FREUD und REICH (one more time)

Hallo Nescio, Frank und alle, die es (immer noch) interessiert!
Lese gerade NITZSCHKEs Kapitel im „Fall Wilhelm Reich“ und muss sagen, dass ich dadurch noch weitgehender in meiner Kritik an REICH und meiner Position zu FREUD bestätigt werde.
Dass FREUD die „Psychoanalyse als reine (Natur-)Wissenschaft, als parteiloses Instrument, vergleichbar mit der Infinitesimalrechnung“ bezeichnet, während REICH soweit geht, FREUDs Todestheorie-Überlegungen (die Freud selbst als hypothetisch bezeichnete) in Richtung einer Bereitschaft der Psychoanalytiker, Frieden mit der herrschenden Klasse zu schließen, interpretiert, das gibt mir sehr zu denken.
Da bin ich klar bei FREUD und nicht bei REICH. Ich halte diese missionarische, fast fanatische Seite von Reich für dermaßen UN-PHILOSOPHisch, dass ich ihn sofort wieder als untalentiert für Philosophie betrachte.
Gruss, Branden

Hallo Branden,

ich kenne nur zwei Texte von Reich, welche ich online fand, von Freud fast nichts. Solltest du da einen link haben, poste ihn bitte - aber nur Originaltext. Ansonsten kann ich nix zu sagen.

Gruß!

*die Meute noch mehr aufmisch*
Achtung, sehr böse *sfg*

Hi ihrs,

würde Freud heute leben und wäre er ne Frau, würde ich sagen, sie ist „underfucked“.
Kann es sein, dass Freud damals sein Saft zu weit hoch stieg (Hirn statt Hose)?

Hach bin ich froh, eine Frau zu sein und heute zu leben.

*frechgrins* *duck* *weg*

Daggi

Hallo,

ich denke, Wilhelm Reich war zwar als junger Psychoanalytiker ein sehr begabter Mann, dessen frühe Studien auch beachtenswert waren, er hat sich jedoch dann mit dem Charakterpanzer verrannt. Die wissenschaftlich unhaltbaren Positionen, die er einnahm, liessen ihn in Isolation geraten, von den Psychoanalytikern nahm ihn keiner mehr ernst. Deswegen kritisierte er den „Übervater“ Freud so vehement und unsachlich. Ich denke, das war einfach eine emotionale Trotzreaktion, keine Wissenschaft.

Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.

Gruß

Sina

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

(Hirn statt Hose)?

Hallo Daggi
Eine Genie zu sein bedeutet nicht automatisch, dass man keinen mehr hoch kriegt. :wink:
Gruss, Branden

Hallo Sina
Ich sehe das ähnlich. Wie bei vielen seiner begabten Schüler lief eine immense Kränkung bei ihm ab, weil FREUD nicht so ganz auf seine sehr speziell gewordenen Theorien abfuhr.
Gruss, Branden

Hallo Frank
Ich wüßte nicht, wo man Freud-Texte herunterlädt, und ich kann mir auch kaum vorstllen, dass das sehr sinnvoll ist.
Ich denke, man muss sich in Freuds Werke hineinarbeiten, also am besten die Bücher lesen. Mit ein paar Seiten ist es da nicht getan, zumal ich mich gerade bei Freud schwer entscheiden könnte, WAS ich empfehlen soll, weil fast alles hervorragend ist.
Es ist einfach das „Haltbarste“ von all den Psycho-Autoren. Reich langweilt dagegen schon ziemlich auf die Dauer mit seinen völlig überzogenen Spekulationen. Reich fehlt Selbstkritik und Humor. Er hat keinerlei Abstand zu seinem Werk. Er hinterfragt sich nirgends.
Freud hält einiges, was er schrieb, für sehr spekulativ und hypothetisch, selbst wenn es hochinteressant war (Todestrieb-Theorie, Mann Moses etc.)
Gruss, Branden

