Fröhliche Endlagersuche

Hallo zusammen,

nachdem ja nun unter großer Begeisterung der Schalter für diverse AKW in unserem Lande letztmalig auf Aus geschaltet werden soll, frage ich mich bei all dem Jubel, wo denn jetzt die ganzen Brennelemente und so vermutlich diverse Megatonnen hochradioaktives Material hin sollen? Die Brennstäbe einfach dezentral in Abklingbecken langsam vergammelnder Kraftwerksruinen stehen zu lassen, klingt nach keiner so richtig guten Idee.

Es war ja immer schön, gegen Atomkraft und gegen Endlager zu protestieren, aber jetzt wird man das Ende der Atomkraft wohl kaum ohne Endlager haben können, oder löst sich der ganze Kram jetzt plötzlich in unverstrahlte Luft auf?

Gruß vom Wiz

Hallo,
in den ersten Plänen des Atomgesetzes (denke zumindest, daß es das war, kann aber auch ein Begleitgesetz gewesen sein), war noch vorgesehen, daß KKWs erst in Betrieb gehen dürfen, wenn ein Endlager errichtet ist.
Das wurde dann aufgeweicht und es genügte plötzlich Endlager zu erforschen. Das hat man bekanntlich auch mit mehr oder weniger Aufwand gemacht, aber noch keines gefunden. Die Zwischenepisode mit der Wiederaufarbeitung dürfte auch weitgehend bekannt sein. So ist das, wenn Politiker über mehr als eine Amtszeit hinaus denken sollen.
Das Problem besteht aber weltweit, da bis jetzt nirgends ein Endlager für die hoch-radioaktiven Materialien in Betrieb ist.

Cu Rene

Hallo,

werden soll, frage ich mich bei all dem Jubel, wo denn jetzt
die ganzen Brennelemente und so vermutlich diverse Megatonnen
hochradioaktives Material hin sollen?

das wird alles mit Milchpulver und Fischmehl verdünnt und als Tierfutter für besonders strahlendes Vieh ins Ausland exportiert. Die Kosten dafür trägt die Allgemeinheit. So wie immer…
Gruß
loderunner

Gruß an Wiz,

protestieren, aber jetzt wird man das Ende der Atomkraft wohl
kaum ohne Endlager haben können, oder löst sich der ganze Kram

du scheinst mir ein Blitzmerker zu sein. Wovon spricht man denn seit Jahren? Benötigt man erst jetzt ein Endlager?

„…, oder löst sich der ganze Kram“

jetzt plötzlich in unverstrahlte Luft auf?

Hätte man weitergemacht, hätte er sich deiner Ansicht nach in unverstrahlte Luft aufgelöst.
Tolle Kenntnisse!

Gruß vom watergolf

Hallo,

es gibt Menschen, für die man das Ironie-Tag doch dringend benötigen würde. Lesern die dies nicht benötigen, wird eine gewisse Kritik an der Problematik einer undifferenzierten Protestkultur auffallen, die gar nicht weiß, was es bedeutet einerseits eine sofortige Abschaltung zu fordern/sich jetzt ob angeblicher Erfolge zu feiern, und sich andererseits der damit sich nicht nur nicht erledigenden, sondern sich sogar verschärft stellenden Frage einer Endlagerproblematik komplett zu entziehen.

Gruß vom Wiz

1 Like

Hallo,

gewisse Kritik an der Problematik einer undifferenzierten
Protestkultur auffallen, die gar nicht weiß, was es bedeutet
einerseits eine sofortige Abschaltung zu fordern/sich jetzt ob
angeblicher Erfolge zu feiern, und sich andererseits der damit
sich nicht nur nicht erledigenden, sondern sich sogar
verschärft stellenden Frage einer Endlagerproblematik komplett
zu entziehen.

Ich möchte gerne wissen, wer deiner Meinung nach eine undifferenzierte Protestkultur hat. Glaubst du z.B. die Leute die bei den Castor-Transporten demonstrieren, würden nicht wissen, dass man so oder so ein Endlager braucht? Die protestieren nicht gegen Endlager, sondern gegen Atomkraft und das - wie sich immer mehr und mehr zeigt - völlig ungeeignete Endlager Gorleben.

