Freud-ianer

Hallo,

vielleicht kann mir jemad sagen, was einen „Freudianer“ ausmacht??

Schon klar- es geht um einen Anhänger von Freud- aber was genau bedeutet das?
Gibt es vielleicht klare Denkrichtungen, Meinungen, Ansichten- die dieses ganz deutlich beschreiben?
Was genau beschreibt einen Freudianer?

Es muss doch klare Unterschiede zu anderen (zB Jung) geben, die dieses dann deutlich herausstellen?
Kann man das zusammenfassend beschreiben?

Und gibt es überhaupt noch Freud-ianer?

danke
kitty

Hi

vielleicht kann mir jemad sagen, was einen „Freudianer“
ausmacht??

Das ist ein weites Feld, wie Theodor Fontane zu sagen pflegte, aber ein Freudianer sollte schon die Grundzüge der Psychoanalyse verinnerlicht haben und in dieser Richtung praktizieren.

Es muss doch klare Unterschiede zu anderen (zB Jung) geben,
die dieses dann deutlich herausstellen?
Kann man das zusammenfassend beschreiben?

Jung hat den Ödipuskomplex nicht mehr als die wesentlichste „Schaltstelle“ für die Neurosen gesehen, er hat die Träume nicht ausschließlich nach dem Wunschdenken interpretiert, das mögen alles gute neue Ideen sein, aber leider hat er den Speerstoß der Aufklärung abgebrochen, indem er sowohl kulturell als auch politisch zutiefst reaktionäre Strömungen -um nicht zu sagen faschistoides Gedankengut- in die Psychoanalyse hinein getragen hat.

Und gibt es überhaupt noch Freud-ianer?

Ja, hier! :wink:
Gruß,
Branden

Schon klar- es geht um einen Anhänger von Freud- aber was
genau bedeutet das?

das bedeutet, daß Freud gegenüber seinen Vorgängern, eine umwälzende Neuerung in ein bestimmtes Gedankengebäude brachte.
Nun gab es glühende Verneiner und glühende Verfechter seiner Ideen. Es bürgerte sich für letztere: „Freudianer“ ein.

Vergleichbar ist der Vorgang im Bereich der Oper etwa mit Richard Wagner. Glühende Gegner gegen glühende Verfechter = „Wagnerianer“.

Der große Gegensatz wurde damals an Verdi festgemacht. Man sprach aber nicht von „Verdianern“, da sich hinter „Verdi“ die konservativen Opernkomponisten verbargen.

Ob man früher (etwa nach 1543) von Ptolemäanern (Erde im Mittelpunkt) oder von Kopernikanern (Sonne im Mittelpunkt) sprach, sollte man erforschen.

Gruß

pure_mind

Hallo!

vielleicht kann mir jemad sagen, was einen „Freudianer“
ausmacht??

Es gibt v.a. zwei unterschiedliche Verwendungen des Begriffs.
Zum einen sind damit (in polemischer Absicht) pauschal alle gemeint, die unbewusste Motivationen annehmen, in Regenschirmen Penisse sehen und Fehlleistungen nicht als bloße Fehler ohne jeden Symbolcharakter gelten lassen wollen.

Zum anderen gehts innerhalb der „Psychologie des Unbewussten“ um die Differenzierung bestimmter Grundparadigmen: Freudianer, Adlerianer, Jungianer, Reichianer, Kleinianer, Kohutianer usw.

Was genau beschreibt einen Freudianer?

Es muss doch klare Unterschiede zu anderen (zB Jung) geben

Z.B. ist ein grundlegender glasklarer Unterschied der, dass der Freudianer strikt mit einem „individuelle Unbewussten“ arbeitet, während ein Jungianer starken Wert auf das „kollektive Unbewusste“ legt - und deshalb z.B. gerne „Märchenstunden“ veranstaltet, was dem Freudianer wiederum tendentiell gegen den Strich gehen würde.
(http://www.selbst-erfahren.de/kurse/unbewusstes-im-d…)

Diese Grundunterschiede ließen sich jetzt mit allen anderen -indianern kreuzweise auch durchdeklinieren, aber das möchte ich dir überlassen :wink:

