Freiwillig oder zwangsweise?

Hallo,
erst mal die Nachricht:

68,3 % der Schweden sind im Alter zwischen 55 und 64 Jahren noch erwerbstätig. In der Schweiz sind es 64,8%, in den USA 59,5 %… und in Deutschland 38,4 %!

Meine Frage: was meint Ihr: freiwillig (weil die faulen Säcke (*g*) nicht mehr arbeiten wollen?) oder zwangsweise (weil die Firmen die über 45-jährigen wenn es irgend wie geht rauswerfen)

Grüße
Raimund

Hallo Raimund
Ich gehe mal davon aus, dass sich Deine Frage in Richtung ETHIK bewegt, sonst wäre es ja nicht GANZ das richtige Brett :wink:.
Also, ich würde mal sagen, dass eine „gesunde Mischkalkulation“ dabei herauskömmt. Von jeem etwas. Hilft Dir das?
Gruß,
Branden

haloo Branden,
ich weiß nicht, ob die z.Zt. grassierende Betriebspolitik Ältere AN zu entlassen und AN über 45 nicht mehr einzustellen (also zum alten Eisen zu werfen) zur Ethik-Diskussion gehört.
Klar kann man sagen, dass das von den Firmen unmoralisch ist. Das kann ich aber auch zu jeder einzelnen politischen Arbeit sagen.
Drum: wo liegen die Unterschiede? Sind die Schweden, Schweizer usw. in dem Alter produktiver? Leistungsfähiger?
Oder ist es tatsächlich ein Trend möglichst frühzeitiig aus dem Arbeitsprozess auszuscheiden?
Ich glaube, dass das schon ein Thema für das Innenpolitik-Forum ist.
Mal sehen, was die anderen WWW´ler meinen.
Grüße
Raimund

innenpolitik?
hi raimund,

wie kommst du darauf, dass das hier das innenpolitik-forum ist? wir sind hier in religion+ethik.

du musst was verwechselt haben.

liebe gruesse
coco

Ich glaube, dass das schon ein Thema für das
Innenpolitik-Forum ist.
Mal sehen, was die anderen WWW´ler meinen.
Grüße
Raimund

Hallo,
erst mal die Nachricht:

68,3 % der Schweden sind im Alter zwischen 55 und 64
Jahren noch erwerbstätig. In der Schweiz sind es 64,8%, in
den USA 59,5 %… und in Deutschland 38,4 %!

Tach auch!

Ich finde es reicht nicht nur diese Zahlen zu vergleichen…man muss auch die Voruhestandsmöglichkeiten der jeweiligen Länder vergleichen, oder wieviel Krankheitstage gibt es jeweils, oder was kostet es einem Betrieb in Deutschland ein AN über 55 Jahre, was in den anderen Ländern? Und Und Und…

„Faule Säcke“ kenn ich da allerdings gar keine!!
Außer einige, die es aber auch schon mit 20 oder 40 waren…*sfg*

Tschüssi

hallo coco,
ich hatte es in Innenpolitik gepostet. Doch dann wurde es hier her geschoben.
Grüße
Raimund

ich weiß nicht, ob die z.Zt. grassierende Betriebspolitik
Ältere AN zu entlassen und AN über 45 nicht mehr einzustellen
(also zum alten Eisen zu werfen)

Hallo, Raimund,
das war gestern.
Mittlerweile schwingt das Pendel zurück. Viele Firmen (und deren Personaler) haben die Erkenntnis gewonnen, dass ältere Arbeitnehmer vielleicht doch nicht die Belastung für den Betrieb sind, als die sie lange angesehen wurden.

  • Ältere Arbeitnehmer sorgen für größere Kontinuität in den Abläufen.
  • Ältere Arbeitnehmer haben meist weniger Fehltage als jüngere
  • Ältere Arbeitnehmer arbeiten durch ihre Erfahrung oft effektiver
  • Ältere Arbeitnehmer sorgen für ein ausgeglicheneres Betriebsklima
  • Ältere Arbeitnehmer sorgen besser für die Integration junger AN

Diese Liste ließe sich durchaus noch fortsetzen. Natürlich gibt es auch Schwachpunkte, wie z.B. die faktische Unkündbarkeit bei langer Betriebszugehörigkeit, die Automatismen bei Gehältern etc., aber diese Dinge werden zunehmend abgebaut.