Außerdem: Die Endlagerproblematik verschärft sich nicht durch einen sofortigen Ausstieg, sondern wenn dann durch längere Laufzeiten, da immer mehr und mehr Müll anfällt und man deshalb immer größere Endlager bauen muss. Auch bei einem sofortigen Ausstieg sollten wir in aller Ruhe und unter Berücksichtigung mehrerer Standorte nach einem Endlager suchen. Das Zeug muss ohnehin dort Jahrtausende verbringen, da kommt es nicht drauf an ob es noch 10 oder 20 Jahre in Zwischenlagern herumsteht.

vg,
d.

Hallo,

halte mich bitte nicht für einen besonderen Freund der Kernkraft. Aber es braucht zur Lösung dieses Problems schon mehr als immer nur nein hier, und nein da zu rufen. Und glaubst Du ernsthaft, dass wenn in den nächsten Monaten sich ggf. das Argument „Wir sind gegen ein Endlager weil es dem Weiterbetrieb Vorschub leistet“ erledigt haben könnte, die Proteste, sei es in Gorleben, oder jedem anderen vollkommen beliebig gut oder weniger gut geeigneten Standort weniger würden? In dem Thema ist viel mE tatsächlich sehr viel undifferenzierte ich-bin-dagegen-Haltung und St.-Florians-Prinzip drin, was jetzt deutlicher hervortreten dürfte.

Und nein, ich möchte nicht, dass dieses Zeug dann für die nächsten Generationen in den vergammelnden Kraftwerken stehen bleibt, die dafür weniger geeignet sein dürften, als ein speziell zu diesem Zweck gebauten Endlager (wo immer dies auch stehen wird). Das Dumme daran ist eben nur, dass man dafür dann mal ein sauber differenziertes „ja“ sagen müsste, bei dem man dann einen konkreten Standort akzeptiert, sich auf eine Risikobewertung einigt, …

Gruß vom Wiz

Hallo

[…] Die Brennstäbe einfach
dezentral in Abklingbecken langsam vergammelnder
Kraftwerksruinen stehen zu lassen, klingt nach keiner so
richtig guten Idee.

Ehrlich und ohne Sarkasmus: Genau das wird passieren.
12 oder 24 oder auch 36 Monate Abklingbecken? Dann können sie auch bis zur nächsten Wahl da liegen bleiben, und der nächsten…
Nach ein paar Jahren wird sich dann darum gestritten, wer dann damals dafür verantwortlich war und das man das heute gaaaanz anders bewerten würde - aber machen kann man jetzt natürlich auch nichts mehr.

Ok, war doch Sarkasmus,
DW.

Hallo,

Und nein, ich möchte nicht, dass dieses Zeug dann für die
nächsten Generationen in den vergammelnden Kraftwerken stehen
bleibt

Es ist besser, es steht jetzt ein paar Jahre in den Zwischenlagern, als in einem politisch motiviert gewählten und dafür technisch ungeeigneten „Endlager“ wie Gorleben, wo die Kacke dann in 50 oder 100 Jahren am dampfen ist, weil der Salzstock doch nicht so stabil ist, wie es die Politik gern hätte. Asse lässt grüßen…

Das Dumme daran ist eben nur, dass man dafür
dann mal ein sauber differenziertes „ja“ sagen müsste, bei dem
man dann einen konkreten Standort akzeptiert, sich auf eine
Risikobewertung einigt, …

Dazu müsste man aber auch mal verschiedene Standorte überhaupt in Erwägung ziehen und einen transparente Endlagersuche durchführen, wie das in anderen Ländern auch passiert. Wenn sich aus 5 untersuchten Standorten A-E dann ergibt, dass Standort C geeignetste ist, dann werden auch keine so massiven Proteste mehr auftreten.

Und auch die Zwischenlager sind speziell dafür konstruiert. Das Zeug steht dort doch nicht unsicher herum. Unsicher war dagegen das was man im „Endlager“ Asse mit dem Müll gemacht hat.

vg,
d.

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Es sind bestimmt viele St.Florians dabei, aber ich kann die Proteste verstehen, wenn vor meiner Wohnung ein Fass ohne Boden entsteht und Alternativen zu Salzstöcken aus politischen Gründen nicht untersucht werden.
Ohne Proteste wird es nirgens gehen, aber man kann sie auf eine sachliche Diskussion (zum größten Teil) bringen, wenn die Müll-Menge begrenzt ist (Atom-Ausstieg) und ergebnisoffen nach dem besten Endlager gesucht wird.

