Freundin isst nichts mehr (Depression?)

Hallo,

eine Freundin hat vor einigen Monaten (trotz guter Leistungen) ihr Studium abgebrochen und liegt seitdem fast 24/7 im Bett.

Das schlimmste ist aber dass sie seit einigen Wochen kaum mehr etwas isst (nur ganz wenig Suppe) und vor einigen Tagen ganz mit dem Essen aufgehoert hat sondern nur noch Wasser trinkt. M.E. hat das keine Ursachen wie z.B. Schlankheitswahn da sie den Aspekt des Abnehmens noch nie erwaehnt hat.

Sie sagt dass sie essen nicht mehr vertrage und es auch nicht braucht. Hab versucht ihr zu erklaeren dass sie ihren Koerper aufgrund der langen Unterernaehrung erst wieder an Essen gewoehnen muss und dass sie sich ihres Hungers nicht bewusst ist da der Koerper auf ein „Notfallprogramm“ schaltet aber ohne Essen immer mehr kaputtgeht - aber sie will nicht ueber dieses Thema reden sondern reagiert genervt.

Sie litt zuvor unter chronischen Kopfschmerzen und versucht nun waehrend sie im Bett liegt diese dadurch weg zu bekommen indem sie sich auf den Schmerz konzentriert. Die Kopfschmerzen sind auch weg, dafuer hat sie Magen-, Hals- und Knieschmerzen (wahrscheinlich als Folge der Unterernaehrung). M.E. spuert sie die Kopfschmerzen aufgrund der anderen Schmerzen und des Hungers einfach weniger.

Hab mit ihr einen Depressionstest gemacht (hatte leider nur einen unfachmaennischen Onlinetest zur Verfuegung). Dabei kam heraus dass sie depressiv ist was sie auch nicht leugnet - aber tun moechte sie auch nichts dagegen weil „es ihr egal ist“.

Ich bin derzeit die einzige Bezugsperson da sie sich von ihren anderen Freunden und Bekannten zurueckgezogen hat, was soll ich machen?

Gruss und Dank

Desperado

Hallo

Wohnt Sie bei Dir?
Wenn ja, dann hol Àrztliche Hilfe.

Hier fiel schon mal der Begriff „psychosozialer Dienst“, aber ob das noch ausreicht, vermag ich nicht zu sagen.

Wenn Sie woanders wohnt, solltest Du auch irgendwie Hilfe loseiern.

Irgendwelche Diskussionen um Depressionen oder Kopfschmerzen fang gar nicht erst an. Das kann ein Arzt untersuchen, aber nicht wir oder Du.
Bei FehlernÀhrung, schlechten ZÀhnen, Zugluft, MigrÀne, Stress, aufgrund von Beulen, einfach so oder als Vorwand gibts Kopfschmerzen.

Vielleicht kennst Du feinfĂŒhlige Methoden, Deine Freundin zu ĂŒberzeugen, mal zum Arzt zu gehen(evtl. mitgehen), dann ist es auch fĂŒr Sie am einfachsten.

MfG

Hallo,

Danke fuer Deine Antwort.

Sie wohnt nicht bei mir aber nur einige hundert Meter entfernt.

Ich versuche schon die ganze Zeit sie zum Arzt zu bringen (wir leben im Ausland, ich wollte sie nach Deutschland fahren aber sie moechte keine Behandlung).

Das Problem ist auch dass sie sich zwar freut wenn ich bei ihr vorbeikomme aber mich auch schnell wieder hinauswirft wenn ich das Thema „Essen“ oder „Depression“ oder sonstiges was mit ihren Problemen zu tun hat beginne.

D.h. wenn ich sie zu sehr damit nerve eine Behandlung zu beginnen koennte es sein dass sie auch zu mir den Kontakt abbricht und dann kann ich ueberhaupt nichts mehr fuer sie tun.

Ich moechte auch nicht einfach ihre Eltern anrufen, denn dann wird sie mir nicht mehr vertrauen.