Und ein wichtiger Punkt vielleicht noch: Ältere Arbeitnehmer haben meist ihre Lebensplanng abgeschlossen, haben nicht mehr so sehr den Drang nach oben (inklusiveder dazugehörigen Hahnenkämpfe).

Grüße
Eckard

Ich glaube, dass das schon ein Thema für das
Innenpolitik-Forum ist.

Ja, gut, einverstanden, aber warum hast Du es dann unter „Religion und Ethik“ gepostet? Ich wollte Dir ja nur eine klitzekleine (leicht ironische) Brücke bauen, damit Du nicht gleich aus dem Brett geworfen wirst mit deser Frage.
Gruß,
Branden

bs"d

Hallo Raimund.

oder zwangsweise (weil die Firmen die über 45-jährigen wenn es irgend
wie geht rauswerfen)

Das Thema gehört wohl eher in die Innenpolitik, denn dieser hat dieses verschuldet, in dem sie gerade das Entlassen von älteren Arbeitnehmern massiv erleichtert hat und hierfür sogar die sozialen Kosten dem Staat aufgehalst hat.

Wenn also eine Firma x Mitarbeiter aus betrieblichen Gründen entlassen will (muss?), dann geht dieses mittlerweile für die Firma am günstigsten in dem sie alle Älteren aus der Firma in den sogenannten Vorruhestand „zwingt“. Diese Art von Gesetzgebung ist hierzulande wohl mit einmalig und sorgt allmähnlich für Altersarmut in diesem Land.

Kol tuw,
Eli

habe ich das???
hallo Branden,
dann habe ich das absolut versehentlich gepostet. Nein, ich dachte ich hätte es in Innenpolitik gegeben und es wäre hierher verpflanzt worden!
Also MOD: bitte nach Innenpolitik verschieben!
Grüße
Raimund

hallo Eli,
siehe Antwort an Branden ganz unten.
Grüße
Raimund

hallo Eckard,
stimme Dir voll zu. Nur… warum ist die Zahl der Beschäftigten in dem Alter so gering?
Grüße
Raimund

ok, sorry (owt)

hallo coco,
ich hatte es in Innenpolitik gepostet. Doch dann wurde es hier
her geschoben.
Grüße
Raimund

Hallo,

ich würde sagen - beides.

Erstens hat Feutschland international eh keine hohe Quote der Erwerbstätigkeit. Das liegt daran, daß die Erwerbsquote bei frauen in anderen Länders sehr viel höher ist. Das hat traditionelle Gründe, außerdem spielt da auch das Angebot an teilzeitstellen eine Rolle, das Angebot an Einrichtungen zur Kinderbetreuung (Ganztagsschulen, Kindergärten etc), aber auch der ökonomische Zwang, wenn einer allein schlichtweg nicht genug Geld verdienen kann.
Zweitens - Deutsche gehen sehr gerne in Vorruhestand. Das ist einfach so. Speziell Lehrer und andere beamte nutzen ja jede Möglichkeit, sich krankheitshalber bei vollen bezügen vorzeitig aus dem Erwerbsleben zu verabschieden. Aber auch anderen Arbeitnehmern ist oft bei entsprechender Abfindung die Kündigung so unrecht nicht, wenn sich der finanzielle Verlust summenmäßg imn vertretbaren Grenzen hält.

Trotzdem gibt es auch einen unfreiwilligen Teil, weil Arbeitgeber kaum gewillt sind, ältere Arbeitnehmer einzustellen oder zu behalten. Der jugendwahn treibt da irrsinnige Blüten zum Teil.
Da wirkt dann auch der Faktor mit, daß ältere menschen teilweise behindert bzw. gesundheitlich angeschlagen und somit nicht mehr voll einsetzbar sind. Deutsche Arbeitgeber sind schlichtweg zu faul und zu unbequem, sich da Gedanken zu machen, wie sie solche Menschen beschäftigen könnten - es stehen ja genug gesunde junge Leute auf der Straße und warten.