Hi Branden,

ich würde Dir Recht geben, wenn Du sagen würdest, daß jeder, der in der Psycho-Branche tätig ist, einmal etwas von Freud gelesen haben sollte. Ohne Zweifel wäre das richtig. Schon allein darum, weil seine Werke auch literarisch etwas hermachen. Aber zu sagen

Es ist einfach das „Haltbarste“ von all den Psycho-Autoren.

entlockt mir doch ein Schmunzeln. Beim Lesen von Freud finde ich nämlich im Gegensatz zu Dir, daß es sich bei seinen Gedanken weniger um das „Haltbarste“, als vielmehr um einen gute Möglichkeit handelt, die DENKFEHLER dieses Mannes leicht entdecken zu können, wenn man ein wenig im (natur-)wissenschaftlichen Denken geschult ist.

Grüße,

Oliver Walter

Bin schon da :wink:
Hi Oliver
Wir wissen ja beide, dass wir den alten Freud sehr unetrschiedlich bewerten. Aber das ist ha kein Beinbruch. Ich plädiere für Vielfalt, auch in der Psychotherapie.:wink:
Ich erinnere mich dunkel, dass Du irgendwann mal schriebst, neuere Psychoanalytiker wie Kernberg würdest Du besser finden.
Kernberg steht aber explizit auf Freuds Fundament und erwähnt das auch gern bei seinen Vorträgen.
Gruss, Branden

Ich hätt da noch was, Frank
poste

ihn bitte - aber nur Originaltext.

Ist zwar kein Originaltext, aber einer der besten und verständigsten Autoren, der über Freuds politische Haltung geschrieben hat:

Jose Brunner: PSYCHE UND MACHT. Freud politisch lesen. (1995)

Gruss, Branden

Hi Branden,

Wir wissen ja beide, dass wir den alten Freud sehr
unetrschiedlich bewerten. Aber das ist ha kein Beinbruch.

genau, das ist kein Beinbruch.

Ich plädiere für Vielfalt, auch in der Psychotherapie.:wink:

Ich plädiere dafür, die für den jeweiligen Fall angemessenste Methode zu verwenden. :wink:

Ich erinnere mich dunkel, dass Du irgendwann mal schriebst,
neuere Psychoanalytiker wie Kernberg würdest Du besser finden.

Daran kann ich mich nicht erinnern. Ich meine, stattdessen gesagt zu haben, daß sich neuere psychoanalytische Theorien doch in einigen Punkten von Freud unterscheiden.

Kernberg steht aber explizit auf Freuds Fundament und erwähnt
das auch gern bei seinen Vorträgen.

Ich habe eine Vermutung, warum das bei ihm (und bei anderen Psychoanalytikern) so ist.

Grüße,

Oliver

(Hirn statt Hose)?

Hallo Daggi
Eine Genie zu sein bedeutet nicht automatisch, dass man keinen
mehr hoch kriegt. :wink:
Gruss, Branden

Hi Torsten,
ich geh jetzt mal davon aus, dass Freud nicht impotent und/bzw zeugungsunfähig war, weil er ja Nachwuchs zeugte.
Gruß *wink* Daggi

PS: Mir ist auch klar, dass philosophisches Denken nicht voraussetzt, dass man(n) (k)einen hoch bekommt.

Yes

Ich plädiere dafür, die für den jeweiligen Fall angemessenste
Methode zu verwenden. :wink:

Da sind wir uns einig :wink:
Gruss, Branden

Hallo Branden,

Fanatismus könnte man auch Freud in gewisser Weise vorwerfen.
Er ließ außer seiner " An - Triebs - Theorie "
nichts gelten.
Es gab trotzdem vieles von anderen Psychoanalytikern, das wertvoll
und deshalb hätte integriert werden können.

Bei Freud käme ich mir vor wie ein halber Mensch.
Denn der Mensch wird nicht nur " von seinen Trieben getrieben " !!!