Gruss

Desperado

Hallo Desperado,

es scheint ja so zu sein, dass sie schon seit Monaten nichts mehr zuwege bringt? Ging sie denn ĂŒberhaupt noch raus? Einkaufen?
Oder hat sie alles an VorrÀten augebraucht und trinkt jetzt eben Wasser, weil sie dazu nicht raus muss?

Da sie schon wochenlang kaum etwas zu sich nahm, muss sie Ă€rtzlich versorgt werden, und da sie selbst nicht in der Lage ist, fĂŒr sich zu sorgen, sollte das jemand fĂŒr sie ĂŒbernehmen.

Du sagst, dass Du ihre einzige Bezugsperson seist. Dann musst Du handeln und einen Arzt rufen. Sie scheint ernstlich in Gefahr zu sein, und sie scheint gerade nicht mehr zu wissen, dass sie sich auch tothungern kann.

Lieben Gruß, IHF

Hallo,

Desperado, sie wird sich umbringen, wenn sie weiter nichts isst.
Die normalen MaßstĂ€be des Vertrauens kannst Du jetzt in die Tonne treten.

Wieso will sie keinen Kontakt zu ihren Eltern?
Haben die was mit ihrer Situation zu tun?

Hat sie erwachsene Geschwister?

Manchmal muss man gegen den Willen einer Person handeln, wenn die im Begriff scheint, sich selbst zu ruinieren.

LG, IHF

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was soll ich machen?

Einen Notarzt rufen.

Hallo,
in welchem Land lebt ihr? Hat sie ein Einkommen? Ist sie Krankenversichert?

Hallo,

Hier fiel schon mal der Begriff „psychosozialer Dienst“, aber
ob das noch ausreicht, vermag ich nicht zu sagen.

das ist der sozialpsychiatrische Dienst. Ausreichen im Sinn einer Behandlung wird das nicht. Aber: Die kennen die Möglichkeiten, die es gibt, und haben Erfahrung mit den Krankheitsbildern und mit Menschen, die keine Hilfe annehmen wollen.

Falls es sowas bei Euch auch gibt (Du wohnst nicht in Deutschland?), wĂŒrde ich Dir (Desperado) dringend empfehlen, Dich dahin zu wenden und zunĂ€chst mal die Lage Deiner Freundin zu schildern und nachzufragen, wie Du Dich verhalten kannst und was der sozialpsychiatrische Dienst tun kann. Oder sonst einen soz.ps.Dienst in Deutschland anrufen und Dich beraten lassen, was Du tun kannst.

Viele GrĂŒĂŸe,

Jule

Dem stimme ich voll zu, da wir aber alle nicht drin stecken, hat , wie immer in der virtuellen Welt, ganz besondere Vorsicht zu gelten.

Ganz vorsichtig also kann ich nur anregen dazu, wenn hier schon „Gewalt“, also Handeln gegen den offensichtlichen Willen angedacht wird, sich sehr grĂŒndlich zu ĂŒberlegen, wen man hinzuzieht, und nach jemandem sehr eingefĂŒhlten (Arzt, Psychologe,
) zu suchen.

DIe Ursachen des Zustandes, darĂŒber wissen wir ja hier gar nichts, vielelicht weiss der hier fragende Freund mehr und ist da auch ein wenig eingefĂŒhlt?

Eine Gewaltaktion könnte sehr nach hinten losgehen.
Zum Beispiel könnte nach einer Klinik gesucht werden, die einen ausgesprochen guten psychologischen Bereich hat mit geschultem Personal.

Ich kann es jetzt gar nicht begrĂŒnden, aber irgendwas riecht hier nach einer möglicherweise sehr frĂŒhen Traumatisierung.
Wie gesagt, begrĂŒnden kann ichÂŽs nicht.

Derlei kann enorme HeilungswiderstĂ€nde zur Folge haben und braucht noch enormere EingefĂŒhlheit von Profis, die sich diese Bezeichnung verdient haben.