Gruß
Tyll

Es muss doch klare Unterschiede zu anderen (zB Jung) geben, die dieses dann deutlich herausstellen?
Kann man das zusammenfassend beschreiben? … mehr auf http://w-w-w.ms/a4bx2b

Die Unterschiede gibt es; Die Ansätze C. G. Jungs und Freuds kann man sich schwer gegensätzlicher vorstellen. Kurz gesagt stehen Jungs Archetypenlehre (äußere Vorgabe) und Freuds Freies Assoziieren (Eigenverantwortlichkeit) kontradiktorisch zueinander. Etwas ausführlicher:

Jung hatte den Anspruch, einer Reihe von Symbolen jeweils ganz bestimmte Bedeutungen zuordnen zu können, und fasste dies in einer Art Lexikon zusammen. Traumdeutung nach Jung erfolgt, indem dieser Katalog zur Auslegung hinzugezogen wird, d.h. es wird nachgelesen (von Jung vorgegeben), was die jeweilige Botschaft jedes denkbaren Traumes sei.

Jungs Hauptkritik an Freud: dass er sich viel zu sehr für die Naturwissenschaft interessiert habe (Evolutionstheorie, Zellbiologie u.a.) und in entsprechend fern vom Religionsphänomen positioniert. Freud hält nämlich die Religionen für Produkte der kindisch gebliebenen Emotionalität (oral-narzißtisch fixiertes „Eiapopeia vom Himmel“).

Für Freud sind in der Traumdeutung nicht seine eigenen Einfälle maßgeblich; statt dessen wird jeder Patient aufgefordert, sich jedes Symbole selbst genau anzusehen und mittels „Freier Assoziationen“ zu beschreiben. Jeder liefert selbst alle für einen Auslegungsversuch erforderlichen Informationen. Für diese Aufgabe kommt das Drei-Instanzen-Modell zur Anwendung. Demnach stellt die Seele kein vom Körper ablösbares ‚Partikel‘ dar, sondern wird der Begriff als Universalharmonische Beziehung von Leib und Geist (Instinkt und Logik; Intuition und Rationalität) definiert.
Zwischen den Regungen der gesunden menschlichen Seele (‚Bauch & Kopf‘) und den Befunden der Naturwissenschaft (v.a. Evolutionstheorie & Verhaltensforschung) soll kein Widerspruch bestehen; Abweichungen deuten u.U. auf eine Problematik hin. Man darf hierbei natürlich nicht dogmatisch vorgehen, es soll diskutiert und geforscht werden.

Freud kritisiert C.G. Jung vor allem dafür, seine Archetypenlehre - auch den Begriff des „Kollektiven Unbewussten“, ohne Rückbezug auf die Ergebnisse der Naturwissenschaft aus den Mythen und religiösen Überlieferungen der Menschheit abstrahiert zu haben.

Bringt es Dich ein bisschen weiter?

Für Freud sind in der Traumdeutung nicht seine eigenen Einfälle maßgeblich; statt dessen wird jeder Patient aufgefordert, sich jedes Symbole selbst genau anzusehen und mittels „Freier Assoziationen“ zu beschreiben. Jeder liefert selbst alle für einen Auslegungsversuch erforderlichen Informationen. Für diese Aufgabe kommt das Drei-Instanzen-Modell zur Anwendung. Demnach stellt die Seele kein vom Körper ablösbares ‚Partikel‘ dar, sondern wird der Begriff als Universalharmonische Beziehung von Leib und Geist (Instinkt und Logik; Intuition und Rationalität) definiert. … mehr auf http://w-w-w.ms/a4bx2b

So einfach? 2 Tausen Jahre hadern mit dem Leib-Seelen-Problem kurzehand weg definiert?
Und was ist mit den berüchtigten Genital-Symbolen? Sind das nicht auch sowas wie Jung seine Archetypen? Wie geht es in eine Sitzung bei Freud zu, wenn der Klient einen Traum hat wo er mit einem länglichen Gegenstand an der Steckdose fummelt ohne freie Assoziation die irgendwas mit Sex zu hat?