Hi,

Es war ja immer schön, gegen Atomkraft und gegen Endlager zu
protestieren, aber jetzt wird man das Ende der Atomkraft wohl
kaum ohne Endlager haben können, oder löst sich der ganze Kram
jetzt plötzlich in unverstrahlte Luft auf?

Na klar bleibt eine Endlagerfrage noch sehr sehr lange im Raum stehen… Salzbergwerke sind schlecht, ein tiefes Loch ist schlecht, Weltraum kann schlecht laufen …

Das blöde ist nur, dass wenn wir damit nicht aufhören, wir nur noch viel mehr Mist erzeugen, mit dem wir dann immer noch nicht wissen, wo es hinkommen soll und bis zur Kernfusion dauert es noch ein paar Jahre…

mfg,

Hanzo

Hallo,

bei dem „Aufhören“ sind wir uns ja vollkommen einig. Nur ist das eben nur die halbe Miete. Wo bleiben also die konstruktiven Vorschläge?

Gruß vom Wiz

Hi,

das frag doch mal die netten Leute, die vor ca. 40(?!) Jahren meinten, dass Akw’s voll knorke wären, wie z.B. die Eon, Vattenfall etc.

mfg,

Hanzo

Hallo,

genau das befürchte ich eben auch, und während ich den AKW-Betreibern unterstelle, dass sie aus nachvollziehbarem wirtschaftlichen Interesse ihre Anlagen - mit bekannten und noch unbekannten Ausnahmen - in einem grundsätzlich ordentlichen Zustand halten, weil man nur so damit eben auch Geld verdienen kann, schwant mir Böses für eine Situation, wenn da 17 Anlagen nur noch soweit betrieben werden müssen, dass man da die Reste verwahrt, ohne dass irgendein wirtschaftlicher Nutzen dahinter steht.

Gruß vom Wiz

Der erste sehr konstruktive Vorschlag ist der, dass man durch das Abschalten das Problem nicht noch größer macht, als es ohnehin schon ist. Weiteren Atommüll zu produzieren, nur weil man nicht weiß, wo man mit dem momentan vorhandenen hin soll, das wäre die denkbar schlechteste Alternative.
Mein erster Vorschlag wäre der, ein Gesetz zu erlassen, welches das Veräußern, Verschenken oder irgend welchen sonstigen Handel von und mit gebrauchten Brennelementen verbietet. Ein Brennstab bliebe damit für immer Eigentum der jetzigen AKW Betreiber. Sie müssten dann auch für alles haften was damit passiert. Damit wäre schon mal klar, wer sich Gedanken über die Endlagerung machen muss und wer die Kosten dafür trägt. Das wäre doch fair, oder? Das nennt man Verursacherprinzip.

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Interessante Denkweise: Über den Betrieb der AKWs hat sich die gesamte Bevölkerung Gedanken zu machen, aber sobald die Dinger abgeschaltet sind, und das Zeug dann ohne wirtschaftliche Nutzung lustig munter weiter vor sich hin strahlt, stört es niemand mehr (zumindest so lange nicht, bis in 30 Jahren das erste ehemalige AKW so brüchig geworden ist, dass die dann immer noch darin stehenden Brennstäbe fröhlich die Gegend verstrahlen). Ebenfalls interessant, die Endlosschleife mit „es ist gut, dass wir keinen weiteren Atimmüll produzieren“. Das ist bekannt, das ist akzeptiert, … hilft aber nun mal zur Bewältigung jetzt anstehender Probleme nicht weiter. Und ich sehe schon, fachlich - daher im Brett Physik gestellt - kommt bei so einer Frage hier nichts rum.

Gruß vom Wiz

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Mein erster Vorschlag wäre der, ein Gesetz zu erlassen,
welches das Veräußern, Verschenken oder irgend welchen
sonstigen Handel von und mit gebrauchten Brennelementen
verbietet. Ein Brennstab bliebe damit für immer Eigentum der
jetzigen AKW Betreiber.

Ein guter Gedanke, aber einer, der sich relativ leicht unterlaufen lässt.

Zunächst spaltet man eine Gesellschaft von dem Energieriesen ab, der sich um die Altlasten kümmert. Rechtlich erbt diese unabhängige Gesellschaft die Lasten und Kosten.

Nach einer Schonfrist geht diese Gesellschaft pleite.

Wenn sich keine Nachfolgerorganisation oder kein Käufer findet, erbt der Staat Kosten und Verantwortung.

Und schon hat man das Problem da, wo man es hinhaben will.