Gruß,
Zahira

Hallo,

ich sehe es auch zu diesem Zeitpunkt als ein wenig zu uebertrieben sie gegen ihren Willen in eine psychiatrische Klinik
 zu bringen, denn sie wirkt geistig sehr normal und kann auch noch alles machen (sie liegt zwar den ganzen Tag im Bett aber kann auch aufstehen um z.B. mir die Tuere zu oeffnen).

Ueber die genaue Ursache weiss ich auch nichts, es kam auch nicht ploetzlich sondern langsam (erst schwindende Motivation fuer das Studium, dann Abbruch, dann immer weniger Aktivitaet und laengeres Verweilen im Bett, immer weniger Nahrungsaufnahme bis diese zuletzt ganz aufgehoert hat).

Vielleicht kann ich sie heute dazu bewegen mit mir zusammen ihre Eltern anzurufen um zusammen eine Loesung zu finden.

Gruss und Danke

Desperado

Hallo Desperado!

Das hatte ich mich unter anderem gefragt, wie schlimm das mit derm körperlichen Zustand denn wirklich ist.
Bis der nicht in akuter Gefahr ist gilt- Respekt vor dem Anderen, auch wenn wir sehr besorgt sind.

Um nicht in die Rolle des ĂŒberforderten Helfers zu kommen, die weder ihr noch Dir gut tĂ€te und vor allem nicht viel bringt kannst Du an dieser Stelle, wie gesagt- ganz vorsichtig und von weit aussen geĂ€ussert- nur da sein.
Was ĂŒbrigens sehr viel ist.
Und Dich völlig nach ihren Vorgaben richten, wenn sie gern hat, dass Du da bist, wie schön.
So kann auch ein VertrauensverhÀltnis wachsen.

Alle Übergriffe, und die fangen oft schon sehr frĂŒh an, indem wir dem Anderen verbal aufdrĂŒcken, was wir fĂŒr richtig halten, solltest Du unterlassen, wenn es auch manchmal sehr schwer fĂ€llt.
Jede Unterlassung stÀrkt das Vertrauen.

Was Du aber machen kannst und darfst, ist ĂŒber Dich und Deine Besorgtheit zu reden.Ohne jegliche Erwartung an sie, irgendetwas zu verĂ€ndern!

Du kannst ihr im Sinne eines menschlichen Miteinanders erzÀhlen, wie es Dir mit ihr und der Situation geht, und wie schwer es fallen mag, nichts weiter tun zu können.

Das wĂ€re ein Zeichen tiefen Respekts, und der stĂ€rkt den Anderen immer, auch wenn wir aushalten mĂŒssen, nicht zu wissen, was genau das bringt, geschweige denn, wie es weiter geht.
ZunÀchst einmal geht es um Deine Sorgen, nicht um ihre eigenen, Dir als gefÀhrlich anmutenden Lösungsversuche.

Vielleicht entspannst Du Dich ein wenig, atmnest tief durch, wenn sich in Dir Druck aufbauen sollte und freust Dich, dass es gerade Du bist, der da sein darf fĂŒr sie?

Herzliche GrĂŒĂŸe,Zahira

Hallo nochmal,

Deine Anfrage hat mich nicht mehr losgelassen, und ich habe eine Psychiaterin, die ich kenne, um Rat gefragt und ihr Deine Postings vorgelesen. Bei ihr klingelten die Alarmglocken.

Sie sagt: So, wie Du es schilderst, ist es auf jeden Fall eine Indikation fĂŒr eine Einweisung in die psychiatrische Klinik, auch gegen ihren Willen, weil Gefahr fĂŒr ihre Gesundheit und ihr Leben besteht. Sie meint, das könne auch eine schwere Psychose sein - und da kannst Du mit allem Reden und Überzeugen nichts erreichen. (Ist natĂŒrlich, ohne Deine Freundin gesprochen zu haben, keine eindeutige Diagnose, das ist ja klar.) Sie ist in Gefahr, und Du musst fĂŒr sie fĂŒr Hilfe sorgen. (Und ich finde es großartig, dass Du Dich eben nicht von ihr zurĂŒckgezogen hast, Hut ab!) Auch wenn sie jetzt erstmal das Vertrauen zu Dir verlieren sollte - es kann sein, dass das wieder kommt, wenn es ihr besser geht.

