Hallo Ralf,
ich habe heute wohl einen Fehler gemacht…
Ja, ich denke, das hast du.
Ich bin mit einigen Männern sehr gut befreundet, und ich bin nicht prüde. Dennoch würde es mich zumindest befremden, wenn diese mir von ihren sexuellen Präferenzen erzählen würden. Was sollte ich mit diesem Wissen anfangen?
Im Gegensatz zu vielen anderen, die lautstark propagieren, dass jeder das Recht haben müsse, seine sexuellen Neigungen zu leben, vertrete ich die Einstellung, dass es auch hier Grenzen geben muss. Diese liegen für mich da, wo sie andere Menschen stören oder unangenehm berühren. Nur weil mich bestimmte Sachen anmachen, habe ich nicht zwangsläufig das Recht, andere damit zu behelligen.
Und auf keinen Fall dann, wenn die gar nicht danach gefragt haben.
Es ist jedem unbenommen, sich seinen Phantasien hinzugeben. In dem Moment, wo er mit einem anderen Menschen darüber spricht, werden diese Phantasien aber ein Stück Realität, auch wenn die eigentliche Umsetzung noch weit entfernt sein mag oder möglicherweise nie stattfindet. Für den Betroffenen und auch für den Zuhörer rückt sie aber zunächst dennoch in den Bereich des Möglichen.
Wenn man sich also den Übergriff leistet, die moralischen, ethischen oder auch nur ästhetischen Toleranzen seines Gegenübers auf die Probe zu stellen, muss man auch damit rechnen, dass man die Quittung dafür kriegt.
In meinen Augen ist das, was du tun solltest, dich bei deiner Freundin für diesen Übergriff zu entschuldigen. Wie sie damit umgeht, musst du ihr überlassen.
Schöne Grüße,
Jule