vorgaben…
Sind wir noch verantwortlich für etwas, das wir
nicht frei entscheiden können?
Welche weiteren Illusionen müsste man noch begraben?

Gruss
W.

Das bedeutet gar nix, denn:

entweder ich glaube, dass alles, was den Menschen ausmacht sich einzig auf dem physischen Plan abspielt, in dem Fall ist sowieso alles vorbestimmt und unfrei. Das „wissenschaftliche“ bringt in deiesm Fall nur Detailwissen, aber nichts neues an sich.

oder

ich glaube, dass der Mensch mehr ist, als sein Gehirn, in dem fall sagt dieses Ergebnis nichts aus. denn wer wollte ausschließen, dass der menschliche Geist dem Gehirn einen wie auch immer gearteten Impuls gibt einen Gedanken auch auf physicher Ebebne dem Weg zu bereiten.

Ich weiß nicht, warum es die „Wissenschaft“ es tagtäglich auf immer raffiniertere art und Weise versucht, sich zu widerlegen.
Komische Materie, die über sich selber nachdenkt…

und außerdem
um mal in der gedankenwelt der „Naturwissenschaft“ zu bleiben, muss man noch einmal zusammenfassend sagen: was hat man denn tatsächlich beobachtet und was muss man schon dem reich der Phantasie zuordnen?Denn die Wissenschaft neigt gerne dazu Indizien als Beweise zu verkaufen)
Fakt 1: Man hat bei Probanden eine Entscheidung gesehen.
Fakt 2: Man hat in einer Hirnregion vorher Aktivität bewiesen.

Meine Behauptung: Es ist keinem (Gehirn-)Forscher bisher zweifelsfrei gelungen, aus einer Gehirnaktivität eine codierte Aussage herauszulesen. alles was man misst sind irgendwelche elektromagnetischen Impulse.
Daher ist es zwar ein Indiz, dass in dieser Hirnaktivität die Information des später wahrgenommenen Gedanken/Entscheidung enthält, ein Beweis dafür ist es noch lange nicht.

Hallo Walden,

Ich glaube hier überbewerten Du und andere diese Studie. Die Probanden sollten mit der rechten oder linken Hand einen Schalter drücken. Wie sie sich entschieden hatte keinerlei Folgen für sie selbst. So was kann man getrost seinen ‚Reflexen’ überlassen, d. h. eine abwägende Entscheidungsfindung war hier nicht wirklich nötig.

Um etwas über den freien Willen zu erfahren wäre es wahrscheinlich besser die Reaktionen der Probanden in Konfliktsituationen zu untersuchen und zu untersuchen was geschieht wenn der Proband die Gelegenheit hätte noch einmal über eine getroffene Entscheidung nachzudenken.

Des Weiteren sind unbewusste Vorgänge ein fester Bestandteil unseres Denkens, z. B. haben die Steuerung unserer Motorik, die Verarbeitung sensorischer Eindrücke und Emotionen starke unbewusste Anteile. Das heißt aber nicht, dass unserer Willen oder Bewusstsein darauf keinen Einfluss hätte.

An anderer Stelle (http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/290567)
wird der Leiter der Studie folgendermaßen zitiert:
……Einen endgültigen Beweis für die Nichtexistenz eines freien Willens sehen die Forscher darin aber noch nicht. „Nach unseren Erkenntnissen werden Entscheidungen im Gehirn zwar unbewusst vorbereitet. Wir wissen aber nicht, wo sie endgültig getroffen werden“, sagt John-Dylan Haynes.

Gruß
Olaf

und die juristische Frage
Wenn ein gewitzter Anwalt bei bewiesener Schuld seines Mandanten behauptet, dieser sei nicht dafür verantwortlich, sondern sein Gehirn kann sich der Anwalt immer noch damit rausreden:
a) „Ich verurteile dann meinetwegen nur das Gehirn, aber admit es weiter leben kann den restlichen Körper dazu“
und
b) „Ich verurteile ihn ja auch nicht, sondern mein Gehirn, das kann nicht anders…“

Langzeitlich freier Wille

sollte sich diese Untersuchung bestätigen,
was bedeutet das für uns?

Nichts Neues. Dass wir nicht „Herr im Kopf“ sind, war auch schon vor Freud bekannt.

Sind wir noch verantwortlich für etwas, das wir nicht frei entscheiden können?