Hier in Deutschland wĂ€re der schon erwĂ€hnte sozialpsychiatrische Dienst oder das Gesundheitsamt dafĂŒr zustĂ€ndig.
Du kannst Dich dort, wo Ihr wohnt, an einen Arzt fĂŒr Psychiatrie oder eine psychiatrische Klinik wenden, dort den Fall schildern und fragen, wie das Vorgehen ist. ZusĂ€tzlich denke ich, es wĂ€re auf jeden Fall sinnvoll, die Eltern zu informieren - schon allein, damit sie sich keine Sorgen machen, wenn sie sie nicht erreichen.

Keine beneidenswerte Aufgabe - ich drĂŒcke Dir die Daumen, dass Du ihr helfen kannst! Gut, dass sie einen Freund hat, der Verantwortung ĂŒbernimmt. Ich wĂŒnsch Dir und ihr, dass es einen guten Weg nimmt!

Viele GrĂŒĂŸe,

Jule

P.S.: Wenn Du noch etwas fragen möchtest, kannst Du mich anmailen - ich gebe Deine Fragen an die Psychiaterin weiter, kann vielleicht auch direkten Kontakt vermitteln.

Hallo,

sie wirkt geistig sehr normal und
kann auch noch alles machen (sie liegt zwar den ganzen Tag im
Bett aber kann auch aufstehen um z.B. mir die Tuere zu
oeffnen).

Das kann (wiederhole: kann!) durchaus zu einer Psychose passen. Sie kann durchaus im Innern Gedanken haben, wie z.B. dass ihr Essen schadet o.Ă€., die sie nach außen nicht sagt. Psychotisch muss nicht heißen, dass jemand völlig wirr wirkt. Und die Vorstellung, sie brauche kein Essen, ist einfach nicht gesund!

Ueber die genaue Ursache weiss ich auch nichts, es kam auch
nicht ploetzlich sondern langsam (erst schwindende Motivation
fuer das Studium, dann Abbruch, dann immer weniger Aktivitaet
und laengeres Verweilen im Bett, immer weniger
Nahrungsaufnahme bis diese zuletzt ganz aufgehoert hat).

Gerade die allmĂ€hliche Entwicklung, habe ich mir sagen lassen, wĂŒrde gut zu einer sich entwickelnden Psychose passen und ist kein Zeichen der Entwarnung.
Ich will nicht so tun, als wÀre das schon eine Diagnose - aber sie braucht jemanden, der eine Diagnose stellt!

Vielleicht kann ich sie heute dazu bewegen mit mir zusammen
ihre Eltern anzurufen um zusammen eine Loesung zu finden.

Das wĂ€re natĂŒrlich das beste, wenn sie mitmachen wĂŒrde. Aber, Mensch, warte nicht zu lange! Wenn sie durch die UnterernĂ€hrung schon solche Beschwerden hat, dann muss was geschehen.

So, jetzt höre ich auf, Dir damit in den Ohren zu liegen und schicke nochmal eine große Ladung guter WĂŒnsche,

Jule

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Hallo zahira,

Um nicht in die Rolle des ĂŒberforderten Helfers zu kommen, die
weder ihr noch Dir gut tÀte und vor allem nicht viel bringt
kannst Du an dieser Stelle, wie gesagt- ganz vorsichtig und
von weit aussen geÀussert- nur da sein.

Nein. Um genau aus dieser Rolle herauszukommen, sollte er nicht lÀnger warten.

