Hallo Coco,
angeregt durch einen artikel im religionsbrett
bezieht sich das auf meinen Beitrag?
was bewegte die
natur, der menschlichen rasse vorzugaukeln, ihre gedanken
seien frei, bzw sie hätten einen freien willen? welchen
evolutionären vorteil hatte die menschheit davon?
Es ist nicht die primäre Frage, ob es einen freien Willen „gibt“, denn das ist so einfach nicht entscheidbar. Die Frage muss heißen, wie denn der Begriff „frei“ im Ausdruck „freier Wille“ gemeint ist bzw. wie man ihn zu verstehen hat unter der Bedingung, dass eine absolute Freiheit unmöglich ist (denn davon kann man sicher ausgehen, und das weiß eigentlich auch jeder).
nun, freiheit der gedanken haben setzt vorraus, dass der
mensch „sich selbst erkennt“, bzw es zumindest meint. und sich
selbst erkennen schafft grössere individualität und damit
grössere erfindungsfreiheit.
Hier siehst du schon die erste und eigentlich auch die wesentliche Schwierigkeit. Wenn ich mich selbst erkenne, dann kenne ich ja zumindest die Charakterzüge, die meine Entscheidungen bedingen, von denen also mein Wille abhängig ist.
ein mensch, dessen denken und
leben schon vorgegeben ist, sucht nicht aktiv nach
verbesserungen. somit wäre die vorgaukelung eines freien
willens eine überlebensstrategie des menschen.
Wir können Freiheit nur als eine eingeschränkte Freiheit denken, aber das widerstrebt uns, weil wir im Zuge der Aufklärung uns daran gewöhnt haben, Freiheit absolut zu denken. Es ist nicht die Evolution, die uns uns selbst absolut frei denken lässt, sondern es ist der gegen die Religion gestellte Gedanke, dass man sich nicht bevormunden lassen soll/darf. Das Problem der Willensfreiheit gab es in der heutigen Form weder in der Antike noch im Mittelalter, in der Renaissance sehr eingeschränkt. Es ist ein rein neuzeitliches Problem.
Eine wirkliche Lösung weiß ich auch nicht. Das Freiheitsproblem (also das Problem der Willensfreiheit: nicht „kann ich tun, was ich will“, sondern „kann ich wollen , was ich will“) gehört zu den schwierigsten philosophischen Problemen überhaupt. Man muss zwischen Graden der Freiheit, Willensfreiheit, Handlungsfreiheit, Entscheidungsfreiheit und diversen anderen hochkomplizierten Konstrukten unterscheiden, die sich nicht so einfach und kurz darstellen lassen. Mir scheint einerseits eine positive Antwort unmöglich, andererseits eine negative Antwort zu vorschnell. Allerdings sind die diversen Versuche, eine Willensfreiheit zu begründen allesamt sehr (!) umstritten.
Gruß
Bona