„Wir sind nicht für unsere Gefühle verantwortlich, aber für das, was wir daraus machen.“

Die blitzartigen schnellen Entscheidungen des Alltags laufen tatsächlich oft unbewusst und getrieben von Emotionen ab. Nichtsdestotrotz basieren sie auf Grundlagen, die unsere Persönlichkeit ausmachen.

Das sind auch Erkenntnisse, die wir durch Wahr-Nehmen, Denken, usw. als Grundlage für diese automatischen Entscheidungen „füttern“. Und da beeinflussen wir sehr wohl diese Entscheidungen. Eben ganz langsam. Verhaltensänderungen dauern meiner Erfahrung nach ca. 1 Jahr.

Gruß

Stefan

Nichts Neues. Dass wir nicht „Herr im Kopf“ sind, war auch
schon vor Freud bekannt.

Wer dann?

Hallo,

Nichts Neues. Dass wir nicht „Herr im Kopf“ sind, war auch
schon vor Freud bekannt.

Wer dann?

Wer ist „Herr im Kopf“ oder wer „wusste das vor Freud“?

Zum zweiten Aspekt: Nietzsche mit Sicherheit,

(Nachlaß, Frühjar 1888):

...
Das ist eine bloße Optik der Psychologie: immer
unter der falschen Voraussetzung, daß uns nichts 
zugehört, was wir nicht als gewollt im Bewußtsein haben.

Die ganze Verantwortlichkeitslehre hängt an dieser naiven
Psychologie, daß nur der Wille Ursache ist und daß man 
wissen muß, gewollt zu haben, um sich als Ursache glauben zu
dürfen der Mensch darf nur vor sich Achtung haben, sofern 
er tugendhaft ist.

Kommt die Gegenbewegung: die der Moralphilosophen, immer 
noch unter dem gleichen Vorurtheile, daß man nur für etwas 
verantwortlich ist das man gewollt hat.

Der Werth des Menschen als moralischer Werth angesetzt: 
folglich muß seine Moralität eine causa prima sein
folglich muß ein Princip im Menschen sein, ein „freier Wille“
als causa prima. Hier ist immer der Hintergedanke: wenn der 
Mensch nicht causa prima ist als Wille, so ist er unver-
antwortlich, — folglich gehört er gar nicht vor das moralische 
Forum, — die Tugend oder das Laster wären automatisch oder 
machinal
...

oder:

(Nachlaß, Winter 1883/84):

...
Also: entweder kein Wille — die Hypothese der Wissenschaft
— oder freier Wille. Letztere Annahme das herrschende
Gefühl, von dem wir uns nicht losmachen können, auch wenn
die Hypothese bewiesen wäre.

Der populäre Glaube an Ursache und Wirkung ist auf die
Voraussetzung gebaut, daß der freie Wille Ursache ist
von jeder Wirkung: erst hierher haben wir das Gefühl
der Causalität. Also darin liegt auch das Gefühl, daß jede
Ursache nicht Wirkung ist, sondern immer erst Ursache —
wenn der Wille die Ursache ist. „Unsere Willensakte sind
nicht nothwendig“ — das liegt im Begriff „Wille“.
...

usw.

Grüße

CMБ

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Nichts Neues. Dass wir nicht „Herr im Kopf“ sind, war auch
schon vor Freud bekannt.

Wer dann?

Wer ist „Herr im Kopf“ oder wer „wusste das vor Freud“?

Nee, ersteres, und die Frage war auch eher rhetorisch gemeint.

Hallo

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,547…

sollte sich diese Untersuchung bestätigen,
was bedeutet das für uns?

Wenn man den Artikel liest muß man feststellen, daß
die relevante Trefferquote der Voraussage der
Entscheidung bei 60 % lag.
Da die statistische Zufallstrefferquote bei dieser
Testanordnung 50% beträgt (bei einer sehr hohen Zahl
von Tests, 500 oder 1000 reichen dazu nicht aus)
ist keine signifikante Aussage zu machen.
Das wird in dem Artikel auch so gesehen.
Außerdem - nehmen wir an die Trefferquote der Entscheid-
ungsvoraussagen wäre 100% !! -Kein Grund zum jubeln.
Die Testpersonen mußten angeben wann sie ihre Entscheid-
ung getroffen hatten. Die Angaben - kurz vor der
Handlung (Tastendruck) sind rein subjektive Angaben
und nicht überprüfbar, also nicht unbedingt relevant
für eine Aussage über den Zeitpunkt der Entscheidung.
Und wenn die subjektiven Angaben der Testpersonen nun
reale (wenn auch nicht überprüfbar) Fakten wären ?
(bei 100%iger Trefferquote)
Es sagt doch nur aus, daß Entscheidungen, wenn ihnen
keine Entscheidungsmuster vorgegeben sind eben einen
„Gestaltungszeitraum“ benötigen ehe sie bewußt werden,
nicht daß sie determiniert sind.
Zur Erläuterung:
Wenn ich als Autofahrer in Bruchteilen von Sekunden
(übrigens ständig) Entscheidungen treffen muß und
vor allem richtig,dann kann ich doch dies nur durch
vorgegebene und eingeübte Entscheidungsmuster.
Man kann also auch solche unmittelbaren Entscheidungen
nicht gegenteilig, also für den Beweis eines freien
Willens anführen.