Und Dich völlig nach ihren Vorgaben richten, wenn sie gern
hat, dass Du da bist, wie schön.
So kann auch ein VertrauensverhÀltnis wachsen.

Das ist schön gezeichnet, aber Quatsch.

Jede Unterlassung stÀrkt das Vertrauen.

Und kann unterlassene Hilfeleistung sein!

Gruß, iceage

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Was wissen denn wir Genaues?

Und welche Erfahrung hast Du?

Von weit weg ist es immer leicht, einen klugen Rat zu geben.
Eine ganz gute Grundregel in den allermeisten FĂ€llen ist aber meiner Erfahrung nach „bloß nicht ĂŒbergriffig werden“

Neben guten Ideen, die wir hier anbringen braucht es doch vor allem eine gewisse NĂ€he zur Situation und eine gewisse EingefĂŒhltheit, um sich fĂŒr einen guten Weg zu entscheiden.

Gruß
Zahira

Eingreifen und Abwarten
Hallo,

Was wissen denn wir Genaues?

Wir wissen,

dass sie seit einigen Wochen kaum mehr etwas isst (nur ganz wenig Suppe) und vor einigen Tagen ganz mit dem Essen aufgehoert hat

Du schreibst:

Eine ganz gute Grundregel in den allermeisten FĂ€llen ist aber
meiner Erfahrung nach „bloß nicht ĂŒbergriffig werden“


Das stimmt, das ist eine gute Grundregel. Aber es gibt Ausnahmen. Und die Tatsache, dass die Freundin des UP nicht mehr isst und schon seit Wochen kaum mehr isst, scheint mir dringender Anlass fĂŒr eine solche Ausnahme.

Wenn sie so ihre Gesundheit und letztlich ihr Leben gefĂ€hrdet, ist das ein Anzeichen dafĂŒr, dass sie eine tiefgreifende seelische Krankheit hat (wir wissen nicht genau, was fĂŒr eine). Eine seelische Krankheit verĂ€ndert das FĂŒhlen und Erleben, evtl. auch die Wahrnehmungen, und auch das, was sie will. Ihre Krankheit macht es ihr unmöglich, zu essen. Ihre Krankheit hat sie offenbar dazu gebracht, die Verbindung zu anderen Freunden abzubrechen. Ihre Krankheit macht es ihr auch unmöglich, Hilfe anzunehmen. Sie erlebt solche Hilfe, die sich gegen die Krankheit richtet, wahrscheinlich als gegen sich selbst gerichtet. Das ist ja das Gemeine an seelischen Krankheiten, dass sie sich so schwer vom Ich trennen lassen.

Sie kann wahrscheinlich, wie es aussieht, zur Zeit keine Entscheidungen treffen, die wirklich ihre eigenen wĂ€ren, weil die Krankheit sich genau da eingemischt hat. Und die Krankheit verstĂ€rkt sich. FrĂŒher hat sie noch Suppe gegessen, jetzt gar nichts mehr. Abwarten, schonen, RĂŒcksicht nehmen spielt in diesem Fall dem Fortschritt der Krankheit in die HĂ€nde, nĂŒtzt ihr aber nicht. Im schlimmsten Fall endet das mit gesundheitlichen SchĂ€den oder sogar tödlich.

Vielleicht kann man’s mit körperlichen Krankheiten vergleichen. Bei einem grippalen Infekt hilft es, wenn man sich ins Bett legt, auf seinen Körper hört, abwartet, bis es vorbei geht. Es tut gut und hilft, wenn ein guter Freund einem eine Tasse Tee bringt und einen ansonsten ausruhen lĂ€sst.

Bei einer Blutvergiftung fĂŒhlt man sich vielleicht auch schlapp. Man sollte sich aber nicht ins Bett legen, sondern schnellstens zum Arzt gehen (oder einen rufen), auch wenn einem gar nicht danach ist. Ein Freund, der Tee bringt und einen ausruhen lĂ€sst, weil man mĂŒde ist, tĂ€te das Falsche. Die Blutvergiftung breitet sich dann weiter aus und wird lebensbedrohlich. Ein Freund, der einem den Arzt auf den Hals jagt, hilft.