Gruß
Merkur
der Freud nicht mag und Jung großartig findet.

Hallo Merkur
Das wird ihm zwar oft unterstellt, aber meistens von Leuten, die ihn nicht so arg intensiv gelesen haben. Freud hat seine Psychoanalyse als ein offenes System präsentiert; blieb zugegeben mnachmal real dann etwas hinter dieser Vorstellung zurück - wenn er sich sehr über jemanden hatte ärgern müssen. Das war aus meiner Sicht aber auch häufig nachvollziehbarer Ärger. Viele seiner Schüler waren viel enger, strenger, einseitiger als er. Er hat halt mehr Zusammenhänge erkannt und aufgezeigt als die Anderen. Dass er auch seine Schwächen hat, ist menschlich.
Und weil er eben nicht nur den Sexualtrieb, sondern auch den Aggressionstrieb gelten ließ, hat sich z.B. Lou Salome damals für Freuds Schule und nicht für Adler (an dessen Seminaren sie ebenso teilnahm) entschieden.
Ich denke mal, Dir wird C.G.Jung mehr liegen. Ich schätze z.B. auch seine Erweiterung der Traumdeutung, aber ich kann ihn wegen seiner kleinbürgerlichen Haltung und seiner zeitweisen Nähe zu den Nazis nicht insgesamt akzeptieren. Und: Freud war intellektuell auch einfach schärfer als Jung. Jung ist großenteils dermaßen wischi-waschi, dass ihm großenteils da nur noch ein Laien-Publikum folgen kann. (Fast hätte ich jetzt von „Hausfrauen-Esoterik“ gesprochen, aber soweit mchte ich dann doch nicht gehen :wink:.)
Gruss, Branden

Ich plädiere dafür, die für den jeweiligen Fall angemessenste
Methode zu verwenden. :wink:

Da sind wir uns einig :wink:

Dachte ich mir :wink:

Grüße,

Oliver

Hallo Branden,

Jung interessiert mich nicht als Privatmensch, mich interessiert nur seine Lehre.
Wenn es nach Privatem ginge, müßte die Hälfte aller Analytiker und Philosophen durchgefallen sein.

Bemerkenswert finde ich aber doch Deine hohe Einschätzung der
deutschen (?) Hausfrau.
Dummerweise habe ich in von mir besuchten Haushalten bislang nichts
von Herrn Jung im Regal stehen sehen.
Von Herrn Freud übrigens auch nicht.

Gruß
Merkur

Wenn es nach Privatem ginge, müßte die Hälfte aller Analytiker
und Philosophen durchgefallen sein.

Hier geht es, verehrte Merkur, um eminent Politisches, weniger Privates.
Jungs Unterscheidung zwischen arischer und jüdischer Psychologie und so einiges andere mehr kann ich leider nicht mehr als kleine Privatschrulle abtun. Gegen Neurosen habe ich nichts, solange sie nicht wie bei Adolf Hitler heftog auf andere Menschen / Gruppen projiziert werden.

Bemerkenswert finde ich aber doch Deine hohe Einschätzung der
deutschen (?) Hausfrau.

Du weißt ja wohl, wie ich das meinte. Ich sagte extra: Laien und habe die Hausfrauen in Klammern und distanziert ironisch hinzugefügt.

Gruss, Branden

Hallo Nescio, Frank und alle, die es (immer noch) interessiert!

Am Thema bin ich natürlich nach wie vor - sogar sehr - interessiert,
aber nicht an der Diskussion hier. Auch an das, was du, Branden,
als Psychoanalytiker hier in einer Reihe von Beiträgen geschrieben
hast, scheint mir eine Anknüpfung nicht zu lohnen - leider :frowning:

Gruss
Nescio

Ja, Nescio, die (Partei-)Politik kann manchmal auch ganz schön blind machen :wink:
Gruss, Branden