Egal ob ethische Konzeptionen oder juristische
Vorgaben…
Sind wir noch verantwortlich für etwas, das wir
nicht frei entscheiden können?
Welche weiteren Illusionen müsste man noch begraben?

Also: Voreilige Beurteilungen vermeiden.
Ich denke dies unterliegt Deinem freien Willen - oder ?
Wenn nicht, welchen Wert sollte dann überhaupt eine
Aussage, ein Beitrag von Dir hier oder sonstwo haben.
Und - warum sich überhaupt für die Freiheit von Menschen
einsetzen wenn diese sowieso nicht existiert ?

Gruß VIKTOR

Hallo,

dieser Artikel bedeutet, das bei mir exakt sieben Sekunden nach Lesen dieses Artikels bei mir die Entscheidung fiel, dass ich gerne diese Wissenschaftler prügeln würde.
Also, wenn ich in einer Versuchsgruppe, bei der die meisten Rechtshänder sind eine Testanordnung aufbaue, die auf rechter/linker Hand basiert, habe ich ohnehin eine einseitige Verteilung. Zweitens, der Sauerstoffverbrauch bestimmter Gehirnregionen stellt einen Indikator dafür dar, dass diese Hirnregionen arbeiten. Er stellt keinen Indikator dafür da, WAS die arbeiten. Um also diesen Versuch in seiner Unbedarftheit richtig würdigen zu können, ein Beispiel:
Über den Bildschirm laufen also Buchstaben und der Proband soll mir hinterher sagen, bei welchen Buchstaben er glaubt, seine Entscheidung getroffen zu haben. Das Problem ist, er nimmt während er die Entscheidung trifft gar nicht bewußt den Buchstaben auf. Das tut er erst, wenn sein Gehirn den anderen Job, das Treffen der Entscheidung, erledigt hat. Dann vergeht noch einmal Zeit, bis das Auge den Buchstaben auf dem Bildschirm sieht und das Gehirn das Bild wiedererkannt hat, sprich, entschieden hat, das ist beispielsweise ein „A“. Das bedeutet, vor allem unter einer Versuchsanordnung, die ansosnten weitgehend isoliert ist, bei der also Konzentration auf diese Abläufe vorausgesetzt werden kann, dass der Buchstabe, den der Proband nennt immer der ist, der eine kurze Zeit später, nach der ersten Entscheidungsfindung, auf dem Bildschirm erscheint. Da muss ich nur mal die Länge der involvierten Nervenbahnen mal der Anzahl der Impulse nehmen und komme schon bei den aufaddierten Nervenleitzeiten im Minimum auf mehrere Sekunden. Wir reden hier ja nicht über Instinktreaktionen im vegetativen Nervensystem sondern über echte Gehirnleistungen. D.h. der Versuchsaufbau ist ohnehin bereits falsch gewählt, wenn man so etwas wie diese „7 Sekunden bevor wir es dachten, ist die Entscheidung gefallen“ daraus ableiten will.
Also mal immer mit der Ruhe, der ganze Versuch beweißt höchstens, dass diese Herren nicht gründlich genug nachgedacht haben, als sie ihren Versuch aufbauten und später die Ergebnisse interpretierten.

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo zusammen,

danke erst einmal für eure Antworten.
Schön, dass ihr das ähnlich seht wie ich.
Schlussendlich bleibt es sowieso immer
ein Zirkelschluss, egal wie man das dreht
und wendet.
Was mich an dem reisserischen Titel aber
interessierte war der Konjunktiv,
was wäre, wenn es der Wissenschaft
tatsächlich gelänge, eine gewisse
Determiniertheit zu beweisen.
Würde unser Weltbild, mitsamt seinen
rechtlichen und sonstigen Strukturen
zusammenbrechen?
Es gibt ja nicht wenige, ernsthafte
Wissenschaftler, die eine wie immer geartete
Determiniertheit annehmen.