Neben guten Ideen, die wir hier anbringen braucht es doch vor
allem eine gewisse NĂ€he zur Situation und eine gewisse
EingefĂŒhltheit, um sich fĂŒr einen guten Weg zu entscheiden.

Ja, die braucht es. Es braucht dazu aber vor allen Dingen auch Fachwissen, und das haben wir nicht, und das hat der UP nicht. Das Fachwissen hat ein Arzt. Mit EinfĂŒhlung ohne Fachwissen kommt man einem Menschen mit einer ernsteren seelischen Krankheit nicht wirklich nahe und kann nicht helfen.

Deshalb der dringende Rat, einen Arzt einzuschalten oder sich wenigstens bei einem Fachmenschen beraten zu lassen.

Mit Sorge um die Frau, um die es geht, grĂŒĂŸt

Jule

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Hi Desperado,
ich hoffe, Du nimmst Dir die Tips hier zu Herzen.

Meine beste Freundin leidet seit einiger Zeit an einer schweren Psychose. Ihre Schwester hatte es ein paar Jahre vorher getroffen. Da war meine Freundin noch fit, und hat sich darum gekĂŒmmert (bzw kĂŒmmern mĂŒssen), dass ihre Schwester in die Psychatrie eingeliefert wird.

Mag sein, dass Deine Freundin ‚nur‘ depressiv ist. Wahrscheinlicher ist eine weitere Erkrankung wie eben z.B. Psychose. In jedem Fall aber ist sie krankheitsbedingt eindeutig nicht mehr in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Es muss also jemand FÜR SIE eine Entscheidung treffen, Ă€rztliche Hilfe zu organisieren. Auch wenn es gegen ihren Willen ist - grob gesagt, es ist ihre Krankheit, die dies als ihren Willen erscheinen lĂ€sst.

Ihr seid nicht in Deutschland, sie ist aber wohl deutsche Studentin. Studiert sie gĂ€nzlich im Ausland? Oder ist sie ursprĂŒnglich in D. eingeschrieben und macht ein Auslandsjahr? In letzterem Falle mĂŒsste sie eigentlich in D. krankenversichert sein und Auslandskrankenversicherung haben. In ersterem evtl auch, da wĂŒrdest Du sie aber evtl fragen mĂŒssen.

Vielleicht kannst Du ja rausfinden, wo sie versichert ist, und Dich bei der Krankenkasse erkundigen. Je nach Land sieht’s mit der Psychatrieversorgung vielleicht nicht so rosig aus. In dem Fall könnte man ja mal rausfinden, ob die Auslandskrankenversicherung beinhalten wĂŒrde, auch im Fall ihrer Erkrankung eine ÜberfĂŒhrung nach Hause zu ermöglichen.

Du wirst auf jeden Fall erstmal als der ‚Böse‘ angesehen werden, genau wie die ‚MĂ€nner in Weiss‘, aber das ist eine vorĂŒbergehende Sache. Wir wollen ja mal auf Besserung Ihres Zustands hoffen.

Sieht mir aber nicht so aus, als wĂŒrde sich Besserung von alleine einstellen. Es braucht ihrerseits die Erkenntnis, dass sie schwer krank ist. Das mag bei einer Depression möglich sein - bei einer Psychose ist das aber quasi unmöglich.

Ich denke also wirklich, dass ein Handeln Deinerseits momentan das einzig richtige ist. Es gibt auch so ein ‚wie man’s macht, macht man’s verkehrt‘ GefĂŒhl. Aber sicherlich ist ein Eingreifen hier wesentlich weniger schĂ€dlich als ein Nichteingreifen.