Gruß
Thomas

Hallo,

also zunächst ist es doch wirklich fraglich, ob jene, die sich seit Jahren gegen Atomkraft aussprechen weil gefährliche Störfälle zu erwarten sind und keine Endlagermöglichkeit besteht, jetzt ausgerechnet in der Verantwortung sind die Endlagerfrage zu klären.
Das halte ich für eine recht zweifelhafte Unterstellung.

Nicht desto trotz hast du recht. Mit der Abschaltung ist die Endlagerfrage noch lange nicht von Tisch. Die Transporte ins „Endlager“ Gorleben führen tatsächlich ins Zwischenlager Gorleben und werden dort in einer gut gelüfteten Halle oberirdisch gelagert.
Das ist zunächst mal die bessere Alternative, denn so kann man den Abfall kontrollieren und kommt im Zweifelsfall noch ran.
Langfristig ist das natürlich keine Lösung.

Eine vielversprechende Lösung ist die Lagerung in Granit in mehreren Kilometern Tiefe. Dabei schmilzt das Granit und versiegelt Abfall und Bohrloch.
Hier gibs mehr dazu.
Zumindest ist nicht zu erwarten, dass dabei Radioaktivität in Grundwasser und Umwelt gerät.
Dass die Kosten dafür tatsächlich der Verursacher trägt, ist leider nicht zu erwarten.

Was sind denn eigentlich deine Vorschläge?

Gruß

Der Völler

Hallo,

also ich unterstelle gar nicht, und ich habe auch nie behauptet, dass die alleinige Verantwortung für die Endlagerung bei denen liegen würde, die so vehement die Abschaltung gefordert haben. Da unterstellst Du mir nun wieder eine grenzenlose Naivität, so etwas angeblich gefordert zu haben. Nein, es geht mir nicht um die Verantwortung und technische Realisierung, sondern um die Frage eines Nachdenkens über die Konsequenzen eigenen Handelns und eigener Forderungen. Dieser Thread macht mehr als deutlich, dass sich zwar alle einig sind, wie gut doch so eine Abschaltung ist, und dass es richtig ist, nicht noch mehr Müll zu produzieren, dass aber kaum jemand darüber nachgedacht hat, dass wir damit das Problem schon vorhandenen Mülls nicht gelöst haben, und uns Lösungen jetzt auch nicht mehr mit der Ausrede verschließen können, dass diese ja nur gesucht würden, um den Fortbestand der Technik zu sichern.

Und Hinweise auf eine einseitige Untersuchung in Gorleben nützen da auch nichts, und es ist naiv anzunehmen, dass große Begeisterungsstürme losbrechen werden, wenn da jetzt noch fünf andere Standorte untersucht werden, und dann einer rein technisch „passend“ wäre.

Und ja, dass wäre mein Ansatz: Jetzt schnellstmöglich bundesweit die Suche nach Endlageralternativen aufnehmen, auch wenn es dann einen erwischen wird.

Gruß vom Wiz

Hi,

aber Wiz, du verlangst Denken und Zuhören von diesen gewissen Atomkraftgegnern - ich weiß nicht, welches von beiden schlimmer / schwerer ist.
Du verlangst die Erkenntnis, dass man eben ein Atomkraftwerk nicht einfach so abschalten kann, wie das mit der Stereoanlage und dem Auto geht. Oder das Zuhören, wenn gesagt wird, dass die REaktoren in Japan beim Erdbeben abgeschaltet wurden und (zumindest der Hauptteil des) Problem(s) daher kommt, dass die Dinger eben auch nach dem „Abschalten“ noch fröhlich vor sich hinwärmen und -strahlen.

Die hier vorhandene blinde Panik (anders kann man das gar nicht bezeichnen) ist aber anscheinend etwasd, das DEutschland für sich alleine hat. Gottseidank habe ich die Fähigkeit, der ganzen Sache bei der BBC (teilweise NYT, Guardian) zu folgen - da ist bisher noch ein einziges Mal die Welt untergegangen. Ich habe mich neulich mit jemandem unterhalten, einem gebürtigen Inder, der versteht uns Deutsche da auch nicht. Er sieht diese Panikmache als eine typisch deutsche Eigenschaft an und wundert sich seinerseits extrem darüber.

Derweil pilgern die Briten weiterhin mit Begeisterung in den Lake District, Sellafield hin, Sellafield her… Gestern gab es bei eienr Umfrage in Großbritannien übrigens 56% Zustimmung für Atomkraftwerke.

die Franzi