Gruss
Walden

Diese Spekulationen gibt es ja schon seit dem Libetexperiment. Viele Seminare an vielen philosophischen Fakultäten haben sich bisher damit befasst - unter anderem meine und ich war dabei.
Ich kopiere Euch mal mein Referatssheet hier rein zur Diskussionsunterstützung. Es ist für einen dreiteiligen Vortrag konzipiert worden, bei dem ich den mittleren Teil (Vorbereitung der Gruppe auf die Diskussion, nachdem im ersten Teil die Erklärung des Libetexperiments erfolgte) übernommen habe.

Vielleicht könnt Ihr ja was damit anfangen, vielleicht bringt es ja neue Gesichtspunkte in der Diskussion…

"Trifft es denn das, was plakativ behauptet wird?
was wird denn behauptet?
es wird ja behauptet, dass der Mensch – wie wir gehört haben – 100 Millisekunden bevor er sich für eine Handlung entscheidet, der Motorkortex schon aktiviert ist.
dass der Handlungswunsch also die Aktivierung des Motorkortex nicht kausal verursachen könne – dass der Entschluss zu handeln von unbewussten Prozessen im Gehirn gefällt wird, bevor der Handlungswunsch an sich vorgenommen wird, der Mensch also gar keinen freien Willen haben könne bzw. ebenfalls keine Verantwortung für sein Handeln haben könne.
das Problem ist, dass der Moment des Handlungswunsches, den die Probanden ja äußern mussten, kein zeitlich exakt bestimmbarer Punkt ist und daher bei Libet und auch bei den Nachfolgeexperimenten von Haggard und Eimer starke Schwankungen in den Messungen auftraten

um zu erläutern, warum die Konsequenzen so, wie sie gezogen werden, gar nicht daraus gefolgert werden können.
welche Konsequenzen? wie werden sie gezogen?
Libet zieht daraus nun weiterhin die Schlussfolgerung, dass der Mensch in diesem Fenster von 100ms noch die Möglichkeit hätte, sich umzuentscheiden, die Handlung quasi zu stoppen.
das geschieht laut Libet wiederum bewusst
hier gibt er dem Menschen also seinen freien Willen wieder zurück – begründen tut er diesen freien Willensentschluss damit, dass alles andere – also wenn die Umentscheidung unbewusst abliefe – er für unbefriedigend hält.
so funktioniert wissenschaftliches Arbeiten nicht, 1. weil er alles andere für unbefriedigend hält und 2. weil seine Probanden schon vorher wussten, dass sie sich umentscheiden sollten – wo ist hier ein Beweis für die Existenz bzw Nicht-Existenz eines freien Willens?

was in den Versuchen von den Probanden gefordert wurde, war eine einfache dualistische Entscheidung – bei Libet das Handgelenk zu drehen, bei Haggard und Eimer entweder die rechte oder die linke Hand zu heben
beiden Varianten geht die eindeutige Handlungsanweisung des Testleiters voraus, der Proband muss also keine Entscheidung darüber treffen, was er macht und ob er es macht, er muss sich lediglich für einen Zeitpunkt bzw. und für eine Hand entscheiden.
das Experiment an sich ist also keine bewusste Entscheidung über eine Handlung, sondern das Auslösen eines Bewegungsaktes einer Handlung, die schon von vorneherein feststeht.
der beobachtete Anstieg des Bereitschaftspotentials ist darauf zurückzuführen, dass durch die bis zu 40mal wiederholte gleiche Handlung der Körper schon in einer Erwartungshaltung ist.
Komplexere Handlungen erfordern aber eine gewisse mentale Vorarbeit, bei denen zu dem Zeitpunkt ganz sicher noch keine Muskelaktivierung vorhanden ist.
die freie Willensentscheidung hat bestimmte charakteristische Merkmale, anhand derer man sie erkennt: zum einen der unbedingte Wunsch des Menschen, und dessen Kontrolle über die Handlung, zum anderen rationale und emotionale Abwägungen
daher kann man von diesen Experimenten keine Rückschlüsse auf den freien Willen ziehen