Entschuldige, ich hab dieses Post (bis zur Auslandskrankenversicherung) vor vielen Stunden geschrieben, aber dann kamen meine Nachbarn vorbei
 hoffe, es ist nicht zu abgehackt bzw hoffe, nicht irgendwo den Faden verloren zu haben.

DrĂŒcke fest die Daumen.

gruss, isabel

PS: Wenn sie abwinkt bzw Dich aus der Whg schmeissen will wegen Ansprechen unerwĂŒnschter Themen: bleib mal hartnĂ€ckig, bleib dran am Thema, ‚zwinge‘ sie, mit Dir zu reden, aber bitte einfĂŒhlsam, lass Dich nicht abwimmeln. Keine VorwĂŒrfe, sondern Fragen. Keine Vermutungen, sondern Fragen. Wenn sie nicht gerne redet, gerne ‚geschlossene Fragen‘, also ja/nein Fragen. Will nicht sagen, das wird einen Durchbruch geben, aber entweder bringt es sie zum Denken oder es gibt Dir eine Idee, was ihr Problem ist.

Was wissen denn wir Genaues?

Na, er hat doch recht genau beschrieben, was mit der Frau gerade passiert!

Und welche Erfahrung hast Du?

Viele. Sonst wĂŒrde ich nicht auf dem Standpunkt stehen, den ich hier vertrete; und daher sehe ich klar, dass Du hier etwas verharmlost.

Von weit weg ist es immer leicht, einen klugen Rat zu geben.

Ja, und ich habe auch nicht gesagt, es sei leicht, wenn man fĂŒr einen anderen Verantwortung ĂŒbernehmen muss, weil er oder sie es gerade selbst nicht kann!
Es ist viel leichter, nicht zu handeln!
(Und wenn sie dann allein in der Wohnung beispielsweise einen Herzstillstand hat
 ist auch leicht, dann zu sagen, man habe ja nicht gewusst, WIE schlimm es schon um sie stand
)

Eine ganz gute Grundregel in den allermeisten FĂ€llen ist aber
meiner Erfahrung nach „bloß nicht ĂŒbergriffig werden“


Woher hast Du das? Und wem hat das (allein) geholfen, wenn er oder sie verhungert ist?

Neben guten Ideen, die wir hier anbringen braucht es doch vor
allem eine gewisse NĂ€he zur Situation und eine gewisse
EingefĂŒhltheit, um sich fĂŒr einen guten Weg zu entscheiden.

Die gute Idee ist hier mehrfach genannt worden: HANDELN!

Gruß, IHF

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Sie hat wieder gegessen :smile:
Hallo,

vielen Dank fuer all die Antworten.

Hab gestern nochmals (obwohl sie es nicht hoeren wollte) darueber gesprochen was passieren kann wenn sie weiterhin keine Nahrung aufnimmt, hab ihr auch gesagt dass ich Kontakt zu ihren Eltern aufnehmen moechte wenn sich ihre Situation nicht bessert, sie hat geblokkt aber am Abend eine SMS geschrieben dass sie seit langen Tagen doch wieder Nahrung konsumiert hat (ist nur ein 0,2 L Kakao aber immerhin ein erster Schritt). Sie hat mich dann gefragt ob ich ihr einen Multivitaminsaft mitbringen kann und hoffe dass sie diesen heute trinken wird.

Gruss

Desperado

Hallo Jule,

Danke fuer Deine Antwort.

Mittlerweile hat sie wieder Nahrung konsumiert (siehe Posting oben) und ich hoffe dass sie das auch weiterhin tut. Wir leben in den Niederlanden (Groningen) nahe der deutschen Grenze, damit es wegen Versicherung und Sprache leichter wird wuerde ich sie in eine grenznahe Klinik oder gleich eine bei ihren Eltern fahren - aber vielleicht isst sie ab jetzt auch (langsam) wieder mehr und ihr Zustand verbessert sich, bin jedenfalls optimistisch aber moechte noch nicht sagen dass alles wieder voellig OK ist.

Gruss

Desperado