Gernot Geyer

Hi Eckard,

das war gestern.
Mittlerweile schwingt das Pendel zurück. Viele Firmen (und
deren Personaler) haben die Erkenntnis gewonnen, dass ältere
Arbeitnehmer vielleicht doch nicht die Belastung für den
Betrieb sind, als die sie lange angesehen wurden.

Sag das bitte mal der Firma meines Mannes.
Dort scheint das noch nicht angekommen zu sein
(außer natürlich in den höheren Management-Etagen).

Grüße
Elke

68,3 % der Schweden sind im Alter zwischen 55 und 64
Jahren noch erwerbstätig. In der Schweiz sind es 64,8%, in
den USA 59,5 %… und in Deutschland 38,4 %!

Meine Frage: was meint Ihr: freiwillig (weil die faulen Säcke
(*g*) nicht mehr arbeiten wollen?) oder zwangsweise (weil die
Firmen die über 45-jährigen wenn es irgend wie geht
rauswerfen)

Hi.

Das Risiko für die Firmen ist durch den „Kündigungsschutz“ zu hoch, ältere Arbeitnehmer zu beschäftigen. Natürlich wären die Erfahrungen der Älteren hochwillkommen, vor allem im Handwerk. Das Risiko einen „chronisch Kranken“ zu erwischen und nicht mehr los zu werden, ist einfach zu hoch. Zum Nachteil der Kerngesunden.
In Rente ging ich mit 62 (frühest möglicher Zeitpunkt). Die Abkehr von „die Rende is sichä“ zur „Reformen müssen her“ hat mich dazu gezwungen. Die Kürzung der Renten ist immerhin politisch schwieriger als eine Manipulation der Berechnungsgrundlagen.
Ich hätte gerne bis mindestens 65 gearbeitet, aber nicht mit der Aussicht auf eine dann möglicherweise gekürzte Rente. Andere mögen ähnlich überlegt haben.

Gruß Vanic.

Altlasten?

hallo Eckard,
stimme Dir voll zu. Nur… warum ist die Zahl der
Beschäftigten in dem Alter so gering?
Grüße
Raimund

Hi Raimund!

Könnte es daran liegen, dass es sich um Altlasten (nicht die Arbeitnehmer, sondern das Ergebnis der Statistik) handelt, weil in der Vergangenheit gerade in Großunternehmen die Möglichkeit des Vorruhestands zum Personalabbau genutzt wurde?

Oder aber, dass auch die ungewöhnlich vielen Frührentner dort auftauchen, die in anderen Staaten evtl. an andere Arbeitsplätze gesetzt werden, statt „nichts“ mehr zu tun?

Sind nur ein paar Dinge, die mir so einfallen - wie hoch der „drückende“ Teil ist, weiß ich nicht!

Zu Deiner Frage: Teils, teils :wink:
Ich würde keinen arbeitsfähigen gut arbeitenden älteren Menschen zwanghaft in den Ruhestand schicken, wenn er unbedingt arbeiten will!
Ich würde aber auch viele Beamte (sind die eigentlich in der Statistik enthalten) nicht früh in Pension schicken, sondern besser (falls sie dem Stress nicht gewachsen sind) eine Teilzeittätigkeit oder einen anderen Bereich anbieten!

LG
Guido

Hallo,

Meine Frage: was meint Ihr: freiwillig (weil die faulen Säcke
(*g*) nicht mehr arbeiten wollen?) oder zwangsweise (weil die
Firmen die über 45-jährigen wenn es irgend wie geht
rauswerfen)

diese Versuche, die Welt in ein einfaches Ursache-Wirkungsraster zu stecken, finde ich schon etwas befremdlich. Logischerweise spielt da nicht ein Grund eine Rolle, sondern die Kombination aus mehreren, die sich im Zweifel hier gar nicht alle darstellen lassen.