woher nehmen wir unsere Freiheit?
Die Frage ist doch: Sind wir überhaupt frei? also frei im Sinne von komplett freier Entscheidungsgewalt? Wenn man mal das Libet-Experiment außer Acht lässt.
Wir sind doch eigentlich zuallererst mal an Gesetze gebunden. Die schränken uns in unserer individuellen Freiheit ein.
Dann gibt es auch noch gesellschaftliche Normen und Werte – die sich durchaus unterscheiden – je nachdem wo wir leben – in welcher Gesellschaft wir aufgewachsen sind und in welchem direkten Umfeld wir groß geworden sind.
Eine christliche Gesellschaft beispielsweise hat andere Werte als ein Buschstamm.
Somit ist unsere Freiheit ja eigentlich das, inwieweit wir in unserem Lebensumfeld bzw. in unserem Lebensrahmen agieren können, um uns zu entfalten.
Freiheit an sich ist somit ein Kulturgut – unterschiedlich von Kultur zu Kultur – wie ich schon erwähnt habe.
Und der freie Wille ist ebenso ein Kulturgut. Es gibt Kulturen, in denen der Mensch weitaus freier entscheiden kann – weitaus freier nach seinem Willen also handeln kann als in anderen Kulturen.

Diskussionspunkt!

Es geht ja wieder nur um ein Beispiel dafür, wie man viel Wind machen kann, um dann allen Ernstes zu behaupten, wir könnten für rein gar nichts verantwortlich sein, weil wir ja immer schon entschieden wurden, bevor wir uns entschieden haben. Und stellen Sie ruhig den Bruch in der Argumentation vor, also:

Wie müßte es sein, wenn die These wirklich zutreffen würde?
dass wir keinen freien Willen haben, alle unsere Handlungen in gewissem Sinne unbewusst, vielleicht instinktiv erfolgen,
Rechtsprechung – also speziell Strafrecht – wäre hinfällig. Denn wie kann ein Mensch für etwas verantwortlich gemacht werden, das er gar nicht selbst zu verantworten hat? Er war ja nicht frei in seiner Entscheidung, der alten Frau die Handtasche zu stehlen.

Was müßte dann konsequenterweise daraus folgen?"

Gruß
Sarah (cand. phil.)

daher kann man von diesen Experimenten keine Rückschlüsse auf
den freien Willen ziehen

woher nehmen wir unsere Freiheit?
Die Frage ist doch: Sind wir überhaupt frei? im
Sinne von komplett freier Entscheidungsgewalt?

Und der freie Wille ist ebenso ein Kulturgut. Es gibt
Kulturen, in denen der Mensch weitaus freier entscheiden kann
– weitaus freier nach seinem Willen also handeln kann als in
anderen Kulturen.

Wie müßte es sein, wenn die These wirklich zutreffen würde?
dass wir keinen freien Willen haben, alle unsere Handlungen in
gewissem Sinne unbewusst, vielleicht instinktiv erfolgen,
Rechtsprechung – also speziell Strafrecht – wäre hinfällig.
Denn wie kann ein Mensch für etwas verantwortlich gemacht
werden, das er gar nicht selbst zu verantworten hat?

Was müßte dann konsequenterweise daraus folgen?"

