Nix von Fremden fressen
Hallo Tina,
das mußt Du mir näher erklären.
Aber gerne 
Im Training besteht ein Unterschied zwischen der Übung, nichts vom Boden aufzunehmen oder etwas aus der Hand von jemandem zu fressen. Dieser besteht darin, dass es im zweiten Fall immer notwendig ist, mit Menschen zu üben.
Der erste Schritt ist ähnlich, wie beim Aufnehmen vom Boden: Fremder hält Futter hin, Herrchen sagt „Nein!“. Versucht der Hund zu fressen, macht Fremder die Hand zu, damit der Hund nicht ans Futter kommt und Herrchen sagt wieder „Nein!“ Diesen Schritt muss man nun mit immer wieder neuen Fremden üben, damit der Hund lernt, dass das Verbot nicht nur für gewisse Personen gilt. Man muss dabei auch die Art des Futters wechseln, damit der Hund nicht verknüpft, dass nur bestimmtes Futter verboten ist.
Bei manchen Hunden reicht dieses Training, allerdings bei den wenigsten. Das Problem ist, dass es meist dann versagt, wenn der der Hundebesitzer 100 Meter weit weg ist und nicht mehr direkt Einfluss nehmen kann. Der Hund hat nämlich bisher nur gelernt, auf ein aktuelles Verbot seines Herrchens zu hören.
Soll das nun auch ohne Herrchens Anwesenheit funktionieren, muss der fremde Mensch aktiv werden und dem Hund ein unangenehmes Erlebnis verschaffen, damit der Hund versteht, dass das Fressen von Futter aus der Hand von Fremden eine blöde Idee ist. Ein simples Verbot von Seiten des Fremden reicht dabei nicht, da man ja nicht damit rechnen kann, dass „echte“ Fremde dem Hund das Nehmen des Futters verbieten werden.
Der Hund muss also die Erfahrung machen, dass es unangenehme Folgen hat, wenn er von Fremden Futter nimmt. Das funktioniert wiederum nur über einen Schreck- oder Schmerzreiz. Abgesehen von potentiellen Fehlverknüpfungen, die daraus entstehen, dass der Fremde nicht richtig timen kann, wird der Hund zukünftig insgesamt deutlich misstrauischer auf den Fremden reagieren.
Da der Hund ja auf alle Fremden generalisieren muss, muss man das Ganze auch mit verschiedenen Fremden üben. Klappt die Generalisierung und der Hund verweigert das Fressen von Fremden, geht parallel dazu in aller Regel auch ein entsprechendes Misstrauen damit einher.
Zudem dürfte es bereits eine Kunst sein, 10 dem Hund fremde Leute zu finden, die das nötige Wissen haben, ihn richtig zu konditionieren.
Ich kenne auch Hundebesitzer, die ihrem Hund so beigebracht haben, kein Futter vom Boden aufzunehmen um zu vermeiden, daß der Hund unbeobachtet am Weg liegende, evtl. giftige Sachen frisst.
Auch das funktioniert im Allgemeinen nur solange, wie der Hundebesitzer in der Nähe ist. Bislang ist jeder Hund, den ich einem entsprechenden Test in Abwesenheit des Besitzers unterzogen habe, durchgefallen. Wenn der Chef nicht da und das Futter lecker ist, wird es gefressen
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Ich hoffe, ich habe die Problematik nachvollziehbar beschrieben
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Schöne Grüße,
Jule