Zunächst gibt es da die Theorie, daß junge Arbeitnehmer leichter in Lohn und Brot kommen, wenn ältere Mitarbeiter für sie Platz schaffen. daraus ergibt sich die Möglichkeit, (gekürzte) Bezüge aus der ges. RV zu erhalten, ohne daß man bis 65 arbeiten muß. Dies erlauben auch etliche privaten Rententräger, so daß man schlichtweg nicht bis zum ges. Rentenalter arbeiten muß, um im Alter von den Rentenbezügen leben zu können.

Andererseits wird es den Unternehmen durch die Vorruhestandsregelung möglich gemacht, Mitarbeiter (teilweise) auf Kosten der Gesellschaft (sprich: des Steuerzahlers) in den Vorruhestand zu schicken. Bei Unterzeichnung einer entsprechenden Vereinbarung werden die Frührentner auch nicht mehr vom Arbeitsamt belästigt, so daß am Ende (auf den ersten Blick) alle glücklich sind:
Die Unternehmen reduzieren Personal auf fremde Kosten.
Die Gewerkschaften erhalten ihre theoretischen Möglichkeiten für junge Arbeitnehmer.
Die Mitarbeiter können zuhause bleiben ohne um ihre Existenz fürchten zu müssen.
Das Arbeitsamt muß sich nicht mit der (nahezu aussichtslosen) Vermittlung von Arbeitssuchenden über 55 befassen.

Welche der oben skizzierten Möglichkeiten in anderen Ländern existieren, entzieht sich im Detail meiner Kenntnis, aber m.W. gibts die in dieser Menge sonst nicht.

Gruß,
Christian

Hi!

Letztens las ich, dass ältere Arbeitnehmer seltener erkranken, die Krankheiten aber altersbedingt länger dauern.

Kostenmäßig (für den Arbeitgeber) ist der Unterschied zwischen einem 55-jährigen und einem 20-jährigen demnach nicht wesentlich unterschiedlich gewesen, außer, dass ältere Arbeitnehmer in der Regel ein höheres Einkommen haben.

LG
Guido

Hi!

Meine Frage: was meint Ihr: freiwillig (weil die faulen Säcke
(*g*) nicht mehr arbeiten wollen?) oder zwangsweise (weil die
Firmen die über 45-jährigen wenn es irgend wie geht
rauswerfen)

Aufgrund der Erfahrungen in meinem Unfeld eindeutig letzteres.

Zwei Beispiele:
a) heute 47 Jahre alt, als Datenbank-Administrator im IT-Bereich, 16 Jahren beim Unternehmen beschäftigt, im Zuge einer Reorganisation des Unternehmens durch McKinsey im Jahre 2003 freigesetzt (d.h. 1 Jahr Auffanggesellschaft, dann ganz ohne Job). Mittlerweile ist die Reorganisation zurückgedreht worden, auf der Stelle sitzt jetzt ein 30jähriger, der deutlich weniger im Monat an Gehalt bekommt

b) heute 54 Jahre alt, als Flug-Disponent bei einer Fluggesellschaft beschäftigt; die Flug-Dispo wurde in ein eigenes Unternehmen ausgelagert, wobei eine Reihe von Mitarbeitern die Kündigung erhielten. Mittlerweile ist der Personalstamm wieder deutlich angestiegen, meist durch jüngere und wegen fehlender Berufserfahrung billigere Leute.

Beide würden gerne arbeiten. Beide haben Weiterbildungsmaßnahmen hinter sich. Beide gelten statistisch als Langzeitarbeitslose ohne Chance auf Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt. Sind beide faul? Sind beide nur auf die Frühverrentung aus?

Und bevor wieder einige schreien, das seien doch nur Einzelschicksale: ja, ich weiß das. Aber 4,6 Millionen Arbeitslose sind auch 4,6 Millionen Einzelschicksale.

Grüße
Heinrich