Hallo Sarah,
es ist schon so, daß unsere freien Entscheidungen
vielfach eingeschränkt sind.
Der Selbsterhaltungstrieb und der angelegte Trieb unser
Sein für uns zu optimieren bedingen Anpassung und
objektive und subjektive Beschränkungen einerseits und
das Einfordern unserer Interessen andererseits, welche
sich im Vergleich mit dem Verhalten von Tieren nicht
prinzipiell unterscheiden.
Man könnte argumentieren solche Verhaltensäußerungen
wären in sich determiniert und in keiner Phase des
Ablaufes selbstbestimmend beeinflußt.
Der Gegenbeweis ist wirklich nicht so ohne weiteres
zu führen.
Andererseits sind wir in der Lage, Entscheidungen zu
treffen gegen unseren Vorteil.Dies kann man bei Tieren
nur bedingt (scheinbar) feststellen.
Nun kann argumentiert werden, diese Entscheidungen gegen
unseren eigenen Vorteil seien nur aus Sicht des Außen-
stehenden eben solche Entscheidungen jedoch aus der
Innensicht , also auf der Entscheidungsebene dadurch
zwanghaft, weil der Entscheidende sich ethischen
moralischen oder sonstigen Gründen unterwirft und für
sich daraus für seine Befindlichkeit einen Gewinn
erwartet den nur er nachvollziehen muß, nicht ein
anderer.
Prinzipiell würde ein solches Verhalten sich nicht
unterscheiden von der oben angesprochen Optimierung
des eigenen Seins, also nicht frei bestimmt !
Lassen wir diese Sicht vorerst einmal so gelten so muß
man doch sehen daß wir uns hier nicht mehr auf der Ebene
von Tieren befinden.
Die „Entscheidungsqualität“ löst sich praktisch los
von der , die man deterministisch zuordnen könnte.
Auch erfordert eine ethisch moralische Entscheidung
(s.oben) welcher der Entscheidende für sich befriedigend
aber „objektiv“ (Außensicht) gegen seine Interessen
trifft vorher eine andere Entscheidung.
Er entscheidet sich für den ethisch moralischen Weg weil
er ihn für richtig hält UND ihn gehen WILL.
Ein anderer steht an dem gleichen Entscheidungspunkt und
will den Weg so nicht gehen auch wenn er ihn für richtig
hält.
Sicher gibt es auch da „Beweggründe“ für so oder so,
aber nicht generell Zwänge.
Ich denke, an diesem Punkt ist freie Willensentscheidung
gegeben - oder man müßte „Freien Willen“ anders
definieren.
Übrigens: Freie Willensentscheidungen sind auch ein Teil
unserer Lebenserfahrung - bei uns und auch bei anderen -
welche nicht wegdiskutiert werden können und sich deterministischer Zuordnung entziehen.

Zu Deinen Einlassungen oben:
Ich kann den freien Willen nicht als Kulturgut
sehen, der eben deshalb notwendig und aus dem Grund
auch gegeben sei! (nicht beweiszwingend !)
Auch die Argumentation , daß man Menschen nicht zur
Verantwortung ziehen könnte wenn sie keinen freien
Willen hätten - also muß es freien Willen geben -
ist kein logischer Schluß zum Beweis der Existenz
des freien Willens an sich.

Gruß VIKTOR

1 Like

Übrigens war ich gerade sogar schneller, als mein Wille:
Als ich nämlich bei Dir das Stichwort "7 Sekunden " gelesen habe, habe ich augenblicklich noch einmal auf den spiegelartikel geklickt. Und das war unterhalb der 7- Sekunden- Grenze. Muss wohl ein Reflex aus dem Rückenmark gewesen sein…

Aber es bleibt dabei, bewiesen haben die eigentlich gar nichts.

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

eine letzte Frage, das Thema ist wohl passè.

Glaubt ihr, wenn wir KEINEN freien Willen hätten,
dass wir das dann auch erkennen könnten?

Gruss
Walden

Glaubt ihr, wenn wir KEINEN freien Willen hätten,
dass wir das dann auch erkennen könnten?

Dann würde sich, ähnlich wie bei den tieren, die Frage schlicht nicht stellen.

Hallo,

Glaubt ihr, wenn wir KEINEN freien Willen hätten,
dass wir das dann auch erkennen könnten?

Glaubt ihr, wenn wir KEINEN Gott hätten,
dass wir das dann auch erkennen könnten?

Glaubt ihr, wenn wir KEINEN Sinn hätten,
dass wir das dann auch erkennen könnten?

Grüße

CMБ

Wie müßte es sein, wenn die These wirklich zutreffen würde?
dass wir keinen freien Willen haben, alle unsere Handlungen in
gewissem Sinne unbewusst, vielleicht instinktiv erfolgen,
Rechtsprechung – also speziell Strafrecht – wäre hinfällig.

Nö, dann kann der Instinkt des Richters eben nicht anders, als gemessen an dem instinktiv geschriebenen Strafrecht einen Instinktdieb zu verurteilen.

Denn wie kann ein Mensch für etwas verantwortlich gemacht
werden, das er gar nicht selbst zu verantworten hat?

Er hat es nur dann nicht zu verantworten, wenn bewiesen ist, dass er fremd, also von außen, bestimmt wurde.

Er war ja
nicht frei in seiner Entscheidung, der alten Frau die
Handtasche zu stehlen.

Aber das kann er schon frei beurteilen?

Was müßte dann konsequenterweise daraus folgen?"

In die Geschlossene wegsperren, da er ja offensichtlich nicht Herr der Lage ist und somit eine Gefahr für sich und seine Umwelt darstellt.