Hallo!
Da machst Du es Dir zu einfach! Könntest Du bewusst gegen
Deinen Willen handeln?
Das würde doch voraussetzen, dass
Du genau das willst, was Du nicht willst - ein Widerspruch.
Wieso ist dies ein Widerspruch?
Angenommen es entspräche meinem Willen ein Stück Schokolade zu essen. Um gegen meinen Willen zu handeln, darf ich dieses Stück Schokolade bewusst nicht essen. Um aber die Schokolade bewusst nicht zu essen, muss ich einen Entschluss fassen. Das setzt die Absicht voraus, es nicht zu tun, also auch eine Willensentscheidung. Wir können also nichts tun, was wir nicht wollen, weil wir nur wollen, was wir wollen.
Gerade das ist ja das grandiose an unserem Bewusstsein, unser
Gehirn ist neben Instinkten und anderen direkten Einflüssen
noch in der Lage eine Entscheidung mit Erinnerungen und
Erfahrungen abzuwägen und den „Willen“ zu modifizieren und zu
„überdenken“.
Nein. Wir sind in der Lage, einen Willen zu haben, der teilweise durch innere Faktoren bestimmt ist. Wir können aber nicht unseren Willen bewusst modifizieren. Schopenhauer (?) hat gesgat: „Wir können tun was wir wollen, aber wir können nicht wollen was wir wollen.“
Folglich können wir nur das wollen, was wir wollen. Der Wille
ist also ein Handlungsmotiv, dem wir folgen können.
Warum können? Wir müssen! Wie soll denn das funktionieren wenn
das nicht der Fall wäre?
„Können“ bedeutet hier nicht, dass wir die Wahl haben, sondern das wir es manchmal tun und manchmal nicht. Wir folgen dem eigenen Willen, wenn wir voll und ganz Herr über uns selbst sind. Wir handeln nicht nach unserem Willen, wenn wir unter Drogen, unter Hypnose, psychisch krank, bewusstlos, … usw. sind.
Nehmen wir an, dass du dich dazu entschieden hast am 10.10.90
um 21:45Uhr ins Bett zu gehen.
Das war ein Mittwoch. Damals spielte ich noch im Posaunenchor und wir hatten stets Mittwochs Probe. Danach gingen wir immer noch einen Trinken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es an dem Tag bis 21:45 ins Bett geschafft habe. 
Du hast deine Gründe für diese Handlung gehabt und diese wären
absolut dieselben, wenn du nocheinmal diesen Moment durchleben
würdest, natürlich unter genau den selben Bedingungen.
Wäre das nicht der Fall, wäre es Zufall ob du dich für
schlafen-gehen entscheidest oder dagegen.
So ist es. In letzter Konsequenz würde ein freier Wille bedeuten, dass ich zufällig handle und das ist ja gerade der Inbegriff von nicht-die-Kontrolle-über-sich-selbst-haben.
Genau aus diesem Grund vertrete ich hier die Postition: Die Vorstellung eines freien Willens ist entweder nicht zu Ende gedacht oder eine Farce. Das Gegenteil bedeutet aber nicht, dass wir von äußeren und inneren Zwängen zu einer Handlung gebracht werden, die wir gar nicht wollen, sondern es bedeutet, dass wir einfach etwas anderes wollen und entsprechend diesem anderen Willen handeln. Auch unser Wille ist ein Teil dieser Welt und steht nicht über den Dingen.
Michael